Die Maoam-Fra­ge

Es ist nicht Peer Stein­brück, der die brä­si­ge Al­ter­na­tiv­lo­sig­keit der Bundesverwaltungs­kanzlerin und be­gei­ster­ten Eu­ro­päe­rin An­ge­la Mer­kel be­fragt, es ist ein an­de­rer Per (mit nur ei­nem »e«), der uns nach 120 Mi­nu­ten Fuß­ball­spiel vor­führ­te, was es heisst, Wahl­mög­lich­kei­ten zu for­mu­lie­ren. ‘Wol­len Sie ’ne er­folg­rei­che WM oder soll’n wir wie­der aus­schei­den und ha­ben schön ge­spielt?’ Jah­re­lang hat ...

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In In­ter­view­ge­wit­tern

Fuß­­ball-Deut­sch­­land hat sei­nen neu­en Auf- bzw. An­re­ger. Es ist das so­ge­nann­te In­ter­view mit Per Mer­te­sacker, we­ni­ge Mi­nu­ten nach dem Schluß­pfiff. Es ist ja längst zur (Un-)Sitte ge­wor­den, Spie­ler di­rekt nach dem Spiel zu be­fra­gen, als wür­den die­se nun von den fri­schen Ein­drücken des Spiels aus dem Näh­käst­chen plau­dern. Das tun sie fast nie, son­dern flüch­ten ...

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Mar­tin Ge­ss­mann: Mit Nietz­sche im Sta­di­on

An­mer­kung zur Le­se­run­de:

Der Text zu Ge­ss­mann ist viel­leicht et­was lang ge­wor­den. Un­ge­dul­di­gen sei ge­sagt, dass der Pro­log »Fuß­ball und Po­li­tik« nicht zwin­gend für das Ver­ständ­nis der Äu­ße­run­gen zum Ge­ss­mann-Buch ist. Es ist viel­leicht auch ein biss­chen un­fair, noch ein zwei­tes Buch ins Spiel zu brin­gen, aber ich konn­te nicht wi­der­ste­hen. Wer möch­te, kann den Pro­log über­sprin­gen und so­fort auf Auf­tritt der Phi­lo­so­phen klicken.

Pro­log: Fuß­ball und Po­li­tik (Nor­bert Seitz)

Als bei der Fuß­ball-WM 1998 Gast­ge­ber Frank­reich Welt­mei­ster wur­de, in­iti­ier­te Da­ni­el Cohn-Ben­dit, da­mals Mo­de­ra­tor der Schwei­zer Li­te­ra­tur­sen­dung »Li­te­ra­tur­club«, ei­ne »Spe­zi­al­sen­dung«, die dann tat­säch­lich ei­nen Tag nach dem End­spiel aus­ge­strahlt wur­de. Am Ort, an dem nor­ma­ler­wei­se über li­te­ra­ri­sche Neu­erschei­nun­gen dis­ku­tiert wur­de, lud der sicht- wie hör­bar auf­ge­wühl­te Mo­de­ra­tor vier Gä­ste ein, um über Par­al­le­len zwi­schen Fuß­ball und Po­li­tik und den viel­leicht hier­aus re­sul­tie­ren­den Kon­se­quen­zen zu disku­tieren.1 Cohn-Ben­dit führ­te die Run­de ziel­ge­rich­tet in ei­ne Dis­kus­si­on um ein Buch von Nor­bert Seitz mit dem Ti­tel »Dop­pel­päs­se«. Seitz’ Buch wur­de sei­ner­zeit stark re­zi­piert Der Ti­tel ist dop­pel­deu­tig. Zum ei­nen geht um den Dop­pel­pass zwi­schen Fuß­ball und Po­li­tik (das, was man hoch­tra­bend In­ter­de­pen­den­zen nen­nen könn­te), zum an­de­ren wird auf die Mög­lich­keit der dop­pel­ten Staats­bür­ger­schaft an­ge­spielt, die En­de der 1990er Jah­ren in Deutsch­land für gro­ße Dis­kus­sio­nen sorg­te. Ver­kürzt lau­tet die The­se des Bu­ches, dass sich der Zu­stand und die po­li­ti­sche La­ge ei­ner Ge­sell­schaft (vul­go: Na­ti­on) in de­ren Fuß­ball­spiel spie­gelt (und um­ge­kehrt!).

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  1. Zu Gast waren die Historikerin Christiane Eisenberg, der Theaterregisseur und –intendant Stephan Müller, Johnny Klinke, der als "Lebenskünstler" vorgestellt wurde (er betreibt ein Varieté-Theater in Frankfurt, der Heimatstadt Cohn-Bendits) und der Schriftsteller Thomas Hürlimann

Nils Ha­ve­mann: Sams­tags um Halb 4

Nils Havemann: Samstags um Halb 4
Nils Ha­ve­mann:
Sams­tags um Halb 4
Zu Be­ginn klärt Nils Ha­ve­mann, dass es sich bei »Sams­tags um Halb 4« nicht um ein ver­klä­rend-sen­ti­men­ta­les Nost­al­gie­buch zum 50. Jah­res­tag der Fuß­ball-Bun­des­li­ga han­delt, wel­ches »um­ge­stürz­te Tor­pfo­sten«, fal­sche Schieds­rich­ter­ent­schei­dun­gen, Mei­ster­schaf­ten in letz­ter Mi­nu­te und »ku­rio­se Phan­tom­tref­fer« zum x‑ten Mal Re­vue pas­sie­ren lässt. Statt­des­sen soll ei­ne Kul­tur­ge­schich­te der Fuß­ball-Bun­des­li­ga prä­sen­tiert wer­den und be­reits in der Ein­leitung wun­dert sich der Au­tor, dass es bis­her kei­ne »his­torische Ge­samt­be­trach­tung« die­ser Bun­des­li­ga gä­be, was nun schein­bar nach­ge­holt wer­den soll. Aber nur we­ni­ge Sei­ten wei­ter re­la­ti­viert Ha­ve­mann den An­spruch wie­der: »Oh­ne­hin strebt die­ses Buch in sei­ner Mi­schung aus chro­no­lo­gi­scher und the­ma­ti­scher Er­zähl­wei­se kei­ne Dar­stel­lung im en­zy­klo­pä­di­schen Sin­ne an.« Gut, so­weit geht man noch mit. Aber fast ver­bor­gen folgt dann: »Ins­be­son­de­re für die Zeit nach 1989 wä­re dies schlicht­weg un­mög­lich, weil man sich hier zu stark der Ge­gen­wart nä­hert, die sich ei­ner eben­so um­fas­sen­den wie un­be­fan­ge­nen hi­sto­ri­schen Be­trach­tung ent­zieht.«

Blät­tert man dar­auf­hin zum In­halts­ver­zeich­nis zu­rück wird tat­säch­lich deut­lich, dass Ha­ve­mann prak­tisch mit dem Jahr 1989 sei­ne Stu­die be­en­det. Im wei­te­ren Ver­lauf des Bu­ches wird auch der Grund hier­für be­nannt: Die Ar­chi­ve der Ver­ei­ne und Ver­bän­de ge­ben die für Ha­ve­manns Vor­ge­hens­wei­se not­wen­di­gen Do­ku­men­te ein­fach noch nicht frei. Die aus­ge­spro­che­ne Ein­schrän­kung be­deu­tet ein­fach nur: Es gibt kei­ne In­nen­an­sich­ten, de­rer sich Ha­ve­mann für die Zeit nach 1989 be­die­nen kann.

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Fuß­ball-WM mit Gün­ter Grass

Nein, nicht die ak­tu­el­le. Die von 1990. [2.7.90] Das Dau­men­hal­ten für die Tsche­chen wäh­rend des gest­ri­gen Spiels oder die Hoff­nung bis zum Ver­län­ge­rungs­schluss­pfiff, es mö­ge Ka­me­run ge­lin­gen, die Eng­län­der zu schla­gen, wor­auf sie im Halb­fi­na­le den Deut­schen zei­gen, was ei­ne ehe­ma­li­ge Ko­lo­nie auf die Bei­ne zu stel­len ver­mag. (Das Gan­ze na­t­rü­lich nicht oh­ne Rück­fäl­le: Klins­mann ...

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Blut und Do­ping

Am 8. und 15. Au­gust 2007 brach­te die ARD um 22.45 Uhr ei­ne zwei­tei­li­ge Do­ku­men­ta­ti­on mit dem et­was mar­tia­li­schen Ti­tel »Blut und Spie­le«. Die drei Au­toren (ne­ben Fred­die Röcken­haus auch Pe­tra Hö­fer und Fran­ce­s­ca D’A­micis) führ­ten dort auf be­ein­drucken­de Wei­se vor, wie auch der Sport im »west­li­chen La­ger« mit Do­ping durch­drun­gen war (und ver­mut­lich noch ist).

Die Auf­rü­stung der USA

Im er­sten Teil be­schäf­tig­te sich der Film aus­führ­lich mit der US-ame­ri­ka­ni­schen Leicht­ath­le­tik, die seit Mit­te der 80er Jah­re mit dem staat­li­chen ost­eu­ro­päi­schen Do­ping auf­ge­schlos­sen hat­te. Es wer­den Do­ku­men­te ge­zeigt, die be­le­gen, dass meh­re­re Wo­chen vor den Olym­pi­schen Spie­len 1988 in Seo­ul zahl­rei­che US-Ath­le­ten bei den »Trails« po­si­tiv ge­dopt wa­ren. Die ei­ligst vor­ge­nom­me­ne Am­ne­stie (»Exuc­se«) hat­te auch zur Fol­ge, dass die­se Re­sul­ta­te ver­schwan­den. Die Ath­le­ten nah­men an den Olym­pi­schen Spie­len teil; zahl­rei­che Olym­pia­sie­ger und Me­dail­len­ge­win­ner un­ter ih­nen.

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Und sie wehr­ten sich...

We­ni­ge Ta­ge nach den Aus­schrei­tun­gen nach ei­nem Fuss­ball­spiel in Ita­li­en hat es auch den deut­schen Fuss­ball er­wischt: Am ver­gan­ge­nen Wo­chen­en­de ran­da­lier­ten in Leip­zig wäh­rend und nach ei­nem Lan­des­po­kal­spiel rund 800 Hoo­li­gans. Al­so kein Grund zur Hä­me hin­sicht­lich »ita­lie­ni­scher Ver­hält­nis­se«.

Das Aus­mass der Ge­walt über­rasch­te – aber die Tat­sa­che als sol­che, dass es (ins­be­son­de­re in Ost­deutsch­land, aber nicht nur dort) in den un­te­ren Li­gen zu Ran­da­le kommt, ist nicht neu.

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Sön­ke Wort­mann: Deutsch­land – Ein Som­mer­mär­chen (ARD)

Nein, Sön­ke Wort­manns »Deutsch­land – Ein Som­mer­mär­chen« ist kein Do­ku­men­tar­film. Er ist ein Schlüs­sel­loch­film, der Ein­blicke gibt, die sonst ver­bor­gen blei­ben. Wort­mann war wo­chen­lang mit Ka­me­ra und Ton Be­glei­ter der deut­schen Fuss­ball­na­tio­nal­mann­schaft. Er hat al­les brav ge­filmt und ei­nen Cock­tail zu­sam­men­ge­stellt, der die Neu­gier der Fans und Zu­schau­er be­frie­digt.

Nie­mals gibt es ei­ne ru­hi­ge, ein­zel­ne Ein­stel­lung. Stän­dig ist die Ka­me­ra in Be­we­gung. Man will im­mer gleich­zei­tig al­les zei­gen. Die Hö­he­punk­te des Films sind die »Ka­bi­nen­an­spra­chen« von Jür­gen Klins­mann vor, wäh­rend und auch nach dem Spiel. Klins­mann wird als Mo­ti­va­tor ge­zeigt – Löw der ru­hi­ge Tak­ti­ker – Bier­hoff ir­gend­et­was an­de­res. Mehr nicht.

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