Henrik Vankel ist 1970 geboren und 26 Jahre alt, als er eine Stelle als Aushilfslehrer, befristet auf ein Jahr, in einem als Dorf beschriebenen Ort in Nordnorwegen antritt. Es ist kalt und es schneit. Mit dem Winter beginnt die Zeit, in der es auf dem Höhepunkt nur rund eine Stunde am Tag hell ist, der Sonnenaufgang nahtlos in den ‑untergang übergeht. Henrik ist ungebunden, lebt allein, in einem Mietshaus. Über ihn wohnt Linda, acht Jahre älter, ebenfalls Lehrerin, mit ihrem Ehemann Richard.
Ohne große Umstände kommt Karl Ove Knausgård in seinem 1998 erschienenen Erstlingsroman »Aus der Welt« (norwegisch: »Ute av verden«, laut Übersetzungsprogramm eher: »Nicht von dieser Welt«) auf das bestimmende Thema dieses Henrik zu sprechen: Er ist angezogen von einer Clique 13jähriger Mädchen der Schule, von Hanna, Katarina, Annette und Miriam, die er »meine Mädchen« nennt. Ich-Erzähler Henrik registriert »ihr verlegenes Lächeln und ihre errötenden Gesichter« und konstatiert: »irgendetwas an ihnen brachte mich aus dem Konzept«. »Was hatten sie an sich, das mich so aus der Fassung brachte, was war es?«, so fragt Henrik am Anfang. Besonders hingezogen fühlt er sich zu Miriam. Es beginnt als Schwärmerei, fast wie ein Teenager, was sich auch darin zeigt, dass der Ich-Erzähler einige Impressionen lautmalerisch, in Comicsprache, unterstützend schildert.
Alles an und von Miriam wird beobachtet und gedeutet: »Als wären nur wir zwei im Raum, zieht sie vorsichtig das weite T‑Shirt straff, lächelt kurz und dreht sich dann um.« Im Unterricht steigert sich das Verlangen bisweilen noch: »Ich hätte zu ihr gehen können, nur um sie zu riechen, dachte ich, den Geruch ihres warmen, feuchten Wollpullovers aufzunehmen. Die Süße des Atems.« Aber es muss unterdrückt, darf nicht offensichtlich und von anderen bemerkt werden. Denn es sind doch »Kinderstimmen, Kinderaugen, Kindergedanken, Kinderschuld, Kinderscham«, so beschwört er sich selber. Weiterlesen