Vorerst ist die Lawine »Atomkraft – nein danke!« zum Stillstand gekommen. Die Facebook-Profilbildchen werden wieder geändert. Als nächste Bekenntnisse werden favorisiert: »S21 oben bleiben« – ein Revival – (insbesondere nach Bekanntgabe eventuell pragmatischer Koalitionsverhandlungsergebnisse in Baden-Württemberg) oder »Freiheit für Ai WeiWei«. Schade, dass sich »Free Libya« nicht so richtig durchgesetzt hat, aber den Atomkraftgegnern war das Hemd näher als der Rock.
So richtig vollwertiges Mitglied in den »sozialen Netzwerken« ist man ja nur mit entsprechendem Bekenntnis. Und das soll schon am Profilbild erkennbar sein. Ich bekenne, also bin ich. Schon optisch wird deutlich: Diskussion sinnlos. Hier hört der Spaß auf. Wie halte ich mir sicher anderslautende Urteile vom Hals? Ich bekenne mich bei Facebook. Da spielt dann auf einmal die andere Ikone – der Datenschutz – keine Rolle mehr.
Nie war es so einfach im wohligen Mief der gleichen Meinung unter sich zu bleiben – und sich dabei gut zu fühlen. Der Preis auf diesem Subprime-Markt der politischen Gesinnungsprostitution ist klein. Das Versprechen auf Anerkennung ist groß; das Risiko gering. Wenn man sich jetzt nicht engagiert, wann dann?
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