Kurz nach den Kommunalwahlen konnte man im Süden Düsseldorfs plötzlich ein sehr merkwürdiges Plakat sehen:
Die Wahrscheinlichkeit war groß, dass es sich um einen Hinweis zur Bundestagswahl in wenigen Wochen handeln sollte. Alleine: Welche Partei entschließt nach den gescheiterten Spaßwahlkämpfen gewisser Politiker in den Jahren zuvor, einen solchen Blödsinn als politische Aussage zu verkaufen?
Seit Freitag weiß der Düsseldorfer Wähler, wer dahintersteckt. Die »Vollversion« wurde von wackeren Freiwilligen überklebt:
Es ist die CDU-Kandidatin Beatrix Philipp (MdB seit 1994). Irgendwelche Leute sind auf den Gedanken gekommen, eine im Düsseldorfer Idiom versteckte Aussage (»Nicht reden, machen«) mit einem Quietscheentchen zu verknüpfen. Man muss nicht Sexist sei um zu vermuten, dass Frau Philipps Dekolleté vielleicht nicht mit dem von Vera Lengsfeld mithalten kann. Die Dame aus Düsseldorf schafft es problemlos, selbst dieses Niveau noch zu unterbieten. Stilgerecht dürfte es am Wahlstand auch noch das entsprechende Entchen geben und man sieht schon förmlich vor seinem geistigen Auge, wie enorm lustig die Honoratioren diese Idee finden. So »spielt« man Wirtschaftskrise in der Provinz.
Das ist Reduktionismus pur: Nicht einmal mehr die Person um die es geht wird plakatiert (von sachbezogenen Aussagen ganz zu schweigen), sondern es geht nur noch um die affektgesteuerte Reaktion. Der Wähler wird nicht mehr unnötig überfordert; entscheidend ist die Identifikation der Ente mit Frau Philipp. Und siehe da: es wirkt.
Liest man sich die Berichte der Aktivitäten von Frau Philipp im Bundestag durch, so entdeckt man nichts Spektakuläres: Sie ist das, was man eine Hinterbänklerin nennt. Kanten hat sie keine; ihre Meinungen sind stets Mehrheitsmeinung. Das Bild scheint in anderer Hinsicht zu stimmen: Wie ein Entenjunges seiner Mutter hinterhermarschiert, so agiert sie als MdB.
Vielleicht plakatiert die SPD noch um und zitiert Herrn Müller-Lüdenscheidt, der im unvergesslichen Dialog mit Dr. Klöbner die entscheidenden Worte aussprach, denen sich der Düsseldorfer Süden am 27. September anschließen sollte: »Die Ente bleibt draußen«.
ERGÄNZUNG 10.09.09: Die Ente ist überklebt. Seit gestern ist Frau Philipp auf einem neuen Plakat zu sehen.
LETZTE ERGÄNZUNG 28.09.09: Die Dame wurde direkt gewählt. Wie verzweifelt müssen die Wähler gewesen sein...
Immerhin hat die Dame ein abgeschlossenes Studium (und nicht in Entenhausen und auch nicht im Fach Donaldismus) vorzuweisen. Über Mike Mohrings Qualitäten schrieb ich bereits, aber die SPD ist auch nicht viel besser, als MdB gibt es einen Herrn Carsten Schneider, der zuvor finanzpolitischer Sprecher in Erfurt war – er war der einzige Absolvent seines Jahrgangs, der nach Abschluss seiner Bankenlehre nicht übernommen wurde. Heute sitzt er im Ausschuss(*) Finanzen des Bundestages.
Ihr solltet in Düsseldorf doch froh sein, wenn euch die Politiker wenigstens ein bisschen bespaßen, wenn wir Bürger doch sonst nichts zu lachen haben.
(*) Ausschuss ist so ein tolles ein Wort mit vielen Bedeutungen.
Vermutlich
wurde das politische Personal im Osten besonders »gesiebt«. Wenn es keine Westimporte gab, dann musste der SED-Nachweis bis in die zweite Generation erbracht werden.
Ich wurde nach meiner Ausbildung auch als einziger nicht übernommen. Man sagte mir damals glaubwürdigerweise, ich sei seit sehr langer der einzige, zumal ich der zweitbeste des »Jahrgangs« war (es waren nur sechs oder sieben). Ich hatte einen damaligen Abteilungsleiter A******* genannt (allerdings aus guten Gründen) und eine Personalentscheidung der Chefs kritisiert. Das gefiel denen nicht so.
Frau Philipp war tatsächlich 13 Jahre in Schuldienst. Ich frage mich, warum sie dort nicht geblieben ist. Jasager hatte die Republik immer genug.
Naja, die beiden vorgestellten »Überflieger« sind beides junge Nachwendegeschöpfe und deshalb schon Evolutionsprodukte der westlichen Demokratie.
In der DDR versuchte man einen unmöglichen Spagat. Einerseits war eine akademische Ausbildung für viele Tätigkeiten unverzichtbar, andererseits wollte man aber 80% Arbeiterkinder bei den Abiturienten und Studenten. Das zog den Begabten in jeder Generation aufs Neue die Beine weg.
Jetzt entwickeln sich allerdings auch hier die ersten Politikerdynastien (so wie Ursula von der Leyen im Westen). Dagmar Schipanskis Mann Tigran Schipanski ist Lokalpolitiker (stellvertr. Landrat?), und jetzt grinst einer ihrer Söhne in jede Kamera, die er kriegen kann, denn er will für die CDU in den Bundestag. Die Mutter (oder Großmutter) von Tigran kannte ich, das war wohl eine russische Adlige, die vor den Sowjets nach Deutschland geflohen ist.
Generell leiden die Parteien an qualitativem und quantitativen Nachwuchs. Es ist eben ein Spiegel der Gesellschaft. Zudem sind die politischen Ämter einfach zu schlecht dotiert. In der Wirtschaft können die Leute viel mehr verdienen und sind nicht derartig den Medien ausgesetzt. Da bleibt nur für Berufsabbrechern noch der Weg in die Politik. Die sieht ja zunehmend auch entsprechend aus.
Ich halte das Plakat für blöd.
Entweder es heißt: Not quake, make! – Damit kann ich leben. Wie weit man damit bei den Wählern ist eine andere Frage. Woher sollte ich die deutsche Seele kennen?
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So aber ist das »nit« deutsch und daher lautet der Spruch:
Nit qwake, maake! Was mir so vorkommt, als würde mir als des Deutschen nicht mächtigen Ausländer in Babysprache etwas insinuiert. Das würde ich beleidigend auffassend und gäbe einen dicken Minuspunkt für die Partei.
Also irgendwie ist das weniger spaßig als darauf hinweisend, für wie blöd die Parteien ihr Wählervolk halten...
In Österreich gab es übrigens ein ähnliches Plakat, was wirklich für mich die Grünen unmöglich gemacht hat:
die jetzige Obfrau der Partei wurde mit folgendem Slogan gezeigt:
Gleiches Recht für alle,
Vorfahrt für die Frau!
Was gemeint war, ist mir schon klar und die beabsichtigte Politik würde ich angesichts der restlichen Programmpunkte der Grünen auch akzeptieren. Doch so einen logischen Fehlschluss in zwei kurzen Zeilen zu formulieren, bedeutet für mich, dass die Politiker tatsächlich so blöd sind, wie blöd ich sie halte.
»Nit quake...make« ist aus dem Düsseldorfer Platt entlehnt. Vermutlich interessiert die CDU nicht, ob Ausländer das lesen können – sie sind ja eh nicht wahlberechtigt.
Ehrlich gesagt hatte ich bei der »neutralen« Fassung des Plakats an einen 30jährigen Bewerber gedacht, der ein bisschen pfiffig sein will. Dass Frau Philipp noch einmal kandidiert, war mir (bewusst) entgangen.
Obwohl des rheinischen Idioms nicht ganz unkundig erschloss sich mir der Sinn dieses Wahlspruches erst durch die Lektüre Deines Beitrages. Neben „zittern, beben“ und „machen“ erschien mir das „nit“ wie ein Druckfehler, aber das liegt bestimmt an meinem englischsprachlichen Umfeld. Ansonsten hat Loriot tatsächlich schon alles notwendige gesagt.
Ich hab’s zunächst auch für einen unglücklichen Anglizismus gehalten (komme ja nicht explizit aus Düsseldorf). Erst die Webseite der Dame mit dem ins Hochdeutsche übersetzten Motto verschaffte dann Klarheit.
Jecke Zeiten
Viellecht sollte man erwähnen, dass der Spruch »Nit quake – make« das Motto des Düsseldorfer Karnevals der Session 2005/06 war. Für die Einheimischen hat es einen gewissen Wiedererkennungswert. Ob’s hilft... In der aktuellen Session funktioniert die Verwertungskette in der anderen Richtung, diesmal also von der Politik in die Narretei, denn das Motto lautet: »Jeck – we can«
Obwohl ich schon 2005/06 in Düsseldorf gelebt habe, ist dieser Karnevalspruch an mir vorbei gegangen (weil ich mich nicht für Karneval interessiere).
Danke für diesen Hinweis. Es wäre interessant, ob der Bezug gewollt oder nur zufällig ist... (vieles spricht für das Erste).
Der andere Düsseldorfer CDU-Kandidat
...namentlich Thomas Jarzombek, ließ schwarze Plakate aufhängen, die nichts weiter als den orangenen Schriftzug »Jarzombek« tragen. Sieht aus, als hätte die CDU von eine Media-Agentur eine Brandingkampagne aufgedrückt bekommen. Oder sie thematisieren auf moderne Weise das Nichtvorhandensein von Inhalten.
So und so ist es irgendwie doof.
Ja, genau
War das mit Jarzombek dieses Jahr oder 2005?
Welche Inhalte?
Heißt es nicht, die Person ist das Programm?
(Bis in die Spitze? Oder siehe das »Kandidaten-Duell«. Oder siehe den neuen Polarisateur Guttenberg. Oder den neuen Ministerpräsidenten von Bayern usw. – kaum einer kann sagen, wer wofür steht.)
Ich will mal als Mikrophongalgenhalter für den WDR dabei auf einer Pressekonferenz, als ein NRW-Minister seinen Rücktritt bekannt gab. Das einzige, was die versammelte Meute wissen wollte, war: Wer wird der neue Minster?
Namen sind alles. In einer Medien-Demokratie geht es nur um Personen (die die »Inhalte« dann zu repräsentieren haben). Und genau daran orientiert sich das Publikum, an den »Kandidaten« (Deutschland sucht den ...).
Insofern wäre ausschließlich der Name auf einem Plakat (und danke!ohne Gesicht!) nur konsequent.
[EDIT: 2009-09-14 16:44]
Das war in diesem Jahr. Mittlerweile tragen die Jarzombek-Plakate sein Konterfei.
[EDIT: 2009-09-15 13:53]
Spaßplakate
In Zeiten von „Big-Brother“, „Deutschland sucht den Superstar“ und diverser, auf gleichem Niveau angesiedelten, Unterhaltungsprogrammen, passt dieses Wahl-Spaß-Plakat doch wunderbar. Kommunikation auf „Quitscheentenbasis“, sonst „versteht vielleicht die breite Masse nicht, was die Partei will“, ausser Wählerstimmen. Aber der Spaßfaktor Quitscheente ( weiß man/frau aus der Badewannenzeit der eigenen Kinder) hält immer nur für kurze Zeit an. Herr Lüdenscheid hatte Recht: „Die Ente bleibt draußen“.
( Dabei bin ich durchaus offen, für neue Plakatgestaltungen. Auch für solche, die Humor zulassen. Aber eine Quitscheente assoziiert bei mir nun wirklich nur ein: da-da-da. Bitte, – bloß kein Kreuzchen hinter Quitscheentennamen!)
Und da es noch nicht genug gaga war,
kommt noch ein TV-Duell daher.. mit ’ner putzigen Tigerentenkoalition, bräuchte also noch ein paar schwarze Streifen, das inkriminierte Objekt.
[EDIT: 2009-09-14 10:34]
Das handelnde Entlein
Da ich nicht in Frau Philipps Wahlkreis wohne, komme ich auch nicht in die Verlegenheit, ihr meine Stimme (nicht) geben zu müssen. Aber die Ente mit der in Düsseldorfer Mundart gehaltenen Aufschrift hätte ich schon gern, als Accessoire für mein Badezimmer. Bin ich der Einzige, der in seiner Kindheit/Jugend so sehr von »Ein Colt für alle Fälle« geprägt wurde, dass er sich wünscht, mal Zigarre rauchend in einer Blechwanne zu planschen und dabei eine Plastik-Ente über den Wasserspiegel gleiten zu lassen?
Ich muss Sie leider enttäuschen. Am Samstag wurde uns auf der Strasse »Informationsmaterial« zu Frau Philipp mitgegeben – inklusive Kugelschreiber. Eine Ente war nicht dabei. So konsequent ist man dann doch nicht.
[EDIT: 18:07]
Ja, es ist wahr,
Ga-Ga ( fast) überall!
Hätte ich doch nur auf den Ratschlag gehört, das Duell/Kanzlerduett nicht anzuschauen, es sei nur vergeudete Zeit. Aber ich wollte dem gut gemeinten Rat nicht folgen, vielleicht verpasse ich etwas und bereue es hinterher, dachte ich mir.
Hätte ich nur ... ! – Herta Müller’s Atemschaukel würde dann nicht immer noch auf mich warten.
Es gab in den 90 Minuten für mich nichts Aufregendes zu hören und zu sehen – bis auf die schwarz-gelbe Tigenerentenversion. Da fiel mir natürlich sofort das Enten-Gaga-Bild auf diesem Blog ein. Und in Gedanken sehe ich G. Westerwelle die Ente ziehen.
Duell/Duett
Eigentlich sollte man ganz dankbar sein, dass wir die Zeit der »Duelle« überwunden haben. Die grossen Auseinandersetzungen finden nicht statt, und das aus zwei Gründen: 1. Es fehlen die grossen gesellschaftspolitischen Entwürfe und 2. es gibt nicht das entsprechende Personal, 1. zu erzeugen. Ratlosigkeit allerorten – nur muss man noch so tun, als wüsste man, worum und vor allem wie es geht, denn die Aussage, dass man etwas nicht so genau weiss, straft der Wähler ab; er will die unangenehme Nachricht nicht hören. (Und wer wählt schon jemanden, der sagt, dass er nicht weiss, wie es weitergeht?)
Merkel hatte 2005 einen pointierten Wahlkampf mit extrem marktradikalen Thesen geführt. Sie stürzte von den Umfragen (ca. 40%) auf 35% ab und hätte um ein Haar verloren. Und das, obwohl Schröder damals schon politisch k.o. war – aber sein »geht alles so weiter« war plötzlich attraktiver bzw. hat etliche potentielle CDU-Wähler verprellt.
2009 macht Merkel das, was sie am besten kann: abwarten und sich möglichst lange alle Optionen offen halten. Am 28.09. weiss man mehr. Dann werden wir erfahren, was notwendig ist.
Das Gespräch gestern fand ich nicht so schlecht. Merkel sah m. E. eher schwach aus; wusste bei Zwischenfragen nur auf ihr Rederecht zu pochen und der Spruch, sie wolle »Wachstum« erinnert wirklich nur noch an die 70er Jahre. Man merkte deutlich: Sie glaubt das, was sie da sagt, selber nicht. Steinmeier hat die Gelegenheit verstreichen lassen, den Zuschauer an die Merkel von vor vier Jahren (siehe oben) zu erinnern.
Unerträglich diese Versuche der sogenannten Moderatoren, den Krawall zu inszenieren. Beide Kandidaten redeten rd. 35 Minuten – die restlichen 20 Minuten gingen also für diese vier drauf. Wie Michael Spreng heute anmerkt: Nutzlose Zeit.
Noch ein (paar) Gedanke(n)
Vielleicht will die Düsseldorfer CDU-Kandidatin ja keine Enten verteilen, weil sonst irgendein Schelm auf die Idee kommen könnte, dass sie mit ihren Wahlversprechen selbige verbreite?
Vielleicht hat Herr Steinmeier Frau Merkel nicht an ihre marktradikalen Positionen erinnert, weil sie ihm dann als Retourkutsche die Agenda 2010 hätte vorwerfen können. Niemand will mehr an die Zeit erinnert werden, als man den Wettbewerb und die Selbstheilungskräfte des Marktes als Patentrezept verkaufte: Der mittlerweile von allen Parteien gebilligte Staatsinterventionismus, den man darbenden Klein- und Mittelbetrieben unter Hinweis auf ordnungspolitisch liberale Theorien stets verwehrte, straft die einstige Deregulierungs-Euphorie ja kräftig Lügen.
In einem Punkt haben Sie zu hundert Prozent Recht, Gregor Keuschnig: Das Schlimmste an diesem Duell waren – wie das bei Polittalkformaten leider fast immer der Fall ist – die Moderatoren, insbesondere deren zwanghafte Profilierungsversuche und deren numerische Überlegenheit gegenüber den Kandidaten. Mein Vorschlag: Die Redezeit für Moderatoren begrenzen!
Ich fand das Gespräch gestern langweilig.
Brav haben Merkel und Steinmeier auf die Fragen der Moderatoren geantwortet, denn die vorgegebene Zeit von 90 Sekunden lässt doch keinen Streit zu! Also, ich kann nicht in jeweils 90 Sekunden meinen Standpunkt zur Energiepolitik, oder zum Afghanistaneinsatz oder zur Gesundheitspolitik oder zu den Managergehältern oder... darstellen, geschweige darüber „streiten“. Mit der Aufzählung von Schlüsselwörtern bestände sicherlich die Möglichkeit, innerhalb dieser kurzen Zeit, Fachkompetenz zu präsentieren, aber damit können sicher viele Menschen nicht erreicht werden, denen man/frau durch ein mediales Ereignis/ Infotainement unterschiedliche Wahlprogramme/politische Entwürfe/ zukommen lassen will.
Ja, und mit Ihrer Feststellung:
Man merkte deutlich: Sie glaubt das, was sie da sagt, selber nicht.
Dem stimme ich gerne zu. Ich empfand es besonders so bei ihrer Ausführung zu den Managergehältern sowie zu den ständigen Wiederholungen der „Wachstumsgleichung“.
Steinmeiers Auftreten gefiel mir deshalb besser, weil er mit Aussagen ( und Mimik ) authentischer wirkte als seine Gesprächspartnerin. Die Zeitfrage (2013) nach dem Ende des Afghanistaneinsatzes hat er m.E. gut pariert. Energiepolitik, Mindestlohn, was hätte man dazu alles sagen müssen, man merkte es Steinmeier an, dass er das sehr gerne gemacht hätte, – aber bei 90 Sekunden?
Die Professionalität der beiden Berufspolitiker ist bekannt und ihre Koalition funktioniert ( auch wenn Fr. Merkel immer wieder explizit betonte, mit der FDP ginge es aber noch besser ( wer’s denn glaubt)), frage ich mich doch, warum nicht so weiter?
Ist es das Schlechteste, wenn sich ein eingespieltes politisches Team weiterhin im Sinne einer friedlichen Politik einsetzt, auch wenn ihre politischen Leitbilder nicht übereinstimmen? Das empfinde ich in diesen Zeiten, ganz aktuell gerade der Disput im Vorfeld zur Frankfurter Buchmesse ( und noch so vieles mehr) als überlegenswert.
Ich sehe seit vielen Jahren nur noch selten Fernsehen. Informationen hole ich mir über das Internet, Printmedien und das Radio. Im letzten Jahr hatte ich mir den Bachmann-Preis im TV angesehen und war von der Art des Moderators echt! geschockt! Ich war von den gestrigen Moderatoren nicht entsetzt, aber deren gesamter Auftritt hat mir von Anfang an nicht gefallen.
Ich plädiere dafür: lasst die Politiker ihre knappe Zeit besser nutzen, als sie zu sog. Fernsehduellen zu diktieren.
Asche auf mein Haupt
Ich habe mir das nicht angetan, sondern mir lieber die Blödelartisten vom 3Sat-Festival angeschaut. Das war zwar zumindest in den ersten 45 Minuten auch nicht gerade der Brüller, aber die wunderbare Ina Müller mit Band war anschließend umso erfrischender. Den Entschluss auf das „Duell“ zu verzichten fasste ich sofort, nachdem ich im Vorfeld hörte, dass der Moderator Plassberg den Kombattanten die Masken entreißen wolle. Ach du meine Güte – ausgerechnet dieser Selbstdarsteller! Und als ich später von Anne Will dann hörte, dass Steinmeiers Einwand gegen die Kanzlerin ( irgendwas mit noch nie erreichtem Wachstum ) der Höhepunkt des Abends gewesen sei, da wusste ich, dass ich nun wirklich nichts verpasst hatte. Allerdings will ich auch gerne zugeben, dass ich befürchtete, dem Charme der Kanzlerin zu erliegen und ich dann all meiner sorgsam gepflegten Vorurteile verlustig ginge.
#22
Dass das Format schlecht ist – keine Frage. Dennoch spricht viel für eine 90 Sekunden-Regel. Eben weil niemand detaillierte und explizite Ausführungen erwartet, sondern nur Skizzen. Aber die sollten es dann auch sein. Stattdessen werden die auswendig gelernten Statements abgespult.
Ich bin auch für das Unterbrechen des Redeflusses – wenn die Frage nicht beantwortet wird, sondern das Aufgesagte kommt. Niemand hat Merkel gefragt, wie das Wachstum erzeugt werden soll – das Perpetuum Mobile gibt es ja nachweislich nicht. Und Themen wie Bildung (natürlich eher Ländersache) und gesamtgesellschaftlicher Konsens wurden erst gar nicht angeschnitten, weil die Frager lieber affektgesteuertes aufwärmten (»Dienstwagen«).
90 Sekunden wären im Prinzip nicht falsch. Aber so, wie dieses Format gestrickt ist, funktioniert es natürlich nicht (wenn dann auch nachher insgesamt 20 Minuten für die Moderatoren gezählt werden).
Das ganze »Duell« war für mich mich nicht hinsichtlich der beiden Protagonisten verlorene Zeit. Es war erschütternd zu sehen, wie vier Journalisten elementare Aufgaben ihres Berufes nicht mehr in der Lage sind, auszuführen und sich als Selbstdarsteller gerieren. Unerträglich.
Merkwürdigerweise war diesmal der Charme der Kanzlerin – fast verschwunden. In der »Wahlarena« wenige Tage vorher in der ARD wirkte sie wesentlich überzeugender (ohne mehr zu sagen wohlgemerkt).
Fernsehjournalisten creme de la creme
Vielen Dank für die erneute Bestätigung, dass ein Fernseher nur noch für das Schauen von DVD’s eingesetzt werden sollte. Vielleicht fehlte mir dann auch die Abhärtung und ich bin ahnungs- und argloser daran gegangen als Sie, lou-salome. Neben diesen Medienvertretern jedenfalls wirkten die beiden Kandidaten angenehm ruhig, proffessionell, intelligent und kultiviert. – Wen bitte interessiert, ob die beiden sich duzen? Wer möchte so infantile Wortschöpfungen, vorprogrammierte Vergleiche über sich ergehen lassen?
Die beiden Politiker schienen sich bestens vorbereitet zu haben, bei den Journalisten habe ich das vermisst. An keiner Stelle ist es ihnen gelungen die Kandidaten aus ihren einstudierten Phrasen zu stoßen, zu überraschen, einen Akzent zu setzen.., außer den von Peinlichkeit und so ein ironisches Lächeln bei Frau Merkel oder Herrn Steinmeier hervorzurufen.
Dem ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.
@ G.Keuschnig & @ Phorkyas
Komme jetzt erst dazu, noch kurz zu antworten. Schließe mich Ihren Gedankengängen an.
@ Phorkyas: Habe auf Ihrem Blog Ihren letzten Eintrag quergelesen, kann mir aber erst die nächsten Tage mehr Zeit dafür nehmen. Rüchmeldung erfolgt. LG