Ja­kob Nol­te: Kur­zes Buch über To­bi­as

So kurz ist das »Kur­ze Buch über To­bi­as« gar nicht. Es sind mehr als 230 Sei­ten, die Ja­kob Nol­te da aus per­so­na­ler Per­spek­ti­ve über ei­nen To­bi­as Becker aus Nie­der­sach­sen er­zählt. Man er­in­nert sich noch an die De­­ka­­log-Se­rie des pol­ni­schen Re­gis­seurs Krzy­sz­tof Kieś­low­ski aus den 1980er Jah­ren, de­ren ein­zel­ne Epi­so­den eben­falls als »Kur­zer Film…« be­ti­telt wur­den. ...

Wei­ter­le­sen ...

Flo­ri­an L. Ar­nold: Die Zeit so still

Al­le sind ein­ge­schlos­sen. Die Tü­ren be­kommt man nicht mehr auf. Al­le zwei Ta­ge gibt es Le­bens­mit­tel­ra­tio­nen bzw. das, was man als Le­bens­mit­tel de­kla­riert. Der Grund ist ein ma­ro­die­ren­des To­des­vi­rus. Die zwei­te, drit­te, wer­weiß­wie­viel­te Wel­le. Da ist von der »gro­ßen In­ter­nie­rung« die Re­de, dem Kon­trol­lie­ren, den Vi­deo­ka­me­ras. Durch­sa­gen pras­seln in den öf­fent­li­chen Raum, »Er­mah­nung und Er­mun­te­rung«, ...

Wei­ter­le­sen ...

Ba­rack Oba­ma: Ein ver­hei­sse­nes Land

[...] Der Ti­tel könn­te pa­trio­ti­scher nicht sein: »Ein ver­hei­ße­nes Land«. Im (kur­zen) Vor­wort er­klärt Oba­ma, war­um für ihn die USA im­mer noch die­se Zu­wei­sung ver­dient. Die Vo­ka­bel des »ame­ri­ka­ni­schen Traums« ver­wen­det er zwar nicht di­rekt, aber sie wird fei­er­lich um­schrie­ben. Und Oba­ma kann auch Pa­thos, wenn er da­von spricht, »die Mög­lich­keit von Ame­ri­ka« nicht auf­zu­ge­ben, ...

Wei­ter­le­sen ...

»Im­mer vor­an«

Wolf­gang Welt (1952 bis 2016) be­saß vie­le Ta­len­te. Er hat­te ein pho­to­gra­phi­sches Ge­dächt­nis, er­in­ner­te sich Jahr­zehn­te spä­ter noch ge­nau, wann er was mit wem ge­macht (oder nicht ge­macht) hat­te, konn­te wil­de As­so­zia­ti­ons­ket­ten kon­stru­ie­ren, ent­deck­te Ver­bin­dun­gen von Mu­si­kern, Pro­du­zen­ten, Sän­gern, Men­to­ren, wuss­te wer mit wem wel­chen Song auf­ge­nom­men, ge­sam­pelt oder auch nur in­ter­pre­tiert hat wer im ...

Wei­ter­le­sen ...

»Ich ist ein an­de­rer, der ein an­de­rer ist«

»Wer war Emi­lio Ren­zi?« fragt Leo­pold Fe­der­mair in sei­ner »Spu­ren­su­che mit Ri­car­do Pi­glia«, ei­nem Es­say von statt­li­chen 245 Sei­ten, auf­ge­teilt in 24 Ka­pi­tel. Nur we­ni­gen dürf­te im deutsch­spra­chi­gen Raum Ri­car­do Pi­glia oder auch Emi­lio Ren­zi ein Be­griff sein. Sol­len die­se Men­schen die­ses Buch le­sen? Be­reits nach we­ni­gen Sei­ten ist für mich der Fall klar: Ja. ...

Wei­ter­le­sen ...

Die dop­pel­te An­net­te

Das Gen­re ist be­reits im Ti­tel ein­ge­ar­bei­tet: »An­net­te, ein Hel­din­nen­epos«. An­net­te ist An­ne Beau­ma­noir (ganz ge­nau: Ray­mon­de Mar­cel­le An­ne Beau­ma­noir), die al­le nur An­net­te nen­nen, 1923 ge­bo­ren; sie wird in die­sem Jahr 97 Jah­re alt. 2000 er­schien ihr er­stes Er­in­ne­rungs­buch in Frank­reich (2019 ins Deut­sche über­setzt). Und die deut­sche Schrift­stel­le­rin und Über­set­ze­rin An­ne We­ber, die ...

Wei­ter­le­sen ...

Mi­cha­el Klee­berg: Glücks­rit­ter

»Glücks­rit­ter« nennt Mi­cha­el Klee­berg sei­nen neu­en Ro­man. Ro­man? Der Un­ter­ti­tel ver­rät An­de­res: »Re­cher­che über mei­nen Va­ter«. Ei­ne Bio­gra­phie? Nein, das ist es auch nicht. Viel­leicht »Au­to­fik­ti­on«? Ir­gend­wann hat­te sich die­ser Be­griff für solch ein li­te­ra­risch-bio­­­gra­­phi­­sches Schrei­ben ge­fun­den und hier scheint er zu pas­sen. Un­längst hat­te Klaus Kast­ber­ger bei ei­nem Text zum Bach­mann­preis ver­sucht, das (auto)biographische ...

Wei­ter­le­sen ...

Neu­es vom er­zäh­len­den Bio­gra­phen

Malte Herwig: Meister der Dämmerung
Mal­te Her­wig: Mei­ster der Däm­me­rung

Mal­te Her­wig er­gänzt sei­ne Bio­gra­phie Mei­ster der Däm­me­rung über Pe­ter Hand­ke um die Ge­scheh­nis­se um den Li­te­ra­tur­no­bel­preis 2019

Als Mal­te Her­wig En­de 2010 sei­ne Bio­gra­phie Mei­ster der Däm­me­rung vor­leg­te, war das Werk von Pe­ter Hand­ke zwar nicht ab­ge­schlos­sen, aber gro­ße Über­ra­schun­gen schie­nen nicht mehr zu er­war­ten. Her­wigs Bio­gra­phie, die in vie­lem Neu­es bot (be­son­ders die Brie­fe Hand­kes an sei­nen leib­li­chen Va­ter und die Er­läu­te­run­gen da­zu), gab ei­nen gu­ten Auf­riss von Vi­ta, Werk und Hand­kes Wir­ken im li­te­ra­ri­schen Be­trieb. Fast en pas­sant gab es bis­wei­len ori­gi­nel­le In­ter­pre­ta­tio­nen. Die ewi­ge wie ei­gent­lich dum­me Fra­ge, ob der Bio­graph sei­nen »Ge­gen­stand« mö­gen muss (wenn dem so wä­re, wie könn­te man Bio­gra­phien bei­spiels­wei­se von Ver­bre­chern schrei­ben), stell­te sich nicht. Her­wig ließ kei­nen Zwei­fel dar­an, dass er das Werk Hand­kes, sei­ne Li­te­ra­tur schätz­te – oh­ne da­bei die mensch­li­chen Schwä­chen des Dich­ters zu ver­schwei­gen.

Es kam dann doch an­ders als er­war­tet. Trotz ei­nes Hand­bruchs, der den Dich­ter an­dert­halb Jah­re stark be­hin­der­te, er­schie­nen seit 2010 sechs wei­te­re Er­zäh­lungs­bän­de Hand­kes, drei Thea­ter­stücke (das jüng­ste über den Tsche­chen Zdeněk Ada­mec erst vor we­ni­gen Ta­gen) und ein Jour­nal­band mit Aus­schnit­ten aus sei­nen Auf­zeich­nun­gen zwi­schen 2006 und 2015. Dies al­lei­ne wä­re aber kaum An­lass ge­we­sen, die Bio­gra­phie zu er­gän­zen. Die un­er­war­te­te Ver­ga­be des Li­te­ra­tur­no­bel­preis nebst der sich zwi­schen Ok­to­ber und De­zem­ber 2019 an­schlie­ßen­den »Dis­kus­si­on« dar­über war dann doch Ge­le­gen­heit zur Ak­tua­li­sie­rung.

Der Bio­gra­phie wur­de ein ach­tes Ka­pi­tel mit dem viel­deu­ti­gen Ti­tel Er­wähl­te nach­ge­stellt. So liegt nun im Pan­the­on Ver­lag (bei DVA war 2010 die Bio­gra­phie er­schie­nen; bei­de Ver­la­ge ge­hö­ren zu Ran­dom Hou­se) ei­ne ak­tua­li­sier­te und er­wei­ter­te Aus­ga­be vor. Ne­ben dem neu­en Ka­pi­tel kor­ri­gier­te Her­wig auch ei­ni­ge klei­ne­re Feh­ler (Ge­burts­da­ten) bzw. er­gänz­te in­zwi­schen Ge­sche­he­nes (wie Ster­be­da­ten). Hier und da wur­den ab­ge­wan­del­te For­mu­lie­run­gen für un­be­tei­lig­te Drit­te ge­fun­den. Der Te­nor der ur­sprüng­li­chen Bio­gra­phie wur­de da­durch nicht ver­än­dert; es dürf­te ei­nem ehe­ma­li­gen Le­ser kaum auf­fal­len.

Wei­ter­le­sen ...