Hell-Dun­kel (8 Uhr 15)

In der Schu­le wur­de den Kin­dern ein Film über den Atom­bom­ben­ab­wurf und sei­ne Fol­gen ge­zeigt. Die Leh­re­rin mein­te, es sei not­wen­dig, daß sie das sä­hen, da­mit je­der von ih­nen ver­ste­he, dass Krieg et­was Schreck­li­ches sei. Die Leh­re­rin wein­te am En­de; die Kin­der nicht, au­ßer ei­nem Jun­gen, der nur ein biß­chen wein­te. Ei­ni­ge hat­ten beim Se­hen ...

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Klei­ne Ge­schich­te des sau­be­ren Sports

Ge­stern gab es auf Twit­ter den Hash­tag #fehlt­bei­o­lym­pia. Da konn­te man ne­ben ganz viel Un­sinn auch al­ler­lei Nach­denk­li­ches le­sen. In­zwi­schen ist es schein­bar weit­ge­hend Kon­sens, dass die Olym­pi­schen Som­mer­spie­le in Rio, de­ren Er­öff­nung heu­te Nacht deut­scher Zeit an­steht, ein ana­chro­ni­sti­sches, un­ethi­sches, kom­mer­zi­el­les Event ist. Al­le »wis­sen« in­zwi­schen, dass Russ­land nur noch Do­­ping-Spor­t­­ler hat. Die in­sti­tu­tio­nel­len ...

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Ge­denk­tag

Heu­te sit­ze ich auf drei ho­ri­zon­tal ne­ben­ein­an­der lie­gen­den lan­gen, kräf­ti­gen, grau­en und trocke­nen Bam­bus­stäm­men. Hin­ter der Haupt­hüt­te des Schreins hat man sie auf zwei Gra­nit­stei­ne ge­stützt, die sich in der Nä­he ih­rer glatt ge­schnit­te­nen En­den be­fin­den, so daß ei­ne lan­ge, freie Mit­te ent­steht (die auch bei star­ker Be­la­stung nicht durch­hängt). Die Stäm­me sind ge­nau so ...

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Angst­ha­sen­jour­na­lis­mus

Da ist sie al­so wie­der, die Me­di­en­kri­tik. So zu­ver­läs­sig wie Po­li­ti­ker auf »un­se­re Wer­te« re­kur­rie­ren und »Kon­se­quen­zen« zie­hen wol­len, so zu­ver­läs­sig dis­ku­tiert man in den Me­di­en über die Me­di­en und de­ren Be­richt­erstat­tung nach Ter­ror­ta­ten, Amok­läu­fen und an­de­ren Ge­walt­ex­zes­sen. Zwei Lö­sun­gen schei­nen sich an­zu­bah­nen: Zum ei­nen sol­len die Tä­ter nicht mehr ge­nannt, min­de­stens je­doch nicht mehr ...

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Co­lin Bar­rett: Jun­ge Wöl­fe

Colin Barrett: Junge Wölfe
Co­lin Bar­rett: Jun­ge Wöl­fe

Sie hei­ßen Tug, Mark, Jim­my, Val, Bat, Arm oder Owen. Mut­ter und Va­ter sind Ma und Pa. Man ist in Ir­land, der At­lan­tik ist rau und die Or­te wie zum Bei­spiel Glen­beigh ha­ben ein paar Ein­woh­ner und »ei­ne Hun­dert­schaft Pubs«. Je­der kennt je­den. Gal­way oder gar Dub­lin sind exo­ti­sche Bio­to­pe. Wenn Stu­den­ten im Som­mer zum Geld­ver­die­nen und Fei­ern kom­men ist man froh, dass sie da sind aber auch froh, wenn sie wie­der ab­rei­sen.

Das ist das Set­ting von »Jun­ge Wöl­fe«, dem Er­zähl­band des 1982 ge­bo­re­nen, in Dub­lin le­ben­den Co­lin Bar­rett. Das Co­ver zeigt die Si­tua­ti­on in der er­sten Er­zäh­lung »Der klei­ne Clan­cy«. Ei­ne Dorf­ju­gend am »Tag der Läu­te­rung« nach dem »drei­tä­gi­gen Ab­nut­zungs­fest« des Wochen­endes. Jim­my sieht sei­ne Ex-Freun­din Mar­le­ne mit Mark. Man fei­ert. Jim­mys Freund ist Tug, mit sei­nen Bären­kräften und der Ein­falt des Gut­mü­ti­gen ei­ne Art Dorf-Obe­lix. Als er sieht, dass Jim­my sich über Mar­le­ne är­gert, wirft er kur­zer­hand Marks Au­to um und mit Lip­pen­stift schreibt Jim­my dann noch »Hei­ra­te mich« dar­auf. Statt nun die Aus­wir­kun­gen die­ses Vor­falls wei­ter zu be­ob­ach­ten, bleibt Bar­rett bei Tug und Jim­my. Tug ist an­ge­rührt von der Ge­schich­te ei­nes 10jährigen Jun­gen, der seit drei Mo­na­ten ver­misst wird. Auf ih­rem Weg be­geg­nen die bei­den spie­len­den Kin­dern, die ei­ne Brücke als Stütz­punkt »einge­nommen« ha­ben. Dies regt die Phan­ta­sie ob das Schick­sal des ver­miss­ten Jun­gen noch mehr an. Und dann ist auch schon Schluss: Was als Knei­pen­sto­ry be­gann en­det als schwer­mü­ti­ge Ver­miss­ten­er­zäh­lung.

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Moos auf den Stei­nen

Moos auf den Stei­nen, das Buch die­ses Ti­tels stand vie­le Jah­re in mei­nem Bü­cher­re­gal, aber ge­le­sen ha­be ich es nie. Da­bei stell­te ich mir vor, der Ver­fas­ser ge­hö­re zu mei­nen Ah­nen; fast so, als könn­te ich oh­ne ihn, oh­ne die Lek­tü­re sei­nes Buchs über­haupt nie et­was schrei­ben (und wie lan­ge ha­be ich nichts ge­schrie­ben, nach­dem ...

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Un­se­re Wer­te

Es geht na­tür­lich im­mer um Wer­te. Um »un­se­re Wer­te«. Nach der Amok­fahrt von Niz­za tönt der fran­zö­si­sche Bot­schaf­ter in Ber­lin da­von. Wir wür­den »die­se Schlacht ge­win­nen«. Und RB Mül­ler, durch den blö­den Gang der Ge­schich­te auch Chef ei­nes Bun­des­lan­des (das, wä­re es geo­gra­fisch in Afri­ka an­ge­sie­delt, si­cher­lich als »fai­led sta­te« gel­ten wür­de), tu­tet in das ...

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Kar­sten Kram­pitz: 1976 – Die DDR in der Kri­se

Karsten Krampitz: 1976
Kar­sten Kram­pitz: 1976

»1976« lau­tet der Ti­tel. Dar­un­ter »Die DDR in der Kri­se«. Da schüt­telt man sich erst ein­mal als in West­deutsch­land so­zia­li­sier­ter Mensch. 1976? Nicht et­was 1989? Gut, die Bier­mann-Aus­bür­ge­rung ist noch prä­sent. Und mit ein we­nig Nach­den­ken auch noch der Ar­rest für Ro­bert Ha­ve­mann. Schon schwie­ri­ger wird es mit der Er­in­ne­rung an die Selbst­ver­bren­nung des Pfar­rers Os­kar Brü­se­witz. Ver­ges­sen (falls je­mals ge­wusst) die Kon­fe­renz der kom­mu­ni­sti­schen Par­tei­en in Ost-Ber­lin. Noch exo­ti­scher: der IX. Par­tei­tag der SED. Und das Hon­ecker von Stoph das Amt des Staats­rats­vor­sit­zen­den über­nahm und da­mit die voll­kom­me­ne Macht­fül­le bei­der Äm­ter (General­sekretär der SED und fak­ti­sches Staats­ober­haupt) auf sich ver­ei­nig­te, hat­te man da­mals nicht mit­be­kom­men – zu deut­lich war die Au­ßen­wahr­neh­mung auf Hon­ecker ge­rich­tet.

All das ge­schah 1976. Und Kar­sten Kram­pitz fin­det noch wei­te­re in­ter­es­san­te Be­ge­ben­hei­ten aus die­sem Jahr wie den Tod von Mi­cha­el Gar­ten­schlä­ger, ei­nem DDR-Flücht­ling, der vom We­sten aus wie­der in das DDR-Grenz­ge­biet ein­drang und Selbst­schuss­an­la­gen de­mon­tier­te und ver­äu­ßer­te. Er wur­de bei ei­ner sol­chen Ak­ti­on er­schos­sen. Da wa­ren die Olym­pi­schen Som­mer­spie­le 1976 in Mont­re­al, bei de­nen der DDR mit Platz 2 im Me­dail­len­spie­gel hin­ter der So­wjet­uni­on end­gül­tig der Durch­bruch als Sport­welt­macht ge­lang; nie mehr – auch bei den Boy­kott-Spie­len 1980 – er­reich­te man so vie­le Gold­me­dail­len. Au­ßen­po­li­tisch pein­lich wur­de der Tod ei­nes ita­lie­ni­schen LKW-Fah­rers an der deutsch-deut­schen Gren­ze, der sich le­dig­lich im Grenz­ge­biet ver­irrt hat­te – und auch noch Kom­mu­nist war. Span­nend Kram­pitz’ Fund­stück ei­nes Gedächtnis­protokolls des da­mals 35jährigen Pfar­rers Lo­thar Vos­berg, der den Be­such zwei­er MfS-Män­ner re­ka­pi­tu­lier­te und an sei­ne Vor­ge­setz­ten mel­de­te.

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