Lars Rep­pes­gaard: Das Goog­le-Im­pe­ri­um

Lars Reppesgaard: Das Google-Imperium
Lars Rep­pes­gaard: Das Goog­le-Im­pe­ri­um

Zu­nächst ein­mal ist es ziem­lich wohl­tu­end, dass sich je­mand dem Phä­no­men Goog­le nicht mit der üb­li­chen, dä­mo­ni­sie­ren­den Auf­ge­regt­heit nä­hert, son­dern ei­nen eher nüch­ter­nen Ton an­schlägt. An­de­rer­seits scheint es nicht ganz ein­fach zu sein, über ei­nen Kon­zern zu be­rich­ten, der sich in be­stimm­ten Be­rei­chen ex­trem zu­rück­hal­tend mit In­for­ma­tio­nen ver­hält. So sta­chelt man ei­ner­seits nur noch mehr die Neu­gier an, do­ku­men­tiert aber an­de­rer­seits in­di­rekt die Fra­gi­li­tät ei­nes Un­ter­neh­mens, wel­ches zwar aus nach­voll­zieh­ba­ren Grün­den bei­spiels­wei­se Art und Stand­ort ih­rer Rech­ner oder De­tails über den Such-Al­go­rith­mus ih­rer Such­ma­schi­ne streng un­ter Ver­schluss hält, letzt­lich aber auch aus der Ver­wen­dung ih­rer min­de­stens theo­re­tisch mög­li­chen Da­ten­pa­ke­te, die sie von Usern ge­sam­melt hat, nicht of­fen­legt.

Die­se Fra­gen wirft Lars Rep­pes­gaard in sei­nem Buch »Das Goog­le-Im­pe­ri­um« zwar durch­aus auf, aber der­ar­ti­ge kri­ti­sche An­sät­ze sind gut ver­bor­gen im Teig ei­ner idyl­li­schen Un­ter­neh­mens­pro­sa, die bei­spiels­wei­se den Goog­le-Ar­beits­platz als ei­ne Mi­schung aus pos­sier­li­chen Nerd­tum, kuschelige[r] Pro­gram­mier­but­ze, hoch­kon­zen­trier­ter und doch im­mer auch ex­pe­ri­men­tel­ler Ver­such und Irr­tum-Tüf­te­lei und uni­ver­si­tär-eli­tä­rer In­for­ma­tik­wis­sen­schaft dar­stellt. Hier ar­bei­ten nur Ge­nies. Da ba­stelt Rep­pes­gaard ganz schön am Image des ge­nia­li­schen Non­kon­for­mi­sten­tums, mit dem sich Goog­le auch heu­te noch ger­ne par­fü­miert.

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Isa­bel­le Graw: Der gro­ße Preis

Wie kommt es ei­gent­lich da­zu, dass auch zeit­ge­nös­si­sche Kunst in­zwi­schen bei Auk­tio­nen ex­or­bi­tant ho­he Prei­se er­zielt? Wie ist die­ser Hype zu er­klä­ren? Die Pro­fes­so­rin, Kunst­kri­ti­ke­rin und Pu­bli­zi­stin Isa­bel­le Graw un­ter­sucht in Ih­rem Buch mit dem schön-dop­­pel­­deu­ti­­gen Ti­tel »Der gro­ße Preis« die Wech­sel­wir­kun­gen zwi­schen Kunst (ge­meint ist stets der Son­der­fall der bil­den­den Kün­ste) und Markt. Wo­bei ...

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Nai­vi­tät, Dumm­heit oder Faul­heit?

Wenn man in den letz­ten Wo­chen die Be­richt­erstat­tung ver­folgt hat, dann kann man nur noch mit dem Kopf schüt­teln. Da ist von ei­ner Kri­se der Au­to­mo­bil­in­du­strie die Re­de, die an­geb­lich al­les bis­her Ge­se­he­ne in den Schat­ten stellt. Ein ähn­li­ches Vo­ka­bu­lar hat­te man zwar im ver­gan­ge­nen Jahr schon an­ge­stimmt – frei­lich aus an­de­ren Grün­den (da­mals war es die Mehr­wert­steu­er­erhö­hung in Deutsch­land). Ein »Re­kord­jahr« war es dann doch ir­gend­wie.

Merk­mal solch alar­mi­sti­scher Pro­sa ist in der Re­gel, dass die Be­stä­ti­gung mit Fak­ten bzw. ei­ne halb­wegs neu­tra­le Ein­ord­nung des Phä­no­mens un­ter­bleibt. Wenn be­haup­tet wird, die Nach­fra­ge nach Au­to­mo­bi­len bre­che dra­stisch ein, bleibt un­be­rück­sich­tigt, auf­grund wel­cher (fal­scher) Pro­gno­sen über die Ab­nah­me die Pro­duk­ti­on be­ruh­te und wel­ches Ni­veau als Ba­sis für den »Ein­bruch« gilt. Tat­säch­lich war man An­fang des Jah­res von ei­nem un­ver­än­der­ten Nach­fra­ge­boom in Eu­ro­pa aus­ge­gan­gen. Das hat zu teil­wei­se aber­wit­zi­gen Über­ka­pa­zi­tä­ten ge­führt.

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Gun­nar Hein­sohn: Söh­ne und Welt­macht

Die be­reits in 2003 von Gun­nar Hein­sohn ent­wickel­ten The­sen zur Bevölkerungs­entwicklung und de­ren emi­nen­te Be­deu­tung wur­den En­de Ok­to­ber 2006 im »Phi­lo­so­phi­schen Quar­tett« des ZDF vor­ge­stellt. Die an­son­sten recht struk­tu­riert und sta­tisch von Pe­ter Slo­ter­di­jk und Rü­di­ger Sa­fran­ski mo­de­rier­te Sen­dung ge­riet ein biss­chen aus den Fu­gen, da Hein­sohn, schlag­fer­tig, iro­nisch und ge­le­gent­lich ein biss­chen rau­nend Wi­der­spruch pro­vo­zie­rend, die Dis­kus­si­ons­teil­neh­mer in den Bann zog und im Lau­fe der 60 Mi­nu­ten dann al­le sei­nen Schluss­fol­ge­run­gen er­la­gen.

Gunnar Heinsohn: Söhne und Weltmacht
Gun­nar Hein­sohn: Söh­ne und Welt­macht

Die Kern­the­se Hein­sohns ist ziem­lich ein­fach: In Ge­sell­schaf­ten mit über­zäh­li­gen jun­gen Män­nern be­steht die gro­sse Ge­fahr, dass die­se jun­gen, wü­ten­den [zor­ni­gen] und oh­ne Karriere­aussichten Zweit‑, Dritt- und Viertsöh­ne (der er­ste, äl­te­ste Sohn ist durch Erb­fol­ge ab­ge­si­chert) ih­re Per­spek­ti­ve an­ders­wo su­chen und es zu blu­ti­gen Ex­pan­sio­nen und zur Schaf­fung und Zer­stö­rung von Rei­chen kommt.

Hein­sohn führt den Be­griff des child­ren bul­ge und des youth bul­ge* ein. Un­ter child­ren bul­ge ver­steht er den Über­schuss in ei­nem pro­zen­tua­len Ver­hält­nis der Kin­der un­ter 15 Jah­ren in ei­ner Ge­sell­schaft (bzw. ei­ner Na­ti­on oder Re­gi­on oder der Welt­be­völ­ke­rung). Aus dem child­ren bul­ge ent­steht dann der so­ge­nann­te youth bul­ge; so nennt er die 15–24 jäh­ri­gen (in vie­len Ge­sell­schaf­ten be­ginnt das Krie­ger­al­ter bei 15 Jah­ren). Aus dem child­ren bul­ge lässt sich das »Re­kru­tie­rungs­po­ten­ti­al« der »Zor­ni­gen« ab­le­sen.

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