Pro­zent­rech­nung

Pro­zess­ko­sten bei Zi­vil­ver­fah­ren sind nach ei­nem neu­en Ur­teil des Bun­des­fi­nanz­ho­fes jetzt steu­er­lich ab­setz­bar. Die »ta­ges­schau« be­rich­te­te in ih­rer 20-Uhr-Aus­­­ga­­be dar­über und woll­te zei­gen, wie die Er­stat­tung, die nach dem Ein­kom­men ge­staf­felt ist, aus­se­hen könn­te. Man nahm ei­nen un­ver­hei­ra­te­ten Ar­beit­neh­mer mit ei­nem Jah­res­ein­kom­men von 70.000 Eu­ro an. Das Ur­teil sieht wohl in die­sem Fall ei­ne Selbst­be­tei­li­gung ...

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Das neue Amt

Wie Jour­na­li­sten ein neu­es Amt er­fin­den, um den Fall ei­nes Po­li­ti­kers zu dra­ma­ti­sie­ren

Es mag ja ein ge­wis­ser Ge­nuß dar­in lie­gen, der De­mon­ta­ge Gui­do We­ster­wel­les in Scheib­chen bei­zu­woh­nen. Die Haupt­stadt­jour­nail­le setzt da­bei auf ei­nen Drei­sprung. Der Sturz als FDP-Vor­sit­zen­der seit ge­stern ab­ge­hakt. Über die Dis­kus­si­on um die Fort­füh­rung des Au­ßen­mi­ni­sters ha­ben die Me­di­en nun ei­nen Zwi­schen­schritt ein­ge­fügt: Die Auf­ga­be des »Am­tes« des Vi­ze­kanz­lers.

Screenshot tagesschau.de 04.04.11 10.05 Uhr
Screen­shot tagesschau.de 04.04.11 10.05 Uhr

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Nach­rich­ten nach Guts­her­ren­art

Am 22.03.2010 wur­de die Ver­haf­tung von Jörg Ka­chelm­ann ge­mel­det. Er wird der Ver­ge­wal­ti­gung ver­däch­tigt, was er be­strei­tet. Al­le Me­di­en be­rich­ten von dem Er­eig­nis; ei­ni­ge er­ei­fern sich in vor­aus­ei­len­dem Rich­ter­spie­len (nicht nur die üb­li­chen Ver­däch­ti­gen der Volks­ver­dum­mungs­agen­tur ‘Bild’). Auch das ZDF be­rich­tet in ih­rer »heute«-Sendung um 19 Uhr über die Ver­haf­tung und er­wähnt aus­drück­lich, dass Ka­chelm­ann die Vor­wür­fe be­strei­tet.

Al­le Me­di­en? Nein, »ta­ges­schau« und »ta­ges­the­men« der ARD schwei­gen da­zu. Ka­chelm­anns Fir­ma »Me­teo­me­dia« pro­du­ziert für die ARD ei­ni­ge Wet­ter­sen­dun­gen, u. a. in den »ta­ges­the­men« (in der »ta­ges­schau« wird die Vor­her­sa­ge des Deut­schen Wet­ter­dien­stes ge­zeigt; ein müh­sam aus­ge­han­del­ter Kom­pro­miss zwi­schen den wi­der­strei­ten­den An­bie­tern). Ist das der Grund? Im­mer­hin nimmt der »Er­ste Chef­re­dak­teur« von »ARD-ak­tu­ell«, Dr. Kai Gniff­ke, im »tagesschau«-Blog noch am glei­chen Tag Stel­lung zur Nicht­be­richt­erstat­tung und be­strei­tet das. Als Be­grün­dung für das Schwei­gen in den von ihm be­treu­ten Nach­rich­ten­sen­dun­gen be­müht er un­ter an­de­rem die Fol­gen, falls sich der Ver­dacht als falsch her­aus­stel­len soll­te:

    Aber was, wenn sich Ka­chelm­anns Un­schuld her­aus­stellt? Dann ma­chen wir ei­ne sau­be­re Mel­dung, dass der gan­ze Me­di­en­zau­ber halt nur ein klit­ze­klei­ner Irr­tum war. Da­bei kann nach der heu­ti­gen Be­richt­erstat­tung der Wet­ter­kund­ler doch jetzt schon ein­packen.

Es ent­wickel­te sich ei­ne durch­aus kon­tro­ver­se Dis­kus­si­on (man muss wis­sen, dass die Kom­men­ta­re im »tagesschau«-Blog »mo­de­riert« wer­den). Gniff­ke sah sich ge­nö­tigt, zwei Ta­ge spä­ter noch ei­nen Bei­trag zu ver­fas­sen – ob­wohl die Zahl der Be­für­wor­ter sei­ner Po­si­ti­on leicht über­wog. Da­bei ging er in die Of­fen­si­ve und for­mu­lier­te ei­nen für »ta­ges­schau«- und »tagesthemen«-Zuschauer neu­en jour­na­li­sti­schen An­satz:

    Ge­gen­über ge­stern hat sich aus mei­ner Sicht qua­li­ta­tiv nichts ge­än­dert. Der Ver­dacht ei­ner Ver­ge­wal­ti­gung be­steht wei­ter. In­so­fern gilt mei­ne Ar­gu­men­ta­ti­on von ge­stern auch heu­te. Nun ha­ben Kom­men­ta­to­ren im Blog ein­ge­wandt, wir hät­ten vor sechs Jah­ren auch über den Fall Tür­ck be­rich­tet. Stimmt, wir hat­ten ei­ne Mel­dung, und zwar über die An­kla­ge­er­he­bung. Das hat ei­ne an­de­re ju­ri­sti­sche Qua­li­tät. Das ist der Maß­stab, der für uns heu­te noch gilt wie 2004.

Gniff­ke er­klärt non­cha­lant ei­ne An­kla­ge­er­he­bung als Kri­te­ri­um für die Be­richt­erstat­tung in den Nach­rich­ten­sen­dun­gen der ARD. So weit, so gut, könn­te man sa­gen. Wer’s an­ders möch­te, kann ja die an­de­ren Sen­dun­gen an­schau­en.

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Das un­wür­di­ge Count-Up

Als im Lau­fe des heu­ti­gen Vor­mit­tags (27. Fe­bru­ar 2010) die Mel­dun­gen über das schreck­li­che Erd­be­ben vor der Kü­ste Chi­les auf­ka­men, wur­de dies na­tür­lich auch Ge­gen­stand di­ver­ser Me­di­en. Das bei die­sen Ge­le­gen­hei­ten er­bärm­li­che und wür­de­lo­se »Count-Up« be­gann fast so­fort: Trotz un­si­cher­ster Nach­rich­ten­la­ge wer­den im­mer wie­der sinn­lo­se Zah­len von To­des­op­fern wei­ter­ge­mel­det.

Es be­gann mit ver­meint­lich 16 Op­fern, die auch bei SWR1 ge­mel­det wur­den. Die Geo­gra­phie­kennt­nis­se des Re­dak­teurs wa­ren je­doch eher be­schei­den, wie man se­hen kann:

SWR1

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Der Bal­ken im Au­ge der Jour­na­li­sten

Ei­gent­lich woll­te Pe­tra Ger­ster in der »heute«-Sendung vom 05.11.09 zei­gen, wie »dra­ma­tisch« die Ein­brü­che bei den Steu­er­ein­nah­men sind. Da je­doch bei Ka­te­go­rien von 500 Mil­li­ar­den Eu­ro und mehr die Re­la­tio­nen schwer ver­mit­tel­bar sind, schritt man zur hy­per­deut­li­chen Gra­phik, in der die Bal­ken nur ab 500 Mil­li­ar­den ge­zeigt wur­den:

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heu­te ./. ta­ges­schau

Erd­be­ben in Pa­dang. Pe­ter Kunz be­rich­tet für das ZDF in »heu­te«. »95% der Groß­stadt sind in­takt«; die Zer­stö­run­gen der Stadt sei­en lo­kal auf ein­zel­ne Häu­ser bzw. Vier­tel be­grenzt. Die Bil­der, so Kunz vor­sich­tig, wür­den leicht ei­nen an­de­ren Ein­druck ver­mit­teln (»ZDF«-Mediathek; 19 Uhr-Sen­dung vom 01.10.09 ab ca. 03:15).

In der »ta­ges­schau« um 20 Uhr der Kor­re­spon­dent Phil­ipp Ab­resch live via Sa­tel­li­ten­te­le­fon: Pa­dang lie­ge »in Trüm­mern« (ab 02:16).

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Des­in­for­ma­ti­on bei der »ta­ges­schau«

Die »ta­ges­schau« ist auch nicht mehr das, was sie frü­her war. So­eben konn­te man dies deut­lich fest­stel­len, hieß es doch in ei­nem an pro­mi­nen­ter Stel­le plat­zier­ten Bei­trag von Pia Biersch­bach in der Sen­dung von 20 Uhr, dass das Wahl­recht kurz vor der Bun­des­tags­wahl in der Dis­kus­si­on ge­kom­men sei. Es ge­he, so der Film, um die Re­ge­lung der Über­hang­man­da­te. De­tail­liert wur­de er­klärt, wie Über­hang­man­da­te zu­stan­de kom­men. Da­bei wur­de er­läu­tert, dass ei­ne Par­tei un­ter be­stimm­ten Um­stän­den mehr Man­da­te be­kom­men kann, als ihr ge­mäss der ab­ge­ge­be­nen Stim­men zu­ste­hen. Dann wird be­haup­tet, dass das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt ei­ne Re­ge­lung bis 2011 ver­ord­net ha­be, dies ab­zu­stel­len.

Die­ser Schluss ist nach­weis­lich falsch. Das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt hat kei­nes­falls die Re­ge­lung der Über­hang­man­da­te be­an­stan­det, wie dies im Bei­trag der »ta­ges­schau« sug­ge­riert wur­de. Zwar ist im Bei­trag ver­steckt an ei­ner Stel­le von »Tei­len der Über­hang­man­dats­re­ge­lung« die re­de, die be­an­stan­det wur­de, aber wel­cher Teil das ist, bleibt un­deut­lich. Der Zu­schau­er muß an­neh­men, es be­tref­fe ge­ne­rell die Über­hang­man­da­te.

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