Wie kommt es eigentlich dazu, dass auch zeitgenössische Kunst inzwischen bei Auktionen exorbitant hohe Preise erzielt? Wie ist dieser Hype zu erklären? Die Professorin, Kunstkritikerin und Publizistin Isabelle Graw untersucht in Ihrem Buch mit dem schön-doppeldeutigen Titel »Der große Preis« die Wechselwirkungen zwischen Kunst (gemeint ist stets der Sonderfall der bildenden Künste) und Markt. Wobei ...
Der Grundzug der neuen Zeit ist nicht die Festigkeit der Überzeugungen – davon hatten wir immer mehr als genug -, sondern im Gegenteil eine Ungewissheit, die selbst jene Denker nicht verschont, die mit dem Absoluten auf vertrautem Fuss stehen, die aber wissen, dass heilige Gebote nur sehr verschwommene Hinweis geben, wie man in konfliktträchtigen und unübersichtlichen Situationen zu urteilen und zu handeln habe. Die Ethik der Erkenntnis heisst uns grösseren Respekt vor ehrlich eingestandenen Zweifeln als vor unzureichend begründeten Überzeugungen zu haben. So kann der Respekt vor der Wahrheit paradoxerweise zu einer Schwächung unserer moralischen Entschlossenheit im handeln führen.
Péter Nádas’ hochgelobtes, kleines Büchlein »Behutsame Ortsbestimmung« enthält zwei kleine Geschichten. Die erste, die dem Buch den Titel gab, erzählt (?) von einem kleinen Dorf im ländlichen Ungarn, in das sich der bekannte Schriftsteller gemeinhin begibt; dort (überwiegend?) lebt. Nádas, der »Aussteiger« genannt werden kann (hierin vielen anderen Schriftstellern wie etwa John Berger oder Andrzej Stasiuk ähnlich), versucht hier eine Erzählung über »seinen« Ort, »sein« Dorf und dessen Strukturen und »funktionieren«. Man ist jedoch früh geneigt, hinter dem Begriff des Erzählens eine Fragezeichen zu setzen – denn so richtig ist es dann doch keine Erzählung (Nádas nennt beide dann auch treffend »Zwei Berichte«). Allzu oft gibt es essayistische Züge und wer eine bukolische, emphatische Hymne auf das »natürliche Leben«, auf den (von Nádas anderweitig so hervorgehobenen) Waldbirnenbaum erwartet, wird enttäuscht werden; insofern ist der Untertitel »Die eingehende Betrachtung eines einsamen Waldbirnenbaums« ein bisschen irreführend.
Ausgehend von diesem Ort phantasiert sich Nádas durch die Jahrhunderte und die Geschichte, die von der frühen Besiedlung bis heute rekapitulierbar ist (die römischen Tonscherben sind fast allgegenwärtig) und berichtet dabei (ja: berichtet!) über dieses Dorf und sein Sozialwesen. Alles dichterisch und ohne Pose; erst recht ohne Herablassung (oder – was fast noch schlimmer wäre – stiller oder gar offener Bewunderung).