Ret­tungs­ver­such

Ge­dan­ken zu Kom­men­ta­ren in Blogs am Bei­spiel und mit Hil­fe von Ste­fan Nig­ge­mei­er

War­um kom­men­tiert man auf Blogs? Was sind die Be­weg­grün­de de­rer, sich in teil­wei­se zä­hen Wort­ge­fech­ten mit Leu­ten strei­ten, die sie (in der Re­gel) nicht ken­nen und ver­mutlich auch nie­mals ken­nen­ler­nen wer­den? Mit­te März stell­te Ste­fan Nig­ge­mei­er die­se Fra­ge auf sei­nem Blog – viel­leicht um her­aus­zu­fin­den, wie die Leu­te »ge­strickt« sind, aber auch, um Ma­te­ri­al für sei­nen Ar­ti­kel in der FASZ zu er­hal­ten.

Sehr wohl war mir auf­ge­fal­len, dass Nig­ge­mei­er die Kom­men­ta­re auf sei­nem Blog mit ei­ner of­fen­bar zu­neh­men­den Am­bi­va­lenz be­trach­te­te. Seit ei­ni­ger Zeit kann man die­se so­gar »ab­schal­ten«.

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ZEIT-Le­ser­bei­trag: Ein Flop

Al­les in al­lem ent­täu­schend: ei­nen »Le­ser­bei­trag« auf zeit.de zu po­sten. Man sie­he hier.

Si­cher, der Bei­trag ist lang. Und das The­ma des Mehr­heits­wahl­rechts schein­bar lang­wei­lig (ob­wohl es in Öster­reich im ver­gan­ge­nen Jahr dis­ku­tiert wur­de); un­at­trak­tiv. Und es ist als FDP‑, Grü­nen- oder Lin­ke-An­hän­ger ein Af­front. Viel­leicht auch, weil man vom Ge­wohn­ten nicht ab­wei­chen will. Im Prin­zip hat es mit man­geln­dem Selbst­be­wusst­sein der ei­ge­nen po­li­ti­schen Kraft zu tun. Auch das: ver­zeih­lich.

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»Vir­tu­el­ler Van­da­lis­mus«

Ein herz­er­fri­schen­der und wah­rer Bei­trag von Jür­gen Wim­mer im »No­vo-Ma­ga­zin« mit dem et­was sku­r­il­len Ti­tel »Mei­nungs­frei­heit? LOL!!!!!!!!!!!!!!!!!!«:

Mit dem In­ter­net … ist für je­den Be­rufs­pöb­ler das gol­de­ne Zeit­al­ter der miss­ver­stan­de­nen Mei­nungs­frei­heit an­ge­bro­chen. […] Es wird be­lei­digt und ge­gei­fert, bis die Ta­sta­tur qualmt. […] Für gan­ze Ar­meen von Kinds­köp­fen ist vir­tu­el­ler Van­da­lis­mus in­zwi­schen zu ei­ner Art Hob­by ge­wor­den.

Im wei­te­ren Ver­lauf des Auf­sat­zes fällt Wim­mers Dia­gno­se reich­lich er­nüch­ternd aus. Das, was die Ver­fech­ter der »heim­li­chen Me­di­en­re­vo­lu­ti­on« noch als Mög­lich­keit ei­ner neu­en De­mo­kra­ti­sie­rung der Ge­sell­schaft fei­er­ten (und teil­wei­se im­mer noch fei­ern), ist vie­ler­orts längst tri­via­li­siert und oft ge­nug ha­ben Be­rufs­pöb­ler ih­re Claims im Netz ab­ge­steckt.

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Di­gi­ta­le Nar­ziss­ten

Was sind ei­gent­lich Web­logs? Wel­che Er­war­tun­gen sind mit ih­nen ver­knüpft? Wird mit Web­logs wirk­lich die Öf­fent­lich­keit de­mo­kra­ti­siert? Oder sind die­se ho­hen Er­war­tun­gen be­reits Ma­ku­la­tur, in dem die Mas­se der »per­sön­li­chen Ta­ge­bü­cher« eher ba­na­les, pein­li­ches oder schlicht­weg be­lang­lo­ses auf­zei­gen?

Der Es­say von Ge­ert Lo­vink mit dem Ti­tel Blog­ging, the ni­hi­list im­pul­se (in deutsch un­ter dem Ti­tel Di­gi­ta­le Ni­hi­li­sten bei »Lett­re In­ter­na­tio­nal«, Heft 73, er­schie­nen; Aus­zü­ge hier) ver­sucht, die­se Fra­gen zu be­ant­wor­ten. Das Ver­dienst die­ser Un­ter­su­chung liegt u. a. dar­in, dass der Au­tor um Ob­jek­ti­vi­tät be­müht ist; Kas­san­dra­ru­fe über die ver­lo­re­ne Kraft des »Web 2.0« sind ihm eben­so fremd wie die em­pha­ti­sche Aus­ru­fung ei­ner neu­en basis­demokratischen Ge­sell­schafts­ord­nung. Ne­ben Zi­ta­te von Ex­per­ten für di­gi­ta­le Me­di­en gibt es Re­kur­se u. a. auf Heid­eg­ger, Ca­net­ti, Bau­dril­lard und (na­tür­lich) Slo­ter­di­jk.

Lo­vink ver­sucht nichts we­ni­ger als die Qua­dra­tur des Krei­ses: Den Be­griff des Web­logs aus ei­nem De­fi­ni­ti­ons- und Er­ken­nungs­ge­spinst zu ent­wir­ren und dann die Zu­kunft die­ses ’neu­en Me­di­ums’ vor­her­zu­sa­gen. Da­bei ist es ganz klar, dass es durch die He­te­ro­ge­ni­tät des Ge­gen­stan­des gro­be Ver­all­ge­mei­ne­run­gen gibt und das der Auf­satz ge­le­gent­lich ins Schwim­men kommt (in der eng­li­schen Spra­che scheint sich der Au­tor bes­ser aus­drücken zu kön­nen als im Deut­schen). In­so­fern sol­len die­se ge­le­gent­lich gro­ben Ver­ein­fa­chun­gen nicht kri­ti­siert und the­ma­ti­siert wer­den; auch die­se Be­trach­tung hier wird aus Grün­den der Über­sicht­lich­keit nicht al­le Ver­äste­lun­gen glei­cher­ma­ssen be­rück­sich­ti­gen kön­nen.

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Erik Möl­ler: Die heim­li­che Me­di­en­re­vo­lu­ti­on

Erik Möller: Die heimliche Medienrevolution
Erik Möl­ler: Die heim­li­che Me­di­en­re­vo­lu­ti­on

Der Un­ter­ti­tel macht neu­gie­rig: Wie Web­logs, Wi­kis und freie Soft­ware die Welt ver­än­dern. Wenn man die Ent­wick­lung der letz­ten zehn Jah­re Re­vue pas­sie­ren lässt und gleich­zei­tig die Zu­kunfts­pro­gno­sen di­ver­ser Mei­nungs­ma­cher in den Mas­sen­me­di­en ver­folgt, so schei­nen wir ja tat­säch­lich erst am An­fang ei­ner bra­ve new world zu ste­hen. Der Rück­schlag 1999/2000, der die öko­no­mi­sche Sei­fen­bla­se der New Eco­no­my recht un­sanft zum Plat­zen brach­te, spielt bei den Pro­gno­sen und Heils­ver­spre­chen merk­wür­di­ger­wei­se kei­ne Rol­le mehr.

Erik Möl­lers Kon­zept ei­ner de­mo­kra­ti­sche­ren Ge­sell­schaft ba­siert auf den Ge­dan­ken der »frei­en Soft­ware«. Pro­prie­tä­re Soft­ware­sy­ste­me, al­so von Pri­vat­fir­men zu kom­mer­zi­el­len Zwecken ent­wickel­te und ge­heim­ge­hal­te­ne Sy­ste­me wer­den als au­to­ri­tär, in­no­va­ti­ons­feind­lich und schlecht be­zeich­net. »Haupt­feind« ist da­bei na­tür­lich Mi­cro­soft.

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Was wird aus Nensch?

Die User des On­line­fo­rums Nensch staun­ten ver­gan­ge­ne Wo­che nicht schlecht: Der vor ei­nem hal­ben Jahr ge­sperr­te Teil­neh­mer war wie­der da! Er­leich­te­rung bei vie­len, war doch dies ei­ner der Grün­de, war­um et­li­che Schrei­ber dem Fo­rum grol­lend den Rücken ge­kehrt hat­ten.

Ei­ne Er­klä­rung gab es – tra­di­ti­ons­ge­mäss – nicht. Wie­der ein­mal konn­te man be­ob­ach­ten, wie Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­fis im Be­reich „Öf­fent­lich­keits­ar­beit“ höchst un­glück­lich agie­ren. Oder woll­te man nur Raum für Dis­kus­sio­nen ab­ge­ben?

Vie­len Teil­neh­mern reicht die­se Ver­söh­nungs­ge­ste of­fen­sicht­lich nicht. An­de­re wirk­ten auch un­zu­frie­den. Hin­zu ka­men flugs wei­te­re Span­nun­gen; es gibt Teil­neh­mer, die un­fä­hig sind, per­sön­li­che Ani­mo­si­tä­ten hint­an zu stel­len, wenn es um Be­wer­tun­gen von Kom­men­ta­ren oder Tex­ten geht. Sie stel­len ih­re per­sön­li­chen Ra­che­ge­lü­ste über sach­li­che Aus­ein­an­der­set­zung. Ein ex­trem fo­rumschä­di­gen­des Ver­hal­ten – sank­tio­niert wur­de es kaum bzw. gar nicht.

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Ge­gen­öf­fent­lich­keit

Gro­sse Krei­se zieht in­zwi­schen der Vor­gang von »Mo­ni«, die in ei­nem Bei­trag auf ih­rem Blog die Ge­schich­te ih­rer Freun­din wi­der­gibt:

Ge­ra­de ist ei­ne Freun­din von mir, die ei­nen drei­ein­halb­jäh­ri­gen Sohn zu ver­sor­gen hat, un­ter gänz­lich un­ak­zep­ta­blen Um­stän­den nach der Pro­be­zeit ent­las­sen wor­den. Sie hat­te bei Trans­pa­ren­cy Deutsch­land ge­ar­bei­tet, dem deut­schen Chap­ter der Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on Trans­pa­ren­cy In­ter­na­tio­nal, die sich ge­gen Kor­rup­ti­on in Un­ter­neh­men en­ga­gie­ren. Sie ar­bei­te­te dort 20 Stun­den die Wo­che für 1000 Eu­ro brut­to, mit ab­ge­schlos­se­nem Stu­di­um, mehr­jäh­ri­ger Be­rufs­er­fah­rung etc. Über­le­ben konn­te sie nur, weil sie ne­ben­her auch noch als freie Jour­na­li­stin ar­bei­te­te.

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