Re­cher­che und Ob­ses­si­on

Hans Peter Riegel: Beuys
Hans Pe­ter Rie­gel: Beu­ys
Bio­gra­phis­mus statt Bio­gra­phie: Hans Pe­ter Rie­gel über Jo­seph Beu­ys

Die Buch­sta­ben um 90 Grad ge­dreht und ge­sta­pelt zu ei­nem fra­gi­len Turm: »Beu­ys«. In der Ecke rechts un­ten der ver­wai­ste Beu­ys-Hut, dar­über prah­le­risch »Die Bio­gra­phie«. Schon 2010 wir­bel­te Rie­gel (der sich »HP Rie­gel« nennt) mit sei­ner Bio­gra­phie zu Jörg Immen­dorff (auch die Bio­gra­phie), des­sen »As­si­stent und Pri­vat­se­kre­tär« er ei­ni­ge Jah­re war, nicht nur die Sze­ne auf. Im­mendorff, der »ego­ma­ni­sche Po­pu­list«, wur­de von ihm wahl­wei­se der »pathologisch­en Ag­gres­si­on« (die frü­hen Jah­re), der po­li­ti­schen Be­deu­tungs­lo­sig­keit sei­ner Kunst (der Ca­fé-Deutsch­land-Kom­plex kam zu­fäl­lig, näm­lich durch die Wie­der­ver­ei­ni­gung zu ei­ner ihr dann un­ge­hö­rig zu­ge­spro­che­nen Be­deu­tung) und der Sa­tu­riert­heit be­zich­tigt. Von »Kollek­tivisten, über die po­pu­li­sti­sche Kiez-Pha­se zur pro­mi­nen­ten Me­di­en­fi­gur« – so vermisch­te Rie­gel Le­ben und Werk und ar­bei­te­te sich aus­gie­big an Im­mendorffs Vor­lie­ben zum Rot­licht­mi­lieu und Ko­ka­in­kon­sum ab; über letz­te­res spe­ku­lier­te er mehr als er Fak­ten lie­fer­te.

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Mar­cel Bey­er: Kal­ten­burg

Der Na­tur­wis­sen­schaft­ler Her­mann Funk (ge­bo­ren 1934) ver­ab­re­det sich im Jahr 2006* mit der Über­set­ze­rin Ka­tha­ri­na Fi­scher. Fi­scher soll ei­nen eng­li­schen Tou­ri­sten, der sich für die mit­tel­eu­ro­päi­sche

Marcel Beyer: Kaltenburg
Mar­cel Bey­er: Kal­ten­burg
Vo­gel­welt in­ter­es­siert, durch Dres­den und Um­ge­bung füh­ren und sie möch­te hier­für ih­re or­ni­tho­lo­gi­schen Kennt­nis­se ver­bes­sern – so­wohl in der Be­stim­mung der Tie­re als auch in der la­tei­ni­schen und eng­li­schen Über­set­zung. Funk war jah­re­lang As­si­stent von Pro­fes­sor Lud­wig Kal­ten­burg, ei­ner Ko­ry­phäe auf dem Ge­biet der Or­ni­tho­lo­gie – und weit dar­über hin­aus. Kal­ten­burg ist auch Ver­fas­ser des Bu­ches »Ur­for­men der Angst«, in dem er sich mit der mensch­li­chen Psy­che (vielleicht…eher not­ge­drun­gen) be­schäf­tigt. Im Lau­fe des »Un­ter­richts« kom­men die bei­den sehr schnell vom ei­gent­li­chen Ge­gen­stand ab; sie ge­ra­ten ins Er­in­nern, tref­fen sich noch Mo­na­te da­nach, schlen­dern durch Dres­den und das Elb­tal, neh­men al­te Ge­bäu­de und Ge­gen­den in Au­gen­schein, schau­en den Vo­gel­schwär­men zu und ver­knüp­fen da­bei ih­re Er­in­ne­run­gen an Zei­ten und Per­so­nen; sie re­ka­pi­tu­lie­ren und spe­ku­lie­ren und be­schwö­ren das Ver­gan­ge­ne.

So könn­te man in Kür­ze »Kal­ten­burg« zu­sam­men­fas­sen und hät­te noch nicht ein­mal an­näh­rend den Rah­men die­ses Bu­ches ent­wor­fen, ge­schwei­ge denn ei­ne Ah­nung be­kom­men von Mar­cels Bey­ers Spra­che und Er­zähl­stil.

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