Ste­phan Lam­by: Ernst­fall – Re­gie­ren in Zei­ten des Krie­ges

Stephan Lamby: Ernstfall - Regieren in Zeiten des Krieges

Ste­phan Lam­by: Ernst­fall – Re­gie­ren in Zei­ten des Krie­ges

Ste­phan Lam­by ist seit ei­ner ge­fühl­ten Ewig­keit der Chro­nist bun­des­deut­scher In­nen­po­li­tik. Man er­in­nert sich noch an sein fast le­gen­dä­res In­ter­view mit Hel­mut Kohl und die zahl­rei­chen, zeit­ge­schicht­lich be­deu­ten­den und mehr­fach prä­mier­ten Do­ku­men­ta­tio­nen ins­be­son­de­re in der end­los er­schei­nen­den Mer­kel-Ära, die in schö­ner Re­gel­mä­ssig­keit und zeit­nah in der ARD zu se­hen wa­ren. Im­mer wie­der zeigt er Men­schen, die po­li­ti­sche Macht auf Zeit ha­ben, bei ih­ren Ver­su­chen, im Wi­der­streit zwi­schen Freund und Geg­ner, Me­di­en und Öf­fent­lich­keit für ih­re Idea­le zu agie­ren und da­bei nicht sel­ten ge­hetzt und ge­trie­ben er­schei­nen (manch­mal kom­men­tie­ren zu­sätz­lich Jour­na­li­sten). Zum fast ge­flü­gel­ten Wort wur­de der Ti­tel sei­nes Films über die »ner­vö­se Re­pu­blik«. Die po­li­ti­schen Prot­ago­ni­sten er­laub­ten ihm Ein­blicke, die an­de­ren ver­bor­gen blei­ben. Im Ge­gen­satz zu an­de­ren Fil­me­ma­chern, die sich wuch­tig in­sze­nie­ren, ist Lam­by ein Po­li­tik­flü­ste­rer; in sei­ner zu­rück­hal­ten­den, manch­mal fast an­ti­cham­brie­ren­den, da­bei je­doch nie un­ter­wür­fi­gen Art ge­lin­gen bis­wei­len be­mer­kens­wer­te Ein­sich­ten.

Da­bei for­mu­liert Lam­by mit sei­ner sanft-ein­neh­men­den Stim­me durch­aus Hy­po­the­sen. Noch häu­fi­ger als in ei­nem Film sind sol­che un­ter­schwel­li­gen Be­wer­tun­gen in Bü­chern spür­bar. Und da­mit kommt man auf Ste­phan Lam­bys neue­stes Buch Ernst­fall – Re­gie­ren in Zei­ten des Krie­ges. Der Un­ter­ti­tel lau­tet ein biss­chen ame­ri­ka­nesk »Ein Re­port aus dem In­ne­ren der Macht«. Da­mit wird ei­ne ge­wis­se Er­war­tung ge­schürt. Und Lam­by lässt sich nicht lum­pen.

Auf fast 400 Sei­ten wird das Wir­ken und Han­deln der neu­en Bun­des­re­gie­rung vom De­zem­ber 2021 bis zum 13. Ju­li 2023 (NA­TO-Gip­fel in Vil­ni­us) be­schrie­ben. Da­bei ste­hen zwei The­men im Vor­der­grund, die sich teil­wei­se ge­zwun­ge­ner­ma­ßen über­la­gern. Zum ei­nen die In­va­si­on Russ­lands in die Ukrai­ne vom 24.2.22, die sich ra­sant ver­än­dern­den Pa­ra­me­ter der Au­ßen- und Si­cher­heits­po­li­tik Deutsch­lands und die Aus­wir­kun­gen auf die En­er­gie­ver­sor­gung ei­nes der größ­ten In­du­strie­na­tio­nen der Welt. Und zum an­de­ren die Be­mü­hun­gen um ei­ne öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on des Lan­des im An­ge­sicht des be­droh­li­chen Kli­ma­wan­dels.

Al­le an­de­ren The­men, wie et­wa der frü­he Rück­tritt von An­ne Spie­gel, die sehr um­strit­te­ne Wahl­recht­re­form oder, noch ein­schnei­den­der für die Be­völ­ke­rung, die »Ab­wick­lung« der Co­vid-Pan­de­mie nebst dem De­ba­kel, ei­ne Impf­pflicht zu im­ple­men­tie­ren, wer­den aus­ge­blen­det. Fast ein biss­chen pflicht­schul­dig wirkt ei­ne Er­wäh­nung mit und über Karl Lau­ter­bach, der in An­be­tracht des Kriegs in der Ukrai­ne plötz­lich kaum noch in den Schlag­zei­len steht. Da­bei war ge­ra­de das The­ma Impf­pflicht ei­ne höchst kon­tro­ver­se An­ge­le­gen­heit; quer durch al­le Frak­tio­nen.

Na­tür­lich muss Lam­by Prio­ri­tä­ten set­zen. »Zei­ten­wen­de« und öko­lo­gi­sche Trans­for­ma­ti­on sind die The­men, die Deutsch­land noch lan­ge be­schäf­ti­gen wer­den. Wer im Fe­bru­ar 2022 auf ei­ne ein­sa­me In­sel oh­ne Me­di­en­zu­gän­ge ver­schla­gen wur­de und heu­te, an­dert­halb Jah­re spä­ter zu­rück­ge­kom­men ist, kann mit die­sem Buch sei­ne In­for­ma­ti­ons­de­fi­zi­te rasch und, was die­se The­men an­geht, um­fas­send auf­fül­len. Weit­ge­hend wird chro­no­lo­gisch, zeit­wei­se ta­ge­buch­ar­tig er­zählt. Nur ab und zu gibt es Zu­sam­men­fas­sun­gen. Da­bei ver­mei­det Ste­phan Lam­by dan­kens­wer­ter­wei­se weit­ge­hend die mitt­ler­wei­le gras­sie­ren­de Re­por­ter­un­sit­te, sei­ne Be­ob­ach­tun­gen als Li­te­ra­tur zu ver­klei­den.

Scholz’ »Ar­ro­ganz-An­fäl­le«

Lam­by be­rich­tet von sei­nen zahl­rei­chen Be­geg­nun­gen und Rei­sen – ob mit Olaf Scholz, der An­na­le­na Baer­bock oder Ro­bert Ha­beck. Auch Chri­sti­an Lind­ner trifft er häu­fi­ger, meist in Ber­lin. Im­mer wie­der fin­den sich Mo­men­te, in de­nen er mit den po­li­ti­schen Ak­teu­ren zu ei­nem Ge­spräch zu­sam­men­fin­det. Da­bei be­geg­net er den Po­li­ti­kern für Jour­na­li­sten­ver­hält­nis­se un­vor­ein­ge­nom­men und mit ste­ti­ger Neu­gier. Lam­by gibt zu, dass es nicht im­mer ein­fach ist. Bei­spiel Olaf Scholz. Ihm at­te­stiert er di­ver­se Ma­le »Schau­spie­le« vor der Pres­se ab­zu­lie­fern. Dann wie­der­um – im Flie­ger auf ir­gend­ei­ner Rei­se – sitzt der Bun­des­kanz­ler im Schlab­ber­pul­li mit den Jour­na­li­sten zu­sam­men, wählt ei­ne deut­li­che Spra­che und be­nutzt Schimpf­wör­ter. Es sind we­ni­ger An­ek­do­ten denn Me­ta­mor­pho­sen, die Lam­by da skiz­ziert. Als Scholz vor ei­nem Un­ter­su­chungs­aus­schuss des Ham­bur­ger Se­nats zur Cum-Ex-Af­fä­re ge­la­den wird, platzt aber auch dem so wohl­ge­sinn­ten Re­por­ter der Kra­gen. Scholz lie­fer­te, so Lam­by, ein un­wür­di­ges Schau­spiel ab. »Mit sei­ner han­sea­ti­schen Art wirkt er … so ar­ro­gant wie Mar­kus Söder im Sü­den mit sei­ner ba­ju­wa­ri­schen Kraft­meie­rei.« Spä­ter spricht er so­gar ein­mal von Scholz’ »ge­le­gent­li­chen Ar­ro­ganz-An­fäl­len«. Der Un­ter­su­chungs­aus­schuss des Ham­bur­ger »Fei­er­abend­par­la­ments« war un­ge­nü­gend bis gar nicht vor­be­rei­tet; die Mit­glie­der der SPD spiel­ten Dop­pel­pass mit ih­rem Par­tei­freund. Im Ge­gen­satz zu vie­len an­de­ren Be­richt­erstat­tern wird aus­gie­big die­se »Stra­te­gie« er­klärt (Spoi­ler: Vor­bild ist Josch­ka Fi­scher bei der Vi­sa-Af­fä­re). Und lässt kein gu­tes Haar dar­an. Spä­ter wird sich Lam­by noch­mals echauf­fie­ren und da­bei die Vo­ka­bel »un­ge­hö­rig« ver­wen­den: Als der Bun­des­tag nach der zu­ge­schal­te­ten Re­de des ukrai­ni­schen Prä­si­den­ten Se­len­skyj oh­ne jeg­li­che Ge­gen­re­de zur Ta­ges­ord­nung über­geht und die Ge­burts­ta­ge der Par­la­men­ta­ri­er ver­le­sen wer­den.

Ge­ne­rell be­fin­den sich ein­ge­bet­te­te Jour­na­li­sten wie Lam­by in ei­nem Di­lem­ma. Zum ei­nen drin­gen sie tief in die Denk- und Ent­schei­dungs­pro­zes­se der Po­li­ti­ker ein, er­le­ben die­se so­zu­sa­gen in der Ent­ste­hung, häu­fig ge­stört von klei­nen (und gro­ßen) Schwie­rig­kei­ten und In­tri­gen. Da­bei ler­nen sie auch im­mer mehr den Pri­vat­men­schen ken­nen. An­de­rer­seits neh­men sie pu­bli­kums­wirk­sa­me Ein­ord­nun­gen vor. So wird es bei­spiels­wei­se im­mer Ge­gen­stand von Dis­kus­sio­nen sein, wie die Rol­le ei­nes Bun­des­kanz­lers in ei­ner Re­gie­rungs­ko­ali­ti­on ist. Da­bei ist die An­ge­le­gen­heit im Grund­ge­setz mit der so­ge­nann­ten Richt­li­ni­en­kom­pe­tenz ein­deu­tig ge­re­gelt. Nun gab es bis­her im Bund noch kei­ne Drei­er­ko­ali­ti­on (nimmt man CDU und CSU als eins). Die Ge­schich­te zeigt je­doch, dass schon so man­ches Zwei­er­bünd­nis be­son­ders ge­gen En­de knirsch­te, weil die Ge­mein­sam­kei­ten auf­ge­braucht wa­ren und die Zeit und die Be­reit­schaft fehl­te, wirk­lich grund­le­gen­de Pro­ble­me an­zu­ge­hen. Zwei Mal brach ei­ne Ko­ali­ti­on wäh­rend ei­ner Wahl­pe­ri­ode aus­ein­an­der (1966 und 1982). Die jün­ge­re Ge­schich­te zeig­te re­gel­mä­ßig in den so­ge­nann­ten Gro­ßen Ko­ali­tio­nen ab un­ge­fähr der Mit­te der Le­gis­la­tur Er­mat­tun­gen; un­vor­her­seh­ba­re Kri­sen (Fi­nanz­kri­se, Pan­de­mie) schweiß­ten dann ge­zwun­ge­ner­ma­ßen wie­der zu­sam­men.

Richt­li­ni­en­kom­pe­tenz oder »Ba­sta«?

Lam­by weist zu Recht dar­auf hin, wie re­la­tiv pro­blem­los die »Am­pel« 2021 zu­ein­an­der ge­fun­den hat­te und mit dem An­spruch, ei­ne Ko­ali­ti­on der Re­for­mer zu sein, an­ge­tre­ten war. Knapp zwei Jah­re spä­ter ist von die­ser Auf­bruch­stim­mung nur noch we­nig zu spü­ren. Das Buch zeigt über­deut­lich, wie tief die Grä­ben ins­be­son­de­re zwi­schen den Grü­nen und der FDP ver­lau­fen; Ha­beck und Lind­ner ha­ben sich, wie es heißt, jetzt schon Ver­let­zun­gen zu­ge­fügt, die ir­repa­ra­bel er­schei­nen. Es wä­re al­so in­ter­es­sant, hier die Rol­le des Bun­des­kanz­lers zu un­ter­su­chen. Lam­by be­nennt die Zeit­räu­me und Dis­kus­sio­nen, in de­nen die­ser fast ab­ge­taucht zu sein schien.

Aber fast scheint es egal, was Scholz macht: Er macht es stets falsch. De­le­giert er Pro­blem­lö­sun­gen an Un­ter­händ­ler der Frak­tio­nen oder Par­tei­en, die sich dann strei­ten und ge­gen­sei­tig in wo­chen­lan­gen Dis­kus­sio­nen, die in der Öf­fent­lich­keit aus­ge­foch­ten wer­den, nie­der­ma­chen, ist es falsch. Macht er von sei­ner Richt­li­ni­en­kom­pe­tenz Ge­brauch (Son­der­ver­mö­gen für die Bun­des­wehr, AKW-Ver­län­ge­rung, Co­s­co-Ent­schei­dung), wird so­fort das Wort vom »Ba­sta-Kanz­ler« aus der Mot­ten­ki­ste ge­holt. Ge­gen En­de fällt das Wort vom Mon­ar­chen, der die Kämp­fe am sei­nem »Hof« be­ob­ach­tet, um sich ir­gend­wann dann auf ei­ne Sei­te fest­zu­le­gen. Lam­by ist hier in­dif­fe­rent; wenn man bö­se ist, könn­te man sa­gen: er scholzt. Wenn man kon­ze­diert, dass die zum Teil hef­ti­gen par­tei­tak­ti­schen Kämp­fe der Ko­ali­ti­ons­part­ner un­ter­ein­an­der zu An­se­hens­ver­lu­sten füh­ren (was wie­der­um zum Er­star­ken der AfD führt), so kann man doch Scholz’ Mo­de­ra­ti­ons­stil nicht ernst­haft als Tu­gend der Be­son­nen­heit oder Ab­ge­wo­gen­heit an­se­hen und je­de Kanz­ler­ent­schei­dung sub­ku­tan als au­to­ri­tär be­schrei­ben. Be­zeich­nend, wenn Scholz das Hick­hack zwi­schen den Ko­ali­ti­ons­part­nern als »span­nen­de Dis­kus­sio­nen« an­sieht.

Ähn­li­ches gilt auch für die ruckeln­dem Waf­fen­lie­fe­run­gen an die Ukrai­ne. Lam­bys Buch stellt die lang­wie­ri­gen Pro­zes­se, die Scholz mehr­mals zum Ge­trie­be­nen mach­ten, deut­lich her­aus. Im März 2023 fliegt er 9 Stun­den zu ei­nem halb­of­fi­zi­el­len Ter­min mit Joe Bi­den in die USA. Das Ge­spräch dau­ert 80 Mi­nu­ten; es soll, wie Lam­by weiss, ernst ge­we­sen sein. Scholz hat schein­bar Furcht, dass die USA Deutsch­land nicht bei­ste­hen, soll­te Russ­land die Bun­des­re­pu­blik an­grei­fen. Ist die Furcht ir­ra­tio­nal? Viel­leicht. Viel­leicht nicht. Schon Ade­nau­er hat­te Zwei­fel dar­an, ob die USA ih­ren Bünd­nis­ver­pflich­tun­gen im Ernst­fall (sic!) nach­kom­men wür­de. Hat Scholz mit Bi­den ei­nen »Plan B« be­spro­chen? Denn ei­ne Fra­ge un­ter­lässt Lam­by: Was ist die Stra­te­gie »des We­stens« in die­sem Krieg? Was soll mit den Waf­fen­lie­fe­run­gen er­reicht wer­den, au­ßer, dass sich die Ukrai­ne mehr schlecht als recht ver­tei­di­gen kann (und die Reich­wei­ten von Ra­ke­ten bspw. ab­sicht­lich ein­schränkt)? Ei­ne an­de­re Fra­ge lässt man, so Lam­by, gar nicht an sich her­an: Was pas­siert, wenn die Ukrai­ne »ver­lie­ren« wür­de? (Man er­in­nert sich, dass Scholz nie von ei­nem Sieg der Ukrai­ne ge­spro­chen hat.)

Baer­bock und Deutsch­lands Rol­le in der Welt

Wenn sich Lam­by An­na­le­na Baer­bock wid­met, fragt er un­ter­schwel­lig, ob die Be­ton­hal­tung der Au­ßen­mi­ni­ste­rin bei­spiels­wei­se hin­sicht­lich ei­nes Tref­fens bzw. Nicht­tref­fens mit Ser­gej Law­row der Lö­sung des Kon­flik­tes dient. Sie wol­le, so Lam­by, kei­ne Bil­der mit ihm, dem Lüg­ner und Ver­tre­ter ei­ner Kriegs­ver­bre­cher-Re­gie­rung, lie­fern. Als wür­de es auf die Be­find­lich­kei­ten von Baer­bock an­kom­men. Ihr nass­for­sches Auf­tre­ten wird mehr­fach be­schrie­ben. Bei­spiels­wei­se bei den of­fi­zi­el­len State­ments nach Be­geg­nun­gen mit ih­rem chi­ne­si­schen Amts­kol­le­gen. Man hat das Ge­fühl, die pe­ne­tran­ten Be­leh­run­gen, von de­nen sie nicht ab­las­sen kann, die­nen vor al­lem ih­rer Pro­fi­lie­rung.

Ger­ne hät­te man ein paar Wor­te zur »fe­mi­ni­sti­schen Au­ßen­po­li­tik« Deutsch­lands in Be­zug auf den Iran ge­le­sen. Als dort mas­sen­wei­se Frau­en für ih­re Rech­te auf die Stra­ße gin­gen und zu­sam­men­ge­schla­gen wur­den, blieb das Aus­wär­ti­ge Amt recht schmal­lip­pig. Der Grund: Man ar­bei­tet im­mer noch dar­an, das 2018 von Trump ab­ge­räum­te Atom­ab­kom­men mit dem Iran ir­gend­wie wie­der­zu­be­le­ben. Zu­dem fi­nan­ziert das Aus­wär­ti­ge Amt den Think Tank »Car­po«, dem der deutsch-ira­ni­sche Pu­bli­zist Ad­nan Ta­ba­ta­bai vor­steht. Die­ser fiel ver­schie­dent­lich mit ver­ständ­nis­vol­len Äu­ße­run­gen zum ira­ni­schen Mul­lah-Re­gime auf. Das Mi­ni­ste­ri­um be­stritt die kol­por­tier­te Mel­dung, Ad­nan Ta­ba­ta­bai sei ein di­rek­ter Be­ra­ter der Au­ßen­mi­ni­ste­rin. Den­noch er­hält der Think-Tank staat­li­che Mit­tel.

Di­plo­ma­tie sei, so Lam­by ein­mal, Baer­bocks »Kampf­zo­ne«. Wirk­lich? Einst be­deu­te­te Di­plo­ma­tie end­los lan­ge und meist nichts­sa­gen­de öf­fent­li­che Äu­ße­run­gen. Ge­sprä­che und Ver­hand­lun­gen wur­den hin­ter den be­rühm­ten »ver­schlos­se­nen Tü­ren« ge­führt; wie man in­zwi­schen aus vie­len Schil­de­run­gen weiß, bis­wei­len kon­tro­vers bis kon­fron­ta­tiv, aber zu­wei­len eben auch er­folg­reich. An­na­le­na Baer­bock ist hier­zu – Lam­by er­wähnt dies mehr­mals – der Ge­gen­ent­wurf. Und dies auch zu Olaf Scholz, ih­rem Chef. Der Un­ter­schied: Scholz’ bud­dha­haf­te Flos­kel­wol­ken, sei­ne »ver­ba­le Spar­sam­keit« (Lam­by) sol­len die in­ner­ko­ali­tio­nä­ren, po­li­ti­schen Ent­schei­dungs­pro­zes­se nicht vor­ei­lig prä­ju­di­zie­ren (wä­re man bös­ar­tig könn­te man hier­in auch ei­ne Über­for­de­rung von Scholz her­aus­le­sen). Baer­bocks osten­ta­tiv-öf­fent­li­chen Brüs­kie­run­gen aus­län­di­scher Re­gie­run­gen die­nen weit­ge­hend der Selbst­glo­ri­fi­zie­rung. Dass dies bei ih­rer Kli­en­tel im Land gut an­kommt, ist lo­gisch, denn ins­ge­heim glau­ben die Deut­schen im­mer noch, dass sie die be­sten Wer­te­ver­mitt­ler sind. Wür­de Ste­phan Lam­by im Stil von An­na­le­na Baer­bock sei­nen Jour­na­lis­mus be­trei­ben, wä­ren vie­le sei­ner Do­ku­men­ta­tio­nen und Bü­cher nicht ent­stan­den.

Deutsch­lands geo­po­li­ti­sches Ge­wicht in der Welt, ba­sie­rend vor al­lem auf öko­no­mi­sche Po­tenz, bröckelt. In­zwi­schen wird mehr und mehr deut­lich, wie an­greif­bar Deutsch­land, »der We­sten«, ist. Zu Be­ginn be­such­te Baer­bock u. a. Ma­li und Ni­ger. Kurz zu­vor gab es in Ma­li ei­nen Putsch; die dem We­sten freund­lich ge­son­ne­ne Re­gie­rung exi­stiert nicht mehr. Im Land sind fran­zö­si­sche und deut­sche Sol­da­ten, die un­ter an­de­rem ma­li­sches Mi­li­tär aus­bil­den sol­len, um die ter­ro­ri­sti­schen Be­dro­hun­gen durch Ab­le­ger des IS wir­kungs­voll be­kämp­fen zu kön­nen. Man ist un­si­cher, wie man re­agie­ren soll. Schließ­lich ei­nigt man sich dar­auf, die UN-Mis­si­on fort­zu­set­zen und die Aus­bil­dungs­mis­si­on auf­zu­ge­ben. Ex­em­pla­risch wird deut­lich, wie dys­funk­tio­nal und we­nig durch­dacht deut­sche Po­li­tik ist. Die neu­en Macht­ha­ber in Ma­li wen­den sich bin­nen ei­nes Jah­res voll­stän­dig vom We­sten ab und set­zen Deutsch­land ein Ul­ti­ma­tum, bis wann die Bun­des­wehr zu ge­hen hat und schlie­ßen Ko­ope­ra­tio­nen mit Russ­land und Chi­na. Was Lam­by nach Druck­schluss nicht mehr un­ter­brin­gen konn­te: Auch die neue Fo­kus­sie­rung auf Ni­ger wur­de durch ei­nen Mi­li­tär­putsch kon­ter­ka­riert.

In Äthio­pi­en blieb für Baer­bock auch nur ein Rah­men­pro­gramm. Die­ses Land wird dem­nächst Mit­glied in der BRICS-Grup­pe wer­den. Scholz be­sucht Sau­di-Ara­bi­en, möch­te, dass man sich für ei­ne grö­ße­re Öl-För­der­men­ge ein­setzt, weil die EU rus­si­sches Öl nicht mehr im­por­tie­ren möch­te. Der Vor­schlag ist ei­gent­lich lä­cher­lich. Kein An­bie­ter wird frei­wil­lig sei­ne Ka­pa­zi­tä­ten er­hö­hen, weil da­durch na­tür­lich der Preis un­ter Druck kom­men wür­de. Ver­süsst wer­den soll­te dies mit Zu­ge­ständ­nis­sen für Waf­fen­lie­fe­run­gen (im­mer noch ist Sau­di-Ara­bi­en in­di­rek­te Kriegs­par­tei im Bür­ger­krieg im Je­men). Sau­di-Ara­bi­en geht trotz­dem auf Scholz’ Wunsch nicht ein. Im Ge­gen­teil: Man be­schließt spä­ter mit den an­de­ren Kar­tell­teil­neh­mern, die För­der­men­ge zu dros­seln. Und auch die­ses Land wird 2024 zu den BRICS-Staa­ten ge­hö­ren. Wie da­mit um­ge­hen? Lam­by sieht in Scholz’ State­ment, man müs­se »wer­te­ge­lei­te­te Po­li­tik zwar wei­ter­be­trei­ben, aber auch im­mer das »Wohl des Lan­des« da­bei im Au­ge hal­ten. Ei­ne Kom­pro­miss­li­nie. Spä­ter wird »wer­te­ba­siert« auf »re­gel­ba­siert« kor­ri­giert. Jetzt müss­te er nur noch er­klä­ren, wor­in der Un­ter­schied be­steht.

Ha­beck vs. Lind­ner

Zwangs­läu­fig hat das Buch ei­ne grü­ne Schlag­sei­te. Al­lei­ne da­durch, dass mit An­na­le­na Baer­bock und Ro­bert Ha­beck gleich zwei Po­li­ti­ker der Grü­nen be­glei­tet und por­trai­tiert wer­den. Da­bei wird Ha­beck mal als Rock ’n Rol­ler der deut­schen Po­li­tik dar­ge­stellt, mal als nach­denk­lich-er­schöpf­ter Ar­bei­ter im Wein­berg des Wirt­schafts- und Kli­ma­mi­ni­ste­ri­ums. Kei­ne Fra­ge: Der An­griff auf die Ukrai­ne und die Sank­tio­nen ge­gen­über Russ­land ha­ben sein Mi­ni­ste­ri­um häu­fig ge­nug in den Fo­kus der Öf­fent­lich­keit ge­bracht. Ha­beck sei so et­was wie der »Po­ster­boy« der Am­pel­re­gie­rung, be­herr­sche die »Kunst der po­li­ti­schen Kom­mu­ni­ka­ti­on«, so Lam­by (an­ders als Scholz oder Baer­bock – so möch­te man er­gän­zen). Wie kein an­de­rer Po­li­tik des Ka­bi­netts wird er ge­zwun­gen, wenn es um die Ver­sor­gungs­si­cher­heit Deutsch­lands geht, zwi­schen Pra­xis und Ide­al ba­lan­cie­ren, die rich­ti­ge Wahl »zwi­schen ver­schie­de­nen Schur­ken« (Roh­stoff­lie­fe­ran­ten bzw. ‑pro­duk­ten) tref­fen. Da­bei muss er, an­ders als die Au­ßen­mi­ni­ste­rin, die Wor­te spa­zie­ren füh­ren kann, kon­kre­te Po­li­tik be­trei­ben, die im Zwei­fel Mil­lio­nen Bür­ger be­tref­fen. Mehr­mals kon­fron­tiert Lam­by Ha­beck mit der Fra­ge, was wich­ti­ger sei: Kli­ma­schutz (und da­mit Par­tei­pro­gram­ma­tik) oder Ver­sor­gungs­si­cher­heit. Stets ist die Ant­wort gleich. Da­her hat er auch am En­de kei­ne Pro­ble­me in der Not­wen­dig­keit der Ver­län­ge­rung der Lauf­zei­ten der Atom­kraft­wer­ke.

Wenn man den Maß­stab an po­li­ti­sches Han­deln in Kri­sen­zei­ten legt, dann schnei­det Ro­bert Ha­beck in die­sem Buch mit gro­ßem Ab­stand am be­sten ab. Dass er Feh­ler ge­macht hat (et­wa bei der Be­set­zung sei­nes Mi­ni­ste­ri­ums), wird da­bei we­der ver­schwie­gen noch schön ge­re­det. Aber Ha­beck ver­mei­det, wo es geht, Sprech­bla­sen. Und er er­schlägt sein Ge­gen­über nicht mit mo­ra­lin­sauren State­ments. Aus­rut­scher wie ein Land mit­tels Sank­tio­nen »rui­nie­ren« zu wol­len oder sich mit Russ­land »im Krieg« zu be­fin­den, wür­den ihm trotz ge­le­gent­li­cher Über­ar­bei­tung nicht un­ter­lau­fen.

Ein biss­chen thea­tra­lisch ist es aber schon, wenn Lam­by »gro­ße Ver­let­zun­gen« fest­stellt, die sich »die Re­gie­rungs­part­ner« ge­gen­sei­tig zu­ge­fügt hät­ten. Schuld sei­en »macht­stra­te­gi­sche Über­le­gun­gen«, die das »Grund­ver­trau­en des An­fangs« zu Gun­sten ei­nes Miss­trau­ens er­setzt hät­ten, »das je­des Ge­mein­schafts­ge­fühl zer­set­zen kann.« Das »kann« ist wich­tig, weil es die Hy­po­the­se wie­der ein biss­chen ein­holt. Ins­be­son­de­re Ro­bert Ha­beck kämpft auf meh­re­ren Plät­zen gleich­zei­tig. Zum ei­nen fühlt er sich in der Pflicht, Deutsch­land als In­du­strie­stand­ort mit En­er­gie zu ver­sor­gen. Dann wie­der­um muss er die Pro­gram­ma­tik sei­ner Par­tei ein­hal­ten. Lam­by hat auch ei­nen klei­nen Ab­schnitt da­bei, in dem er die Ri­va­li­tät zwi­schen Ha­beck und Baer­bock be­schreibt. 2025 möch­te Ha­beck die Ge­wohn­heit, dass zu­nächst ei­ne Frau auf Platz Eins ei­ner Li­ste steht, ab­schaf­fen und Kanz­ler­kan­di­dat mit­tels Mit­glie­der-Ur­wahl wer­den.

Kein Rauch bei Scholz

Und schließ­lich müs­sen die Grü­nen Rück­sicht auf den klein­sten Ko­ali­ti­ons­part­ner, die FDP neh­men. Bei­de Par­tei­en sind welt­an­schau­lich weit aus­ein­an­der. Zu­dem ver­lie­ren die Li­be­ra­len ei­ne Land­tags­wahl nach der an­de­ren, was zu un­kon­trol­lier­ten Pro­fi­lie­rungs­an­fäl­len führt. Er­staun­lich, dass Lam­by aus­ge­rech­net Ca­ro­lin Emcke zur Mi­se­re der FDP zi­tiert. Und es ver­wun­dert die De­mut ei­nes Chri­sti­an Lind­ner, der Lam­by in ei­nem Ge­spräch ge­steht, er wür­de mit dem heu­ti­gen Wis­sen nicht mehr Op­po­si­ti­ons­ar­beit wie frü­her ma­chen. Lei­der un­ter­bleibt ei­ne Er­läu­te­rung da­zu.

Et­was schrul­lig wird Lam­by, wenn er sehr früh die po­li­ti­sche Ar­beit vom spä­te­ren Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster Bo­ris Pi­sto­ri­us be­schreibt; das ist zu deut­lich aus dem nach­träg­li­chen Wis­sen ge­schöpft. Die we­ni­gen Sze­nen, mit de­nen Lea Bo­nase­ra und die »Letz­te Ge­ne­ra­ti­on« ein­ge­bun­den wer­den, wir­ken auf­ge­setzt. Auf ge­le­gent­li­che Spit­zen ver­zich­tet auch der be­däch­ti­ge Lam­by nicht. Als er ein­mal Olaf Scholz in des­sen Ar­beits­zim­mer im Kanz­ler­amt be­sucht, stellt er fest, dass die­ser im Ver­gleich zu An­ge­la Mer­kel nur we­nig ver­än­dert ha­be. Und dann heißt es plötz­lich: »Nur mal an­ge­nom­men, Ar­min La­schet wür­de als Bun­des­kanz­ler hier re­si­die­ren, dann wür­de es über­all nach ab­ge­stan­de­nem Rauch rie­chen, ir­gend­wo wür­den Zi­ga­ril­lo-Schach­teln her­um­lie­gen. Bei Olaf Scholz liegt nichts her­um.« War­um ei­ne sol­che Vol­te?

Ein biss­chen keilt er auch ge­gen die ehe­ma­li­ge Kanz­le­rin, der er einst wohl­wol­lend be­geg­net war. Nach dem Ge­spräch mit Alex­an­der Osang (es war eher ei­ne Hul­di­gung des Jour­na­li­sten vor der Ex-Kanz­le­rin) be­merkt er, wie Mer­kel er­klärt, dass ihr früh klar war, das Pu­tin die Eu­ro­päi­sche Uni­on »zer­stö­ren« will, weil er sie als Vor­stu­fe zur NATO sieht. We­ni­ge Ta­ge spä­ter gibt Scholz ein In­ter­view und äu­ßert sich ähn­lich, spricht da­von, dass ihm stets Pu­tins Ziel, NATO und EU auf­zu­lö­sen, vor Au­gen ge­we­sen war. Aber wenn dies da­mals Kanz­le­rin und Vi­ze­kanz­ler so klar war – war­um ha­ben sie dann se­hen­den Au­ges ei­ne Ap­pease­ment-Po­li­tik mit Pu­tin ge­trie­ben? Wenn, wie Scholz spä­ter sagt, kein Zwei­fel dar­an be­stan­den ha­be, dass Pu­tin Gas und Öl als »Waf­fe« ein­set­zen wür­de – war­um gab es dann ein Fest­hal­ten an Nord Stream 2 bis in das Jahr 2022 her­ein? Lam­by fragt dies im Buch. Aber hat er es auch Scholz ge­fragt? Wenn ja: Wie war die Ant­wort?

Um in die Ver­trau­ens­po­si­ti­on zu kom­men be­darf es ei­ner Men­ge Re­spekt – auf bei­den Sei­ten. Ste­phan Lam­by macht auch kei­nen Hehl dar­aus, dass es Ver­schwie­gen­heits­ver­spre­chen gibt. Den­noch schreckt er nicht vor si­tua­ti­ven Ein­drücken und bis­wei­len har­ten Ur­tei­len zu­rück. Da­bei be­merkt er ein­mal, dass Scholz im­mer dann mit­teil­sam wird, »wenn er et­was nicht sagt«. Dies trifft min­de­stens teil­wei­se auch auf den Au­tor Ste­phan Lam­by zu. Ge­ra­de dies macht die­ses Buch so le­sens­wert, auch wenn ei­nem bis­wei­len die Chro­no­lo­gie des Ge­we­se­nen (z. B. Tan­kra­batt, Gas­um­la­ge, Hei­zungs­ge­setz) an­strengt. Ich kann mir nicht vor­stel­len, dass in dem bald er­schei­nen­den Film die­se Span­nung ent­ste­hen kann. Da­her ist das Buch oh­ne Vor­be­hal­te zu emp­feh­len.

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  1. Ei­ni­ge kur­ze Be­mer­kun­gen zum Film Ernst­fall – Re­gie­ren am Li­mit

    Ich ha­be die drei Fol­gen à je ca. 30 Mi­nu­ten, die in der Me­dia­thek ab­ruf­bar sind, ge­se­hen. Wie er­war­tet, ist der Ein­druck zum Buch un­ter­schied­lich.

    Zu­sätz­lich zu den Ge­sprächs­aus­schnit­ten mit den Haupt­prot­ago­ni­sten Scholz, Baer­bock, Ha­beck und Lind­ner (hin­zu kommt Kanz­ler­amts­mi­ni­ster Schmidt, der im Film, wie mir scheint, mehr zu Wort kommt als im Buch) gibt es auch kur­ze State­ments von Jour­na­li­sten. Dies prak­ti­zier­te Lam­by schon im­mer. Ich bin kein gro­ßer Freund da­von, weil sie die jour­na­li­sti­sche Sicht ver­stär­ken, die ja ei­gent­lich ei­ne sol­che Do­ku­men­ta­ti­on nicht trans­por­tie­ren soll­te.

    Zwei Er­eig­nis­se, die im Buch ei­ne wich­ti­ge Rol­le spie­len, wur­den nicht auf­ge­nom­men. Zum ei­nen Scholz’ Auf­tritt beim Ham­bur­ger »Cum-Ex«-Untersuchungsausschuss. Und die Nach­be­trach­tung zur Se­len­skyj-Re­de vor dem Bun­des­tag. In bei­den Fäl­len hat­te Lam­by de­zi­dier­te Ur­tei­le for­mu­liert, die hart mit den Re­gie­ren­den und Par­la­men­ta­ri­ern ins Ge­richt ge­hen.

    Lei­der fin­den sich in dem Film zu vie­le Zu­ge­ständ­nis­se an den Bou­le­vard. Schon der ge­wähl­te Un­ter­ti­tel »Re­gie­ren am Li­mit« ist grenz­wer­tig. Hier soll ei­ne Dra­ma­tik er­zeugt wer­den. Dass die Her­aus­for­de­run­gen groß wa­ren (bzw. sind) kann man ernst­haft nicht be­strei­ten. Aber nur weil sich Ver­hand­lun­gen über Ge­set­ze in­ner­halb der Ko­ali­ti­on über vie­le Stun­den hin­zie­hen, kann man sich nicht in Über­trei­bun­gen er­ge­hen. Zu­mal die Ur­sa­chen für die­se end­lo­sen Ver­hand­lun­gen nicht be­nannt wer­den (Stich­wort: Richt­li­ni­en­kom­pe­tenz des Kanz­lers).

    Ge­ra­de­zu lä­cher­lich fin­de ich die Dar­stel­lun­gen der Po­li­ti­ker als Weit­blicken­de – vor ih­ren je­wei­li­gen Bü­ro- oder Flug­zeug­fen­stern, die noch mit me­lo­dra­ma­ti­scher Mu­sik un­ter­malt sind. Die­se über­trie­be­ne In­sze­nie­rung trägt da­zu bei, dass der Film von vie­len Zu­schau­ern als »re­gie­rungs­freund­lich« sub­su­miert wur­de. Ei­ni­ge stel­len gar Ver­glei­che mit Le­ni Rie­fen­stahl an, was na­tür­lich Un­sinn ist.

    An vie­len Re­ak­tio­nen ist deut­lich ab­zu­le­sen, dass die fil­mi­schen Pa­thos­in­sze­nie­run­gen (wer sie auch im­mer zu ver­ant­wor­ten hat) die ei­gent­li­chen Schwer­punk­te über­la­gern. Der Är­ger ist dar­über so groß, dass die sub­ku­ta­ne Auf­for­de­rung, sich auf­grund der Kör­per- und Wort­spra­che der ein­zel­nen Ak­teu­re ein Ur­teil zu bil­den, ab­sor­biert wird. Man sieht nur noch das, was man se­hen will. Da­durch ge­rät der Film in ei­ne Schief­la­ge, weil das Han­deln der Re­gie­rungs­po­li­ti­ker idea­li­siert, ja glo­ri­fi­ziert wird. Die Bild­spra­che ist bis­wei­len ei­ne Ka­ta­stro­phe.

    Ich blei­be da­bei: Das Buch ist ab­so­lut le­sens­wert.

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