Joris Luyendijk ging mit 27 Jahren als Korrespondent in den Nahen Osten; zunächst für eine Radiostation und die niederländische Zeitung »De Volkskrant«, später dann für »NRC Handelsblad«. Er war auch kurze Zeit für das niederländische Fernsehen tätig. Vermutlich – so spekuliert er selber – hatte er den Zuschlag für die Stelle hauptsächlich wegen seines Arabistik-Studiums erhalten; Bewerbern mit primär journalistischem Hintergrund war er wohl deshalb vorgezogen worden. Luyendijk hat über diese Zeit (sie dauerte von 1998 bis 2003) ein Buch mit dem doppeldeutigen Titel »Wie im echten Leben« geschrieben, welches in den Niederlanden – trotz weniger »offizieller« Besprechungen – für Furore sorgte und mit 120.000 verkauften Exemplaren ein Bestseller wurde (was man dem Buch naturgemäss nicht vorwerfen kann).
Medien
Lakota Country
Es gibt einen neuen Staat auf dieser Welt. Nanu, werden Sie sagen – hat sich das Kosovo jetzt schon unabhängig erklärt? Nein, das Kosovo ist es nicht. Es ist »Lakota Country«. Mitten in den Vereinigten Staaten von Amerika. Eine Sezession.
Am 19.12.2007 haben die Lakota Sioux alle Verträge mit den USA gekündigt; das Ende von »150 Jahren Kolonialismus«, wie es in der Erklärung heisst. Dies sei, so wird versichert, völkerrechtlich vollkommen legal. Den Botschaften von Bolivien, Venezuela, Chile und Südafrika sei die Erklärung bereits übergeben worden; Irland und Osttimor hätten schon »Interesse« gezeigt. Den Vereinten Nationen und anderen Ländern würde sie noch zugehen.
»Gelegentlich nicht begeistert...«
Maybrit Illner, die unlängst ihre mangelnde Kritikfähigkeit in einem patzigen Gespräch mit Tillmann P. Gangloff von der Frankfurter Rundschau unter Beweis stellte, hat ein Buch geschrieben, in dem sie unter anderem Politiker in bestimmte Gruppen quantifiziert. In »Planet Interview« ist hierüber ein Interview erschienen. Illner beklagt darin unter anderem Formulierungen von Politikern, die so technokratisch ...
Die FAZ und ihre Kampagnen
Im Moment macht das neue Layout der FAZ mächtig Furore. Kommentare werden nun nicht mehr in Fraktur überschrieben und es gibt jetzt wohl täglich ein buntes Bild auf der Titelseite. Dies wiederum führt in anderen Zeitungen zu Kommentaren (und gelegentlich Häme) über den neuen Weg der FAZ. Und vielleicht entdeckt der geneigte Leser ja nach »Original und Fälschung«-Manier noch andere Kleinigkeiten.
Jens Jessen befand diese äusserlichen Änderungen vor einigen Wochen schon als »Normalisierung nach unten«. Er meinte dabei das Niveau und seine Befürchtungen klangen sogar echt. Und irgendwie glauben wir doch alle, dass eine Lockerung des äusseren Erscheinungsbilds auch immer mit einer Lockerung der Sitten zu tun hat; hier: der Qualität.
Es gibt nun einen sehr schönen Vortrag von Gunther Nickel mit dem Titel Kein Einzelfall, abgedruckt im »Titel-Magazin«, der akribisch anhand dreier von der FAZ massgeblich geführten Kampagnen belegt, dass es auch mit Fraktur und ohne bunte Bildchen schon Elemente des Boulevardjournalismus gab, die höchst zweifelhafte Urteile gebar. Leser wurden, so Nickels Urteil, tendenziös informiert und insbesondere die Journalisten Frank Schirrmacher und Hubert Spiegel kümmerten sich nicht um elementare journalistische Sorgfaltspflichten.
Billige Erregung
Merkwürdig. Da verlässt Roger Schawinski nach drei Jahren den Geschäftsführer-Posten bei »Sat.1« und fast die gesamte deutsche Medienlandschaft stimmt – Monate danach – in einen Trauergesang ein. Der Öffner im fast devot geführten Spiegel-Online-Interview vom 21.08.07 lautet: »…in Ihren drei Jahren als Chef von »Sat.1« wandelte sich der Sender vom Sorgenkind zum Vorzeigeschüler.« Woran machen ...
Alles Käse
Seit einigen Tagen wird der zu erwartende Anstieg bei Milch und Milchprodukten unter anderem auch eine erhöhte Nachfrage für diese Produkte aus Asien – speziell aus China – angeführt.
Soeben meldete immer noch die ZDF-»heute«-Sendung davon (»Andererseits steigt die Milchnachfrage in Schwellenländern wie China.«) – und auch die Tagesschau schloss sich dem Tenor der Meldung an. Von der »Bild«-Zeitung ist man ja nichts anders gewöhnt. Und die »FTD« erklärt, dass Chinesen mit Käse keine Probleme hätten. Das Gegenteil ist der Fall.
Die neue Inquisition
Die Inquisitoren der Gesinnungsmafia machen, das zeigt die Diskussion um den Schauspieler Tom Cruise und dessen Stauffenberg-Film, inzwischen auch nicht vor den reproduzierenden Künstlern halt.

So abstrus und überflüssig die Einzelheiten des hoch emotional behandelten Themas auch sein mögen – es ist ein weiteres Mosaiksteinchen für eine zunehmend gesinnungsästhetisch urteilende Meinungslobby.
Die Produktion eines Kunstwerkes genügt dabei nicht mehr nur rein ästhetischen Kriterien, die dann von der Kulturkritik entsprechend besprochen werden. Stattdessen wird ein Gesinnungskonsens eingefordert, dessen immanente Kriterien werkfremd sind. Vom Künstler wird quasi eine Präambel verlangt; eine Art »Zulassung« zum Kulturbetrieb.
Die Abschreiber
Am Sonntag wurde in Klagenfurt im Rahmen der »31. Tage der deutschsprachigen Literatur« der Ingeborg-Bachmann-Preis vergeben. Die neun Juroren benennen denjenigen, dem sie den Ingeborg-Bachmann-Preis geben wollen. Jeder liefert eine kurze Begründung. Gibt es beim ersten Mal keine Mehrheit, dann finden Stichwahlen statt.
Im Gegensatz zu den späteren Preisen (sozusagen dem 2. bis 4. Preis) war die Kürung des Hauptpreisträgers in diesem Jahr schnell erledigt. Im ersten Wahlgang erreichte Lutz Seiler 6 von 9 Stimmen.