Wil­fried Schar­nagl: Bay­ern kann es auch al­lein

Wilfried Scharnagl: Bayern kann es auch allein
Wil­fried Schar­nagl:
Bay­ern kann es auch al­lein

Ir­gend­wie ge­hör­te Wil­fried Schar­nagl schon im­mer da­zu. Ich war nur über­rascht, als ich in den 70er Jah­ren er­fuhr, er sei »Jour­na­list«. Un­ter ei­nem Jour­na­li­sten stell­te ich mir ei­nen we­nig­stens for­mal dia­lek­ti­schen, of­fe­nen Geist vor. Ein Irr­tum, der mir ab und zu auch heu­te noch un­ter­läuft, mich aber längst nicht mehr der­art kons­terniert wie da­mals. Zwar muss man auch Journa­listen ih­re ei­ge­ne Mei­nung, ihr ei­ge­nes Welt­bild, zu­ge­ste­hen. Aber wie kann je­mand der­art se­lek­tiv und par­tei­isch sein und sich gleich­zei­tig noch auf der Kar­te des Jour­na­li­sten fah­ren? Da Schar­nagl auf der po­li­ti­schen Sei­te stand, die ich ri­go­ros ab­lehn­te, kam mir die Ver­zerrung noch viel deut­li­cher vor. Aber wer sich der­art zum Sprach­rohr, zum Blind­ver­ste­her sei­nes Men­tors, al­so Franz Jo­sef Strauß, mach­te, ver­spiel­te jeg­li­che Glaub­wür­dig­keit.

Mit Strauß’ Tod 1988 ließ Schar­nagls me­dia­le Prä­senz nach. Sein Ein­fluss als Strippen­zieher im Hin­ter­grund dürf­te je­doch län­ge­re Zeit noch er­heb­lich ge­we­sen sein. Auf Strauß folg­te »Ami­go« Streibl als baye­ri­scher Minister­präsident. Da­nach dann der »Sau­ber­mann« Stoi­ber, der in ei­nem heu­te noch nicht ein­mal an­satz­wei­se auf­be­rei­te­ten CSU-in­ter­nen Putsch 2007 zum Rück­tritt ge­zwun­gen wur­de. 2001, zwei Jah­re nach­dem Stoi­ber Mi­ni­ster­prä­si­dent ge­wor­den war, hat­te Schar­nagl sei­nen Po­sten beim »Bayern­kurier« ge­räumt. Aber noch heu­te nimmt er an Sit­zun­gen der ober­sten CSU-Par­tei­­­gre­mi­en teil. Er ist Mit­glied des Vor­stands der Hanns-Sei­del-Stif­tung. Und ge­le­gent­lich darf er in sei­nem im­mer noch pol­tern­den Stil in ei­ner der zahl­rei­chen Talk­shows exo­ti­sche Po­si­tio­nen ein­neh­men.

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Die »Wie-es-uns-gefällt«-Aussenpolitik

In sei­ner Dis­ser­ta­ti­on »Spra­che und Au­ßen­po­li­tik – Der deut­sche und US-ame­ri­ka­ni­sche Dis­kurs zur An­er­ken­nung Kroa­ti­ens« schreibt Ralf Pio­trow­ski:

An­fang No­vem­ber 1991 wur­de die di­plo­ma­ti­sche An­er­ken­nung Slo­we­ni­ens und Kroa­ti­ens er­klär­tes Ziel deut­scher Au­ßen­po­li­tik. Bis zu die­sem Zeit­punkt hat­te Deutsch­land sei­ne Po­li­tik der An­er­ken­nung als na­tio­na­le Posi­tion an­ge­se­hen, die im EG-Rah­men nicht aus­rei­chen­de Un­ter­stüt­zung fand. Von nun an kon­zen­trier­ten sich die di­plo­ma­ti­schen Be­mü­hun­gen dar­auf, die Part­ner­staa­ten der Eu­ro­päi­schen Ge­mein­schaft auf dem ein­ge­schla­ge­nen Weg zu hal­ten. Falls sich dies als nicht mög­lich er­wei­sen soll­te, soll­te die An­er­ken­nung not­falls im Al­lein­gang voll­zo­gen wer­den. Am 8. No­vem­ber 1991, wäh­rend des NA­TO-Gip­fels in Rom, rich­te­te US-Prä­si­dent Bush an Bun­des­kanz­ler Kohl ei­ne De­mar­che. Wa­shing­ton be­schul­dig­te Deutsch­land, die in­ter­na­tio­na­len Be­mü­hun­gen zu unter­wandern, in­dem es die Re­pu­bli­ken da­zu er­mu­ti­ge, ih­re Unab­hängigkeit durch­zu­set­zen. Die deut­sche Re­gie­rung fuhr dessen­ungeachtet mit ih­rer An­er­ken­nungs­po­li­tik fort. Mit­te No­vem­ber infor­mierte Bun­des­kanz­ler Kohl Prä­si­dent Mit­te­rand of­fi­zi­ell über die deut­schen Plä­ne, Kroa­ti­en an­er­ken­nen zu wol­len. Mit­te­rand ge­gen­über recht­fer­tig­te Kohl die­ses Vor­ge­hen mit Ver­weis auf in­nen­po­li­ti­schen Druck aus ver­schie­de­nen Rich­tun­gen. En­de No­vem­ber wa­ren Kohl und Gen­scher zu der Über­zeu­gung ge­langt, Deutsch­land kön­ne die An­er­ken­nung Slo­weniens und Kroa­ti­ens not­falls oh­ne ei­nen EG-Kon­sens voll­zie­hen, oh­ne da­mit die Ver­ein­ba­run­gen mit den EG-Part­nern zu ver­let­zen. Bundes­kanzler Kohl kün­dig­te am 27. No­vem­ber wäh­rend ei­ner Haus­haltsdebatte die di­plo­ma­ti­sche An­er­ken­nung „noch vor dem Weih­nachtsfest“ an.

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La­ko­ta Coun­try

Es gibt ei­nen neu­en Staat auf die­ser Welt. Na­nu, wer­den Sie sa­gen – hat sich das Ko­so­vo jetzt schon un­ab­hän­gig er­klärt? Nein, das Ko­so­vo ist es nicht. Es ist »La­ko­ta Coun­try«. Mit­ten in den Ver­ei­nig­ten Staa­ten von Ame­ri­ka. Ei­ne Se­zes­si­on.

Am 19.12.2007 ha­ben die La­ko­ta Sioux al­le Ver­trä­ge mit den USA ge­kün­digt; das En­de von »150 Jah­ren Ko­lo­nia­lis­mus«, wie es in der Er­klä­rung heisst. Dies sei, so wird ver­si­chert, völ­ker­recht­lich voll­kom­men le­gal. Den Bot­schaf­ten von Bo­li­vi­en, Ve­ne­zue­la, Chi­le und Süd­afri­ka sei die Er­klä­rung be­reits über­ge­ben wor­den; Ir­land und Ost­ti­mor hät­ten schon »In­ter­es­se« ge­zeigt. Den Ver­ein­ten Na­tio­nen und an­de­ren Län­dern wür­de sie noch zu­ge­hen.

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