Jörg Sundermeier, Chef des Verbrecher-Verlags, sorgte mit seinem Interview im »BuchMarkt« vom 25.01. für einiges Aufsehen. In einer Art heiligem Zorn beklagte er den Niedergang der Literaturkritik. Im Teaser zum Interview wird auf ein Kolloquium über Literaturkritik am 30.01. in Mainz hingewiesen. Dabei lohnt ein Blick auf die Vortragenden; unter anderen wirken mit: Sandra Kegel, Uwe Wittstock und Hubert Winkels. Drei Kritiker, die mehr als nur eingebunden sind in genau den Betrieb, den es kritisch zu hinterfragen gilt. Rainer Moritz, der das Kolloquium moderierte, versuchte auch sogleich Sundermeiers Einwände zu relativieren, in dem er zwar einige Probleme einräumte, aber das Gesamturteil dann doch nicht bestätigen wollte.
Nun ja, es ist verständlich, dass der Hang zur Selbstreflexion nicht sehr ausgeprägt ist. Exemplarisch sei hier Sandra Kegels Kurztext zu ihrem Vortrag angeführt, um die Reflexionstiefe der Kritikergilde insgesamt aufzuzeigen. Sie schreibt: »Dass wir uns in einem kulturellen Sinkflug befinden, ist immer häufiger zu hören, der Niedergang des bürgerlichen Feuilletons wird allenthalben beklagt, insbesondere bei der Königsdisziplin Literaturkritik. Ich glaube, das Gegenteil ist der Fall.«
Lieber Herr Struck, Herr Sundermeier hat sich mitnichten vom Buchreport interviewen lassen. Der BuchMarkt war’s. Ganz andere Baustelle...
Touché; Raddatz’scher Fehler (der Link stimmt allerdings). Auf »Glanz und Elend« wurde es korrigiert.
Moritz spricht von Dingen die sich (im Lauf von ein paar Jahren) zugespitzt haben und Problemen; dann heißt es, dass nichts schlechter geworden ist. Er wirkt wie jemand der die Probleme tatsächlich kennt (»Es geht viel zu wenig um stilistische und erzählerische Fragen.«), sie aber zerredet.
Naja, Moritz gehört ja meiner Einschätzung nach zu den Guten. Dass er die Probleme sieht, steht außer Frage. Aber er möchte eben noch keinen Lärm erzeugen, also wiegelt er ab.
Ja, aber gerade das finde ich seltsam (Kritik ist nicht notwendig Lärm).