Gerade lese ich wie zufällig dass der Literaturwissenschaftler, Übersetzer und Dichter Fabjan Hafner verstorben ist. Hafner wurde nur 49 Jahre alt. Sein Tod ist unfassbar für mich.
Natürlich hatte ich 2008 sein Buch »Peter Handke – Unterwegs in Neunte Land« gelesen. In meiner Hybris schickte ich ihm den Link zu meiner Besprechung mit einigen Kritikpunkten und er antwortete sogar. Berührungsängste mit »Dilettanten« (meine Formulierung) hatte Hafner nicht. Endlich lernte ich ihn persönlich auf einem Handke-Symposium in Mürzzuschlag 2012 kennen. Er war sehr freundlich und heiter, gänzlich ohne Allüren – morgens um acht beim Frühstück wie nachts um eins auf dem Weg zurück zum Hotel. Seine Stimme erinnerte mich zuweilen an die des jungen Klaus-Maria Brandauer. Als ein Teilnehmer kurzfristig ausfiel, übernahm er einen Vortrag. Der Text war derart brillant, dass ich das Manuskript von ihm erbat. Er bedauerte jedoch und zeigte auf das Notizfeld seines Smart-Phones. Dort waren fünf, sechs Stichpunkte hineingetippt. Der Rest war improvisiert.
Hafner war ein großartiger Kenner nicht nur der Literatur Peter Handkes. Er übersetzte mit Akribie und Hingabe Autoren wie Florjan Lipuš und Gustav Januš vom Slowenischen ins Deutsche und entdeckte auch so manchen unverdient-unbekannten Schriftsteller für den deutschen Sprachraum. Er fungierte als Herausgeber (u. a. von Christine Lavant), schrieb Kritiken und literaturwissenschaftliche Aufsätze. Dünkel waren ihm fremd; er schrieb klar und geschliffen, wollte gelesen und auch verstanden werden. Geehrt wurde Hafner auch als Lyriker für seine mal düsteren, mal melancholischen, mal heiteren Gedichte. Unermüdlich sein Wirken um mehr über den Kärntner Widerstand zu erfahren.
Wir blieben lose in Kontakt und schickten uns zuweilen Grüße. Vor gerade einmal knapp einem Jahr, am 23. April, traf ich ihn in Graz. Er war mit Josef Winkler für ein paar Stunden zu einem Workshop über Handkeonline gekommen. Er erklärte sich bereit, meine Erzählung »Grindelwald« zu lesen. Und was ich nicht hoffte, trat dann ein: er schrieb mir eine persönliche Kritik dazu; lobte und kritisierte und ermutigte mich, weiterzumachen.
Sein Gruß für 2016 war voller Enthusiasmus und Lebensfreude. Oft hatte ich versprochen nach Klagenfurt zu kommen; tatsächlich plante ich einen Besuch für den Spätsommer dieses Jahres ein. Dieser wunderbare Fabjan Hafner wird nicht mehr da sein. Ich hatte noch so viele Fragen an ihn, wollte noch so viel von ihm lernen, mich von seiner Leidenschaft für die Literatur anspornen lassen.
(Mehr und Besseres kann ich im Moment nicht schreiben. Der Schmerz ist zu groß)