Der Journalist, Biograph und Reporter Malte Herwig hatte Radovan Karadžić, der als einer der Drahtzieher des Massakers von Srebrenica gilt, des größten Kriegsverbrechens in Europa nach dem Zweiten Weltkrieg, im Gefängnis in Scheveningen besucht und in einer eindrucksvollen Reportage davon im letzten »SZ-Magazin« zusammen mit Ronen Steinke berichtet.1 Malte Herwig war so freundlich, einige Fragen hierzu beantworten.2
Begleitschreiben: Sie haben Radovan Karadžić besucht und gesprochen. Konnten Sie immer während des Gesprächs von den ihm zur Last gelegten Taten abstrahieren?
Malte Herwig: Ja, ein sachlicher Zugang ist die einzige Gesprächsbasis für ein gutes Interview. Ich würde auch Adolf Hitler interviewen – vorausgesetzt er ist geständig. Es ist doch feige und unehrlich gegenüber dem Publikum, wenn man sich empört und Fragen stellt im Duktus von: »Sie sind ein böser Mensch, was sagen Sie dazu?«. Ich habe Mörder, Geisteskranke und Rassisten interviewt. Aber der Interviewer ist kein Richter. Mich interessiert nicht, ob meine Gesprächspartner gute oder schlechte Menschen sind, sondern was sie zu ihren Taten angetrieben hat.
"Gesichter des Todes" - "Süddeutsche Zeitung Magazin" Nr. 19, 9. Mai 2014, S. 12-18 ↩
Die Fragen und Antworten wurden per E-Mail ausgetauscht. ↩