No com­ment? Ein Vor­schlag für die Zu­sam­men­füh­rung, Ver­dich­tung und In­te­gra­ti­on von On­line-Kom­men­ta­ren.

Chri­stoph Kap­pes fass­te in sei­nem, vor et­li­chen Ta­gen ver­öf­fent­lich­tem, Text über Kom­men­ta­re, Trol­le und di­gi­ta­le Kom­mu­ni­ka­ti­on, die Maß­nah­men der Süd­deut­schen Zei­tung in dem fol­gen­den Pa­ra­do­xon zu­sam­men: »Darf das Mei­nen (-> Mei­nungs­frei­heit) ein­ge­schränkt wer­den, um das Mei­nen (-> Mei­nungs­bil­dung) si­cher­zu­stel­len?« Sind al­so ein­schrän­ken­de Maß­nah­men er­for­der­lich um On­line-Dis­kus­sio­nen zu er­mög­li­chen, bzw. die­se teil­wei­se oder ganz ab­zu­schal­ten, um ei­nen Raum der Mei­nungs­bil­dung über­haupt zu er­hal­ten? Ein Recht auf Kom­men­tie­rung gä­be es nicht1.

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  1. Im Allgemeinen ist das sicher richtig, manche ad personam gerichteten Angriffe von Journalisten könnten allerdings als Rechtfertigung dienen.  

Der Schwarm ist nicht nur di­gi­tal. Ei­ne Re­plik.

Das Netz und al­le da­mit ver­bun­de­nen Phä­no­me­ne las­sen sich nicht nur un­auf­ge­reg­ter, son­dern auch bes­ser ver­ste­hen, wenn man zwei (an­son­sten ei­gent­lich üb­li­che) An­nah­men trifft: Er­stens: Das Netz gibt es nicht, al­len­falls als Ver­ein­fa­chung und Ab­strak­ti­on, es ist ein Me­di­um über das In­di­vi­du­en mit­ein­an­der in­ter­agie­ren und kom­mu­ni­zie­ren, und da­mit viel­fäl­tig, wie die Welt selbst, auch wenn es nur ei­nen Teil der­sel­ben dar­stellt oder re­prä­sen­tiert. Zwei­tens: Al­le die dar­an teil­ha­ben, es ge­stal­ten oder kon­su­mie­ren, sind Men­schen und brin­gen grund­sätz­lich je­ne Mo­ti­ve, Hand­lun­gen oder Ver­hal­tens­wei­sen mit, die sie aus ih­rem All­tag ge­wohnt sind; des­halb soll­ten al­le Phä­no­me­ne des Net­zes zu­nächst ein­mal da­hin­ge­hend be­trach­tet wer­den, ob sie auch in der Welt au­ßer­halb des Net­zes be­ob­acht­bar sind. Das schließt nicht aus, dass die­ses Me­di­um spe­zi­fi­sche Pro­ble­me oder Phä­no­me­ne her­vor­bringt, för­dert oder fil­tert: Ge­nü­gen die be­kann­ten Er­klä­run­gen nicht mehr, dann müs­sen neue ge­fun­den und be­grün­det wer­den, die dann mit dem Me­di­um selbst zu­sam­men­hän­gen, es kenn­zeich­nen und als ty­pisch an­zu­se­hen wä­ren.

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Kein Stö­rer, nir­gends oder: Das Elend der Er­eig­nis­lo­sig­keit

Chri­sti­an Kracht hat­te in Zü­rich aus sei­nem neu­en Buch »Im­pe­ri­um« ge­le­sen. Und al­le gin­gen hin. Aber sie gin­gen nicht nur hin. Sie be­rich­te­ten auch. Al­le war­te­ten auf den Skan­dal, den Eklat. Lei­der blieb er aus. Der Au­tor hat­te sich schon vor­her Fra­gen nach der Le­sung ver­be­ten. Scha­de für die an­ge­rei­ste Jour­na­li­stik von Spie­gel, FAZ, Süd­deut­sche Zei­tung und dpa. Was nun, da doch nichts pas­siert war?

Egal sagt sich das Feuil­le­ton. Wenn man schon mal da ist, muss man auch dar­über schrei­ben. Wo­bei es ei­gent­lich nichts Un­er­gie­bi­ge­res gibt als über ei­ne Le­sung zu be­rich­ten. Der Spie­gel macht aus der Not ei­ne Tu­gend: »Jetzt sprach er«, heißt es eben­so groß­kot­zig wie un­ge­nau. Ste­fan Kuz­ma­ny er­zählt zu­nächst von sei­nem Abend­essen und gibt sich als nicht be­son­ders gut in­for­miert, was er durch stän­di­ges »oder so ähn­lich« un­ter­strei­chen möch­te. Da­bei hat er das in­kri­mi­nier­te Buch we­nig­stens an­ge­le­sen, was man dar­an merkt, dass er den Duk­tus Krachts zu imi­tie­ren sucht, wenn auch un­be­hol­fen. »Kei­ne Klä­rung« ver­mel­det der Re­por­ter dann am En­de. Der Trost für den Le­ser: Links da­ne­ben kann man »Im­pe­ri­um« di­rekt im Spie­gel-Shop be­stel­len.

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