Tatsächlich war es vielleicht noch zu keiner Zeit weniger schwierig als heute zu Wirkung und Geltung zu gelangen; und gerade weil es so leicht ist zu »wirken«, scheint es unmöglich zu wirken.
Von jeder Plakatsäule droht ein neuer, besonderer Weltumsturz, schreien Enthüllungen, locken frisch entdeckte Dimensionen. Die Folge ist, daß sich niemand mehr darüber aufregt; außer den Leuten natürlich, die von ihrer Aufregung leben.
Wir sind überfüttert mit Gedanken.*
Ist das die Klage eines gut bezahlten Redakteurs eines (sogenannten) Qualitätsmediums, der seine Meinungsführerschaft durch neue, obskure Kräfte unterminiert sieht? Oder einfach nur eine Feststellung eines desillusionierten Bloggers, der das souveräne Ignorieren durch die etablierten Medien sträflich unterschätzt hatte und trotz aller Anstrengungen seine regelmäßigen Besucher problemlos in einem Mittelklassewagen unterbringen könnte? Und mittendrin der seufzende Leser, Zuschauer, Zuhörer: Wir hingegen stöhnen unter der Last von [...] Meinungen, von denen jede einzelne nicht Unrecht hat und die doch weder einzeln, noch mitsammen das Gefühl der Wahrheit geben. Es scheint, wir sind mitten im aktuellen Überforderungs-Klagediskurs à la »Payback«.