Li­te­ra­tur­kri­tik spie­len

Nach dem Fa­t­­wa-Text ei­nes ge­wis­sen Edo Re­ents über Ju­dith Her­mann (am Ran­de ging es dort auch um ihr Buch »Al­ler Lie­be An­fang«) gab es aus dem er­lauch­ten Kreis nach zeit­li­cher Ver­zö­ge­rung nur zwei Stim­men, die sich ge­nö­tigt sa­hen zu wi­der­spre­chen. Die ei­ne ist Iris Ra­disch in der »Zeit«, de­ren Text zur Si­cher­heit erst gar nicht ...

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Der Wich­tig­tu­er

Um es vor­weg zu sa­gen. Ich ha­be Ju­dith Her­manns Ro­man »Al­ler Lie­be An­fang« nicht ge­le­sen. Ich ken­ne nur ih­re drei Ge­schich­ten­bän­de. Als ganz gro­ße Li­te­ra­tur ka­men mir Her­manns Ge­schich­ten nicht vor. Aber in ih­ren be­sten Mo­men­ten spie­gel­ten sie sehr wohl ei­ne ge­wis­se Stim­mung ei­ner Ge­ne­ra­ti­on und zeig­ten der äl­te­ren Ge­ne­ra­ti­on (aus de­nen sich vie­le Kri­ti­ker rekrutier[t]en) ei­ne neue, bis­her un­be­kann­te Welt.

»Al­ler Lie­be An­fang« wur­de mit gro­ßem Mar­ke­ting vor­ge­stellt. End­lich hat die Ge­schich­ten­er­zäh­le­rin ei­nen Ro­man ge­schrie­ben. Der Ro­man gilt (völ­lig unverständlicher­weise) als Kö­nigs­dis­zi­plin im Li­te­ra­tur­be­trieb. Dass die Li­te­ra­tur­kri­tik die­se Fi­xie­rung im­mer wie­der mo­niert, ist et­was heuch­le­risch, weil ge­fühlt die zwei­te Fra­ge an Ge­schich­ten­schrei­ber im­mer wie­der lau­tet, wann denn der er­ste Ro­man kommt. Für mich hat­te ich be­schlos­sen, die­ses Buch nicht zu le­sen, zu­mal mich auch das ver­meint­li­che The­ma (Stal­king) nicht be­son­ders in­ter­es­siert.

Die Stim­men der Kri­tik zu »Al­ler Lie­be An­fang« wa­ren fast al­le ver­hal­ten bis ab­leh­nend; bei Hel­mut Böt­ti­ger, Eber­hard Falcke oder Ijo­ma Man­gold gut be­grün­det.

Aber die­se li­te­ra­risch ori­en­tier­ten Kri­ti­ken ge­fal­len dem stell­ver­tre­ten­den Feuil­le­ton­chef der FAZ Edo Re­ents nicht. Mit gro­ßem Aplomb hat er ver­meint­li­che Kri­tik zu dem Buch ge­schrie­ben, die in Wahr­heit die Au­torin tref­fen soll. Re­ents Text ist von ei­ner Nie­der­tracht, die ein biss­chen ge­nau­er be­trach­tet wer­den soll (al­le Kur­siv­set­zun­gen aus dem Text):

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»Wir­bel­sturm in der Tee­tas­se« oder: Was die F.A.Z. nicht mehr on­line stellt

Der Ger­ma­nist Alan Kee­le stell­te neu­lich fest: Wal­ter Kem­pow­ski hat­te aus per­sön­li­chen Grün­den in den Jah­ren 1947/48 Kon­takt mit dem ame­r­ka­ni­schen Ge­heim­dienst CIC. (s. auch »Ent­hül­lungs­geil«) Kee­le be­ton­te, dass dies kei­ne sen­sa­tio­nel­le Ent­hül­lung sei, son­dern nichts mehr als ei­ne Fuß­no­te, wenn auch ei­ne in­ter­es­san­te. Der F.A.Z.-Redakteur Edo Re­ents mach­te dar­aus ei­ne Sen­sa­ti­on mit dem ef­fekt­ha­sche­ri­schen Ti­tel »Wal­ter Kem­pow­ski war doch ein Spi­on«.

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Ent­hül­lungs­geil

Edo Re­ents hat viel Schnaps ge­trun­ken und mit ei­nem Pro­fes­sor ei­ne gar tol­le Ent­hül­lung prä­sent: Wal­ter Kem­pow­ski war ein Spi­on! Ei­ne »Bom­be« er­kennt der of­fen­bar nicht ganz trink­fe­ste Re­dak­teur da und »spek­ta­ku­lär« schallt es aus den Feuil­le­ton-Stu­ben (ins­besondere der FAZ), die in aus­glei­chen­der Ge­rech­tig­keit jetzt end­lich auch ein­mal ei­nen Nicht-Alt­lin­ken de­kon­stru­ie­ren möch­te. So ganz neu sei das al­les nicht sagt dann der Pro­fes­sor im sin­ni­ger­wei­se lan­ge ins Be­zahl­ar­chiv ge­steck­ten Bei­trag, der sich beim ge­nauen Le­sen schon als Rohr­kre­pie­rer er­weist (Ge­spräch mit Alan Kee­le [»Das geht ja aus den Ro­ma­nen selbst her­vor«]).

Der Nach­klapp von heu­te will die tau­meln­de Mücke noch ein biss­chen auf­pep­pen und be­haup­tet noch ein­mal trot­zig ei­ne Ba­na­li­tät: Wal­ter Kem­pow­ski hat in sei­nen Ro­ma­nen nicht im­mer die Wahr­heit ge­schrie­ben!

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