»Phantastische Geschichten« werden Alban Nikolai Herbsts Erzählungen, die unter dem Titel »Selzers Singen« soeben erschienen sind, untertitelt (und ergänzt wird das ein bisschen kokett mit: »und solche von fremder Moral«). Das Adjektiv phantastisch ist eine zutreffende Charakterisierung dieser zwölf Geschichten (die kürzeste hat knapp vier Seiten, die längste 24), wobei der Grad der »Phantastik« durchaus ...
Xaver Bayer: Heute könnte ein glücklicher Tag seinDer Ich-Erzähler in »Heute könnte ein glücklicher Tag sein« bleibt namenlos. Er ist Student, wohnt in Wien (was ist deprimierender als Wien?), aber man erfährt nicht, was er studiert. Da ziemlich viel von Literatur die Rede ist und eine melancholische Faszination für das Bild des toten Robert Walser im Schnee besteht, vermutet man irgendwann, dass es Literatur oder Germanistik ist. Die Vorlesungen besucht er so gut wie nie. Sein Lernplan ist chaotisch; selbstgesteckte Ziele hält er nicht ein. Trotzdem macht der die »Scheine« und ist irgendwann fertig. Er beginnt seine Diplomarbeit, die jedoch von seinem »Betreuer« als essayistisch und nicht wissenschaftlich genug abgelehnt wird. Wie es dann weitergeht, bleibt unausgesprochen.
Zwar nimmt er sporadisch monatsweise Jobs an, aber die ökonomische Versorgung ist nebulös. Er geht sehr oft aus, konsumiert Alkohol und Drogen in beträchtlichem Ausmass; unterhält ein Auto und reist gelegentlich. Es bleibt unklar, wie er diesen Lebenswandel finanziert.