Pe­ter Wald­mann: Ter­ro­ris­mus – Pro­vo­ka­ti­on der Macht

Peter Waldmann: Terrorismus - Provokation der Macht
Pe­ter Wald­mann: Ter­ro­ris­mus – Pro­vo­ka­ti­on der Macht
Die­je­ni­gen, die sich mit ei­ner ge­nau­en und in­ten­si­ven Be­schäf­ti­gung über Ter­ro­ris­mus fast zwangs­läu­fig jen­seits von Hy­ste­rie und Af­fekt be­ge­ben, lernt der Me­di­en­nut­zer fast aus­schließ­lich über das Me­di­um Buch ken­nen. Hier be­steht (noch) die Mög­lich­keit, sich dif­fe­ren­ziert mit ei­nem Phä­no­men aus­ein­an­der­zu­set­zen, das in Wirk­lichkeit (fast) so alt ist wie die Mensch­heit. Nach den An­schlägen vom 11. Sep­tem­ber 2001 hat­ten Bü­cher über Ter­ro­ris­mus ei­nen kaum für mög­lich ge­hal­te­nen Boom er­fah­ren. Bis hin­ein in die po­pu­lär­wis­sen­schaft­li­che Li­te­ra­tur gilt nun das als un­ter­su­chens­wert, was ge­mein­hin frü­her als das häss­li­che Werk­zeug ei­ni­ger we­ni­ger fa­na­ti­sier­ter Spin­ner ab­ge­tan wur­de. Um­so zahl­rei­cher presch(t)en in den gän­gi­gen Me­di­en die so­ge­nann­ten »Ter­ro­ris­mus-Ex­per­ten« nach vor­ne, die je­doch mit zu­meist aus all­ge­mein zu­gäng­li­chen Quel­len zu­sam­men­ge­ba­stel­ten The­sen nur sehr ober­fläch­li­che Ana­ly­sen an­bie­ten und all­zu ger­ne in fahr­läs­sig kon­stru­ier­te Be­dro­hungs­sze­na­ri­en ver­fal­len.

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An­dre­as El­ter: Pro­pa­gan­da der Tat

Andreas Elter: Propaganda der Tat
An­dre­as El­ter: Pro­pa­gan­da der Tat

An­dre­as El­ter, seit Ok­to­ber 2007 Pro­fes­sor für Jour­na­li­stik an der Uni­ver­si­tät zu Köln, ent­wirft in sei­nem Buch »Pro­pa­gan­da der Tat – Die RAF und die Me­di­en« zu­nächst ei­ne Art Psy­cho­gramm ter­ro­ri­sti­scher Grup­pen, wo­bei er es merk­wür­di­ger­wei­se ver­mei­det, ei­ne De­fi­ni­ti­on des Ter­ro­ris­mus an sich vor­zu­neh­men und die grup­pen­dy­na­mi­schen Pro­zes­se in­ner­halb der Gruppe(n) mit auf­führt. Das zeigt sich im Lau­fe des Bu­ches manch­mal als klei­ne Schwä­che und wenn er am En­de meint, der Ter­ro­ris­mus ha­be sich in den letz­ten drei­ssig Jah­ren ver­än­dert, weil jetzt nicht nur un­be­tei­lig­te Per­so­nen so­zu­sa­gen »zu­fäl­lig« Op­fer von An­schlä­gen wer­den, son­dern die­se Zi­vi­li­sten in­zwi­schen mit Vor­satz um­ge­bracht wer­den, so spricht El­ter ei­nen we­sent­li­chen Punkt an, der – das zeigt er auch im Buch – der RAF im Lau­fe ih­rer »Ak­ti­vi­tä­ten« enor­me Sym­pa­thien ge­ko­stet hat. Das stellt er zwar durch­aus an­hand der ein­zel­nen An­schlä­ge auch fest, den­noch ver­mei­det er ei­ne di­rek­te De­kon­struk­ti­on der Selbst­ein­schät­zung der RAF als Gue­ril­la. Dies ver­mut­lich des­halb, weil er zu­min­dest den An­fän­gen der RAF, die­sem Zer­falls­pro­dukt der Stu­den­ten­be­we­gung, ei­ne ge­wis­se mo­ra­li­sche Le­gi­ti­ma­ti­on (und Au­to­ri­tät) nicht per se ab­spricht.

Ver­gleicht man El­ters Punk­te mit den Merk­ma­len des Ter­ro­ris­mus, wie sie Loui­se Ri­chard­son in »Was Ter­ro­ri­sten wol­len« for­mu­liert hat, er­ge­ben sich im für die­ses Buch ent­schei­den­den Punkt – der me­dia­len »Ver­mark­tung« des Ter­rors – deut­li­che Par­al­le­len. Über­ra­schend hier­bei ist dann, dass Ri­chard­sons Cha­rak­te­ri­sti­kum der me­dia­len Kom­po­nen­te deut­li­cher for­mu­liert ist als bei El­ter. Sie schreibt: »Zweck von Ter­ro­ris­mus ist nicht, den Feind zu be­sie­gen, son­dern ei­ne Bot­schaft zu ver­kün­den.« Bei El­ter klingt das ein biss­chen ne­bu­lö­ser: Ter­ro­ri­sti­sche Grup­pen set­zen pri­mär auf phy­si­sche Ge­walt (die aber gleich­zei­tig psy­chi­sche Wir­kun­gen in­ten­diert) und spek­ta­ku­lä­re Ak­tio­nen, wel­che die mas­sen­me­dia­le Ver­brei­tung si­cher­stel­len, die Öf­fent­lich­keit er­rei­chen und ei­nen lang­fri­sti­gen Schock­ef­fekt her­bei­füh­ren sol­len.

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