Sahra Wa­gen­knecht: Die Selbst­ge­rech­ten

Sahra Wagenknecht: Die Selbstgerechten

Sahra Wa­gen­knecht:
Die Selbst­ge­rech­ten

Sahra Wa­gen­knecht ge­hört in Deutsch­land zwar zu den be­kann­te­sten Po­li­ti­kern der Par­tei Die Lin­ke (hier im wei­te­ren »Links­par­tei« ge­nannt, um die­se von der all­ge­mein­po­li­ti­schen Rich­tung »Lin­ke« ab­zu­gren­zen), aber ist auch ein Bei­spiel da­für, dass Be­kannt­heit, über­par­tei­li­che Be­liebt­heit und Re­spekt nicht au­to­ma­tisch mit Ein­fluss in der je­wei­li­gen Par­tei ver­bun­den ist. Man spricht dann schnell von je­man­den, der »in der fal­schen Par­tei« sei.

Man kann Wa­gen­knecht vie­les vor­wer­fen, aber Angst vor Kon­flik­ten ge­hört nicht da­zu. Trotz ih­rer Ent­mach­tung nebst Ab­lö­sung als Frak­ti­ons­vor­sit­zen­de der Links­par­tei im Bun­des­tag 2019 und dem mehr oder we­ni­ger sicht­ba­ren Schei­tern ei­ner au­ßer­par­la­men­ta­ri­schen, lin­ken Samm­lungs­be­we­gung »auf­ste­hen« wagt sie sich im­mer wie­der ins Ge­tüm­mel. So wur­de sie un­längst zur Spit­zen­kan­di­da­tin der Links­par­tei in NRW ge­wählt, was da­hin­ge­hend in­ter­es­sant ist, weil Wa­gen­knecht ei­gent­lich nichts mit die­sem Bun­des­land zu tun hat. Was sie nicht da­von ab­hält, im Wahl­kreis Düs­sel­dorf II an­zu­tre­ten.

Zum in­ner­par­tei­li­chen Streit­fall wur­de die Kan­di­da­tur un­ter an­de­rem durch die Pu­bli­ka­ti­on ih­res neue­sten Bu­ches »Die Selbst­ge­rech­ten«, in dem Wa­gen­knecht fu­ri­os mit dem so­ge­nann­ten »Links­li­be­ra­lis­mus« ins Ge­richt geht, für den sie bis­wei­len den leicht de­spek­tier­li­chen, aber grif­fi­gen Be­griff »Life­style-Lin­ke« ver­wen­det.

Al­len Be­kennt­nis­sen zum Trotz ist »Die Selbst­ge­rech­ten« bis­wei­len durch­aus auch ei­ne Ab­rech­nung. Da­bei ist es kein Zu­fall, dass es star­ke Über­ein­stim­mun­gen mit Bernd Ste­ge­manns »Die Öf­fent­lich­keit und ih­re Fein­de« gibt – war doch Ste­ge­mann Mit­grün­der und im Vor­stand von »auf­ste­hen«. Wa­gen­knechts Vor­ha­ben geht aber wei­ter. Zwar kri­ti­siert sie zu­nächst auf rund 200 Sei­ten die so­ge­nann­te »lin­ke« Iden­ti­täts­po­li­tik, aber an­schlie­ßend fol­gen auf rund 140 Sei­ten Po­si­tio­nie­run­gen für ei­ne neue, zeit­ge­mä­sse »lin­ke« Po­li­tik, die die­sen Na­men ver­die­nen soll.

Ent­frem­de­te Life­style-Lin­ke

Im Fo­kus von Wa­gen­knechts Kri­tik steht der »Links­li­be­ra­lis­mus«. Da­mit meint sie aus­drück­lich nicht die so­zi­al­li­be­ra­le Po­li­tik­rich­tung der Re­gie­run­gen zwi­schen 1969 und 1982: »Wenn in die­sem Buch von Links­li­be­ra­lis­mus die Re­de ist, ist der Be­griff im­mer im mo­der­nen Ver­ständ­nis als Be­zeich­nung für die Welt­sicht der Life­style-Lin­ken ge­meint und nie in dem frü­he­ren Wort­sinn.« Die­se Un­ter­schei­dung sei wich­tig weil bei­de Denk­rich­tun­gen nichts mit­ein­an­der zu tun hät­ten. Den Be­griff ver­wen­de sie trotz­dem, weil er sich eta­bliert ha­be. Da­mit ver­fährt sie ähn­lich wie in ih­rem Buch »Frei­heit statt Ka­pi­ta­lis­mus« von 2011, in dem »Neo­li­be­ra­lis­mus« eben­falls in der zeit­ge­nös­si­schen Kon­no­ta­ti­on (vul­go: de­re­gu­lier­tes Wirt­schafts­sy­stem) ver­wen­det wird und nicht im Sin­ne der ordo-li­be­ra­len Ent­wür­fe von Eucken und Mül­ler-Arm­ack (ob­wohl sie die­se er­wähnt).

Die vor­ge­brach­te Dia­gno­se ist bei­lei­be nicht neu: Sich links wäh­nen­de Ak­ti­vi­sten, mehr­heit­lich aka­de­misch aus­ge­bil­det, so­li­de Mit­tel- bis Ober­schicht, groß­städ­tisch, »welt­of­fen und selbst­ver­ständ­lich für Eu­ro­pa, auch wenn je­der un­ter die­sen Schlag­wor­ten et­was an­de­res ver­ste­hen mag«, be­sorgt ums Kli­ma, setzt sich für »Eman­zi­pa­ti­on, Zu­wan­de­rung und se­xu­el­le Min­der­hei­ten ein«. Sie usur­pie­ren den Dis­kurs in­ner­halb der po­li­ti­schen Lin­ken. Der Na­tio­nal­staat ist die­sen »Life­style-Lin­ken« ein Aus­lauf­mo­dell: Man schätzt »Au­to­no­mie und Selbst­ver­wirk­li­chung mehr als Tra­di­ti­on und Ge­mein­schaft. Über­kom­me­ne Wer­te wie Lei­stung, Fleiß und An­stren­gung fin­det [man] un­cool.«

Wa­gen­knecht kon­sta­tiert ei­ne Ent­frem­dung der Lin­ken mit ih­ren po­ten­ti­el­len Wäh­lern: »Frü­her ge­hör­te es zum lin­ken Selbst­ver­ständ­nis, sich in er­ster Li­nie für die we­ni­ger Be­gün­stig­ten ein­zu­set­zen, für Men­schen oh­ne ho­he Bil­dungs­ab­schlüs­se und oh­ne res­sour­cen­star­kes fa­mi­liä­res Hin­ter­land. Heu­te steht das La­bel links meist für ei­ne Po­li­tik, die sich für die Be­lan­ge der aka­de­mi­schen Mit­tel­schicht en­ga­giert und die von die­ser Schicht ge­stal­tet und ge­tra­gen wird.«

Ge­meint ist der bis­wei­len ver­bit­ter­te, in Uni­ver­si­tä­ten aber auch so­zia­len Netz­wer­ken bis hin­ein in die Pu­bli­zi­stik ge­führ­te Kampf für Sprach- und Sprech­ge- bzw. ver­bo­te, vor al­lem je­doch ge­gen ver­meint­li­chen Ras­sis­mus und Dis­kri­mi­nie­run­gen von Min­der­hei­ten. Er will al­ler­dings, so Wa­gen­knecht, kei­ne recht­li­che Gleich­heit, son­dern ufert aus in »Quo­ten und Di­ver­si­ty, al­so für die un­glei­che Be­hand­lung un­ter­schied­li­cher Grup­pen.« Die Fol­ge: »Der iden­ti­täts­po­li­ti­sche Links­li­be­ra­lis­mus, der die Men­schen da­zu an­hält, ih­re Iden­ti­tät an­hand von Ab­stam­mung, Haut­far­be, Ge­schlecht oder se­xu­el­len Nei­gun­gen zu de­fi­nie­ren, […] spal­tet […] da, wo Zu­sam­men­halt drin­gend not­wen­dig wä­re. Er tut das, in­dem er an­geb­li­che Min­der­hei­ten­in­ter­es­sen fort­lau­fend in Ge­gen­satz zu de­nen der Mehr­heit bringt und An­ge­hö­ri­ge von Min­der­hei­ten da­zu an­hält, sich von der Mehr­heit zu se­pa­rie­ren und un­ter sich zu blei­ben. Nach­voll­zieh­ba­rer­wei­se führt das bei der Mehr­heit ir­gend­wann zu dem Ge­fühl, die ei­ge­nen In­ter­es­sen ih­rer­seits ge­gen die der Min­der­hei­ten be­haup­ten zu müs­sen.« (Her­vor­he­bun­gen S. W.)

Je­der, der dies kri­ti­siert, wird so­fort dif­fa­miert. Da­bei ent­deckt Wa­gen­knecht fein­sin­nig die Dop­pel­mo­ral: Dort wo Di­ver­si­ty und Frau­en­quo­ten so­zu­sa­gen über­erfüllt sind, al­so ei­ne »Rei­ni­gungs­ko­lon­ne ih­re Putz­kräf­te re­kru­tiert oder ein Lie­fer­dienst sei­ne Piz­za-Aus­trä­ger, fragt nie­mand nach Di­ver­si­ty, die dürf­te in die­sem Be­reich oh­ne­hin über­erfüllt sein.« Dort wer­de dann auch nicht nach ad­äqua­ten Löh­nen und ta­rif­ver­trag­lich ge­si­cher­ten Ar­beits­be­din­gun­gen ge­schaut; die even­tu­ell auf­tre­ten­den Schief­la­gen gar nicht erst be­merkt. »Ging es der tra­di­tio­nel­len Lin­ken dar­um, die Men­schen zu er­mu­ti­gen, ih­re Iden­ti­tät vor al­lem über ih­re so­zia­le Stel­lung zu de­fi­nie­ren, al­so et­wa als Ar­bei­ter, sieht die Iden­ti­täts­theo­rie die wich­tig­ste iden­ti­täts­stif­ten­de Be­stim­mung des Men­schen in Merk­ma­len, die au­ßer­halb und un­ab­hän­gig von sei­nem so­zia­len und ge­sell­schaft­li­chen Le­ben exi­stie­ren.«

Ver­wechs­lung von Ur­sa­che und Wir­kung

Mit an­de­ren Wor­ten: Die über­zo­ge­nen links-iden­ti­tä­ren Vol­ten er­zeu­gen erst die Hin­wen­dung von be­stimm­ten Be­völ­ke­rungs­schich­ten zu rechts­po­pu­li­sti­schen Par­tei­en. Be­stes Bei­spiel da­für der Wahl­kampf Hil­la­ry Clin­tons 2016, in dem sie »die mög­li­chen Trump-Wäh­ler als Bas­ket of de­plo­rables be­schimpf­te, was frei über­setzt An­samm­lung von Er­bärm­li­chen« be­deu­tet. Dar­aus fol­gert: »Ei­ne Lin­ke, die ei­nen rea­li­sti­schen Um­gang mit Pro­ble­men als rechts äch­tet, spielt der Rech­ten die Bäl­le zu.« (Her­vor­he­bun­gen S. W.) Fast ein biss­chen süf­fi­sant er­läu­tert Wa­gen­knecht dann noch, wie bei­spiels­wei­se die rechts­po­pu­li­sti­sche und in ge­sell­schaft­li­chen The­men re­ak­tio­nä­re PiS in Po­len mit ih­rer »cou­ra­gier­ten So­zi­al­po­li­tik« ein ei­gent­lich ur­lin­kes Pro­gramm um­ge­setzt ha­be – mit dem Er­folg, Wah­len zu ge­win­nen.

Dass die »Be­we­gung der Bes­ser­ge­stell­ten«, wie Wa­gen­knecht die Nach­fah­ren der »wohl­ha­ben­den Bür­ger­kin­der« nennt, ih­re Da­seins­be­rech­ti­gung in die­ser Iden­ti­täts­po­li­tik su­chen, könn­te da­mit zu­sam­men­hän­gen, dass sie tra­di­tio­nell-lin­ke Uto­pien längst ver­wor­fen und sich sei­ner­seits im glo­ba­len Ka­pi­ta­lis­mus mit Ap­ple, Ama­zon und Goog­le nicht nur ab­ge­fun­den, son­dern ein­ge­rich­tet hat. In­so­fern ist der Ge­dan­ke, der auch bei Ste­ge­mann auf­taucht, dass die Iden­ti­täts­po­li­tik und »Neo­li­be­ra­lis­mus« zwei Phä­no­me­ne der glei­chen Me­dail­le sind, ver­mut­lich rich­tig. Wenn Wa­gen­knecht da­von spricht, dass sich die­se Lin­ken nicht mehr für die »Un­ter­pri­vi­le­gier­ten« ein­set­zen, so kon­sta­tiert sie dort ei­ne apo­li­ti­sche Hal­tung, die sich da­hin­ge­hend er­schöpft, dass Min­der­hei­ten nicht gleich­ge­stellt wer­den (was sie recht­lich längst sind), son­dern dau­er­haft ein­sei­tig pri­vi­le­giert wer­den sol­len.

In­dem Wa­gen­knecht die üb­li­che Iden­ti­täts­po­li­tik-Be­schimp­fung nicht end­los for­ciert, son­dern ins Ver­hält­nis zu den lin­ken Tra­di­tio­nen setzt, ent­larvt sie die Life­style-Lin­ke als des­in­ter­es­siert an den ak­tu­el­len ge­sell­schafts­öko­no­mi­schen Fra­gen. Wa­gen­knecht tritt ve­he­ment für ei­ne Re-Fo­kus­sie­rung der Lin­ken auf die öko­no­mi­schen und ge­sell­schaft­li­chen Her­aus­for­de­run­gen ein. Der Kampf ge­gen dis­kri­mi­nie­ren­de Be­grif­fe wie Zi­geu­ner­so­ße oder der Ak­ti­vis­mus ge­gen­über ei­nes hol­pe­ri­gen State­ments von Jo­an­ne K. Row­ling, wel­ches an­geb­lich Trans­men­schen be­lei­di­gen soll, sind, so die The­se im Buch, für Life­style-Lin­ke wich­ti­ger als um die Er­hö­hung von Min­dest­löh­nen, die Durch­set­zung von Ta­rif­ver­trä­gen oder die Ab­schaf­fung von Zeit­ver­trä­gen zu kämp­fen. Wa­gen­knecht nennt die­se Prot­ago­ni­sten »Mo­ra­li­sten oh­ne Mo­ral«. Bei al­ler Schär­fe ver­mei­det sie ei­nen end­gül­ti­gen Bruch da­hin­ge­hend, weil sie das An­sin­nen an sich noch als »links« wei­ter de­fi­niert bei­be­hält. Hier­in liegt ei­ne nicht un­er­heb­li­che Schwä­che der Ar­gu­men­ta­ti­on.

Im üb­ri­gen ver­wirft Wa­gen­knecht die all­seits kol­por­tier­te The­se vom »rech­ten Zeit­geist« schlüs­sig: »Wer die Er­fol­ge der Rech­ten durch ei­nen an­geb­lich rech­ten Zeit­geist er­klärt, lie­fert ei­ne be­que­me Er­klä­rung, kei­ne rich­ti­ge. Denn er ver­wech­selt Ur­sa­che und Wir­kung. Rech­te Par­tei­en wer­den nicht des­halb ge­wählt, weil es mehr Ras­si­sten, mehr Ho­mo­pho­be oder schlicht mehr Re­ak­tio­nä­re gibt. Um­ge­kehrt gilt aber: Der wach­sen­de Ein­fluss der po­li­ti­schen Rech­ten in der öf­fent­li­chen De­bat­te und in den So­zia­len Me­di­en ver­än­dert das po­li­ti­sche Kli­ma und auch das Den­ken vie­ler Men­schen in ei­ne Rich­tung, die am En­de zu mehr Res­sen­ti­ments, mehr Vor­ur­tei­len und mehr Feind­se­lig­keit füh­ren wird. Aber das wä­re dann das Er­geb­nis, es ist nicht die Vor­aus­set­zung rech­ter Wahl­er­fol­ge.«

De-Glo­ba­li­sie­rung auf al­len Fel­dern – in­klu­si­ve Mi­gra­ti­on

Die Re­ak­tio­nen aus dem Ju­ste Mi­lieu zei­gen, dass Wa­gen­knecht mit ih­ren Aus­füh­run­gen Voll­tref­fer ge­lan­det hat. Man­che schei­nen dann gar nicht mehr wei­ter­ge­le­sen zu ha­ben. Denn das, was pro­gram­ma­tisch ent­wor­fen wird, ist tra­di­tio­nel­le lin­ke So­zi­al­po­li­tik. Das ist aber ge­nau das, wor­an die Life­style-Lin­ken so ih­re The­sen, kein In­ter­es­se mehr ha­ben.

Ei­ni­ges da­von konn­te man be­reits in »Frei­heit statt Ka­pi­ta­lis­mus« le­sen. Da sind bei­spiels­wei­se die glo­ba­li­sie­rungs­kri­ti­schen Tö­ne Wa­gen­knechts. Nach wie vor sieht sie in der Glo­ba­li­sie­rung Vor­tei­le für Kon­zer­ne und Mit­tel- und Ober­schich­ten im We­sten; Stich­wort: Bil­lig­löh­ne. Frei­han­dels­ab­kom­men wür­den, so die ernst­haft for­mu­lier­te The­se, das Elend in der Welt nur wei­ter be­för­dern. Ähn­lich ab­leh­nend steht sie bei­spiels­wei­se dem Pa­tent­recht ge­gen­über. Dass in Län­dern wie Chi­na und auch In­di­en Mil­lio­nen Men­schen durch Glo­ba­li­sie­rung ei­nen bes­se­ren Le­bens­stan­dard er­rei­chen konn­ten und dass das, was bei­spiels­wei­se die EU als »Frei­han­del« de­fi­niert, gar kei­ner ist (son­dern durch­aus er­pres­se­ri­sche Zü­ge zu Gun­sten der EU-Län­der trägt), kommt ihr nicht in den Sinn.

Mit ih­ren Vor­be­hal­ten ge­gen ei­ne un­be­grenz­te Ein­wan­de­rung – ein Kern­stück links­iden­ti­tä­ren Den­kens – hat­te Wa­gen­knecht schon 2015 wäh­rend der Flücht­lings­kri­se an­ge­eckt. Ih­re Vor­be­hal­te er­neu­ert sie, und zwar vor al­lem des­halb, weil (1.) die Ziel­län­der so wei­ter­hin an Bil­lig­ar­beits­kräf­te kom­men wür­de (da­her be­für­wor­te eben­so die Wirt­schaft Mi­gra­ti­on), (2.) Fach­kräf­te wie z. B. Ärz­te oder auch In­ge­nieu­re aus Län­dern ab­ge­wor­ben wür­den, die dort drin­gen­der ge­braucht wür­den und (3.) ei­ne Ge­sell­schaft nicht in der La­ge sei, Mil­lio­nen von Men­schen ad­äquat zu in­te­grie­ren. Die Zah­len, die sie vor­legt, sind schlüs­sig. Da­von un­be­nom­men stellt sie üb­ri­gens klar, dass an Leib und Le­ben be­droh­te aus Kriegs­ge­bie­ten wei­ter­hin Asyl be­an­spru­chen sol­len.

Be­son­ders ver­wun­dert auf den er­sten Blick Wa­gen­knechts Fi­xie­rung auf »na­tio­na­le Iden­ti­tät«, die als »Zi­vi­li­sa­ti­ons­ge­winn« ge­se­hen wird. Der Na­tio­nal­statt ga­ran­tiert, so die The­se, ei­nen frei ein­zu­rich­ten­den So­zi­al­staat, los­ge­löst von den neo­li­be­ra­len Ein­flüs­sen ei­ner su­pra­na­tio­na­len EU, die auf das Ni­veau ei­ner Kon­fö­de­ra­ti­on sou­ve­rä­ner De­mo­kra­tien, die mul­ti­la­te­ra­ler Über­ein­künf­te mit­ein­an­der tref­fen könn­ten, zu­sam­men­ge­dampft wer­den soll. Ei­ne eu­ro­päi­sche Iden­ti­tät sei nicht von oben zu ver­ord­nen. Der Weg der ver­tief­ten In­te­gra­ti­on der EU sei ein »Irr­weg« und ge­schei­tert. Be­vor die EU dann in ih­rem Sinn re­for­miert wer­den soll, will Wa­gen­knecht die Staats­an­lei­hen, die die EZB in Hö­he von 3 Bil­lio­nen Eu­ro hält, noch an­nul­lie­ren. Ob der Eu­ro bei­gehal­ten wer­den soll, ist nicht er­sicht­lich.

Die Wirt­schaft soll­te »re­gio­na­ler« wer­den. Ziel ist die Re-Re­gio­na­li­sie­rung bzw. die »De-Glo­ba­li­sie­rung«. Der Na­tio­nal­staat, der das un­ein­ge­schränk­te Ver­trau­en von Sahra Wa­gen­knecht ge­nießt, trifft je nach sei­ner öko­no­mi­schen und so­zia­len La­ge aut­ark Ent­schei­dun­gen, z. B. bei der Fest­set­zung von Zöl­len zum Schutz der In­lands­in­du­strie vor Bil­lig­pro­duk­ten und aus­beu­te­risch be­zahl­ten Ar­beits­kräf­ten so­wie die Aus­ge­stal­tung von Min­dest­löh­nen und Ar­beits­stan­dards. Pro­tek­tio­nis­mus ist kein Schimpf­wort mehr, son­dern an­ge­mes­se­ne Po­li­tik. Wie sie die dann zu er­war­ten­de Ar­beits­ein­wan­de­rung re­gle­men­tie­ren möch­te, er­fährt der Le­ser nicht.

Nicht nur öf­fent­li­che Ein­rich­tun­gen wie Kran­ken­häu­ser oder In­fra­struk­tur­un­ter­neh­men sol­len wie­der in kom­mu­na­les Ei­gen­tum über­führt wer­den, son­dern es wird auch ak­tiv in Ei­gen­tums­ver­hält­nis­se von Un­ter­neh­men ein­ge­grif­fen. Be­grün­det wird dies mit dem so­ge­nann­ten »Lei­stungs­ei­gen­tum«, wel­ches bei­spiels­wei­se Erb­schaf­ten prak­tisch ein­kas­sie­ren möch­te, da die­sen kei­ne Lei­stung zu­grun­de lie­ge. Statt­des­sen sol­len ver­erb­te Fir­men­an­tei­le in ei­nem Mo­dell ähn­lich den Stif­tun­gen in ei­ne Art Fonds über­führt wer­den, in dem die Ar­beit­neh­mer über Gel­der ent­schei­den. Der Traum: Ei­ne »Markt­wirt­schaft oh­ne Kon­zer­ne«, denn die­se ver­hin­der­ten so­wie­so die De­mo­kra­tie. Sie be­ruft sich da­bei auf ordo-li­be­ra­len Markt­wirt­schaft­ler.

Zwar be­kennt sich Wa­gen­knecht aus­drück­lich zu wirt­schaft­li­chem Wachs­tum, aber dies müs­se auf Lang­le­big­keit aus­ge­rich­tet sein und zum Woh­le al­ler. So müss­ten Un­ter­neh­men mit län­ge­ren Ga­ran­tie­fri­sten ge­zwun­gen wer­den, län­ger­le­bi­ge Pro­duk­te her­zu­stel­len (ge­meint ist wohl Ge­währ­lei­stung). In­du­strie­zwei­ge müss­ten wie­der auf­ge­baut wer­den, um Ab­hän­gig­kei­ten von welt­um­span­nen­den Lie­fer­ket­ten ab­zu­bau­en.

Bei der recht pla­sti­schen Be­schrei­bung der glo­ba­len Fi­nanz­märk­te müss­te Wa­gen­knecht ei­gent­lich klar ge­wor­den sein, dass na­tio­na­le In­seln in die­ser Form kei­ne ein­fa­chen Lö­sun­gen bie­ten. Ent­gan­gen ist ihr wohl auch, dass die na­tio­na­le Fo­kus­sie­rung bei­spiels­wei­se in der Um­welt- und En­er­gie­po­li­tik ex­akt das ist, was die von ihr skep­tisch be­äug­ten Mit­tel- und Ober­schichts­ak­ti­vi­sten von »Fri­day for Fu­ture« eben­falls pla­ka­tiv for­dern. Bei­de sind ge­fan­gen in na­tio­nal­staat­li­chem Den­ken – bei­de glau­ben, dass von deut­schem We­sen die Welt ge­ne­sen kön­ne.

My home is my cast­le

Bei­de wol­len nicht nur ge­sell­schaft­li­che und öko­no­mi­sche Ver­bes­se­run­gen, son­dern ei­nen grund­le­gen­den Sy­stem­wech­sel. Da­her ist es nicht pas­send, wenn Wa­gen­knecht für ein­zel­ne Punk­te ih­res Mo­dells im­mer wie­der rea­le Re­fe­ren­zen her­an­zieht. So lobt sie, dass in Chi­na vie­le Un­ter­neh­men nach wie vor in staat­li­cher Hand sind (oh­ne auf de­ren In­no­va­ti­ons­fä­hig­keit nä­her ein­zu­ge­hen). Dä­ne­marks »So­zia­li­sten« (die in Wahr­heit So­zi­al­de­mo­kra­ten sind) wer­den für ih­re Flücht­lings­po­li­tik ge­lobt. Und Cor­byn von der La­bour-Par­tei in Groß­bri­tan­ni­en für sein So­zi­al­staats­pro­gramm, wo­mit er 2017 »er­folg­reich« ge­we­sen sei. Dass La­bour zwei Jah­re spä­ter bei den Un­ter­haus­wah­len ei­ne kra­chen­de Nie­der­la­ge kas­sier­te, wird dann nicht mehr er­wähnt. Wenn sie vom »Ar­bei­ter« schreibt, des­sen In­ter­es­sen nur noch un­ge­nü­gend wahr­ge­nom­men wür­den, dann schwebt ei­nem im­mer noch ein biss­chen das Bild vom In­du­strie­ar­bei­ter der 1950er Jah­re vor.

In­ter­es­sant ih­re Äu­ße­run­gen zur Bil­dung. Na­tür­lich hängt sie der The­se an, dass die Her­kunft über die Bil­dungs­chan­cen weit­ge­hend ent­schei­de, was na­tür­lich un­ter­kom­plex ist. Tat­säch­lich de­fi­niert die Her­kunft lei­der eben auch all­zu häu­fig den Stel­len­wert von Bil­dung. Hier­für die Schu­len al­lei­ne ver­ant­wort­lich zu ma­chen, ist ab­surd. Längst ste­hen so­ge­nann­ten bil­dungs­fer­nen Nach­kom­men Gym­na­si­en und Uni­ver­si­tä­ten zur Ver­fü­gung. In­di­rekt be­stä­tigt Wa­gen­knecht dies, wenn sie sich ei­ner­seits dar­über be­klagt, dass man in Deutsch­land heut­zu­ta­ge kaum noch Chan­cen auf ei­nen spä­ter gut do­tier­ten Ar­beits­platz hat, wenn man kein Ab­itur vor­wei­sen kann. Kur­ze Zeit spä­ter kon­ze­diert sie dann, dass selbst das Ab­itur und ein an­schlie­ßen­des Stu­di­um kei­ne Ge­währ mehr für ei­ne zu­künf­tig gu­tes Aus­kom­men sei­en. Dies bringt sie dann in Zu­sam­men­hang mit den ho­hen Ab­itur- und Stu­di­en­quo­ten, die mit der Ni­vel­lie­rung der Qua­li­tät des Ab­schlus­ses er­klär­bar sind. Der Clou: Kin­der aus pri­vi­le­gier­ten Haus­hal­ten er­ler­nen »Fä­hig­kei­ten und Qualifikationen…die man auf dem staat­li­chen Bil­dungs­weg schlicht nicht er­wer­ben kann« und die dem­zu­fol­ge die är­me­ren Kin­der be­nach­tei­li­gen. Wie das ge­nau zu ver­ste­hen ist, bleibt im Dun­keln.

De­mo­kra­tie­po­li­tisch be­kennt sich Wa­gen­knecht zum Mo­dell von Volks­be­fra­gun­gen und legt de­tail­lier­te Plä­ne vor, u. a. für ein Ober­haus, dass mit­tels Los­ver­fah­ren be­setzt wer­den soll.
Au­ßen­po­li­tisch tritt sie für ei­ne Ver­tei­di­gungs­al­li­anz oh­ne US-Do­mi­nanz ein, »de­fen­siv und nicht in­ter­ven­tio­ni­stisch aus­ge­rich­tet«, was schlicht­weg der Aus­tritt aus der NATO be­deu­ten müss­te (was sie so nicht sagt). Russ­land soll­te al­ler­dings sehr wohl Be­stand­teil die­ser Al­li­anz sein. Wie sie dann die ex­pan­sio­ni­sti­sche rus­si­sche Au­ßen­po­li­tik ein­däm­men möch­te, hät­te man ger­ne noch er­fah­ren.

Es sind Pas­sa­gen, die ver­wun­dern und bis­wei­len so­gar amü­sie­ren. Nicht, weil man sich nicht viel­leicht doch manch­mal ei­ne Rück­kehr in die se­li­gen Zei­ten der pro­vin­zi­el­len Über­sicht­lich­keit zu­rück­sehnt. Deutsch­land, Frank­reich, Ita­li­en – al­le­samt sol­len sie wie­der wie frü­her zu In­seln der Se­lig­keit wer­den. Wäh­rend drau­ßen der glo­ba­le Wett­be­werb tobt, ver­ram­melt Wa­gen­knecht die Haus­tü­re, schließt die Gar­di­nen, pflanzt ein paar To­ma­ten im Blu­men­töpf­chen, staubt den CD-Spie­ler für Franz Jo­sef De­gen­hardt ab und macht es sich in My-Home-Is-My-Cast­le-Ma­nier ge­müt­lich. Man muss nicht die per­ver­sen Aus­wüch­se und Al­lü­ren des ex­zes­si­ven glo­ba­len Ka­pi­ta­lis­mus gut fin­den, um bei die­ser Vor­stel­lung eher an Ge­schich­ten aus dem Land Ka­na­an als an ein rea­li­sti­sches Zu­kunfts­pro­jekt zu den­ken.

Wenn aus Er­zäh­lun­gen Mär­chen wer­den

Ne­ben der De­cou­vrie­rung ei­ner neo­li­be­ral in­fil­trier­ten Life­style-Lin­ken und der un­an­ge­neh­men Tat­sa­che der ge­schei­ter­ten Flücht­lings­in­te­gra­ti­on nach 2015 ist die Be­to­nung von Ge­mein­sinn bzw. Ge­mein­wohl wohl die näch­ste Über­ra­schung. Es sind Be­grif­fe, die den buch­stäb­li­chen gren­zen­lo­sen In­di­vi­dua­lis­mus ei­ner Ge­ne­ra­ti­on, die, »von al­len Loya­li­tä­ten be­freit«, ge­ra­de­zu dres­siert wur­de, sich selbst und ih­re Be­dürf­nis­se zum Mit­tel­punkt der Welt zu ma­chen, fron­tal an­greift. Von Fer­ne er­in­nert es an Ro­bert Ha­becks Ver­such von 2010 ei­nen lin­ken Pa­trio­tis­mus zu for­mu­lie­ren, der ei­nen Zu­sam­men­halt schaf­fen könn­te jen­seits von Re­li­gio­nen und Ideo­lo­gien. Die Re­ak­tio­nen sei­ner­zeit ha­ben ge­zeigt, wie weit die Lin­ke, die einst die »In­ter­na­tio­na­le« be­schwor, be­reits da­mals da­von ent­fernt war. Dass sich dar­an nichts ge­än­dert ist, wird an der Re­zep­ti­on die­ses Bu­ches deut­lich. Ei­ne Aus­ein­an­der­set­zung da­mit en­det be­reits im Ver­wer­fen der un­an­ge­neh­men Dia­gno­se. Die wirt­schaft­li­chen und ge­sell­schaft­li­chen The­sen wer­den erst gar nicht er­ör­tert.

»Die Selbst­ge­rech­ten« ist bei al­ler Kri­tik an den »Life­style-Lin­ken« den­noch in ei­nem wohl be­wusst aus­glei­chen­den Ton ge­schrie­ben. Gän­gi­ge Phra­sen wer­den ver­mie­den, auch und ge­ra­de bei der Aus­ein­an­der­set­zung mit den »Links­li­be­ra­len«. Wa­gen­knecht ringt um ei­ne ei­ge­ne Spra­che, was bis­wei­len an­stren­gend ist. Da wird mit der Schöp­fung »Links­il­li­be­ra­lis­mus« ex­pe­ri­men­tiert, was noch als Wort­spiel durch­geht. Ver­wir­ren­der ist die Aus­ma­chung ei­ner Rand­grup­pe, die dem La­bel »nicht-wirt­schafts­li­be­ra­ler Links­li­be­ra­lis­mus« zu­ge­teilt wird. Ins­ge­samt meint man zu le­sen, dass die ver­lo­re­nen Schäf­chen ein­ge­sam­melt wer­den und nicht un­bot­mä­ßig ver­prellt wer­den sol­len.

Am En­de er­in­nert man sich an das Ka­pi­tel über die so­ge­nann­ten Nar­ra­ti­ve bzw. die »gro­ßen Er­zäh­lun­gen«, die ver­hei­ßungs­voll dem Le­ben bei­gege­ben wer­den. Bei­spiels­wei­se die Tel­ler­wä­scher-Mil­lio­när-Er­zäh­lung, die na­tür­lich nur ein My­thos ist. Oder die Er­zäh­lung vom Frie­den in Eu­ro­pa, der durch die Eu­ro­päi­sche Uni­on und/oder der NATO aus­ge­he. Er­zäh­lun­gen sei­en, so Wa­gen­knecht auch »des­halb er­folg­reich, weil sie ih­re Bot­schaf­ten in po­si­tiv be­setz­te Wor­te klei­den.« Sie warnt da­vor, sich in fal­schen Hoff­nun­gen zu wie­gen.

Aber am En­de könn­te man sie dann auf ih­re Er­zäh­lung vom in­no­va­ti­ven, all­re­gu­lie­ren­den Staat an­spre­chen. Oder auf die Ver­hei­ssun­gen ei­ner mehr oder we­ni­ger aut­ar­ken, re­gio­na­len Wirt­schaft, die je nach Markt­la­ge Zöl­le er­hebt und mal Ar­beits­kräf­te an­wirbt, mal nicht. Viel­leicht auch auf ei­ne neue Frie­dens­ord­nung zu­sam­men mit Russ­land oh­ne die emp­fun­de­ne He­ge­mo­nie der USA. Aber das wä­ren eben auch nur Er­zäh­lun­gen. Oder, um es deut­li­cher zu for­mu­lie­ren: Mär­chen.

Den­noch soll­te man die­ses Buch le­sen, auch wenn man die­sem fu­rio­sen, neo­so­zia­li­sti­schen »Ge­gen­pro­gramm für Ge­mein­sinn und Zu­sam­men­halt« (so der Un­ter­ti­tel) nichts ab­ge­win­nen kann. Ein paar er­hel­len­de Mo­men­te wird es be­reit­hal­ten – auch dort, wo man über­haupt nicht zu­zu­stim­men ver­mag. Und nein, Sahra Wa­gen­knecht ist nicht in der »fal­schen« Par­tei.

* * *

Ein Post­skrip­tum, ein biss­chen ab­sei­tig: War­um muss­te es auf dem Co­ver den But­ton »Spie­gel Best­sel­ler-Au­torin« ge­ben? Wel­ches Kri­te­ri­um soll da­mit er­füllt wer­den? Oder, an­ders ge­fragt: War­um glaubt man, das nö­tig zu ha­ben?

12 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Die tap­fe­re Sa­rah... Im we­sent­li­chen hat sie die ge­sell­schaft­li­che Dia­go­na­le zwi­schen Links-Oben und Recht-un­ten ab­ge­ta­stet, wo­bei die im­ma­tie­ri­el­le Ori­en­tie­rung schon die Ver­ti­ka­le de­fi­niert: Oben ist, wer die Ge­sell­schaft ana­ly­sie­ren kann und den Öf­fent­li­chen Dis­kurs be­strei­tet. Das Ei­gen­tum am Ka­pi­tal kommt gar nicht mehr vor.
    Ich fin­de die Vo­ka­bel Live-Style-Lin­ke ge­gen­stands­los. Soll Sa­rah doch gleich sa­gen, dass es um die »schrei­ben­de Klas­se« geht. Der Jour­na­lis­mus hat den Links­li­be­ra­lis­mus er­fun­den, und nicht um­ge­kehrt. Ei­ne ge­ord­ne­te Welt­an­schau­ung ist das nie ge­we­sen.
    ***
    Die es­sen­zia­li­sti­sche Lin­ke macht per se al­les rich­tig. Sie ver­ein­facht. Den In­ve­sti­tio­nen und Ka­pi­tal­ver­schie­bun­gen kommt sie in­ter­na­tio­nal nicht mehr hin­ter­her. Ei­ne So­li­da­ri­tät zwi­schen den Eth­ni­en ist welt­fremd, al­so setzt man auf Kon­trol­le. Die Wirt­schaft wird bis zum Ex­itus re­gu­liert (als Re­ak­ti­on auf den My­thos der an­fäng­lich un­ge­brem­sten Kon­zern-Frech­heit?!), und die an­ti­so­zia­len Span­nun­gen wer­den nach dem Sche­ma Ge­schlecht-Ab­stam­mung-Re­li­gi­on ge­prüft, und weig­stens in der Theo­rie li­be­ra­li­stisch auf­ge­löst. Vor­schrif­ten für die Fa­bri­ken, Rohr­stock für die Zu­rück­ge­blie­be­nen.
    Den Na­tio­nal­staat braucht man nicht für die­ses mo­ral-po­li­ti­sche Pro­gramm. Er ist ein al­tes Werk­zeug, aber ir­gend­wie im­mer ver­füg­bar. Neue Mäch­te (EU) sind will­kom­men, so­lan­ge sie die­sel­ben Prio­ri­tä­ten ha­ben. Die Lin­ke ist ganz wild auf die EU, so­lan­ge es nicht um Frei­han­del geht. Und Frei­han­del ist auch so ein My­thos in­zwi­schen...
    ***
    Ge­nug, ich bin ein schlech­ter Für­spre­cher. Die Lin­ke ist im Mo­ment auf je­den Fall der Ort ei­ner Ent­schei­dung. Will man den Weg des »de­pra­vier­ten aka­de­mi­schen Pro­le­ta­ri­ats« wei­ter­ge­hen... So­li­da­ri­tät mit »Ke­vin Küh­nert«?! Dann kriegt man noch mehr von die­sen »po­si­ti­ven Spal­tun­gen«, die­sem gan­zen Ab­sur­di­stan (An­er­ken­nung durch Dif­fe­renz, Gleich­heit durch An­ders­ar­tig­keit, De­mo­kra­tie oh­ne Kom­pro­miss, Mehr­wert durch Dis­kus­si­on, etc.). Oder will man die Be­grenzt­heit des Dis­kur­ses im na­tio­na­len Sprach­raum ak­zep­tie­ren, und den Fo­kus wie­der auf die nut­zen­ori­en­tier­te Ar­beit le­gen, wo das nor­ma­le Le­ben lei­der nun mal statt­fin­det?!

  2. Ich fin­de den Be­griff »Life­style-Lin­ke« ganz tref­fend. Denn es sind in der Mehr­heit Leu­te, die vom in­du­stri­el­len Ar­beits­le­ben weit­ge­hend ab­ge­kop­pelt sind, al­so Künst­ler, Jour­na­li­sten, »po­li­ti­sche Ju­gend« à la Küh­nert (die al­so dann durch­star­ten zum Bun­des­tags­man­dat). In Wahr­heit ver­ach­ten sie die Ma­lo­cher, die »Ar­bei­ter«, die So­lo-Selb­stän­di­gen, die Hand­wer­ker.

    Wa­gen­knecht ge­hört mit DDR-So­zia­li­sa­ti­on nicht di­rekt in die­se Ka­ste, aber auch sie hat in ih­rem Le­ben stets »nur« po­li­ti­sche Kar­rie­re ge­macht. Den­noch macht sie sich zur Für­spre­che­rin der so­ge­nann­ten Un­ter- aber auch Mit­tel­schicht­ler. Ich hal­te ihr zu Gu­te, dass sie nicht mit Ma­xi­mal­for­de­run­gen auf­trumpft wie die Kli­ma­kin­der, son­dern sehr wohl struk­tu­rier­ten Klas­sen­kampf be­treibt. Das ist in die­sen Zei­ten schon an­spruchs­voll.

    Das links­iden­ti­tä­re Mi­lieu ist na­tür­lich nicht über­zeugt, weil man sich weit von der Le­bens­wirt­lich­keit ab­ge­kop­pelt hat. Der zu er­war­ten­de Wahl­sieg Baer­bocks (mit ei­ner auf dem Bo­den krie­chen­den Uni­on als Ko­ali­ti­ons­part­ner) wird die Spal­tung noch deut­li­cher ma­chen. Der Na­tio­nal­staat wird auf an­de­re Art wie­der­be­lebt wer­den: Als Ex­pe­ri­men­tier­feld, an dem die gan­ze Welt ge­ne­sen soll – Stich­wort: Kli­ma­kri­se. An­de­re Na­tio­nen kön­nen da­nach im­mer­hin se­hen, wie sie es nicht ma­chen soll­ten.

  3. Die Vo­ka­bel »Live­style-Lin­ke« ist mir zu iro­nisch. Denn in die­ser spät­mo­der­nen So­zia­li­sa­ti­on ver­birgt sich mei­nes Er­ach­tens ein rie­si­ges Pro­blem. Wie wer­den Leu­te wich­tig, die zum Drit­ten oder Vier­ten Sek­tor ge­hö­ren?! Ganz klar: sie hau­en mo­ra­lisch auf den Putz von mor­gens bis abends, weil sie da­mit ih­re Pre­ka­ri­tät (»volks­wirt­schaft­li­cher Nach­rang«) kom­pen­sie­ren kön­nen.
    Sie nen­nen zu­recht die Künst­ler: die Fru­stra­ti­on über die jüngst er­leb­te Ver­zicht­bar­keit sitzt noch in den Kno­chen. Aber sie reicht im­grun­de tie­fer: man möch­te seit Jahr und Tag die Re­le­vanz er­zwin­gen, weil die Welt des Dra­mas (äs­the­ti­sche Ka­te­go­rie) im­mer po­li­ti­sche Im­pli­ka­tio­nen hat. Un­ter­hal­tung ist Co­me­dy, aber der be­deu­ten­de Künst­ler ist po­li­tisch.
    »Und bin ich schon po­li­tisch, so muss ich doch be­zahlt wer­den!«
    Ste­ge­mann ist da mu­ti­ger, weil er Un­ter­neh­mer ist! – In die­sem Kon­text wä­re der Live­style, den sei­ne An­hän­ger »äs­the­tisch ab­bil­den« oder ar­gu­men­ta­tiv her­bei­re­den, ein durch und durch lang­wei­li­ges und schreck­li­ches Le­ben. Das geht mir auf den Sen­kel!

  4. Rich­tig, Ste­ge­mann ist mu­ti­ger. Nach ei­nem Ar­ti­kel von ihm in der FAZ über ei­nen tat­säch­li­chen oder an­geb­lich Ras­sis­mus­skan­dal (lei­der nicht frei ver­füg­bar), gab es ei­ne Un­ter­schrif­ten­samm­lung ge­gen Ste­ge­mann nebst »Ge­gen­ar­ti­kel« eben­falls in der FAZ. Da­nach hat Ste­ge­mann sei­nen Twit­ter-Ac­count stumm­ge­schal­tet. Ich ha­be ehr­lich ge­sagt kei­ne Lust, die Sa­che an­zu­schau­en; es ist ver­mut­lich sehr de­pri­mie­rend.

  5. Man möch­te heut­zu­ta­ge in kei­nem Thea­ter-En­sem­ble Mit­glied sein; man möch­te an kei­ner Uni an­ge­stellt sein; man möch­te in kei­ner Par­tei sein; man möch­te auf gar kei­ne Fall für den Öf­fent­li­chen Rund­funk ar­bei­ten...
    Sa­rah Wa­gen­knecht war je­den­falls noch freund­lich. So viel Men­schen­lie­be hät­te ich nicht. Mir ist auf­ge­fal­len, dass al­le drei lin­ken Par­tei­en von der Nar­ziss­ti­schen Quer­front er­obert wur­den, aber die GRÜNEN hal­ten ih­re Kon­flik­te ver­deckt. Least to say, die GRÜNEN mer­ken wohl gar nichts da­von. Auch hier das Ori­gi­nal?!
    Es gibt kei­ne er­pres­se­ri­sche Welt­an­schau­ung, die von den GRÜNEN ab­ge­lehnt wird. Da­her blü­hen im Mo­ment die Phan­ta­sien über ei­ne künf­ti­ge Dik­ta­tur. Mir reicht ei­gent­lich schon das Vor­spiel. Po­li­ti­sches Den­ken ist nicht ra­tio­nal, wie sich am En­de des Ta­ges her­aus­stellt. Es wird als Si­mu­la­crum zwar am Schreib­tisch von po­li­ti­schen Phi­lo­so­phen ide­al­ty­pisch vor­ge­führt, aber das täuscht wohl in­zwi­schen nie­man­den mehr über die wah­re Na­tur die­ser ko­ope­ra­ti­ven Fehl­lei­stung. Es ist ein Wun­der, dass nicht mehr pas­siert.

  6. Na­ja, wer im öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk an­ge­stellt ist (die Be­to­nung liegt auf »an­ge­stellt«; nicht »frei schaf­fend«), hat aus­ge­sorgt, so­fern er kei­ne fal­schen Wör­ter zur fal­schen Zeit ver­wen­det. Er/sie muss nur auf die je­wei­li­ge Zeit­geist­wel­le sur­fen, dann ist al­les gut.

    Die Grü­nen brau­chen im Mo­ment eben­falls nichts zu tun. Es gilt: Feh­ler ver­mei­den, al­les an­de­re er­gibt sich. Am be­sten wä­re es, Baer­bock et. al. wür­den bis zur Wahl nur noch In­ter­views für Zei­tun­gen ge­ben (die na­tür­lich im­mer ge­ge­le­sen und nach­kor­ri­giert und er­gänzt wer­den). An­son­sten: Schwei­gen.

  7. Frei nach Ca­mus: man muss sich den po­li­ti­schen Jour­na­li­sten als ei­nen jäm­mer­li­chen Men­schen vor­stel­len. Nur ein hal­bier­tes Ver­ständ­nis des­sen, was ir­gend­je­mand ir­gend­wo un­längst ge­sagt hat, im Span­nungs­ver­hält­nis da­zu, was bes­ser der Fall wä­re (nor­ma­ti­ve Ziel­set­zung), kann über­haupt so et­was wie Jour­na­lis­mus er­zeu­gen.
    Baer­bock ist der neue Trump. Es gibt so viel zu schrei­ben. Schrei­ben ge­gen oder für die Un­be­darft­heit der Macht; der Un­ter­schied liegt al­len­falls in der Mo­ti­va­ti­on.
    In Zu­kunft wird es nur noch fröh­li­che Wah­len ge­ben. Oder pa­ra­do­xe Wah­len, ähn­lich wie Sex! Man weiß, die Ent­halt­sam­keit steht ei­nem tu­gend­haf­ten Le­ben nä­her, aber man will ein­fach nicht dar­auf ver­zich­ten. Co­si fan tut­te!

  8. Na­ja, »Baer­bock ist der neue Trump« – das trifft nicht mal als Ana­lo­gie. Si­cher­lich be­dient sie ih­re Kli­en­tel, aber doch auf ei­ne fast schüch­ter­ne Art und Wei­se eher pas­siv. Sie braucht gar nichts zu ma­chen, wäh­rend sich die po­li­ti­schen Geg­ner zer­flei­schen. Die Kunst be­steht dar­in, die­sen Sta­tus bis im Sep­tem­ber zu kon­ser­vie­ren. Je­de Be­we­gung aus dem Ko­kon her­aus, je­de Ver­wand­lung wür­de so­fort ne­ga­ti­ve Fol­gen ha­ben.

  9. War ge­wagt, der Ver­gleich, stimmt. Aber ist die Me­tho­de »Sphy­nx« nicht in­zwi­schen in­ter­na­li­siert?! Mer­kel hat in 15 Jah­ren nur das ge­sagt, was die eng­sten 100 Funk­sta­tio­nen vor­her ge­sagt ha­ben. Die Volks­tri­bu­na­li­sie­rung der Bun­des­re­pu­blik ge­lingt nur durch äu­ßer­ste Zu­rück­hal­tung der Re­prä­sen­tan­ten. Die Tribun*in spricht zu­letzt. Bei­de Me­tho­den, Sphy­nx und Zwit­scher­spatz, funk­tio­nie­ren über ei­ne Öf­fent­lich­keit, die in ho­hem Ma­ße selbst-rück­ge­kop­pelt ist. Main­stream ist ja kei­ne Mei­nungs­se­lek­ti­on, son­dern ei­ne Re­zep­ti­ons­pro­gramm: Jour­na­li­sten le­sen aus­schließ­lich Jour­na­lis­mus, und schrei­ben über Ein­las­sun­gen von Jour­na­li­sten. Au­to-Re­fe­ren­zia­li­tät als Sy­stem­re­le­vanz!
    Gut, Mer­kel war kein Ge­nie des Bö­sen; sie hat ein­fach in­tui­tiv al­les rich­tig ge­macht... Aber me­tho­disch geht Baer­bock den­sel­ben Weg. Wie­der­ho­le ein­fach nur das, was 100 ein­fluss­rei­che Sen­der vor Dir ge­sagt ha­ben. La­schet muss das noch ler­nen.
    Ich bin kein Theo­re­ti­ker, aber die­se Pra­xis scheint mir nicht mehr auf ei­ne ei­ge­ne Mei­nung (po­li­ti­sches Sub­jekt) ab­zu­zie­len, son­dern auf die gu­ten Chan­cen des »un­be­streit­bar Sag­ba­ren«. Die Er­geb­nis­se sind nicht mehr die Mo­ment­auf­nah­men in ei­ner fort­wäh­ren­den Kon­tro­ver­se, son­dern ei­ne An­zahl von Falt­sät­zen, die un­prüf­ba­re (sic!) Be­din­gun­gen zur Vor­aus­set­zung ha­ben und kei­ner­lei prak­ti­sche Re­le­vanz auf­wei­sen. Sie ent­zie­hen sich der le­bens­welt­li­chen Ra­tio­na­li­tät.
    »Aus Mei­nun­gen wer­den Ge­rüch­te«, sag­te un­ser Gott-hab-ihn-se­lig Hei­ner Mül­ler über die west­deut­sche Me­di­en­land­schaft. All­mäh­lich erst ka­pier’ ich den Satz.

  10. Dass Mer­kel al­les rich­tig ge­macht hat, ist ja ein Mär­chen. Vor al­lem hat sie – was über­ra­schend ist – sehr vie­les, vor al­lem Grund­sätz­li­ches prak­tisch im Al­lein­gang ent­schie­den. Schrö­der gilt heu­te noch als »Basta«-Kanzler, war aber ne­ben Mer­kel ge­stellt ge­ra­de­zu ein Vor­bild von Team­geist.

    La­schet wä­re vor 4 Jah­ren noch als Kanz­ler­kan­di­dat ge­gan­gen. In­zwi­schen wirkt er mit sei­nem An­bie­dern an den Zeit­geist (Kli­ma­kri­se, Pan­de­mie) nur noch pein­lich. Hin­zu kommt sein Duk­tus. Die Nach-Mer­kel-CDU ist pro­gram­ma­tisch und auch ideo­lo­gisch ent­kernt; prak­tisch nicht mehr exi­stent. Mei­nes Wis­sens hat die Uni­on vier Mo­na­te vor der Wahl noch nicht ein­mal ein Wahl­pro­gramm. Zu­ge­ge­ben, es ist auch schwie­rig: Wenn man 16 Jah­re re­giert hat – was soll man da hin­ein­schrei­ben, oh­ne dass so­fort der Vor­wurf kommt, die Pro­blem wäh­rend der letz­ten Re­gie­run­gen nicht ge­löst zu ha­ben. Es ist ein gra­vie­ren­der Un­ter­schied, ob die den Kanz­ler stel­len­de Par­tei mit ei­nem neu­en Kan­di­da­ten an­tritt (das ist ein­ma­lig in D) oder nicht.

    Mer­kel hat nicht ge­sagt, was die Funk­sta­tio­nen woll­ten, son­dern die Me­di­en ha­ben das ge­sagt, was Mer­kel hö­ren woll­te. Ei­ne sach­li­che Aus­ein­an­der­set­zung hab es, wenn über­haupt, nur in der Pres­se. Die öf­fent­lich-recht­li­chen Me­di­en wa­ren tat­säch­lich all die Zeit auf Mer­kel-Kurs.

  11. Mer­kels Kom­mu­ni­ka­ti­on ist vor­bild­lich. Mehr woll­te ich nicht be­haup­ten. Zwei­fel an der gro­ßen Staats­rats­vor­sit­zen­den ka­men mei­nes Wis­sens nie auf. Ja, es gab Ein­wän­de, Be­den­ken, Hin­wei­se, »Nach­be­trach­tun­gen« zu den wich­ti­gen Ent­schei­dun­gen, aber die Ni­be­lun­gen­treue stand nie in Fra­ge. Die Deut­schen lie­ben ih­re Kanz­le­rin.
    In all den 15 Jah­ren hat die Da­me ei­nen Bock nach dem an­de­ren ge­schos­sen, und wur­de stets höf­lich kom­men­tiert. Für mich war das ei­ne höchst son­der­ba­re Er­fah­rung. Es gibt of­fen­bar ei­ne star­ke »Mei­nungs­fle­xi­bi­li­tät« bei den Deut­schen. Man ori­en­tiert sich nicht an Rich­tig oder Falsch (stellt sich manch­mal erst im Nach­hin­ein raus, ist aber kei­nes­wegs un­fair, zeit­lich spä­ter den Re­gie­rungs­er­folg zu be­ur­tei­len...), son­dern folgt ei­nem Ka­ra­wa­nen-Mot­to: Ha­ben wir falsch ge­macht, macht aber nichts. War ja im Prin­zip rich­tig!
    Im Kol­lek­tiv-Plu­ral des po­li­ti­schen Den­kens geht so man­che Ver­ant­wort­lich­keit un­ter. Na­ja, viel­leicht ist es ja über­all so. Dann gibt es Frau Mer­kel wohl gar nicht, von ei­nem me­ta-po­li­ti­schen Stand­punkt aus. Dann gibt es nur die Ka­ra­wa­ne.

  12. Man braucht nur auf Twit­ter oder Face­book zu schau­en, um zu se­hen, wie die Per­son (bzw. die Po­litk) Mer­kel das Land ge­spal­ten hat. Von ei­ner vor­bild­li­chen Kom­mu­ni­ka­ti­on kann kei­ne Re­de sein. In Leit­me­di­en blieb sie tat­säch­lich fast im­mer un­an­ge­ta­stet – von FAZ bis taz; auch der Spie­gel. Die öf­fent­lich-recht­li­chen Me­di­en la­gen ihr weit­ge­hend zu Fü­ßen.

    Die Uni­on macht jetzt den Feh­ler, die Scho­nung, die Mer­kel dort er­fah­ren hat, auf ih­ren Kan­di­da­ten trans­for­mie­ren zu wol­len. Sie spricht vom »Er­be Mer­kels«, ob­wohl sie (1.) nicht tot ist und (2.) 16 Jah­re na­he­zu voll­kom­men oh­ne jeg­li­che Pro­gram­ma­tik Po­li­tik ge­macht hat. Das wur­de / wird ja im­mer noch als »ideo­lo­gie­frei« wohl­wol­lend her­vor­ge­ho­ben. Die­ses Den­ken wird die Uni­on (die be­zeich­nen­der­wei­se vier Mo­na­te vor der Wahl noch ih­ne Wahl­pro­gramm ist) auf die Fü­ße fal­len. Ver­mut­lich droht ihr lang­fri­stig das Schick­sal der SPD – so­li­de 18%, viel­leicht ein­mal 20%.