New York, Dienstag, 25. Mai 1982
Bis ca. 12h Schlaf. Traumaustausch mit S. Ich hatte ein seltsames Traumerlebnis – eine Reparaturhalle, darin große Maschinen, ganz verrostet, große Autos, Lastwagen, Lokomotiven, alles total verrostet. Und ungefähr 6 Männer, die die Mechaniker waren, alte Männer, in irgendwelchen Staatsuniformen, die Reparaturwerkstätte offenbar ein Staatsbetrieb. Aber alle Maschinen, die man hierher brachte, bekam man erst Monate später, oder aber niemals wieder. Und ich sollte herausfinden, warum alles so lange dauerte bzw. verkommen war. Stellte fest, daß die 6 alten Mechaniker eigentlich überhaupt nicht arbeiteten, höchstens einmal eine Lokomotive von einem Werkstättenende zum anderen schoben, nur das, nur das Hin- und Herschieben verrostender Maschinen. Sehr eigenartig das Ganze. Die Atmosphäre dort! Und die Männer in ihren Uniformen. Kappen wie Bahnbeamte. (…) Wir frühstücken, d.h. die liebe S. berührt vor dem Abend keine Nahrungsmittel. Nur schwarzen Kaffee. Beim Fortgehen bemerke ich, daß ich meinen Schlüsselbund verloren habe. Gestern. Beim Tanzen? Rufe überall an. Nein, nirgendwo gefunden. Bin müde – bin schlecht beisammen. Zum Postamt, schlaftrunken – 14. Straße. Sende mein Hörspiel1 an Jochen Schale2 und den Fischer Verlag. Bin froh, es endlich abgesandt zu haben…Dann Fahrt zur Vermieterin, sie wirkt nicht hocherfreut, gibt mir die 4 Schlüssel, die ich kopieren lasse.
Danach Subway nach Hause. Schlafe. G. will mich sehen – und S.? Was sage ich S.? Gehe um 20h30 zur G., bringe ihr das Hörspiel. Dinner in einem lustigen französischen Lokal, zu laut, aber sympathisch. (…) Taxi, ein Berliner Jude, ca. 60 Jahre alt, wir reden, nachdem wir G. abgesetzt haben. Er spricht von der Kriegsgefahr auf Erden. Und daß »die Sache« mit Israel nicht gut gehen werde. Das Unrecht, das den Palästinensern widerfährt, werde sich rächen. Sein Stolz auf eine Visitenkarte, die ihm vor wenigen Tagen ein Fahrgast in die Hand drückte: Fürst von Esterhazy steht darauf in schwarzen Lettern. Der Fürst lebt in Brooklyn. / Telephoniere dann noch mit S. Bin irgendwie froh, daß ich allein bin – Relativ früher Schlaf.
Mittwoch, 26. Mai
Das Hörspiel ›Suchkraft‹, Regie von Heinz von Cramer, wurde am 4. 12. 1983 erstmals im WDR gesendet ↩