Der Rundfunkstaatsvertrag für die Bundesrepublik Deutschland schreibt in § 11 den »Auftrag« für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk vor. Dort heisst es:
§ 11 Auftrag
...
(2) Der öffentlich-rechtliche Rundfunk hat in seinen Angeboten und Programmen einen umfassenden Überblick über das internationale, europäische, nationale und regionale Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. … Sein Programm hat der Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung zu dienen. Er hat Beiträge insbesondere zur Kultur anzubieten.
Mit »Die Vermessung des Glaubens« (der Titel erinnert an einen Belletristikbestseller von Daniel Kehlmann) versucht der »ZEIT«-Wissenschaftsredakteur Ulrich Schnabel einen Überblick über den aktuellen Stand des naturwissenschaftlichen Diskurses über Sinn (oder Unsinn), über Chancen und Gefahren von Religionen vorzulegen. Er geht dabei weniger analytisch als essayistisch vor; die Sprache ist populärwissenschaftlich; niemals seicht oder trivial. In den einleitenden Worten dieses ambitionierten Unterfangens wünscht er sich seufzend so etwas wie eine Stiftung Glaubenstest. Dann wäre dieses Buch wie eine Präambel dazu.
Es wird sehr früh klar, dass Schnabel eine neutrale, agnostische Position einnehmen möchte. Warum er dies in einem Bekenntnis besonders herausstellen muss, bleibt unklar.
Ulrike Ackermann: Eros der Freiheit
Da sind die ersten 70 Seiten. Jammerorgien über die Freiheitsmüdigkeit der säkular[n] Moderne, wider den paternalistischen Staat und der Neigung seiner Bürger, die ein krudes Verständnis vom globalisierten Markt an den Tag legen, sich gegen die Freiheit zu entscheiden um stattdessen eine rundum versorgt zu werden. Da wird der Staat zum Gott-Ersatz gemacht und der Markt, dieser Hort der Freiheit, der autoritäre Systeme à la longue destabilisiert, verschmäht. Das Hohelied auf den Staat resultiert aus dem bürgerlichen Selbsthaß (unter anderem in der Frankfurter Schule verbalisiert), einem Erbe des Faschismus, Nationalsozialismus und Kommunismus, jener säkularen Religionen, die das Erbe der Aufklärung und vor allem der Romantik pervertiert haben.
Mit dem Ende des real existierenden Sozialismus der alten DDR ist auch, so Ackermann, das alte BRD-Modell des rheinischen Kapitalismus…untergegangen. An dessen Stelle tritt jetzt der globalisierte Markt und der Wettbewerb, jenes Entdeckungsverfahren und Entmachtungsinstrument. Jeder ist darin seines Glückes Schmied und nur der die Bürger infantilisierende Staat, diese säkulare Umma, stellt sich mit neuen Schikanen der Freiheit der Marktteilnehmer entgegen.
Seit Donnerstag bin ich ein Möchtegernbesserwisser. So ganz offiziell. Sagt ein Grimme-Preisträger. Der Stefan Niggemeier. Der muß es ja wissen. Der sieht ja ständig die Splitter in den Berichten der Anderen. Ich weiss noch nicht, ob irgendwo eine Preisvergabe stattfinden wird oder ob es einen Orden gibt. Wenigstens eine Urkunde? Meine Mitpreisträger haben auch noch keine Nachricht erhalten. Wir sind ganz aufgeregt. Ich habe noch nie einen Preis bekommen.
Und das kam so. Vorgestern hat der Stefan Niggemeier so einen schönen Beitrag geschrieben. Und da haben drei, vier Leute geschrieben, dass sie es komisch finden, warum man in den deutschen Medien immer »Bombay« liest. Sicher, die Menschen dort haben andere Probleme. Nicht erst seit diesen Terroranschlägen. Die Stadt hiesse aber Mumbai. So ganz offiziell. Den Hinweis fand Stefan Niggemeier ganz toll. So richtig investigativ.
Glaubwürdigkeit sei ihr Erfolgsgeheimnis, hat Elke Heidenreich mal stolz behauptet. Wenn es ihr damit wirklich ernst war, hätte sie mit ihrer Literatursendung Lesen! auch ohne das Rauswurf-Tamtam der letzten Tage am 1. Januar 2009 aufhören müssen. Denn im neuen Jahr wird aus der Moderatorin die Verlegerin Elke Heidenreich; unter dem Dach der Verlagsgruppe Random House wird sie im Elke-Heidenreich-Verlag Bücher zum Thema Musik herausbringen. Wie wollte sie da noch unabhängig andere Bücher empfehlen?
Wenn man in den letzten Wochen die Berichterstattung verfolgt hat, dann kann man nur noch mit dem Kopf schütteln. Da ist von einer Krise der Automobilindustrie die Rede, die angeblich alles bisher Gesehene in den Schatten stellt. Ein ähnliches Vokabular hatte man zwar im vergangenen Jahr schon angestimmt – freilich aus anderen Gründen (damals war es die Mehrwertsteuererhöhung in Deutschland). Ein »Rekordjahr« war es dann doch irgendwie.
Merkmal solch alarmistischer Prosa ist in der Regel, dass die Bestätigung mit Fakten bzw. eine halbwegs neutrale Einordnung des Phänomens unterbleibt. Wenn behauptet wird, die Nachfrage nach Automobilen breche drastisch ein, bleibt unberücksichtigt, aufgrund welcher (falscher) Prognosen über die Abnahme die Produktion beruhte und welches Niveau als Basis für den »Einbruch« gilt. Tatsächlich war man Anfang des Jahres von einem unveränderten Nachfrageboom in Europa ausgegangen. Das hat zu teilweise aberwitzigen Überkapazitäten geführt.
Der Schock saß sichtbar tief. Tränen flossen an diesem 17. März 2005. Heide Simonis war zum vierten Mal in der Wahl zum schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten gescheitert. Mindestens eine Stimme aus der fragilen Koalition SPD/Grüne/SSW hatte gefehlt. Zum vierten Mal.
Was für eine Empörungsmaschinerie da losgetreten wurde! Der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Hay bezeichnete den/die »Abweichler/in« öffentlich als »Schwein«. Eine Rüge oder Zurechtweisung für diese Entgleisung gab es natürlich nicht.
Zum 9. November eine Erzählung von Durs Grünbein in der aktuellen Zeit; angeblich autobiografisch. Man wundert sich über die doch sehr hölzerne, uninspirierte und bleierne Sprache. Und so voller Klischees. Eine merkwürdige Blässe schlägt einem da entgegen, die auch nicht mit Lakonie verwechselt werden kann. Selbst die anfangs so penetrante Selbstinszenierung des Widerständigen ist nur hohles Wortgeklingel. Ich muss an ‘Schulaufsatz’ denken.