Viel wäre schon gewonnen, wenn einem die Meldungen über die lächerlich-heuchlerischen Weihnachtspredigten diverser Bischöfe und Kardinäle erspart bliebe. Denke ich gerade, als ich von Bischof Hubers Weihnachtspredigt lese. »Wir dürfen das Geld nicht länger vergötzen« heisst es da wohl – so von tagesschau.de zitiert. Auch der Rest des Beitrags: der übliche Schmus, die Appelle an die der Bescheidenheit. Und Kardinal Meisner empört sich darüber, dass Leute mit Dingen, die nicht existieren handeln. Atheisten könnten dies der Kirche ebenfalls vorwerfen. Aber darum geht es nicht.
Was mich abstösst, ist das pharisäerhafte Gehabe, diese sonn- und feiertägliche verdummende, bigotte Schwafelrhetorik von Leuten, die es besser wissen und alljährlich meine Intelligenz mit ihren Reden beleidigen. »Die heimlichen Geschäfte der Wohltäter« heisst ein Artikel aus der F.A.Z. von 2006 (von Rainer Hank). Hank skizziert die Organisationstrukturen der grossen kirchlichen Organisationen, deren Intransparenz, Geheimniskrämerei und Schacherei, wenn es um staatliche Beihilfen geht. Auf 55 Milliarden Euro schätzen Experten den Umsatz derer, die die Vergötzung des Geldes anprangern. 80% der Einnahmen stammen aus öffentlichen Mitteln.
Die staatlich gewährten Privilegien sichern der Wohlfahrtspflege ihre führende Marktstellung im Sozialbereich. Unbehelligt von Wettbewerbern, handeln sie mit den Kostenträgern Pflegesätze für das Altenheim oder Betreuungskosten für den Kindergarten aus: Im teuren Kartell wird Hand in Hand gearbeitet.
Nein, das ist kein Plädoyer für die Öffnung der »Märkte«. Obwohl die Verwaltungsquote sicherlich hoch wäre. Aber was geschieht? Richtig, nichts: Die Wohlfahrtsbranche kennt diese Kritik. Und reagiert ziemlich gelassen. Denn sie weiß die öffentliche Meinung auf ihrer Seite. Wer Gutes tut, ist vor Wirtschaftlichkeitskritik geschützt.
Der Non-Profit-Status von Caritas und Diakonie ist – im Beitrag wird es angedeutet – ein Witz. In Wirklichkeit werden über verschachtelte Organisationsstrukturen Gelder hin und her geschoben – solange, bis die Kriterien erfüllt sind. Ansonsten könnte kein privatbetriebenes Altenheim wirtschaftlich arbeiten (die Kosten sind beinahe identisch).
Nein, ich kann dieses billige Gewäsch nicht mehr hören. Ich will auch nicht hören, dass die Kirchen ja soviel Gutes tun. Ich will von diesen Leuten nicht mehr belästigt werden. Warum lassen sie die Leute nicht einfach in Ruhe und Frieden Weihnachten feiern?
Das ist aber auch nicht nett!
Denn die meinen es aber doch gut!
Dass sie ihr eigenes Verstricktsein im Vermögen überhaupt nach dem Rufen um moralische Läuterung nicht überblicken können, ist eben da mit eingebaut! Niemand könnte sonst nach dem Besseren rufen! Niemand! (Und wer wäre schon legitimiert dazu, wenn nicht unsere dazu Beauftragten, unsere saisonal Deligierten!?)
Da es auch einen Markt für Besinnlichkeit gibt – zuständig für das Läuternde auch einmal anderer Gedanken -, unterliegt dieser auch Marktgesetzen, sprich Nachfrageschwankungen. Und jetzt ist eben das mal wieder fällig.
Wollen Sie auch Leuten noch die Mitternachtsmesse verleiden, die sonst nie in die Kirche gehen? Es ist gehört doch zu Weihnachten dazu wie der Stollen! (Wie für Ackermann eben seine blöden 25% an Rendite... Frohe Geldvermehrung, für alle, die guten Gewissens sind!!)
Ach ja, diese...
Saison- oder Konjunkturkirchgänger. Armer Verein, der dieser Wankelmütigen bedarf!
Man sollte sich lieber die Weihnachtsgeschichte zu Hause vorlesen.
Danke, dass Sie das zur Sprache bringen und im passenden Moment. Vergangene Sonntag hörte ich einen Teil des Interviews mit einem Mönch eines öst. Stiftes , das 2008 sehr bekannt wurde wegen einer CD-Auflage. Am Ende fragte ich mich, weshalb sich die kirchlichen zugehörigen Männer sich anmaßen, wie wir Heilig Abend verbringen müssten.
Appelle an Bescheidenheit, da kann einem übel werden. Weder der sonntäglich Messwein, noch die handgefertigten Messgewänder der Priester stammen aus der bescheidenen Preisklasse.
Den Messwein gönne ich ihnen auch noch und die Kostüme – naja. Aber die Kirche ist inzwischen längst ein Wirtschaftsunternehmen. Wer das leugnet glaubt auch noch daran, dass Bill Gates immer noch in der Garage arbeitet. Und indem sie (die Kirchenvertreter) dies verschweigen, sind sie unglaubwürdig.
Liebe Mitbloggerinnen & Mitblogger!
Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ist es vor diesem Hintergrund nicht geradezu wohltuend, der Weihnachtsansprache unseres Bundespräsidenten zu lauschen...?
Die Rede ist aber von 2004. Obwohl...macht nichts, oder?
Zur Erinnerung an euch: Weihnachten ist ein christliches Fest, keine Erfindung von Coca-Cola oder der Kaufhäuser.
Deswegen frage ich, haben die Kirchenvertreter nicht ein Recht ihre Meinung zu äußern? Wieso feiert ihr das Fest, wenn ihr nicht daran glaubt?
Rückfragen
1.) Wo steht, dass es sich nicht um ein christliches Fest handelt?
2.) Wer hat das »Recht auf Meinungsäußerung« der »Kirchenvertreter« bestritten?
3.) Ist mit dem »Recht auf Meinungsäußerung« der »Kirchenvertreter« implizit eine Kritik an deren Äusserungen sozusagen verboten?
4.) Darf man die »Kirchenvertreter« nicht auf die Doppelzüngigkeit oder Fehlerhaftigkeit ihrer Äusserungen hinweisen? (Wenn nicht, wo bleibt denn da mein »Recht auf Meinungsäußerung«?)
5.) Was hat Weihnachten mit der Kirche zu tun?
6.) Wo steht (im NT), dass es so etwas wie eine Kircheninstitution (besonders wie die bestehende) geben soll?
Das sind keine rhetorische Fragen.
Noch etwas ketzerisches: Würde Jesus heute auf die Welt kommen – er hätte in der Amtskirche (in beiden Amtskirchen) die gleichen Gegner wie damals in der Nomenklatura Israels (die unter den Römern in diesen Dingen frei agieren konnten).
Das Zitat des Tages
»Und Kardinal Meisner empört sich darüber, dass Leute mit Dingen, die nicht existieren handeln. Atheisten könnten dies der Kirche ebenfalls vorwerfen.«
Ich bin zwar der Kirche und Ihrer Botschaft nicht abgeneigt. Aber dies ist dennoch das Zitat des Tages. Ein Volltreffer. Und eine Aufforderung, streng bei den Dingen zu bleiben, die man versteht – und, wenn schon, eher mal ein Fragezeichen zu brauchen, statt ein Ausrufezeichen.
Wenigstens einer
hat es für bemerkens-wert gehalten. Danke!