Jemand, der sich noch einem linken Repertoire verpflichtet fühlt, meinte neulich zum Thema der unentwegt ausgeweiteten israelischen Siedlungen in Palästina: Klar, da ist ein Volk ohne Raum. Reflexartig fing ein anderer an sich über die Insinuierung aufzuregen, und nach dem üblichen Hinundher übte man sich in dem unausweichlichen Patt. Ich dachte nur wieder daran, wie man mit dem Kampf um das Territorium bei den Grundlagen der Politik ist (und mit den Bodenbesitzern auch wieder bei jedem einzelnen Moshe und Ahmad Ohneland). Und wie die Verdrängung nicht-konformen Lebens der bewährte Mechanismus für das Überleben der Stärkeren ist.
Und kann der Stärkere anders als blind sein? Argumente jedenfalls heben sich irgendwann gegenseitig auf. Als ich eines frühen Maiabends als ich noch in der Nähe arbeitete durch die Kittelbachgärten ging, hatte es dort ein Fest gegeben mit Girlanden und Punsch, und auch dem schlendernden Zaungast wurde von einem lachenden, sich ob seiner Aufgabe sichtlich aufgewertet fühlenden dicken Mädchen ein Glas gereicht. Das Mädchen hatte sich eine Art Reif aus Goldpappe ins Haar gesteckt mit dem da herausstehenden Scherenschnitt einer Zahl – wie früher diese Aufsätze auf beim Bäcker zu bestellenden Torten zu Jubiläen. Aber sie bediente gleich weiter, und ich kam nicht dazu, mit ihr ein paar Worte darüber zu wechseln. Außerdem drehte wegen der Europameisterschaft gerade jemand an dem improvisierten Buffet ein Kofferradio an.