Ver­such über die Wahr­heits­mi­ni­ster

Ex­kurs I – 1984

Sie sind hier, weil Sie es an De­mut, an Selbst­dis­zi­plin ha­ben feh­len las­sen. Sie woll­ten den Akt der Un­ter­wer­fung nicht voll­zie­hen, der der Preis ist für gei­sti­ge Ge­sund­heit. Sie zo­gen es vor, ein Ver­rück­ter, ei­ne Min­der­heit von ei­nem ein­zel­nen zu sein. Nur der ge­schul­te Geist er­kennt die Wirk­lich­keit, Win­s­ton. Sie glau­ben, Wirk­lich­keit sei et­was Ob­jek­ti­ves, äu­sser­lich Vor­han­de­nes, aus ei­ge­nem Recht Be­stehen­des. Auch glau­ben Sie, das We­sen der Wirk­lich­keit sei an sich klar. Wenn Sie sich der Selbst­täu­schung hin­ge­ben, et­was zu se­hen, neh­men Sie an, je­der­mann se­he das glei­che wie Sie. Aber ich sa­ge Ih­nen, Win­s­ton, die Wirk­lich­keit ist nicht et­was an sich Vor­han­de­nes. Die Wirk­lich­keit exi­stiert im mensch­li­chen Den­ken und nir­gend­wo an­ders. Nicht im Den­ken des ein­zel­nen, der ir­ren kann und auf je­den Fall bald zu­grun­de geht: nur im Den­ken der Par­tei, die kol­lek­tiv und un­sterb­lich ist. Was im­mer die Par­tei für Wahr­heit hält, ist Wahr­heit. Es ist un­mög­lich, die Mög­lich­keit an­ders als durch die Au­gen der Par­tei zu se­hen. Die­se Tat­sa­che müs­sen Sie wie­der ler­nen, Win­s­ton. Da­zu be­darf es ei­nes Ak­tes der Selbst­auf­ga­be, ei­nes Wil­lens­auf­wan­des. Sie müs­sen sich de­mü­ti­gen, ehe Sie gei­stig ge­sund wer­den kön­nen.

In ei­nem Punkt ist Or­wells Zu­kunfts­phan­ta­sie längst Rea­li­tät ge­wor­den: Die Wahr­heits­mi­ni­ster sind un­ter uns. Sie sind so zahl­reich und so mäch­tig, dass sie den Dis­kurs, das öf­fent­li­che Dis­ku­tie­ren kon­tro­ver­ser The­men seit Jah­ren, seit Jahr­zehn­ten be­stim­men. Das Phi­li­ster­tum der Wahr­heits­mi­ni­ster ist nicht zu ver­wech­seln mit dem, was man als (wis­sen­schaft­lich be­leg­ten oder mo­ra­lisch er­ar­bei­te­ten) Kon­sens be­zeich­net. Wahr­heits­mi­ni­ster be­grün­den Wahr­hei­ten über das kon­sen­su­el­le ei­ner Ge­sell­schaft hin­aus. Sie sind nicht nur die Tür­hü­ter, sie sind die Ex­ege­ten des Kon­sens. Sie in­ter­pre­tie­ren ihn aus, rich­ten da­bei über gut und bö­se, über rich­tig und falsch. Dau­men hoch oder Dau­men run­ter. Wahr­heits­mi­ni­ster sind da­bei nicht zu ver­wech­seln mit dem ver­gleichs­wei­se harm­lo­sen Main­stream. Wan­kel­mü­tig sind sie sel­ten; nur die nor­ma­ti­ve Kraft des Fak­ti­schen ver­lei­tet sie ge­le­gent­lich da­zu, ih­re Wahr­hei­ten an­zu­pas­sen.

Wahr­heits­mi­ni­ster sind sel­ten in Lob­bys or­ga­ni­siert. Der­ar­ti­ge Of­fen­sicht­lich­kei­ten mö­gen sie nicht. Zu­sam­men­schlüs­se wie die INSM bei­spiels­wei­se be­stehen aus Main­stream-Jün­gern, die die Ge­wiss­hei­ten der Wahr­heits­mi­ni­ster kaum tan­gie­ren.

Die Kri­te­ri­en der Wahr­heits­mi­ni­ster wer­den nicht hin­ter­fragt – das ge­hört zu den von ih­nen selbst er­schaf­fe­nen Re­geln. Wer es den­noch wagt, wird so­fort dis­kre­di­tiert; wenn not­wen­dig auch ad ho­mi­nem. Das fei­ne, meist un­sicht­ba­re Netz­werk der Wahr­heits­mi­ni­ster sorgt da­für, dass ir­gend­ein »Anti...«-Wort schnell­stens die in­tel­lek­tu­el­le Re­pu­ta­ti­on des Ab­trün­ni­gen guil­lo­ti­niert. Da­bei wis­sen sie, ir­gend et­was wird im­mer hän­gen blei­ben. Ein »Anti...«-Wort (in ganz schlim­men Fäl­len auch ein »Pro...«-Wort) klebt wie ei­ne Vor­stra­fe auf dem De­lin­quen­ten. Es ver­fällt nie; Be­wäh­rung wird nicht ge­währt. Au­sser, wenn sie sel­ber feh­len (was sel­ten pu­blik wird, da ihr ei­ge­nes Le­ben sa­kro­sankt ist). Dann er­war­ten sie das, was sie an­de­ren ver­weh­ren.

Ganz sel­ten gibt es auch Wahr­heits­mi­ni­ster in der po­li­tisch ak­ti­ven Klas­se. Nor­ma­ler­wei­se ver­si­chern sich die Po­li­ti­ker des Wohl­wol­lens der Wahr­heits­mi­ni­ster. Als Ge­gen­lei­stung stellt man bei­spiels­wei­se die Dog­men des Par­tei­en­staa­tes nicht in­fra­ge. Ei­ne Hand wäscht die an­de­re.

Die ganz wich­ti­gen Wahr­heits­mi­ni­ster nennt man in der Öf­fent­lich­keit Päp­ste. Hier­mit wird noch ein­mal ih­re Un­fehl­bar­keit un­ter­stri­chen. Sie wi­der­spre­chen dem At­tri­but nur aus vor­der­grün­di­ger Be­schei­den­heit. In Wirk­lich­keit sind sie ge­schmei­chelt; ge­le­gent­lich viel­leicht ein biss­chen un­wirsch, das es so lan­ge ge­dau­ert hat mit der Be­för­de­rung.

Ex­kurs II – Der neue Li­te­ra­tur­papst

Ver­gan­ge­ne Wo­che gab es in Deutsch­land of­fen­sicht­lich ei­nen neu­en Li­te­ra­tur­papst. Mar­cel Reich-Ra­nicki, der sich seit Jahr­zehn­ten ver­geb­lich ge­gen die­se Be­zeich­nung »ge­wehrt« hat, wur­de laut Herrn Beck­mann von Hell­muth Ka­ra­sek ab­ge­löst. Das Ver­än­de­rung nicht im­mer Fort­schritt be­deu­tet, ist dar­an al­ler­dings deut­lich ab­zu­le­sen: Wäh­rend Reich-Ra­nicki in sei­ner Ver­bohrt­heit we­nig­stens noch Her­aus­for­de­rung bot, pin­kelt der neue Papst in ei­ner all­ge­mei­nen Mo­ral­be­sof­fen­heit nur sei­ne selbst auf­ge­stell­ten Denk­mä­ler an. Ka­ra­sek hät­te die Fra­ge, ob er die Wahl an­neh­me, lie­ber ab­leh­nend be­ant­wor­ten sol­len. Ob­wohl Ro­ger Wil­lem­sens Cha­rak­te­ri­sie­rung von Ka­ra­sek (be­reits 1999) das We­sen des Wahr­heits­mi­ni­ster Ka­ra­sek schön er­klärt: Was ihn über­for­der­te – und das pas­siert »der Kunst« leicht mal -, das Am­bi­tio­nier­te, En­ga­gier­te, ra­di­kal Wahr­haf­ti­ge, for­mal Ge­lö­ste, Ex­pe­ri­men­tel­le, Un­kom­mer­zi­el­le, An­stren­gen­de, das nicht wie Ka­ra­sek pri­mär das Mas­sen­pu­bli­kum pe­ne­trie­ren will, all das ist »ar­ro­gant« und zeugt von »eli­tä­rem Dün­kel«. Aber wer schützt das Pu­bli­kum vor der Ar­ro­ganz des Kri­ti­kers, der ge­gen das Ver­schwin­den Go­dards ei­ne Hul­di­gung an Tom Ger­hard an­zu­bie­ten hat! Aber nicht je­der Wahr­heits­mi­ni­ster taugt zum Papst. Na­ja, von Reich-Ra­nicki nach Ka­ra­sek – die Re­pu­blik be­kommt, was sie ver­dient.

Die Wahr­heits­mi­ni­ster in der Li­te­ra­tur wer­den es auch un­ter gröss­ten An­stren­gun­gen nicht schaf­fen, die Öf­fent­lich­keit dau­er­haft und um­fas­send mit ih­rem Ge­schmack zu usur­pie­ren. Schlim­mer sind die Wahr­heits­mi­ni­ster in den ge­sell­schaft­li­chen und po­li­ti­schen Dis­kur­sen. Ihr Wir­ken be­schä­digt die Ur­teils­kraft und das in­tel­lek­tu­el­le Den­ken ei­ner Ge­sell­schaft dau­er­haf­ter.

Wich­tig zu un­ter­schei­den ist, dass die Wahr­heits­mi­ni­ster sich zwar un­ter Um­stän­den der »po­li­ti­cal cor­rect­ness« (PC) be­die­nen, al­so je­ner Strö­mung, die aus den USA zu uns her­über­ge­schwappt ist, und uns in »Neusprech«-Ambitionen vor­schrei­ben möch­te, wie wir was aus­zu­drücken und zu emp­fin­den ha­ben. Aber nur die La­kai­en der Wahr­heits­mi­ni­ster, die Exe­ku­to­ren des Neu­sprech, as­si­stie­ren in die­ser Rich­tung (man­gels nicht vor­han­de­ner Fä­hig­kei­ten, bei­spiels­wei­se selb­stän­dig zu den­ken). Sie be­nö­ti­gen die­ses Ge­rüst der PC wie ein Scha­ma­ne, der Kno­chen in Luft wirft, um da­mit sei­ne Ur­tei­le zu fäl­len.

Wahr­heits­mi­ni­ster be­die­nen sich der PC nur als zu­sätz­li­che Il­lu­stra­ti­on ih­rer Wahr­heit. Nie­mand kä­me auf die Idee, die PC auf ih­re Äu­sse­run­gen an­zu­wen­den. Dies kä­me ei­ner Got­tes­lä­ste­rung gleich. Wie schlimm Hä­re­sie be­straft wird, muss­te neu­lich Bo­tho Strauss (wie­der ein­mal) er­fah­ren, als er em­pha­tisch (und viel­leicht ein we­nig über­poin­tiert) ei­ner Lea-Rosh-Kul­tur wi­der­sprach, in der sich deut­scher Geist nur ge­duckt be­we­gen soll oder rück­schau­dernd er­star­ren und je­de er­ho­be­ne Stirn, et­wa zum Aus­schau­hal­ten, als pie­tät­los und miss­lie­big an­ge­se­hen wird.

Ar­me Wich­te, die sich, an die PC und ih­re ge­le­gent­lich drol­li­gen Aus­wüch­se ver­bei­ssend, in ei­ner An­ti-PC-Hal­tung er­schöp­fen und da­mit glau­ben, in je­dem Dis­kurs nur auf­grund der Tat­sa­che, dass sie ge­gen den Strom re­den, schon Recht ha­ben. Sie kön­nen na­tür­lich ge­nüss­lich von den PC-Apo­lo­ge­ten vor­ge­führt wer­den. Denn tat­säch­lich be­nut­zen sie mei­stens ih­re At­tacken auf die PC nur, um sich als Op­fer zu sti­li­sie­ren und ih­re (oft) an­ti­de­mo­kra­ti­schen Af­fek­te da­mit zu ver­brä­men. Hier­aus je­doch per se je­de An­ti-PC-Be­we­gung zu dis­kre­di­tie­ren, ist na­tür­lich Un­sinn. Das ficht die La­kai­en der Wahr­heits­mi­ni­ster aber nicht an. Sie füh­len sich schliess­lich mo­ra­lisch über­le­gen und ih­re letz­te Fra­ge, ihr letz­tes Er­in­nern an ei­ne Neu­gier ist schon sehr lan­ge her.

Die Ver­kün­di­ger der Wahr­heit ar­gu­men­tie­ren schon lan­ge nicht mehr. Oft ge­nug sind ih­re Ar­gu­men­te nur tau­to­lo­gi­sche Schlüs­se. »Ich sa­ge es, und weil ich es so sa­ge, stimmt es.« Wahr­heits­mi­ni­ster re­agie­ren schnell re­strik­tiv. To­le­ranz ken­nen sie meist nur in ei­ner Rich­tung. Kom­pli­zier­te Sach­ver­hal­te re­du­zie­ren sie ent­we­der auf Schlag­wor­te oder per­so­na­li­sie­ren sie. Sie ha­ben sich da­mit der Kom­ple­xi­täts­re­du­zie­rung durch die Me­di­en her­vor­ra­gend an­ge­passt. Ih­re Phra­seo­lo­gie ist grif­fig. Be­rüh­rungs­äng­ste zu Bou­le­vard-Me­di­en ha­ben sie längst ab­ge­legt.

Die Wahr­heits­päp­ste und Wahr­heits­mi­ni­ster er­kennt man auch an ih­rer Kör­per­spra­che. Und dar­an, dass sie in den Haupt­nach­rich­ten­sen­dun­gen des (öf­fent­lich-recht­li­chen) Fern­se­hens ge­zeigt wer­den. Sie um­ge­ben sich mit ei­ner mon­ar­chi­schen, ab­so­lu­ti­sti­schen Au­ra. Häu­fig ist ihr Er­schei­nungs­bild in ei­nem Punkt an­ders als das »nor­ma­ler« Men­schen. Klei­ne, im­mer wie­der­keh­ren­de Ac­ces­soires schaf­fen auch für die­je­ni­gen, die ein schlech­tes Na­mens­ge­dächt­nis ha­ben, ei­nen Wie­der­erken­nungs­wert. Das kann ein Schal sein, der – un­ab­hän­gig von der je­wei­li­gen Tem­pe­ra­tur­la­ge – locker um die An­zug­jacke ge­legt ist. Oder die An­zug­jacke sel­ber wird nur auf die Schul­tern ge­legt. (Wet­ten, Sie wis­sen, wel­che Per­sön­lich­kei­ten ge­meint sind?) Oft sit­zen sie vor Bü­cher­wän­den oder vor un­auf­ge­räum­ten Schreib­ti­schen, die ihr Wis­sen und ih­re Wich­tig­keit un­ter­strei­chen sol­len.

Man kennt et­li­che von ih­nen schon seit Jahr­zehn­ten. Sie ha­ben kei­ne Talk­show aus­ge­las­sen. In re­gel­mä­ssi­gen Ab­stän­den ge­ben sie In­ter­views – in der ZEIT, im Spie­gel, Fo­cus, FAZ, SZ, usw. Ih­re Mei­nun­gen sind bis in die klein­sten Ver­äste­lun­gen öf­fent­li­cher The­men im­mer prä­sent. Gibt es Neu­es, Kon­tro­ver­ses, tref­fen sie ziel­si­cher ihr Ur­teil. Wenn man sich die Dis­kur­se in der Bun­des­re­pu­blik in den letz­ten Jahr­zehn­ten ein biss­chen an­ge­tan hat, dann weiss man oft ge­nug schon vor­her ihr Ur­teil. Amen.

Ex­kurs III – Die Dis­kurs­ver­hin­de­rer

Wahr­heits­mi­ni­ster be­stim­men aber nicht nur die Ur­tei­le in Dis­kur­sen. Sie be­stim­men auch, was über­haupt zur Dis­kus­si­on zu­ge­las­sen wird. Seit es al­ler­dings das In­ter­net gibt, wird das Aus­mass ih­rer Ver­drän­gungs­kul­tur trans­pa­ren­ter.

Da ist bei­spiels­wei­se Jo­stein Gaar­ders Text »Got­tes aus­er­wähl­tes Volk«. We­ni­ge Ta­ge nach sei­nem Er­schei­nen am 5. Au­gust wur­de er vom Eng­li­schen ins Deut­sche in ei­nem deut­schen Web­log ins Netz ge­stellt.

Der als »an­ti­is­rae­lisch« de­nun­zier­te Text Gaar­ders hat bis heu­te kei­ne Chan­ce be­kom­men, in ei­nem Print­me­di­um (von Ra­dio und Fern­se­hen ganz ab­ge­se­hen) ab­ge­druckt zu wer­den. In der FAZ, der NZZ und der TAZ gab es kur­ze State­ments. Die­se Ar­ti­kel ga­ben – na­tür­lich – die Mei­nung der Wahr­heits­mi­ni­ster wi­der. So wur­de bei­spiels­wei­se Gaar­ders Ti­tel flugs wur­de als »iro­nisch« ab­ge­tan und ihm un­ter­stellt, er be­für­wor­te ei­ne Art Zwangs­um­sied­lung der Is­rae­lis. Im Mu­ster­kom­bi­nat der Wahr­heits­mi­ni­ster, Spie­gel On­line, wur­de ver­kün­det, dass je­der, der die­sen Text gut­hei­sse, ein An­ti­se­mit sei.

Die­se Ge­wiss­hei­ten sind für den Zei­tungs­le­ser, Ra­dio­hö­rer oder Fern­seh­zu­schau­er nicht hin­ter­frag­bar. Sie wä­ren es nur, wenn im Me­di­um der Kri­tik auch der in­kri­mi­nier­te Bei­trag ab­ge­druckt oder äqui­va­lent an­der­wei­tig ver­füg­bar wä­re. Aber nicht ein­mal Spie­gel On­line hat ei­nen Hin­weis auf die deut­sche Ver­si­on ge­bracht (der Link zum eng­li­schen Text funk­tio­niert nur tem­po­rär).

Was bleibt, ist, dass der un­kri­ti­sche (und/oder über­for­der­te) Le­ser mit der Pri­mi­tiv­glei­chung ‘Jo­stein Gaar­der = An­ti­se­mit’ ab­ge­speist wird. Ein Ar­muts­zeug­nis für Jour­na­lis­mus und ein Tri­umph für die Wahr­heits­mi­ni­ster und ih­re Steue­rung von Dis­kur­sen.

Wo­vor ha­ben die Wahr­heits­mi­ni­ster ei­gent­lich Angst?

Über die Mul­ti­pli­ka­to­ren der Wahr­heits­mi­ni­ster muss noch ge­spro­chen wer­den: Die Jour­na­li­sten. Be­zie­hungs­wei­se die­je­ni­gen, die sich da­für hal­ten. Sie träu­feln die­se Wahr­hei­ten über ih­re Me­di­en in die Köp­fe der Men­schen wie ein Gour­met Zi­tro­nen­saft über die Au­stern. Über sie er­fah­ren wir, was die Wahr­heits­mi­ni­ster für Hu­mor hal­ten, was Kunst ist (vor al­lem: was es nicht ist), wer ein Kriegs­ver­bre­cher ist (und wer nicht), ab wann man An­ti­se­mit ist (das geht sehr schnell), wie man Frau­en oder bes­ser noch gan­ze Völ­ker eman­zi­piert, was blas­phe­misch ist und was nicht, wie man freie Mei­nungs­äu­sse­rung aus­zu­le­gen hat und wann sie nicht gilt.

Die Mul­ti­pli­ka­to­ren der Wahr­heits­mi­ni­ster be­stim­men, wann ein The­ma in den Vor­der­grund rückt – und wann nicht. Sie be­stim­men den Grad der Ent­rü­stung – oder auch (sel­te­ner) der Ge­las­sen­heit. Sie sind von je­dem Be­leg ih­rer Ur­teils­kom­pe­tenz be­freit; je­der Im­biss­bu­den­be­sit­zer oder Stra­ssen­mu­si­kant muss mehr Nach­wei­se bei­brin­gen, sei­ne Tä­tig­keit aus­üben zu dür­fen. Die selbst­ge­ge­be­ne Ein­stu­fung »Ex­per­te« ge­nügt.

Die Wahr­heits­mi­ni­ster de­fi­nie­ren, was Ter­ro­ris­mus ist und was »Kampf ge­gen den Ter­ror«. Sie de­fi­nie­ren, wann ei­ne Ag­gres­si­on vor­liegt und wann das Selbst­ver­tei­di­gungs­recht gilt. In Win­des­ei­le schub­la­di­sie­ren sie. Die Er­geb­nis­se wer­den durch die Mul­ti­pli­ka­to­ren ver­brei­tet. Droht ein­mal der Stand­punkt der Wahr­heits­mi­ni­ster nicht zu do­mi­nie­ren, wird mit (frag­wür­di­gen) Be­haup­tun­gen das ent­spre­chen­de Me­di­um dis­kre­di­tiert.

Die höch­ste Be­för­de­rung ei­nes Jour­na­li­sten ist die zum Wahr­heits­mi­ni­ster und dann ir­gend­wann zum Wahr­heits­papst. Das ge­schieht nicht häu­fig. Denn zum Wahr­heits­mi­ni­ster wird man nicht durch de­skrip­ti­ves oder op­por­tu­ni­sti­sches Ver­hal­ten, son­dern muss selbst ak­tiv Wahr­hei­ten be­grün­den. Jour­na­li­sten, die be­son­ders treu den Wahr­heits­mi­ni­stern fol­gen und ih­re Ur­tei­le mit be­son­ders nie­der­träch­ti­ger Dem­ago­gie wür­zen, wer­den je­doch be­lohnt. Es gibt auch Jour­na­li­sten, die schein­bar ge­gen die Wahr­heits­mi­ni­ster op­po­nie­ren und ih­rer­seits sehr po­le­misch und bis­sig ge­gen sie agie­ren. Manch­mal sind das aber nur Dop­pel­agen­ten. Man könn­te da­für den Be­griff der »Broderline«-Persönlichkeit kon­zi­pie­ren (nicht zu ver­wech­seln mit der Bor­der­line-Per­sön­lich­keit; ei­ne Krank­heit, die noch exi­sten­ti­el­ler ist).

Wer glaubt, dass das In­ter­net und die (fast) un­um­schränk­te Pu­bli­ka­ti­ons­mög­lich­keit Ab­hil­fe schaf­fen, irrt lei­der. Auch hier ver­su­chen die La­kai­en der Wahr­heits­mi­ni­ster mit­tels tech­ni­scher und mensch­li­cher Power die Deu­tungs­ho­heit zu ge­win­nen. Es ge­lingt ih­nen, da die Al­ter­na­ti­ven oft ge­nug nur pö­beln­de Dumm­schwät­zer sind und auf ih­ren Web­logs oder in Fo­ren ih­ren (rechts-)radikalen Müll ab­son­dern. Das In­ter­net ver­schärft oft ge­nug die Po­la­ri­sie­rung ei­nes Dis­kur­ses, nicht un­be­dingt die Tie­fe (und so­mit Qua­li­tät). Dem­je­ni­gen, der sich dem Kon­for­mi­täts­druck der Wahr­heits­mi­ni­ster ver­wei­gert aber auch kei­ne Hei­mat in an­ti­de­mo­kra­ti­schen Vi­sio­nen fin­den kann, wird dann häu­fig noch Zu­flucht in spi­ri­tu­el­le oder eso­te­ri­sche Ge­wiss­hei­ten su­chen. Ei­ne Wahl zwi­schen Scyl­la und Cha­ryb­dis.

Was ist das Ziel der Wahr­heits­mi­ni­ster? Ha­ben sie fi­nan­zi­el­le oder öko­no­mi­sche In­ter­es­sen? Mei­stens eher nicht. Na­tür­lich gibt es auch Aus­nah­men. Aber wenn sich ei­ne Hand­lung, ei­ne Mei­nung, ein Stand­punkt als fi­nan­zi­ell ein­träg­lich für den­je­ni­gen er­weist, der sie ver­tritt, so ist das ein lob­by­isti­sches Agie­ren. Wahr­heits­mi­ni­ster ver­schmä­hen den schnö­den ir­di­schen Mam­mon; ih­re Ent­loh­nung liegt eher im im­ma­te­ri­el­len. Was sie zwar nicht von Buch­kam­pa­gnen (o. ä.) ab­hält, aber das sind letzt­lich nur Ap­pen­di­zes zu ih­ren Ge­wiss­heits­state­ments. Sie wol­len die in­tel­lek­tu­el­le He­ge­mo­nie in der Bun­des­re­pu­blik fort­schrei­ben. Ihr Re­gi­ment ist nicht ernst­haft ge­fähr­det, muss aber stän­dig ak­tua­li­siert wer­den. Der Nach­wuchs ist schon da. An den sprung­haft stei­gen­den Goog­le-Er­geb­nis­sen be­stimm­ter Per­sön­lich­kei­ten er­kennt man die Er­ben. Es geht al­so wei­ter.

Ei­ne Fra­ge wird der bis hier­hin ge­dul­di­ge (oder auch schon ent­rü­ste­te) Le­ser noch stel­len: Wer sind denn bit­te­schön die­se Dis­kurs­be­stim­mer und An­ge­hö­ri­gen der Mei­nungs­ka­me­ril­la?

Tja, lie­ber Le­ser, wer das al­les ist – las­sen Sie doch mal Ih­re Phan­ta­sie spie­len! Über­le­gen Sie doch ein­mal, was Sie schon sehr lan­ge nicht mehr be­fragt ha­ben! Wel­cher Per­sön­lich­keit hän­gen Sie all­zu be­reit­wil­lig an den Lip­pen? Wann schal­ten Sie ganz ger­ne Ih­re kri­ti­schen Fra­gen aus? Wann stim­men Sie hier et­was zu, was Sie an­ders­wo ab­leh­nen? Wo gibt es Am­bi­va­len­zen, die Sie erst beim nä­he­ren Hin­se­hen fest­stel­len?

Wie steht es mit der selbst­ver­schul­de­ten Un­mün­dig­keit? Gibt man sich nicht all­zu ger­ne den Ge­wiss­hei­ten hin, die ei­nem mit der Zeit lieb und teu­er ge­wor­den sind? Hat man sich viel­leicht all­zu be­quem im Nest der fest­ge­fah­re­nen Mei­nun­gen ein­ge­rich­tet? Die Wahr­heits­mi­ni­ster re­üs­sie­ren ja auch des­halb, weil sie Ge­bor­gen­heit bie­ten; sie ver­mit­teln das woh­li­ge Ge­fühl, auf der rich­ti­gen Sei­te zu ste­hen. Ge­folg­schaft wird be­lohnt mit der Auf­nah­me in ei­ne Art vir­tu­el­les Ely­si­um. Es mag im Ein­zel­fall schwie­rig sein, die­se schön ge­pol­ster­ten Ses­sel ge­le­gent­lich zu ver­schmä­hen und auf den har­ten Holz­bän­ken Platz zu neh­men. Aber es könn­te sich loh­nen.

13 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Er­kannt
    Zehn von zehn mög­li­chen Punk­ten. Mit Ab­stand der be­ste Bei­trag, den ich in den letz­ten Mo­na­ten im In­fo­dschun­gel ge­le­sen ha­be.

    Und ja, ich glau­be sie er­kannt zu ha­be. Wo­bei der mit dem Schal fast schon als pro­to­ty­pisch ( so­wohl in der Här­te des an­ge­rühr­ten Be­tons, als auch in des­sen man­geln­der Eig­nung als Fun­da­ment ) zu be­zeich­nen ist.

    Bro­der­line! Ge­ni­al. Man er­in­ne­re sich an den Auf­tritt bei der ame­ri­ka­ni­schen Prä­si­den­ten­wahl. Ei­nen Wahr­heit­mi­ni­stera­zu­bi möch­te man ihn nen­nen.

    Mög­li­cher­wei­se könn­te es sich loh­nen den Bei­trag zu er­wei­tern und zu ver­tie­fen. Ich wür­de mich freu­en.

  2. Glück­wunsch
    vor­züg­lich!

    »Droht ein­mal der Stand­punkt der Wahr­heits­mi­ni­ster nicht zu do­mi­nie­ren...«,
    dann tre­ten nicht im­mer nur die jour­na­li­sti­schen Mul­ti­pli­ka­to­ren in Ak­ti­on, manch­mal – wenn es wirk­lich schlin­gert – be­quemt sich die (z. B. ter­ro­ri­sti­sche) Wirk­lich­keit selbst, den Wahr­heits­mi­ni­stern bei­zu­sprin­gen (pfui, ich Ver­schwö­rungs­theo­re­ti­ker).

    In­ter­es­sant üb­ri­gens noch zur Wir­kungs­mäch­tig­kit der W. und ih­rer Mul­ti­pli­ka­to­ren: Ich se­he kein fern, le­se we­der Spie­gel noch Fo­cus, noch FAZ, Zeit, SZ, BZ usw (»neh­me al­ler­dings im­mer mal SPON mit«), kann al­so den Achal nicht zu­ord­nen und wer­de doch vom Wir­ken der W. in um­fas­send­ster und wi­der­wär­tig­ster Wei­se er­reicht.

  3. Schwie­ri­ger Text,
    aber gut. Bro­der­line ge­fällt mir aus­ge­zeich­net. Aber Dop­pel­agen­ten sind die Wahr­heits­mi­ni­ster wohl eher nicht. Ich ver­mu­te, dass sie sich selbst ge­gen Zwei­fel im­mu­ni­siert ha­ben und tat­säch­lich an das glau­ben, was sie sa­gen. Das ist ei­ne we­sent­li­che Vor­aus­set­zung für über­zeug­tes und über­zeu­gen­des Auf­tre­ten. Man kann es über­all be­ob­ach­ten, dass fe­ster Glau­be ei­ne stär­ke­re Mo­ti­va­ti­on als al­les an­de­re ist. Das ist die ge­mein­sa­me Grund­la­ge al­ler Fun­da­men­ta­lis­men.

  4. Her­vor­ra­gen­der Bei­trag und, wie ge­wohnt, ein Le­se­ge­nuss. Die ewig glei­chen „Ex­per­ten“, XY-Päp­ste und Kon­sor­ten, die ih­re Ur­tei­le meist un­wi­der­spro­chen
    zu al­lem und je­dem ab­ge­ben dür­fen (oder sol­len), fal­len mir schon seit lan­gem un­an­ge­nehm auf.

    Au­ßer­dem ver­dan­ke ich Ih­nen noch ei­nen Er­kennt­nis­ge­winn: INSM, die­se Ab­kür­zung war mir bis­lang un­be­kannt und ich ha­be mal nach­ge­schaut. Jetzt weiß ich, was sie be­deu­tet und wer da­hin­ter steckt und kann wie­der ein we­nig bes­ser be­ur­tei­len, wo­her in man­chen Ver­öf­fent­li­chun­gen der ma­ni­pu­lie­ren­de Wind weht.

  5. @ Der Da­her­ge­lau­fe­ne
    Herz­lich ein­ge­la­den, Er­gän­zun­gen / Ein­schü­be hier zu po­sten (als Kom­men­tar – viel­leicht auch mehr?)

    @ kranich05
    Tat­säch­lich er­staun­lich, wie fest­ge­zurrt das Netz der Wahr­heits­mi­ni­ster auch dann noch greift, wenn man sich – wie Sie – ver­sucht, die­sem Strom zu ent­zie­hen. Sie er­le­ben ja ge­ra­de auf Ih­rem Blog wie schnell ei­nes der gän­gi­gen »Anti«-Wörter wie­der in die Welt ge­schleu­dert wird...

    @ Köpp­nick
    Da hat der »Da­her­ge­lau­fe­ne« ja dann tat­säch­lich recht – ich ha­be ver­ges­sen zu er­wäh­nen, dass der Wahr­heits­mi­ni­ster voll­kom­men im­mu­ni­siert ge­gen Wi­der­sprü­che ist.

    »Dop­pel­agent« ist da­hin­ge­hend ge­meint, dass sie so tun als sei­en sie au­sser­halb des Main­stream ste­hend, in Wirk­lich­keit sind sie je­doch nur die ver­klei­de­ten Schau­fen­ster­pup­pen.

    Der Ge­dan­ke zur Nä­he des Fun­da­men­ta­lis­mus ist mir nicht ge­kom­men. In­ter­es­sant.

    @ black­con­ti
    Vie­len Dank für das Lob. Man­che Chri­sti­an­sen-Sen­dung (be­son­ders im Wahl­kampf 2005) war teil­wei­se mit 2/3 oder gar 3/4 von INSM-Lob­by­isten be­setzt...

  6. Ich bin hem­mungs­los be­gei­stert und trei­be auf mei­nem blog na­tür­lich Wer­bung mit fol­gen­der Sen­tenz:
    Nicht nur grenz­ge­ni­al, son­dern gott­ähn­lich: »Bro­der­line- Per­sön­lich­keit« und »Mu­ster­kom­bi­nat der Wahr­heits­mi­ni­ster«... Read and En­joy!

  7. Ur­sprün­ge
    In­ter­es­sant könn­te zu­min­dest die Fra­ge nach der Quel­le sein, der sie ent­sprun­gen sind. Ver­mut­lich sind sie ein Pro­dukt des Über­gangs vom Pa­ter­na­lis­mus der Nach­kriegs­jahr­zehn­te zum Zeit­al­ter der »Ger­man Angst«. Je we­ni­ger sich die Ge­sell­schaft ih­rer selbst ver­ge­wis­se­nern konn­te, de­sto an­fäl­li­ger moch­te sie ge­gen­über SB-Ideo­lo­gen sein.

    Wo­durch ge­ne­rie­ren Sie ih­re Glaub­wür­dig­keit? Durch Her­kunft? Durch Funk­ti­on? Oder schlicht durch Dummst­rei­stig­keit oder Cha­ris­ma (Mir fal­len Bei­spie­le ein)? Ver­mut­lich al­les zu­sam­men mit ei­ner gu­ten Pri­se Zu­fall ge­würzt. Mög­li­cher­wei­se sind sie selbst nur Spiel­ball, al­so mehr Ge­trie­be­ne den als Ak­teu­re.

  8. @Peter
    Der Kom­men­tar ist sehr in­ter­es­sant. Ich glau­be al­ler­dings nicht, dass sie nur Spiel­ball sind, al­so »Ge­trie­be­ne«. Ich glau­be, sie sind Über­zeu­gungs­ak­teu­re. Sie wol­len das Be­ste, se­hen sich mo­ra­lisch er­ha­ben. Sie kön­nen so han­deln, weil ih­nen kei­ner sagt, dass sie nackt sind (wenn sie nackt sind). Im Kern ha­ben sie recht – aber sie be­las­sen es nicht keim Kern. Sie sind kon­ser­va­tiv; ihr Welt­bild än­dert sich nicht (ins­be­son­de­re, was ih­re Geg­ner an geht).

  9. Ja, die Ge­bor­gen­heit
    ei­ne war­me, feuch­te, dro­gen­ge­schwän­ger­te Um­ge­bung. Wenn sich das Hirn ein­mal in ei­ne schwamm­ar­ti­ge Mas­se ver­wan­delt hat, die sich am lieb­sten von der Ge­bor­gen­heit nährt, dann sind es nur mehr Krie­ge und Re­vo­lu­tio­nen, die nach dem Ver­lauf von ein oder zwei Ge­ne­ra­tio­nen wie­der ein ei­ni­ger­ma­ßen durch­ge­putz­tes Den­ken er­mög­li­chen.
    Aber als Or­well das schrieb, war es nach ei­nem Krieg. Und des­we­gen ist die Pro­phe­zei­hung so er­schreckend. Wo­bei ich glau­be, dass wir viel mehr in »der schö­nen neu­en Welt« le­ben.
    P.S. be­steht da ei­ne Ver­wand­schaft zu be­deu­ten­den Mu­si­kern in A.?

  10. #8 – Halb zog es sie, halb fie­len sie hin
    »Ge­trie­ben« viel­leicht in dem Sin­ne, dass sie sich plötz­lich in ei­ner Rol­le wie­der­fan­den, an der man Ge­fal­len fin­den konn­te. Wie ei­ne zwei­te Haut in die man schlüpft und die zur At­ti­tü­de er­starrt.

    Der Mann mit dem Schal z.B. kom­pen­sier­te mög­li­cher­wei­se nur das Grau­en sei­ner Kind­heit und die Feh­ler sei­ner frü­hen Jah­re mit ei­ner bi­bli­schen ideo­lo­gi­schen Stren­ge und fand den Aus­gang aus der Rol­le nicht mehr. Er­zeugt wur­de er, wie Sie schon schrie­ben, letzt­end­lich von den Me­di­en, die die­se Rol­le ein­fach er­war­ten.

    Selbst in­te­ge­re Fi­gu­ren, wie der Ab­kömm­ling un­ga­ri­scher Ad­li­ger ( nur der Bru­der trägt das Prä­di­kat noch ) er­starr­te ge­le­gent­lich in ei­nem Rau­nen, dass sei­ne Re­le­vanz aus dem Rau­nen an sich er­zeug­te. Wie will da un­ser Mann bei IBM ent­rin­nen, dem die Mög­lich­kei­ten voll­stän­dig feh­len (um auch mal Rät­sel zu stel­len).

  11. Die Me­di­en
    ha­ben der At­ti­tü­de so­zu­sa­gen »Nah­rung« ge­ge­ben und sie spä­ter im­mer wie­der be­feu­ert. Sie brau­chen na­tür­lich sol­che Fi­gu­ren wie die Luft zum at­men. Wenn man (wie im kon­kre­ten Fall) jetzt fest­stellt, dass die Luft ein biss­chen »kon­ta­mi­niert« war, mu­tiert die Ent­täu­schung hier­über in ei­ne fast kind­li­che Wut. Schon Goe­the wuss­te, dass man sich im­mer selbst nur ent­täuscht. In­so­fern se­he ich bei­spiels­wei­se den »Fall Grass« und et­li­che der ge­tä­tig­ten Äu­sse­run­gen als Aus­druck ei­nes vi­ru­len­ten Selbst­has­ses.

    Im üb­ri­gen sind Ih­re Rät­sel sehr viel schwe­rer als mei­ne. Ich muss noch über­le­gen...

  12. Gaar­der-In­ter­view
    Heu­te gab es ein merk­wür­di­ges In­ter­view mit Gar­der im Deutsch­land­funk.

    Nicht : Herr Gaar­der Sie ha­ben dem is­rae­li­schen Staat in ei­nem Zei­tungs­ar­ti­kel die An­er­ken­nung ver­wei­gert. Nein. Son­dern : Herr Gar­der, Sie sind ein tol­ler Mensch, Sie küm­mern sich um Wit­wen und Wei­sen und hel­fen Krö­ten über die Stra­ße. Üb­ri­gens, wo Sie ge­ra­de da sind. Sie ha­ben doch so ei­ne Ar­ti­kel ver­öf­fent­licht. Wie ka­men Sie nur da­zu.

    Merk­wür­dig.

  13. Vie­len Dank für den Hin­weis
    Im­mer­hin wird Gaar­ders Text be­spro­chen – ob­wohl er den mei­sten Hö­rern in Gän­ze auch nicht be­kannt sein dürf­te.

    Ins­ge­samt soll das In­ter­view ja um­fas­sen­der Gaar­ders ge­sam­tes Wir­ken und Werk ein biss­chen zei­gen.

    Was er zum An­ti­se­mi­tis­mus sagt, fin­de ich rich­tig.