Di­gi­ta­le Nar­ziss­ten

Was sind ei­gent­lich Web­logs? Wel­che Er­war­tun­gen sind mit ih­nen ver­knüpft? Wird mit Web­logs wirk­lich die Öf­fent­lich­keit de­mo­kra­ti­siert? Oder sind die­se ho­hen Er­war­tun­gen be­reits Ma­ku­la­tur, in dem die Mas­se der »per­sön­li­chen Ta­ge­bü­cher« eher ba­na­les, pein­li­ches oder schlicht­weg be­lang­lo­ses auf­zei­gen?

Der Es­say von Ge­ert Lo­vink mit dem Ti­tel Blog­ging, the ni­hi­list im­pul­se (in deutsch un­ter dem Ti­tel Di­gi­ta­le Ni­hi­li­sten bei »Lett­re In­ter­na­tio­nal«, Heft 73, er­schie­nen; Aus­zü­ge hier) ver­sucht, die­se Fra­gen zu be­ant­wor­ten. Das Ver­dienst die­ser Un­ter­su­chung liegt u. a. dar­in, dass der Au­tor um Ob­jek­ti­vi­tät be­müht ist; Kas­san­dra­ru­fe über die ver­lo­re­ne Kraft des »Web 2.0« sind ihm eben­so fremd wie die em­pha­ti­sche Aus­ru­fung ei­ner neu­en basis­demokratischen Ge­sell­schafts­ord­nung. Ne­ben Zi­ta­te von Ex­per­ten für di­gi­ta­le Me­di­en gibt es Re­kur­se u. a. auf Heid­eg­ger, Ca­net­ti, Bau­dril­lard und (na­tür­lich) Slo­ter­di­jk.

Lo­vink ver­sucht nichts we­ni­ger als die Qua­dra­tur des Krei­ses: Den Be­griff des Web­logs aus ei­nem De­fi­ni­ti­ons- und Er­ken­nungs­ge­spinst zu ent­wir­ren und dann die Zu­kunft die­ses ’neu­en Me­di­ums’ vor­her­zu­sa­gen. Da­bei ist es ganz klar, dass es durch die He­te­ro­ge­ni­tät des Ge­gen­stan­des gro­be Ver­all­ge­mei­ne­run­gen gibt und das der Auf­satz ge­le­gent­lich ins Schwim­men kommt (in der eng­li­schen Spra­che scheint sich der Au­tor bes­ser aus­drücken zu kön­nen als im Deut­schen). In­so­fern sol­len die­se ge­le­gent­lich gro­ben Ver­ein­fa­chun­gen nicht kri­ti­siert und the­ma­ti­siert wer­den; auch die­se Be­trach­tung hier wird aus Grün­den der Über­sicht­lich­keit nicht al­le Ver­äste­lun­gen glei­cher­ma­ssen be­rück­sich­ti­gen kön­nen.

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Erik Möl­ler: Die heim­li­che Me­di­en­re­vo­lu­ti­on

Erik Möller: Die heimliche Medienrevolution
Erik Möl­ler: Die heim­li­che Me­di­en­re­vo­lu­ti­on

Der Un­ter­ti­tel macht neu­gie­rig: Wie Web­logs, Wi­kis und freie Soft­ware die Welt ver­än­dern. Wenn man die Ent­wick­lung der letz­ten zehn Jah­re Re­vue pas­sie­ren lässt und gleich­zei­tig die Zu­kunfts­pro­gno­sen di­ver­ser Mei­nungs­ma­cher in den Mas­sen­me­di­en ver­folgt, so schei­nen wir ja tat­säch­lich erst am An­fang ei­ner bra­ve new world zu ste­hen. Der Rück­schlag 1999/2000, der die öko­no­mi­sche Sei­fen­bla­se der New Eco­no­my recht un­sanft zum Plat­zen brach­te, spielt bei den Pro­gno­sen und Heils­ver­spre­chen merk­wür­di­ger­wei­se kei­ne Rol­le mehr.

Erik Möl­lers Kon­zept ei­ner de­mo­kra­ti­sche­ren Ge­sell­schaft ba­siert auf den Ge­dan­ken der »frei­en Soft­ware«. Pro­prie­tä­re Soft­ware­sy­ste­me, al­so von Pri­vat­fir­men zu kom­mer­zi­el­len Zwecken ent­wickel­te und ge­heim­ge­hal­te­ne Sy­ste­me wer­den als au­to­ri­tär, in­no­va­ti­ons­feind­lich und schlecht be­zeich­net. »Haupt­feind« ist da­bei na­tür­lich Mi­cro­soft.

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Was wird aus Nensch?

Die User des On­line­fo­rums Nensch staun­ten ver­gan­ge­ne Wo­che nicht schlecht: Der vor ei­nem hal­ben Jahr ge­sperr­te Teil­neh­mer war wie­der da! Er­leich­te­rung bei vie­len, war doch dies ei­ner der Grün­de, war­um et­li­che Schrei­ber dem Fo­rum grol­lend den Rücken ge­kehrt hat­ten.

Ei­ne Er­klä­rung gab es – tra­di­ti­ons­ge­mäss – nicht. Wie­der ein­mal konn­te man be­ob­ach­ten, wie Kom­mu­ni­ka­ti­ons­pro­fis im Be­reich „Öf­fent­lich­keits­ar­beit“ höchst un­glück­lich agie­ren. Oder woll­te man nur Raum für Dis­kus­sio­nen ab­ge­ben?

Vie­len Teil­neh­mern reicht die­se Ver­söh­nungs­ge­ste of­fen­sicht­lich nicht. An­de­re wirk­ten auch un­zu­frie­den. Hin­zu ka­men flugs wei­te­re Span­nun­gen; es gibt Teil­neh­mer, die un­fä­hig sind, per­sön­li­che Ani­mo­si­tä­ten hint­an zu stel­len, wenn es um Be­wer­tun­gen von Kom­men­ta­ren oder Tex­ten geht. Sie stel­len ih­re per­sön­li­chen Ra­che­ge­lü­ste über sach­li­che Aus­ein­an­der­set­zung. Ein ex­trem fo­rumschä­di­gen­des Ver­hal­ten – sank­tio­niert wur­de es kaum bzw. gar nicht.

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