Bemerkungen über einen Kritiker

»Die Technik ist simpel; es ist der brave, gute, alte Naturalismus, das Dichterische ist schwach, aber der Verfasser prätendiert auch gar nicht, ein großes Dichtwerk gegeben zu haben. […] Nein, ein großes Kunstwerk ist das nicht. Aber es ist echt…es ist so unheimlich echt, daß es einem graut.«
Und 1927 über Arnold Zweig und Lion Feuchtwanger:
»Wie groß der Kunstwille bei Autoren dieser Gattung ist, steht dahin – ihre handwerkliche Anständigkeit ist unbestreitbar.«
Man könnte auch noch Zitate zu Erich Maria Remarque und Ernst Toller bringen, die in die gleiche Kerbe schlagen: Literarisch – naja. Aber der Tenor – so gut, so treffend, so wichtig. 1928 versucht der Rezensent sich in eine (nicht ganz überzeugende) Verteidigung der (politisch gefärbten) »Gebrauchs-Lyrik« zu Gunsten der »Tendenzkunst«. Egon Erwin Kisch ist ihm in seinen Reportagen zu neutral; er vermisst etwas darin. Bei Grosz’ Bildern preist er, dass dieser nicht nur lache, sondern auch hasse.
Wer hat so geschrieben? Wer würde heute noch eine Literaturkritik schreiben, die derart Autor, Werk und Absicht trennt, dass der nationalistische Dichter Hans Grimm trotz seiner furchtbaren Bücher, die naturgemäß verrissen werden, als »anständiger Mann« bezeichnet wird? (Mit heute vergessenen Figuren wie Hermann Keyserling und Rudolf Herzog geht er ins süffisant-hart Gericht, aber es bleiben eher harmlose Schlechtschreiber. Aber instinktiv erkennt er in Arnolt Bronnen einen »von allen guten Geistern verlassenen Patriotenclown«.) Wer plädierte »die Dinge rein nach der Idee unter Ausschaltung ihrer menschlichen Träger zu beurteilen«?