Mit spit­zen Fin­gern

Mi­cha­el Spreng er­läu­tert auf sei­nem Blog das »Prin­zip Han­no­ver« und »Wulffs Bio­top« ganz ge­nau. Dem ist ei­gent­lich nichts hin­zu­zu­fü­gen. For­mal hat Wulff da­mals den nieder­sächsischen Land­tag nicht be­lo­gen, als er den Kre­dit der Un­ter­neh­mens­gat­tin Ge­er­kens für sein Haus ver­schwie­gen hat­te. Aber die Ent­rü­stung vor al­lem in der op­po­si­tio­nel­len po­li­ti­schen Klas­se ist den­noch hoch: Wulff ha­be »ge­täuscht« heißt es da. Chef­an­klä­ger Op­per­mann von der SPD, der sich im Er­ei­fern ge­gen Ex-Bun­des­prä­si­dent Köh­ler schon her­vor­ge­tan hat­te, mein­te dies­mal et­was di­plo­ma­ti­scher, di­plo­ma­tisch Wulff ha­be wohl nicht voll­stän­dig die Wahr­heit ge­sagt.

Ich ge­ste­he: Ich hal­te die­ses Ver­hal­ten ei­nes Bun­des­prä­si­den­ten für un­wür­dig (auch wenn er es ver­bro­chen hat­te, als er noch nicht Bun­des­prä­si­dent war). Chri­sti­an Wulff als Bun­des­prä­si­dent ist ei­ne Schan­de für die­ses Land. Er hat jeg­li­che mo­ra­li­sche Au­to­ri­tät dau­er­haft ein­ge­büßt. Und es ist ge­nau die­se mo­ra­li­sche Au­to­ri­tät, die ein im Prin­zip fast macht­lo­ser deut­scher Bun­des­prä­si­dent in die Waag­scha­le wer­fen kann.

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Ein Glas Bier im Flug­zeug

Die Re­ak­to­ren­ka­ta­stro­phe in Ja­pan hält zur Zeit die Welt in Atem. Al­les über­trie­ben, tönt es da aus ei­ner Rich­tung. Die Jour­na­li­sten sind al­le in­dok­tri­niert, schü­ren nur Pa­nik. Wie ein Ket­ten­brief kur­siert seit ge­stern in deutsch­spra­chi­gen Face­book-Ac­counts der Auf­satz ei­nes ge­wis­sen Jo­sef Oeh­men, der zu­nächst als Wis­sen­schaft­ler des MIT vor­ge­stellt wur­de, was man dann spä­ter kor­ri­gier­te: Oeh­men ist das, was man ge­mein­hin ei­nen Ri­si­ko­ma­na­ger nennt.

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FAZ-Rhe­to­rik

FAZ-Rhe­to­rik* halt: Die »neue« Hand­ke-Bio­gra­phie »ent­hüllt« (gibt es auch ei­ne al­te, die es ver­schwie­gen hat?), dass Hand­ke »heim­lich« bei R. K. war, als die­ser be­reits per Haft­be­fehl ge­sucht war. Kein Wort da­von, dass die IFOR R. K. nicht ver­folg­te und sich die­ser noch im Fe­bru­ar 1997 zu Wort mel­de­te­te und dro­hen konn­te.

Es fehlt na­tür­lich auch nicht der Hin­weis auf die »pro­ser­bi­schen« Äu­sse­run­gen Hand­kes und die »um­strit­te­ne« Grab­re­de (es wa­ren, wie in der Bio­gra­phie auch er­wähnt wird, üb­ri­gens zwei). Dem On­line-Ar­ti­kel der FAZ ist ein Bild von Hand­kes An­we­sen­heit bei der Be­er­di­gung Mi­loše­vićs bei­gefügt. Es trägt den Un­ter­ti­tel »In en­gem Kon­takt.« Mit wem? Mit ei­nem To­ten? Oder gar mit dem da­mals schon über neun Jah­re un­ter­ge­tauch­ten Ka­ra­džić?

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Nai­vi­tät, Dumm­heit oder Faul­heit?

Wenn man in den letz­ten Wo­chen die Be­richt­erstat­tung ver­folgt hat, dann kann man nur noch mit dem Kopf schüt­teln. Da ist von ei­ner Kri­se der Au­to­mo­bil­in­du­strie die Re­de, die an­geb­lich al­les bis­her Ge­se­he­ne in den Schat­ten stellt. Ein ähn­li­ches Vo­ka­bu­lar hat­te man zwar im ver­gan­ge­nen Jahr schon an­ge­stimmt – frei­lich aus an­de­ren Grün­den (da­mals war es die Mehr­wert­steu­er­erhö­hung in Deutsch­land). Ein »Re­kord­jahr« war es dann doch ir­gend­wie.

Merk­mal solch alar­mi­sti­scher Pro­sa ist in der Re­gel, dass die Be­stä­ti­gung mit Fak­ten bzw. ei­ne halb­wegs neu­tra­le Ein­ord­nung des Phä­no­mens un­ter­bleibt. Wenn be­haup­tet wird, die Nach­fra­ge nach Au­to­mo­bi­len bre­che dra­stisch ein, bleibt un­be­rück­sich­tigt, auf­grund wel­cher (fal­scher) Pro­gno­sen über die Ab­nah­me die Pro­duk­ti­on be­ruh­te und wel­ches Ni­veau als Ba­sis für den »Ein­bruch« gilt. Tat­säch­lich war man An­fang des Jah­res von ei­nem un­ver­än­der­ten Nach­fra­ge­boom in Eu­ro­pa aus­ge­gan­gen. Das hat zu teil­wei­se aber­wit­zi­gen Über­ka­pa­zi­tä­ten ge­führt.

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Die FAZ und ih­re Kam­pa­gnen

Im Mo­ment macht das neue Lay­out der FAZ mäch­tig Fu­ro­re. Kom­men­ta­re wer­den nun nicht mehr in Frak­tur über­schrie­ben und es gibt jetzt wohl täg­lich ein bun­tes Bild auf der Ti­tel­sei­te. Dies wie­der­um führt in an­de­ren Zei­tun­gen zu Kom­men­ta­ren (und ge­le­gent­lich Hä­me) über den neu­en Weg der FAZ. Und viel­leicht ent­deckt der ge­neig­te Le­ser ja nach »Ori­gi­nal und Fälschung«-Manier noch an­de­re Klei­nig­kei­ten.

Jens Jes­sen be­fand die­se äu­sser­li­chen Än­de­run­gen vor ei­ni­gen Wo­chen schon als »Nor­ma­li­sie­rung nach un­ten«. Er mein­te da­bei das Ni­veau und sei­ne Be­fürch­tun­gen klan­gen so­gar echt. Und ir­gend­wie glau­ben wir doch al­le, dass ei­ne Locke­rung des äu­sse­ren Er­schei­nungs­bilds auch im­mer mit ei­ner Locke­rung der Sit­ten zu tun hat; hier: der Qua­li­tät.

Es gibt nun ei­nen sehr schö­nen Vor­trag von Gun­ther Nickel mit dem Ti­tel Kein Ein­zel­fall, ab­ge­druckt im »Ti­tel-Ma­ga­zin«, der akri­bisch an­hand drei­er von der FAZ mass­geb­lich ge­führ­ten Kam­pa­gnen be­legt, dass es auch mit Frak­tur und oh­ne bun­te Bild­chen schon Ele­men­te des Bou­le­vard­jour­na­lis­mus gab, die höchst zwei­fel­haf­te Ur­tei­le ge­bar. Le­ser wur­den, so Nickels Ur­teil, ten­den­zi­ös in­for­miert und ins­be­son­de­re die Jour­na­li­sten Frank Schirr­ma­cher und Hu­bert Spie­gel küm­mer­ten sich nicht um ele­men­ta­re jour­na­li­sti­sche Sorg­falts­pflich­ten.

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