Ma­nue­la Fuel­le: Fen­ster auf, Fen­ster zu

Manuela Fuelle: Fenster auf, Fenster zu
Ma­nue­la Fuel­le:
Fen­ster auf, Fen­ster zu

An­fangs denkt man es geht um Wal­ter, Elas Va­ter. Der Va­ter, der »Mut­ter und Va­ter in ei­nem war«. Der Va­ter und sei­ne Schrul­len. »Epi­ku­reisch« nennt ihn Ela, die Ich-Er­­zäh­le­rin. Das stimmt nur be­dingt. Ob­wohl: Die Sparsam­keit geht schein­bar in skur­ril-krea­ti­vem Geiz über. Die Bröt­chen sind ihm zu teu­er. Nach ei­nem Ge­spräch mit dem Bäcker holt er für Klein­geld die »al­ten« Bröt­chen ab. Und steht ab so­fort um 2 Uhr mor­gens da­für auf. Dumm ist er auch nicht. Er be­schäf­tigt sich mit Spi­no­za oder He­gel. Hil­fe kann er nicht aus­hal­ten; die Rücken­schmer­zen wer­den ver­tuscht.

Aber es bleibt nicht bei den An­ek­do­ten. 1968 ist Ela fünf Jah­re alt, als sich die El­tern schei­den las­sen. Sie und ih­re Ge­schwi­ster soll­ten sich ent­schei­den – für den Va­ter oder die Mut­ter. Jetzt und so­fort. Dass die El­tern zu­sam­men­blei­ben soll­ten – ihr Wunsch – war nicht vor­ge­se­hen. Sie, die Äl­te­ste, ent­schied sich für den Va­ter. Jahr­zehn­te spä­ter wohnt Ela in Tü­bin­gen und er­hält mah­nen­de Brie­fe von ih­ren Ge­schwi­stern: Der Va­ter sei ver­wirrt, be­dür­fe der Hil­fe. Und weil sie, Ela, die­sem Ur­teil über ih­ren Va­ter im­mer wi­der­spro­chen ha­be, soll sie ihn su­chen. Denn er ist spur­los ver­schwun­den – we­der in der Stadt noch auf sei­nem Hof im Groß­raum Ber­lin auf­find­bar; kein Le­bens­zei­chen. Da­bei hat­ten die Ge­schwi­ster Pro­ble­me Ela tele­fonisch zu er­rei­chen. Die ging nicht an den Ap­pa­rat. Der Ap­fel, der nicht all­zu weit vom Stamm fällt.

Wei­ter­le­sen ...