In der aktuellen Ausgabe der »Zeit« ist ein Aufsatz des italienischen Philosophen Paolo Flores d’Arcais auf Jürgen Habermas’ Aufsatzsammlung »Zwischen Naturalismus und Religion« mit dem wuchtigen Titel »Elf Thesen zu Habermas« erschienen.
Weniger die Kritik als der Zeitpunkt überrascht. Schliesslich ist Habermas’ Buch vor mehr als zwei Jahren erschienen. Die von Flores d’Arcais vorgebrachten Vorwürfe, Habermas würde die Moderne zu Gunsten einer verstärkten Religiosität opfern sind auch nicht neu. Warum also jetzt? Es dürfte kaum anzunehmen sein, dass der Autor bisher keine Zeit hatte, das Buch zu lesen. Vielmehr erscheint die Gelegenheit in Anbetracht des derzeit publizistisch vehement vorgebrachten »neuen Atheismus« günstig. Das Thema ist en vogue, die Bastionen der Religionen werden sturmreif geschossen und warum nicht quasi als Nebeneffekt gleich einen führenden Repräsentanten der europäischen Linken attackieren.