Ili­ja Tro­ja­now / Ju­li Zeh: An­griff auf die Frei­heit

Ilija Trojanow / Juli Zeh: Angriff auf die Freiheit
Ili­ja Tro­ja­now / Ju­li Zeh: An­griff auf die Frei­heit

Wenn man die er­sten Sei­ten die­ses Bu­ches liest, kann ei­nem tat­säch­lich angst und ban­ge wer­den. Man glaubt in ei­nem to­ta­len Über­wa­chungs­staat zu le­ben oder auf ihn fast zwangs­läu­fig, oh­ne Ret­tung, zu­zu­steu­ern. Das Mu­ster, wel­ches die Au­toren da­bei ver­wen­den, ist be­kannt: Vom Ein­zel­fall wird auf das All­ge­mei­ne ge­schlos­sen. Da vor dem G8-Gip­fel in Hei­li­gen­damm 2007 von De­mon­stran­ten Ge­ruchs­pro­ben ge­nom­men und ar­chi­viert wur­den, wird sug­ge­riert, dies sei all­ge­mei­ne po­li­zei­tech­ni­sche Pra­xis. Dass es sich bei­spiels­wei­se in Ham­burg um ins­ge­samt zwei Fäl­le han­del­te, bleibt na­tür­lich au­ßen vor (ge­nau wie die an­schlie­ßen­de Dis­kus­si­on um die­se in­ak­zep­ta­ble Vor­ge­hens­wei­se).

Da wer­den, so die Be­haup­tung, die Fin­ger­ab­drücke auf mei­ner Kaf­fee­tas­se um­ge­hend al­len so­ge­nann­ten An­ti-Ter­ror-Be­hör­den ge­mel­det (falls sie nicht schon längst be­kannt sind). Die Mög­lich­keit, dass pri­va­te E‑Mails ab­ge­fan­gen und ge­le­sen wer­den kön­nen, führt zu der Fest­stel­lung, dass je­de ver­schick­te E‑Mail ei­nem un­ver­schlos­se­nen Brief gleicht, der welt­weit von je­dem In­ter­es­sier­ten mit In­ter­net­zu­gang ein­ge­se­hen wer­den kann. (Als »Be­grün­dung« heißt es la­pi­dar, dass fast al­le Browser…Sicherheitslücken ha­ben.) In die­sem Zu­sam­men­hang auf den gu­ten, al­ten Brief als Ge­heim­nis­wah­rer zu ver­wei­sen, er­scheint schon sehr ko­misch – als könn­te nicht je­der Brief eben­falls ge­öff­net wer­den. Wohl ge­merkt: kann. Aber man liest un­will­kür­lich: wird.

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Ot­to De­pen­heu­er: Selbst­be­haup­tung des Rechts­staa­tes

Otto Depenheuer: Selbstbehauptung des Rechtsstaates
Ot­to De­pen­heu­er: Selbst­be­haup­tung des Rechts­staa­tes

Be­kannt wur­de Ot­to De­pen­heu­ers Buch Selbst­be­haup­tung des Recht­staa­tes durch Wolf­gang Schäubles An­mer­kung, es wä­re sei­ne »Nacht­lek­tü­re«. Prompt griff Gun­ter Hof­mann in der »ZEIT« dies auf und ver­fass­te am 9. Au­gust 2007 ei­nen nach­denk­li­chen, fast ein biss­chen ängst­li­chen Ar­ti­kel, was denn un­ser der­zei­ti­ger In­nen­mi­ni­ster für ein Buch le­se.

In der Tat. De­pen­heu­ers Buch for­dert den Le­ser in mehr­fa­cher Hin­sicht her­aus. Zu­nächst ein­mal, in dem es de­zi­diert Fra­gen stellt, die ab­seits von idyl­li­sie­ren­den Staats- und Ver­fas­sungs­vor­stel­lun­gen le­gi­tim und in An­be­tracht ak­tu­el­ler Welt- und Be­dro­hungs­la­gen durch­aus be­rech­tigt sind. Des­wei­te­ren, weil De­pen­heu­ers Ant­wor­ten – die ge­le­gent­lich bis in die Po­le­mik ge­hen (hier­über wird noch zu re­den sein) – für den heu­ti­gen, im Grund­ge­setz der Bun­des­re­pu­blik gut be­schützt auf­ge­wach­se­nen Wohlstands­bürger (der von ihm zu ge­ge­be­ner Zeit mit den Vo­ka­beln sa­tu­riert und he­do­ni­stisch cha­rak­te­ri­siert wird) arg pro­vo­ka­tiv an­mu­ten.

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