
Eines vorweg: Der deutsche Titel von „America at the crossroads“ ist wieder einmal Beleg für den unnötigen und primitiven Alarmismus, mit dem Verleger glauben, höhere Verkaufszahlen erzielen zu können. „Amerika am Scheideweg“ reicht nicht, es muss heissen: Scheitert Amerika? – Supermacht am Scheideweg.
Auch die Erwartung, die vom Verlag geschürt und gelegentlich von Rezensenten übernommen wurde, nämlich eine „Abrechnung“ des (ehemaligen) „Neocon“ (Neokonservativen) Francis Fukuyama, Professor der Politikwissenschaften, mit der Administration Bush, bleibt aus. Im grossen und ganzen kritisiert der Autor nur einen bestimmten Auswuchs einer von ihm im Kern durchaus richtig empfundenen Politik; da helfen auch alle Distanzierungen (auch in Interviews) nicht; an den Kernthesen des Neokonservatismus rüttelt er nicht.
Im Verlauf des Buches scheint sich seine Kritik immer mehr auf den Irakkrieg der Bush-Administration zu fokussieren (und zu monopolisieren), wobei er selbst diesen noch fast unfallhaft darstellt und den Spiess irgendwann schlichtweg umdreht: Die Krise des kollektiven Handelns der internationalen Staatengemeinschaft wurde nicht, wie viele annahmen, von der Bush-Regierung verursacht, sondern von den Vereinten Nationen und jenen Europäern, die im Rahmen der UNO Sicherheit gewähren wollten.