Jan-Wer­ner Mül­ler: Was ist Po­pu­lis­mus?

An­mer­kung zur Le­se­run­de:

Die­se ein­lei­ten­den Aus­füh­run­gen sol­len die The­sen aus Jan-Wer­ner Mül­lers Buch »Was ist Po­pu­lis­mus?« vor­stel­len. Dies soll so neu­tral wie mög­lich ge­sche­hen; wo dies nicht der Fall sein soll­te und vor­ei­li­ges Ur­teil her­vor­schim­mert, bit­te ich um Nach­sicht.


Jan-Werner Müller: Was ist Populismus?
Jan-Wer­ner Mül­ler:
Was ist Po­pu­lis­mus?

In­zwi­schen gibt es kaum noch ei­ne Nach­rich­ten­sen­dung, die oh­ne den Be­griff des »Po­pu­lis­mus« auf­kommt; meist in der Form als »Rechts­po­pu­lis­mus«, et­wa wenn es um die öster­rei­chi­sche FPÖ, den fran­zö­si­schen Front Na­tio­nal, die un­ga­ri­sche oder die pol­ni­sche Re­gie­rung geht. Aber was ist ei­gent­lich Po­pu­lis­mus? Wel­che Fol­gen hat er, könn­te er ha­ben? Jan-Wer­ner Mül­ler, Leh­rer für po­li­ti­sche Theo­rie und Ideen­ge­schich­te in Prin­ce­ton, möch­te mit sei­nem Buch »Was ist Po­pu­lis­mus?« ab­seits ta­ges­po­li­ti­sche Auf­geregtheiten ei­ne »kri­ti­sche Theo­rie des Po­pu­lis­mus« for­mu­lie­ren.

Be­reits auf den er­sten Sei­ten bi­lan­ziert er sei­ne The­se: Po­pu­lis­mus sei »der Ten­denz nach zwei­fels­oh­ne an­ti­de­mo­kra­tisch«. Po­pu­li­sten ge­fähr­de­ten die Grund­prin­zi­pi­en der re­prä­sen­ta­ti­ven De­mo­kra­tie. Po­pu­lis­mus sei »ei­ne ganz be­stimm­te Po­li­tik­vor­stel­lung, laut der ei­nem mo­ra­lisch rei­nen, ho­mo­ge­nen Volk stets un­mo­ra­li­sche, kor­rup­te und pa­ra­si­tä­re Eli­ten ge­gen­über­ste­hen«. Da­her en­ga­gier­ten sich Po­pu­li­sten für ple­bis­zi­tä­re Ele­men­te, aber, so die The­se, »Po­pu­li­sten in­ter­es­sie­ren sich gar nicht für die Par­ti­zi­pa­ti­on der Bür­ger an sich; ih­re Kri­tik gilt nicht dem Prin­zip der po­li­ti­schen Re­prä­sen­ta­ti­on als sol­chem … son­dern den am­tie­ren­den Re­prä­sen­tan­ten, wel­che die In­ter­es­sen des Vol­kes an­geb­lich gar nicht ver­tre­ten.«

Es gibt laut Mül­ler zwei es­sen­ti­el­le Iden­ti­fi­ka­ti­ons­merk­ma­le für Po­pu­lis­mus, die in­ein­an­der grei­fen. Zum ei­nen ist er an­ti­plu­ra­li­stisch (nicht per se an­ti-in­sti­tu­tio­nell). Und zum an­de­ren nimmt er für sich und sei­ne po­li­ti­schen The­sen die al­lei­ni­ge mo­ra­li­sche Ver­tre­tung in An­spruch. Und so kommt es, dass, »wer sich ih­nen [den Po­pu­li­sten] ent­ge­gen­stellt und ih­ren mo­ra­li­schen Al­lein­ver­tre­tungs­an­spruch be­strei­tet«, »auto­matisch nicht zum wah­ren Volk« zu­ge­schla­gen und am En­de aus­ge­grenzt wer­de. Po­pu­li­sten sa­gen: »Wir – und nur wir – re­prä­sen­tie­ren das Volk«, und das nicht als em­pi­ri­sche, son­dern als mo­ra­li­sche Aus­sa­ge.

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Mehr di­rek­te De­mo­kra­tie! Ein Plä­doy­er für den Um­bau un­se­rer po­li­ti­schen Sy­ste­me.

Ei­ne Ver­dich­tung von In­di­zi­en, Zu­stän­den und Be­find­lich­kei­ten, im Be­son­de­ren, aber nicht aus­schließ­lich, der öster­rei­chi­schen, re­prä­sen­ta­ti­ven De­mo­kra­tie, soll ex­em­pla­risch die Not­wen­dig­keit ih­res Um­baus auf­zei­gen und sei­ne Rich­tung knapp skiz­zie­ren. Nicht mehr: Das War­um ent­schei­dend, die kon­kre­ten De­tails kön­nen zu ei­nem spä­te­ren Zeit­punkt fol­gen — zu­erst muss nach Ei­nig­keit ge­fragt wer­den*.

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