Ein Nachmittag mit Peter Handke, im Juli 1983
AUSZUG AUS EINER TAGEBUCHEINTRAGUNG
Ich beginne Franz Werfels Stück »Das Königreich Gottes in Böhmen« zu lesen. Mittags mit Mutter zum Restaurant Steinlechner, treffen Hansi Ruth, eine Kindheitsfreundin der Mutter, sie ist 85 Jahre alt und wirkt keineswegs greisenhaft. Um 3h nachmittags mit PH verabredet, er kommt etwas spät, ist Fahrradfahrer geworden, sieht braungebrannt aus. Die Anfangs-Halbe-Stunde schwierig wie immer, aber dann wirds langsam besser. Seine Frage nach meiner Arbeit. Ob ich wirklich die FW-Sache1 machen wolle? Schenkt mir ein Vorausexemplar seines neuen Buchs, »Der Chinese des Schmerzes«. Ich erzähle ein wenig ad FW-Arbeit. PH’s Entsetzen, dass ich den Dichter nicht kenne, den er zur Zeit übersetzt: René Char. Er ist fassungslos. Beschimpft mich, meiner »Unbildung« wegen. Wie könne man denn etwas Sinnvolles schreiben wollen, ohne zu lesen?
Gemeint ist "Franz Werfel- Eine Lebengeschichte", erschienen 1987 bei S. Fischer, die ich im Frühjahr 1983 zu recherchieren begonnen hatte. ↩