Erik Möl­ler: Die heim­li­che Me­di­en­re­vo­lu­ti­on

Erik Möller: Die heimliche Medienrevolution
Erik Möl­ler: Die heim­li­che Me­di­en­re­vo­lu­ti­on

Der Un­ter­ti­tel macht neu­gie­rig: Wie Web­logs, Wi­kis und freie Soft­ware die Welt ver­än­dern. Wenn man die Ent­wick­lung der letz­ten zehn Jah­re Re­vue pas­sie­ren lässt und gleich­zei­tig die Zu­kunfts­pro­gno­sen di­ver­ser Mei­nungs­ma­cher in den Mas­sen­me­di­en ver­folgt, so schei­nen wir ja tat­säch­lich erst am An­fang ei­ner bra­ve new world zu ste­hen. Der Rück­schlag 1999/2000, der die öko­no­mi­sche Sei­fen­bla­se der New Eco­no­my recht un­sanft zum Plat­zen brach­te, spielt bei den Pro­gno­sen und Heils­ver­spre­chen merk­wür­di­ger­wei­se kei­ne Rol­le mehr.

Erik Möl­lers Kon­zept ei­ner de­mo­kra­ti­sche­ren Ge­sell­schaft ba­siert auf den Ge­dan­ken der »frei­en Soft­ware«. Pro­prie­tä­re Soft­ware­sy­ste­me, al­so von Pri­vat­fir­men zu kom­mer­zi­el­len Zwecken ent­wickel­te und ge­heim­ge­hal­te­ne Sy­ste­me wer­den als au­to­ri­tär, in­no­va­ti­ons­feind­lich und schlecht be­zeich­net. »Haupt­feind« ist da­bei na­tür­lich Mi­cro­soft.

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Ab­seits des Alar­mis­mus

Die wohl kaum als ge­sell­schaft­lich pro­gres­siv ein­ge­schätz­te, CDU-na­he Kon­rad-Ade­nau­er-Stif­tung hat ei­ne er­hel­len­de Un­ter­su­chung über das von vie­len Alar­mi­sten so be­droh­lich emp­fun­de­ne Tra­gen von Kopf­tü­chern bei is­la­mi­schen Frau­en in Deutsch­land mit dem in­ter­es­san­ten Ti­tel »Das Kopf­tuch – Ent­schleie­rung ei­nes Sym­bols?« ver­öf­fent­licht..

Die Stu­die kommt zu ei­nem für vie­le si­cher­lich ver­blüf­fen­den Schluss:

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Ar­no Gei­ger: Es geht uns gut

Arno Geiger: Es geht uns gut
Ar­no Gei­ger: Es geht uns gut
Phil­ipp ist ein Tau­ge­nichts; ein Tag­träu­mer. Ei­nem Be­ruf geht er of­fen­sicht­lich nicht nach. Er hat ein Ver­hält­nis mit der ver­hei­ra­te­ten Jo­han­na, die ihn be­sucht, wenn es mal Streit zu Hau­se ge­ge­ben hat. Ge­le­gent­lich schläft er auch noch mit der Post­bo­tin. Phil­ipp be­wohnt im April 2001 das lee­re Haus sei­ner Gross­el­tern. Wie es nicht an­ders kom­men kann, über­man­nen ihn die Er­in­ne­run­gen bzw. das, was er da­für hält. Zum Auf­räu­men und Aus­mi­sten (Tau­ben ha­ben sich in gro­sser Zahl im Dach­stuhl seit Jah­ren ein­ge­rich­tet) hat er we­der Kraft noch Ideen. Statt­des­sen schreibt er sei­ne Phan­ta­sien in ein Heft; der Le­ser wird im Un­kla­ren ge­las­sen, ob wir Phil­ipps Heft zu le­sen be­kom­men (da­ge­gen spricht, dass der [aukt­oria­le] Er­zähl­duk­tus nie­mals ver­las­sen wird).

Ar­no Gei­gers hym­nisch ge­prie­se­nes Fa­mi­li­en­epos (?) »Es geht uns gut« wur­de 2005 mit dem Deut­schen Buch­preis aus­ge­zeich­net. Könn­te man auf­grund der Qua­li­tät die­ses Bu­ches auf die Qua­li­tät der im Wett­be­werb um den Buch­preis ge­schei­ter­ten Kan­di­da­ten rück­schlie­ssen – so blie­be ei­nem ei­ne Men­ge po­ten­ti­el­ler Lek­tü­re er­spart. Wenn ein sol­ches Buch tat­säch­lich das be­ste ge­we­sen sein soll, kann es um die an­de­ren nicht gut ste­hen. Aber ge­mach – die Ve­he­menz der Kri­tik mu­tet bö­ser an, als ge­dacht.

Gei­ger zeich­net das Por­trait ei­ner öster­rei­chi­schen Fa­mi­lie, be­gin­nend in den 30er Jah­ren bis 2001.

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Kun­de in Deutsch­land

Der Ar­ti­kel »Vom Kö­nig zum Knecht« spricht mir aus der See­le. Das, was seit Jahr­zehn­ten schlei­chend ei­ne ehe­ma­lig exi­stie­ren­de Ein­kaufs­kul­tur per­ver­tiert, wird vom wil­li­gen Kon­su­men­ten (häu­fig ge­nug man­gels Al­ter­na­ti­ve) exe­ku­tiert.

In­zwi­schen ist der Dienst­lei­stungs­ort Deutsch­land der­ar­tig ver­kom­men, dass ich frei­wil­lig Fahr­kar­ten der Bun­des­bahn im In­ter­net kau­fe – nur um nicht den gran­ti­gen und über­for­der­ten Ver­käu­fern aus­ge­lie­fert zu sein. Es gibt in­zwi­schen Fri­sör­lä­den, die den Kun­den den Föhn sel­ber in die Hand drücken. Selbst wenn ich die paar Eu­ro nicht spa­ren möch­te, ha­be ich kei­ne Al­ter­na­ti­ve. Dem­nächst muss man ver­mut­lich in der Bäcke­rei die Bröt­chen noch sel­ber backen und be­kommt nur den (che­misch an­ge­rei­cher­ten) Teig­klotz über­ge­ben – nein: man sucht ihn im Re­gal aus. Spä­te­stens wenn man das Tier, des­sen Fleisch man kau­fen möch­te, sel­ber aus­neh­men muss, wer­de ich Ve­ge­ta­ri­er wer­den.

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Chri­stoph Hein: In sei­ner frü­hen Kind­heit ein Gar­ten

Wenn man hi­sto­ri­sche Be­ge­ben­hei­ten li­te­ra­risch be­ar­bei­tet, so gibt es meh­re­re Fall­stricke, in die sich der Au­tor ver­fan­gen kann: Er kann mit sei­ner The­se der Er­eig­nis­se in ei­nen Fu­ror der Un­be­lehr­bar­keit ver­fal­len – die Ge­burt der Ver­schwö­rungs­theo­rie. Er kann in Ein­sei­tig­keit ver­sin­ken und den not­wen­di­gen Ab­stand ver­ges­sen – blin­de Par­tei­nah­me. Der schlimm­ste Fall ist aber das Ver­schwim­men von Fik­ti­on und Do­ku­men­ta­ri­schem. In­dem rea­le Er­eig­nis­se, die min­de­stens aus­schnitt­wei­se in ei­ner be­stimm­ten Zeit öf­fent­lich ge­macht wur­den, als Grund­la­ge li­te­ra­ri­scher Be­ar­bei­tung die­nen, ist dem Le­ser ab ei­nem ge­wis­sen Zeit­punkt nicht mehr klar, wann die Frei­heit des Dich­ter­den­kens be­ginnt und die Fak­ten zu die­sen Gun­sten auf­ge­ge­ben wer­den.

Christoph Hein: In seiner frühen Kindheit
Chri­stoph Hein: In sei­ner frü­hen Kind­heit

Be­reits auf den er­sten Sei­ten wird klar: Chri­stoph Hein be-(oder ver-?)arbeitet den Tod des mut­mass­li­chen Ter­ro­ri­sten Wolf­gang Grams vom Ju­ni 1993 auf dem Bahn­hof von Bad Klei­nen. Der Ort wird na­ment­lich nicht ver­frem­det – die Prot­ago­ni­sten sehr wohl. Wolf­gang Grams heisst Oli­ver Zu­rek; die Haupt­prot­ago­ni­sten die­ses Kam­mer­spiels, die El­tern, Ri­chard und Frie­de­ri­ke.

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»Frü­her oder spä­ter...

krie­gen wir Dich doch!« Die­sen leicht ab­ge­wan­del­ten Wer­be­slo­gan könn­te man als Fa­zit un­ter Ha­rald Stauns Of­fe­nen Brief »Un­se­re Neu­gier ist gren­zen­los« set­zen, der am Wo­chen­en­de in der FASZ zu le­sen war. Staun schreibt die­sen Brief an Na­ta­scha Kam­pusch und pro­gno­sti­ziert ihr kein Ent­rin­nen aus der me­dia­len In­fo­tain­ment­kul­tur und rät zur so­for­ti­gen Ka­pi­tu­la­ti­on. In der Dis­kus­si­on ...

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Ver­such über die Wahr­heits­mi­ni­ster

Ex­kurs I – 1984

Sie sind hier, weil Sie es an De­mut, an Selbst­dis­zi­plin ha­ben feh­len las­sen. Sie woll­ten den Akt der Un­ter­wer­fung nicht voll­zie­hen, der der Preis ist für gei­sti­ge Ge­sund­heit. Sie zo­gen es vor, ein Ver­rück­ter, ei­ne Min­der­heit von ei­nem ein­zel­nen zu sein. Nur der ge­schul­te Geist er­kennt die Wirk­lich­keit, Win­s­ton. Sie glau­ben, Wirk­lich­keit sei et­was Ob­jek­ti­ves, äu­sser­lich Vor­han­de­nes, aus ei­ge­nem Recht Be­stehen­des. Auch glau­ben Sie, das We­sen der Wirk­lich­keit sei an sich klar. Wenn Sie sich der Selbst­täu­schung hin­ge­ben, et­was zu se­hen, neh­men Sie an, je­der­mann se­he das glei­che wie Sie. Aber ich sa­ge Ih­nen, Win­s­ton, die Wirk­lich­keit ist nicht et­was an sich Vor­han­de­nes. Die Wirk­lich­keit exi­stiert im mensch­li­chen Den­ken und nir­gend­wo an­ders. Nicht im Den­ken des ein­zel­nen, der ir­ren kann und auf je­den Fall bald zu­grun­de geht: nur im Den­ken der Par­tei, die kol­lek­tiv und un­sterb­lich ist. Was im­mer die Par­tei für Wahr­heit hält, ist Wahr­heit. Es ist un­mög­lich, die Mög­lich­keit an­ders als durch die Au­gen der Par­tei zu se­hen. Die­se Tat­sa­che müs­sen Sie wie­der ler­nen, Win­s­ton. Da­zu be­darf es ei­nes Ak­tes der Selbst­auf­ga­be, ei­nes Wil­lens­auf­wan­des. Sie müs­sen sich de­mü­ti­gen, ehe Sie gei­stig ge­sund wer­den kön­nen.

In ei­nem Punkt ist Or­wells Zu­kunfts­phan­ta­sie längst Rea­li­tät ge­wor­den: Die Wahr­heits­mi­ni­ster sind un­ter uns. Sie sind so zahl­reich und so mäch­tig, dass sie den Dis­kurs, das öf­fent­li­che Dis­ku­tie­ren kon­tro­ver­ser The­men seit Jah­ren, seit Jahr­zehn­ten be­stim­men. Das Phi­li­ster­tum der Wahr­heits­mi­ni­ster ist nicht zu ver­wech­seln mit dem, was man als (wis­sen­schaft­lich be­leg­ten oder mo­ra­lisch er­ar­bei­te­ten) Kon­sens be­zeich­net. Wahr­heits­mi­ni­ster be­grün­den Wahr­hei­ten über das kon­sen­su­el­le ei­ner Ge­sell­schaft hin­aus. Sie sind nicht nur die Tür­hü­ter, sie sind die Ex­ege­ten des Kon­sens. Sie in­ter­pre­tie­ren ihn aus, rich­ten da­bei über gut und bö­se, über rich­tig und falsch. Dau­men hoch oder Dau­men run­ter. Wahr­heits­mi­ni­ster sind da­bei nicht zu ver­wech­seln mit dem ver­gleichs­wei­se harm­lo­sen Main­stream. Wan­kel­mü­tig sind sie sel­ten; nur die nor­ma­ti­ve Kraft des Fak­ti­schen ver­lei­tet sie ge­le­gent­lich da­zu, ih­re Wahr­hei­ten an­zu­pas­sen.

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Ge­spräch mit Mo­sche Zucker­mann

Auf Te­le­po­lis gibt es ein be­mer­kens­wer­tes Ge­spräch mit Mo­sche Zucker­mann.

Meh­re­re Aspek­te sind be­son­ders in­ter­es­sant. Zum ei­nen glaubt Zucker­mann eher an ei­nen Af­fekt der is­rae­li­schen po­li­ti­schen Klas­se, was den Li­ba­non-Krieg an­geht und wi­der­spricht da­mit der The­se Hershs von ei­nem lan­ge vor­be­rei­te­ten Schlag. »Time will tell«.

Des­wei­te­ren ist Zucker­manns Wi­der­spruch hin­sicht­lich der Ru­bri­zie­rung des (so­ge­nann­ten) Is­la­mis­mus als »fa­schi­stisch« (oder gar »na­tio­nal­so­zia­li­stisch«) in­ter­es­sant:

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