Einer der Galionsfiguren des deutsch(sprachig)en Onlinejournalismus macht natürlich auch mit bei den »Krautreportern«. Er ist einer der 30 28, die einen werbefreien, rechercheintensiven Journalismus im Netz haben möchten – und ihn scheinbar nirgendwo mehr finden. Daher schließen sie sich zusammen. Wenn sie 900.000 Euro gesammelt haben, soll es losgehen. Dafür brauchen sie 15.000 zahlende Leser. Die Summe beeindruckt; hier wird nicht gekleckert, sondern geklotzt. Kleiner geht nicht?
Die Aussagen sind auch kernig: »Der Onlinejournalismus ist kaputt«. So lautet die Diagnose der Initiatoren. Und »Das kriegen wir wieder hin« ist dann gleich darauf die Botschaft. Das erinnerte mich an meine zahlreichen Besuche als Kind bei Ärzten. Die sagten das auch: »Dein Knie ist kaputt. Aber das kriegen wir wieder hin.«
Viel unterwegs im Netz sind die Krautreporter nicht. Vermutlich nur so auf Klickstrecken und Livetickern. Oder auf Seiten mit ganz viel Werbung. Das halten sie für »Onlinejournalismus«. Das ist dann in etwa so als würde ich McDonalds als Maßstab für gute Küche ansehen und dann schreiben: »Die Gastronomie ist kaputt«.
So weit, so gut. Die Hyperventilation, die man eigentlich nicht mehr produzieren will, wird für den eigenen Zweck dann eben doch verwendet. Wer am lautesten ruft, hat mindestens die Chance gehört zu werden.
Ich habe in den letzten Tagen viel Kritik gelesen, die zum Teil begründet, oft genug allerdings hanebüchend daherkam. Am lautesten kam der Vorwurf, es seien zu wenig Frauen und/oder zu wenige Migranten dabei. Dabei geht es ja eigentlich um guten Journalismus und nicht irgendwelche Quoten, die in vorauseilendem Gehorsam »zu erfüllen« sind. Lustig auch die Einwände bezüglich des Layouts und der Gestaltung der Unterstützerseite. Auch hier wird scheinbar sehr großer Wert auf Äußerlichkeiten gelegt. Zwischenzeitlich hatte man den Eindruck, da baut jemand ein Haus und die Gäste debattieren zu allererst darüber, wie die Armaturen im Badezimmer aussehen sollen.
Dabei gestehe ich, dass ich ebenfalls Vorbehalte hege. Nicht, dass ich den Journalistinnen und Journalisten die hohe Ambition nicht zutraue. Dafür kenne ich einfach zu wenige. Naja, eine Dame tingelte letztes Jahr durch deutsche Talkshows und erklärte dort, warum sie seit vielen Jahren nicht mehr gewählt habe. Das ist natürlich eine gute Voraussetzung für das Ressort Kultur und Gesellschaft. Und natürlich kann man auch für »Petra« oder »Für Sie« schreiben und trotzdem für guten Journalismus sein.
Und doch beschleicht mich – ich gebe es zu – ein ungutes Gefühl. Ich fürchte, dass die »Krautreporter« bei allem guten Willen am Ende nur das betreiben, was man neben den schrecklichen Klickstrecken und erbärmlichen Live-Tickern am drittmeisten Online findet: Meinungs- respektive Gesinnungsjournalismus. Als Beispiel kommt mir da Stefan Niggemeier in den Sinn, der Anfang März in einem Aufsatz über den engagierten Journalismus geschrieben hat, über Nähe und Distanz und über die Meinung des Journalisten, die, so die These, sehr wohl in einem Text durchschimmern kann, ja sogar durchschimmern soll – so wenigstens verstehe ich Niggemeier. Friedrichs Satz, der Journalist solle sich mit keiner Sache gemein machen, verwies er als Missverständnis, da es als »Gesetz« interpretiert werde.
Als Beispiel führt Niggemeier seine »Meinung« zum Leistungsschutzrecht an. Er hatte sich auf mehreren Beiträgen im Blog negativ zum Gesetzentwurf der Bundesregierung geäußert. Daraufhin habe man in der Redaktion des »Spiegel«, in der Niggemeier damals arbeitete, beschlossen, ihn nicht im Blatt über dieses Thema berichten zu lassen. Er sei, so scheinbar die Befürchtung der Redaktion, zu parteiisch. Immerhin hat Niggemeier auf seinem Blog auch mit einem Button eindeutig Stellung bezogen (dagegen), beim »Spiegel« war man damals dafür.
Niggemeier fühlt sich selber jedoch »unabhängig« und begründet dies damit, dass er nicht von einer Organisation bezahlt werde und auch keinem Verein angehöre. Das hatte sicherlich bei ihm auch niemand angenommen. Was Niggemeier nicht schreibt: Glaubte er sich in der Lage, bei diesem Thema eine Position einzunehmen, die den Leser nicht per se in eine gewisse Richtung lenkt (um das hässliche Wort »manipuliert« nicht zu verwenden)? Entscheidend ist dabei übrigens nicht, dass der »Spiegel« womöglich einen anderen Journalisten hat schreiben lassen, der die Position des Verlags vertritt. Auch das wäre natürlich verwerflich und manipulativ. Und dass sich ausgerechnet der »Spiegel« des objektiven Journalismus verschrieben habe, ist ja in etwa so, als würde sich KT zu Guttenberg über ein Plagiat aufregen.
Niggemeier schreibt über sein Engagement gegen den Fernsehsender 9Live, der mit unlauteren Methoden arbeitete. Und er schreibt über den Bildblog, mit dem er (und andere) die Bildzeitung und deren Einfluss reduzieren und offenlegen wollten. In allen drei Fällen plädiert Niggemeier für das Parteiliche, in dem er auf eine »gute Sache« rekurriert. Daher muss er vorher Friedrichs’ Satz praktisch dekonstruieren.
Dabei macht er einen entscheidenden Fehler: Zum einen setzt er damit die von ihm (und seinen Mitstreitern) als »gut« charakterisierte Sache bereits absolut. Damit setzt er die Fakten unter Umständen exakt so, wie er sie für seine Argumentation verwendet. Zum anderen ist Friedrichs’ Satz natürlich etwas anderes, als er suggeriert. Niggemeier schreibt von Engagement, vom Aktivistentum. Aber das sind Weiterentwicklungen von Meinungen. Die Meinung ist die billigste Währung; sie nennt man im angelsächsischen Raum nicht umsonst »my two cents«. Friedrichs schreibt gar nicht, dass ein Journalist keine Meinung haben dürfe. Er sagt auch nicht, wie immer wieder vermutet wird, dass der Journalist nicht »subjektiv« sein darf, weil es gar keine Objektivität gebe.1 Er sagt nur, dass man sich mit einer Sache nicht gemein machen solle. Das ist etwas ganz anderes.
Dabei spielt es vielleicht noch nicht einmal eine Rolle, ob der Journalist tatsächlich einer Partei angehört oder nicht. Es gab und gibt Journalisten, die trotz einer Mitgliedschaft in einer Partei einen Sachverhalt, ein Thema objektiv beleuchten können, d. h. in dem Stil, dass der Leser nicht mit Adjektiven oder Attributen auf »das Gute« und »das Böse« aufmerksam gemacht wird. Und es gibt Sigmund Gottlieb und Wilfried Scharnagl. Wer das liest, hört, sieht weiß aber auch schon vorher Bescheid.
Das »gemein machen« mit einer Sache geht über die bloße Meinung, ja sogar über das »Engagement« hinaus. Mit ihm ist die Gefahr verbunden, dass der Journalist die Ebene der Dialektik verlässt, Gegenpositionen nicht mehr zur Kenntnis nimmt. Um Hans-Georg Gadamer zu paraphrasieren: Das Gegenüber kann nicht mehr Recht haben. Ein Journalist sollte aber mindestens die Möglichkeit in Erwähnung ziehen, dass der Andere Recht haben könnte.
Niggemeier berichtet von seinem Engagement gegen die »Bild«-Zeitung im »Bildblog«. Das ist tatsächlich ein gutes Beispiel. In den besten Texten des »Bildblog« wird nämlich nicht über Springer, die Redakteure oder das Thema bramarbasiert, sondern Fakten, die die Berichterstattung der »Bild«-Zeitung unzureichend, falsch oder gar nicht zur Kenntnis genommen hat, einfach aufgeführt. In den schlechteren Texten bleibt es bei Gesinnungskritik. Letztere interessiert mich nicht; das erstere ist Aufklärung.
Nun gibt es Medien, die aus der Not (des nicht mehr zur Objektivität fähigen bzw. willigen Journalisten) eine Tugend gemacht haben: Sie geben sich pluralistisch, setzen »Pro« und »Contra« und überlassen dann dem Rezipienten das Urteil. Der Nachteil dieses Vorgehens liegt nicht nur darin, dass ich nun zwei Artikel lesen muss statt einen. Das wäre verkraftbar. Der Nachteil ist die implizite Annahme, dass ich über die behandelte Thematik entsprechend informiert bin, d. h. den gleichen Wissensstand habe wie die beiden Journalisten. Wenn dieser Zugang fehlt, den ich mal »Augenhöhe« nennen möchte, dann wird der Meinungsjournalismus ganz schnell zur Filterblase, wie sich schön bei Twitter zeigt: Die User picken sich ihre eigene Meinungsdarstellung heraus und das wird dann verlinkt.
Obwohl der Begriff nicht ein einziges Mal im Text fällt, ist Niggemeiers Plädoyer für Engagement und Aktivismus des Journalisten eine geschickte Rechtfertigungserklärung für das Konstrukt der Vierten Gewalt. Damit geht einher, dass der Journalist in seinem Engagement keinerlei Gewaltenkontrolle unterliegt (außer den gängigen gesetzlichen Regeln). Während im klassischen Gewaltenmodell eine gegenseitige Kontrolle festgeschrieben ist, ist dies für die Vierte Gewalt, die ja »offiziell« gar nicht existiert, sondern ein informelles Konstrukt ist, nicht der Fall. Der Hybris des Journalisten ist praktisch Tür und Tor geöffnet; seine Türhüterfunktion kommt noch dazu: Er bestimmt, wer im medialen Konzert agieren darf und wer nicht. Am Ende bedeutet dies salopp formuliert: Journalisten sind die besseren Gestalter von Gesellschaft, die zupackenderen Politiker. Die Frage der Legitimität stellt sich nicht bzw. wird mit der »guten Sache« erklärt. Womöglich sah Friedrichs diese Gefahr, als er den Satz aussprach.
Was das alles mit den Krautreportern zu tun hat? Nun, ich gestehe, dass ich befürchte, dass diese Form des Meinungsjournalismus, der als »investigativ« oder »engagiert« (missverständlich und falsch) apostrophiert wird, gemeint ist, wenn von dem neuen Journalismus erzählt wird. Ich befürchte, da wird dem bräsigen Spiegelzeitfocuscicerofrankfurtersüddeutschewelttaz-Meinungsjournalismus nur ein Kontrapunkt entgegengesetzt, eine weitere Twitterverlinkungsquelle. Das ist, zugegeben, Bedenkenträgerei und von mir aus auch ungerecht. Aber es ist ein Grund, dass ich erst einmal abwarte.
Das ist ungefähr so, als sage man, dass es keine Wahrheit gebe. Aber ein Engagement setzt ja genau das voraus. ↩
Stimmt, das wird wohl nix. Zu wenig echte »Denke« hinter dem Projekt. Es geht wohl um Selbstverwirklichung, den »totalen Journalismus«, der die Meinung- und Redaktionsschranke endgültig einreißt, und die gesellschaftliche Funktion der Berichterstattung in die Tonne tritt.
Das macht den Kohl auch nicht mehr fett, will sagen: das sollen sie ruhig machen. Insgesamt hat sich die vierte Gewalt zur Umschlagstation von Macht und Gegen-Macht entwickelt. Die Enttarnung dieser Matrix sowie das moralische Einverständnis haben wir vermutlich dem INTERNET zu verdanken. Es wäre nicht fair, alle Startups an Idealen zu messen, die nirgendwo mehr eine Rolle spielen.
Die Entidealisierung der Öffentlichkeit ist m.E.n. nur ein Effekt der allgemeinen Sprecherfunktions-Krise. Wenn alle Äußerungspositionen mehr oder weniger künstlich und strategisch sind, wie sollte es da dem Journalisten gelingen, einen natürlichen und allgemeingültigen Diskurs zu formen?! Er ist imgrunde in derselben Position wie »wir alle«, er vermag es nicht, von Außen über die Gesellschaft zu sprechen. Die Sprache umgibt ihn bereits. Er ist den Meinungen und Polemiken ausgeliefert, versucht ihnen zu entgehen, und willigt doch bei nächster Gelegenheit ein. Der Intellekt ist allzu verführbar, wer würde nicht im Gegner sein Spiegelbild entdecken...
Ich muss bekennen, den Wert der Öffentlichkeit erst mit ihrem Untergang erkannt zu haben. Ich war nicht von Anfang an eine begeisterte Teilnehmerin. Da das Lieblingskind der Aufklärer nun aber mal im Brunnen ersoffen ist, will ich mich nicht weiter aufregen.
Könnte man die Diskussion (zumindest zunächst) nicht auf den Begriff »Redlichkeit« herunter brechen? Keiner verfügt über alle Informationen, jeder irrt oder macht Fehler: Aber ob Journalist oder nicht, man kann immer Informationen, die der eigenen These oder Sache widersprechen, verschweigen. Daraus ergibt sich die Frage, ob das irgendwann einmal doch legitim sein kann oder Zusammenhänge (Berufe, o.ä.) existieren in denen es das nie der Fall sein darf.
Noch nachgereicht: Natürlich bleibt zu bedenken, da hat die kalte Sophie recht, ob nicht die weite Verbreitung des Sich-Gemeinmachens (also Interessen, wider besseren Wissens zu dienen), einen sich selbst verstärkenden Kreislauf in Gang gesetzt hat, dem kaum (und falls doch: wie?) zu entkommen ist (das auch oben verlinkte Video wäre dadurch in seiner Inszeniertheit zu erklären).
Das Video ist natürlich polarisierend. Dass Zeitungen gemacht werden, damit der Anzeigenkunden »happy« ist und nicht der Leser, ist eine Unterstellung. Die Inszenierung des Journalisten birgt natürlich eine Gefahr in sich: Er wird nicht »Garant« sondern selber zur »Marke«. Aus dieser Not muss er nun eine Tugend machen. Statt sich ins zweite Glied zu setzen und die Sache nach vorne zu bringen, muss er für sich Werbung machen. Das ist womöglich aber der Methode geschuldet.
Niggemeiers Interview im »Falter« ist auch ganz interessant (nebenbei: Die Überschrift ist fatal; so, wie es sich anhört, hat er das nämlich nicht gemeint). Am Ende verfällt er der Logik des Lobbyismus, wie ihn dieser Lobo auch propagierte, in dem er meinte, der Vogelschutz mobilisiere ungleich mehr finanzielle Mittel als die sogenannte Netzgemeinde.
Im Prinzip ist die »Krautreporter«-Logik richtig: Informationen hinter den Nachrichten zu liefern. Aber ich habe da sowohl hinsichtlich des Personals als auch mit der Methode (15000 x 60 Euro) meine Probleme.
Der Falter nutzt das zu einer billigen Spitze gegen »online«. — Ich finde neue Ideen der Finanzierung grundsätzlich gut, auch die Idee hinter dem konkreten Projekt; das Personal kenne ich zu wenig (wäre die Selbstdarstellung anders und es ein österreichisches Projekt, würde ich mir eine Unterstützung überlegen, so warte ich einmal...).
Der ins Spiel gebrachte Begriff »Redlichkeit« ist mE durchaus diskussionswürdig. Mir fällt dazu auf Anhieb Jean-Claude Juncker ein, der einmal sehr deutlich dafür einstand, die Öffentlichkeit nicht über jeden Aspekt politischer Willensbildung – damals betreffend »Euro-Rettung« – informieren zu wollen und, wenn es ernst werde, auch lügen zu müssen. Die Frage stellt sich sogleich, wie solche Haltung begründet werden könnte. Dafür gibt es zumindest ein einleuchtendes Argument: Fundamentale Unwissenheit in der Sache und daraus resultierende irrationale Reaktion beim Durchschnittsbürger (auch bei den Journalisten?). Lüge ist stets unredlich. Und doch kann sie die Verwirklichung der redlichen Absicht erst möglich machen. Soweit, so schlecht.
Agiert ein Journalist redlich, wenn er von solchen politischen Lügen Wind bekommt, diese aufdeckt und damit eine redliche Handlungsabsicht konterkariert? Oder handelt der Journalist dann redlich, wenn er die Handlungsabsicht untersucht (was allerdings ungleich schwieriger bis geradezu unmöglich sein dürfte)? Wäre es nicht eine Form umfassender Redlichkeit, die Tatsache zu formulieren, dass die Mehrheit der Wähler:innen im Grunde keine Ahnung hat und auch erst gar nicht haben will? In diesem Spannungsfeld halten sich, jedenfalls meiner Wahrnehmung nach, seriöse (vielleicht eine vertretbare Umschreibung für »redliche«?) Journalisten auf.
Was kann nun ein weiterer »one-stop-shop« à la Krautreporter.de bringen? Nicht viel, wie ich meine. Ich habe mich dort umgesehen und vermisse Kompetenzen in den Themenbereichen »Wirtschaft« und »Recht«. Das sind aber die belasteten Scharniere aller Gesellschaften. Dass sich in dem geplanten Format etwas grundlegend Aufklärerisches in diesen Bereichen ereignen könnte, vermag ich nicht zu erkennen. Die Legitimation durch Publikumsfinanzierung und dadurch herzustellende Unabhängigkeit von der Werbeindustrie halte ich für einen, um es überspitzt auszudrücken, selbsthypnotischen Akt.
Man muss in Rechnung stellen, dass im allgemeinen der individuelle Bildungsprozess mit dem Verlassen des Bildungssystems jäh zum Ende kommt. Redlicher Journalismus, der meinen höchst persönlichen Ansprüchen genügen wollte, knüpfte an diese Tatsache an. Meinungsbildung ist für mich von Wissensbildung nicht abtrennbar und eine Folge aus Letzterem. Ob es dazu, zur Meinungsbildung nämlich, kommt, ist freilich keineswegs ausgemacht. Müsste ich dafür ein konkretes Beispiel nennen, würde ich die aktuelle Ukraine-Krise heranziehen. Um sich eine Meinung zu den Vorgängen dort und insbesondere zu den agierenden Persönlichkeiten hüben wie drüben bilden zu können, ist es unumgänglich, über die Gegensätzlichkeit der völkerrechtlichen Prinzipien »territorialer Unversehrtheit« und »Selbstbestimmungsrecht der Völker« nachzudenken. Meines Wissens nach wurde von einer journalistischen Verhandlung dieses Sachverhaltes geflissentlich abgesehen (zugegeben: mein Überblick über die deutschsprachige Medienlandschaft ist ausgesprochen begrenzt).
Daumen mal Pi habe ich zudem abgeschätzt, was aus dem Projekt alleine mit der angestrebten wirtschaftlichen Grundlage von 900.000.- p.a. erwachsen kann. Ich wiederhole mich ungern: nicht viel. Man folge mir kurz durch die Rechenkette: Mit 75.000 monatlichem Budget wollen – laut Krautreporter.de – täglich im Schnitt vier, teils multimediale, Beiträge finanziert werden. Das sind 120 Beiträge in 30 Tagen. Selbst wenn ich vereinfachend die zweifellos bestehenden Fixkosten des Projekts vernachlässige, verbleiben im Schnitt 625,- pro Beitrag, oder 10 Stunden bezahlte Arbeitszeit bei dem korrespondierenden Stundensatz. Das halte ich grundsätzlich zwar für machbar. Wie aber zu heiklen Themen wochenlange Recherchearbeit und, allem voran, Lernaufwand betreffend das Fachgebiet absolviert werden könnte, bleibt für mich unlösbar.
Die Konklusion aus dem Dargelegten hingegen ist schlicht: Ich stimme G.K. bezüglich seiner Bedenken zu.
@h.z.
Wäre es nicht eine Form umfassender Redlichkeit, die Tatsache zu formulieren, dass die Mehrheit der Wähler:innen im Grunde keine Ahnung hat und auch erst gar nicht haben will?
Solche und ähnliche Feststellungen liest man ja immer wieder, die Konsequenzen zieht niemand: Man sollte dann schon auch den Mut besitzen und das demokratische »Experiment« für gescheitert erklären oder es beenden (vielleicht sind die Bürger, dann doch ganz recht wie sie sind; vielleicht fürchten die etablierten Autoritäten eine denkende Allgemeinheit: der brave Bürger soll sein Kreuzchen an der richtigen Stelle machen und schweigen, mancher wäre damit sogar zufrieden...).
Vielleicht genügt es, wenn diejenigen, die politisches Interesse haben und die Anstrengung der Auseinandersetzung auf sich nehmen zur Wahl oder Abstimmung gehen: Träfen nur 20% der Wahlberechtigten eine direktdemokratische Entscheidung, kann man die Repräsentanz anzweifeln, aber wenn dieses Fünftel nachgedacht hat und eine bewusste Entscheidung getroffen hat, genügt das vielleicht (man könnte sogar noch weiter gehen: es könnten diejenigen, die von einem Thema zu wenig verstünden, und für jeden gibt es ein solches [oder zu wenig Zeit], aus eigenem Entschluss zu Hause bleiben ... und wer doch will, kann gehen, es gibt keinen Zwang).
Meinung hätte ich als vom Wissen getrennt angesehen: Eine Meinung kann jeder zu jedem haben, sie muss auf nichts gegründet sein (im guten Fall eine Einschätzung).
Der Anspruch der Krautreporter ist zugleich Geschäftsmodell (CI), das ruft in mir Unbehagen hervor, aber vielleicht gibt es keine andere Möglichkeit, wir werden sehen (dass Recht und Wirtschaft fehlen fiel mir auch auf; ersteres ist im Allgemeinen nicht unbedingt eine journalistische Stärke).
Die Mehrheit der Wähler können gar keine allumfassende Ahnung haben. Das haben ja noch nicht einmal die Politiker. Die Idee, das Volk, also Alle, gleichberechtigt über etwas abstimmen zu lassen, basiert ja auf das, was man neuerdings »Schwarmintelligenz« nennt, ist also beileibe keine Erfindung der Wikipedia-Macher oder Nerds. Je grösser die Menge dabei ist, desto grösser die Wahrscheinlichkeit, dass bestimmte Meinungsströmungen nicht dominieren – so die Idee. Die »dummen« und radikalen Stimmen gehen dann einfach unter und werden irrelevant.
Prinzipiell habe ich auch nichts dagegen, wenn bei einer direktdemokratischen Entscheidung nur 30% oder 40% Beteiligung zu verzeichnen ist. Die Gefahr ist dann allerdings irgendwann gegeben, dass die von Interessengruppen – wie auch immer – »gekapert« wird. In diese Richtung geht ja das Mantra, die Leute sollten sich doch bitte beteiligen. Das erinnert zuweilen ja daran, wie einem die Eltern früher eingebläut haben, auch ja die Schulbrote mitzunehmen.
Vor sehr langer Zeit gab es mal im deutschen Fernsehen einen Film, der scheinbar eine ganz normale Wahlabend-Situation wiedergab. Dann stellte sich aber heraus, dass die Wahlbeteiligung nur 5% betrug. Das wurde dann natürlich in den entsprechenden Interviews mit den Politikern thematisiert, die sich aber auf den Standpunkt stellten, sie seien dennoch repräsentative Volksvertreter. Ich weiss nicht mehr genau, worum es in dem Fernsehspiel noch ging und wie das Ende war, aber der Gedanke an eine solch’ niedrige Beteiligung stellt natürlich sofort die Frage nach Legitimität.
Interessanter Aspekt: inwiefern ist Legitimität von den schieren Zahlenverhältnissen abhängig?! Ich meine, die Dialektik sollte nicht allzu weit ins Abstrakte ausschlagen. Solange es keinen ernsthaften Versuch gibt, eine (schwach) legimierte Regierung, egal auf welcher Ebene, abzulösen und zu ersetzen...
[Theorem: Es kann nicht nicht regiert werden!]
...stellt sich die Frage der Legitimität auch nicht. Das demokratische Modell sieht die alleinige Legimitation in den freien Wahlen, wenn allerdings »zwischen den Wahlen, die kein besonderes Interesse hervorrufen«, eine Umbruchsbewegung, also ein organisiertes politisches Interesse auftritt, dann stellt sich die Frage in veränderter Weise:
Kann eine Legitimation aus Gewalt heraus entstehen?!
Ich fürchte, ja. Aber das ist dann keine Legitimität, welche »Demokraten« anerkennen würden. Die These, dass es nur die demokratische Legitimität gibt, und sonst keine, ist übrigens idealistisch. Sie erfreut sich im Westen hoher Beliebtheit, leidet aber ein bisschen am autologischen Hexenschuss!
Legitimität gibt es nur innerhalb von Vorgaben in Institutionen. Daher kann sie auch nicht über Gewalt generiert werden. Das ist essentiell für eine Demokratie. Ansonsten muss man sich eine andere politische Form aussuchen – von denen es ja einige gibt.
Eine Wahlbeteiligung von 5% – oder nehmen wir die kommunalen Entscheide, die oft nur 30% Beteiligung haben, bekommen dadurch Legitimität, dass die 70% Nichtwähler, Nichtabstimmer zur Wahl hätten gehen können. Wären sie – wieder ein Beispiel – festgehalten worden, wäre die Wahl ungültig.
Auch wenn das »hätten gehen können« richtig ist, bestimmten in einem Fall sehr geringer Wahlbeteiligung wenige Menschen über viele, was in einer Demokratie grundsätzlich zu vermeiden versucht wird (über Fragen die alle betreffen, sollten alle entscheiden).
Coole Antwort, gefällt mir: demokratische Legitimität gibt es nur innerhalb von Demokratien! Das stimmt.
Dann ist die Legitmität aber auch nicht abstufbar. Das wollte ich ja sagen. 5% Wähler reichen, der Rest wird sich schon melden,... wenn was iss’.
Natürlich wird die Demokratie immer mit übergreifendem Einverständnis in Verbindung gebracht, aber offenbar bedeutet demokratische Gesinnung nicht exakt Parteigängerei.
Darüber müsste schon das eine oder andere Kluge gesagt worden sein.
Es kann nicht sein, dass es sich um ein gänzlich neues Problem handelt.
Theoretisch kann die Demokratie völlig veröden, wenn keine akzeptablen Parteien existieren. Um die Extremisten kümmert sich dann die Polizei... Der traurige Rest kann ja dennoch regieren.
@metepsilonema
Ihre Schlussfolgerung, »man sollte dann schon auch den Mut besitzen und das demokratische »Experiment« für gescheitert erklären oder es beenden«, mag ich nicht ohne weiteres nachvollziehen.
Journalismus beschränkt sich im Allgemeinen leider auf Informations- und Meinungsvermittlung, was natürlich nicht identisch ist mit Wissensvermittlung. Darunter hat konsequenterweise die Qualität der Demokratie (z.B. affektgesteuertes Kreuzchenmachen vulgo »Denkzettelwahl«) zu leiden. Ein ursprüngliches, nämlich auch auf Wissensvermittlung abstellendes Journalismusverständnis wirkte diesem Qualitätsverfall entgegen, was aber, darin stimme ich mit Ihnen überein, die Furcht der etablierten Autoritäten vor einer denkenden Allgemeinheit nährte. Möglicherweise liegt die berechtigte Furcht in der Qualität der Autoritäten begründet. Daran knüpfte gleich die Frage an, was dagegen spräche, jene Qualität anheben zu wollen. Doch wie?
Mit Ihrer Anmerkung, dass »Meinung« als vom »Wissen« getrennt angesehen werden könne, haben Sie natürlich recht. In philosophischem Sinne sind die beiden Begriffe sogar als gegensätzlich zu betrachten, wenn ich nicht irre. Bei meinen Überlegungen hatte ich allerdings den Akt der Meinungsbildung im Fokus. »Meinung« kristallisiert auf. Sie entsteht eben nicht aus dem Nichts. Ohne Anhaltspunkt, und sei es lediglich eine spontane emotionale Regung, kommt dieser Prozess nicht aus.
Die beiden Bereiche »Recht« und »Wirtschaft« halte ich für die Knickstellen unserer Gesellschaft. Wenn elementares Verständnis für beide Bereiche in das Bildungssystem eingeschleust würde, ereignete sich über einen langen Zeitraum gestreckt eine fundamentale Umwälzung gelebter Demokratie. (selbstverständlich meine ich damit nicht, dass Volksschüler Paragraphen des ABGB lernen sollen, wohl aber können grundlegende Prinzipien vermittelt werden – Beispiele auf Nachfrage). Man könnte sich fragen, ob die mögliche Umwälzung nicht bedacht oder gar verhindert wird.
Ausgehend von Ihrer Schlussfolgerung würde ich also ergänzen, dass das demokratische »Experiment« zum Scheitern gebracht wurde – verursacht durch eine mittlerweile beinahe vollständig dysfunktionale Presselandschaft. Folglich wäre nicht das »Experiment« zu beenden, sondern die Presselandschaft umzuackern.
@Gregor Keuschnig
Von »allumfassender Ahnung« war, bitte korrigieren Sie mich gegebenenfalls, nicht die Rede. Soweit es meine Einlassung betrifft, meinte ich, dass die Mehrheit der Wählerinnen überhaupt keine Ahnung hat. Legitimität würde ich mit eben diesem Umstand verbinden. Die Frage nach Quoren stellt sich mE deshalb nicht, weil das Lenkungsinstrument der Wahlpflicht zur Verfügung stünde, welche hierzulande erst 2007 restlos aufgegeben wurde. Zudem ließe sich Unausgewogenheit der Meinungsströmungen am Ende eines Wahlprozesses durch – dies ist selbstverständlich ein Gedankenexperiment – den Einsatz eines Zufallszahlengenarators vermeiden. Wie sähe nämlich Gesellschaftsgestaltung aus, wenn die Besetzung der Regierungsfunktionen nicht beeinflussbar und daher auch nicht vorhersehbar wäre? Kämen eher langfristige Strategien zum Zuge oder doch eher wieder kurzfristige (Status quo)?
Ich treibe das Gedankenspiel anlässlich der abgeschlossenen EU-Wahl eine Umdrehung weiter: Was soll mich die formale Legitimität eines Wahlergebnisses kümmern, wenn schon der Wahlmodus nur, sagen wir, bedingt mit dem Attribut »redlich« versehen werden kann? Der gibt mir nämlich nur eine einzige positive Auswahlmöglichkeit (ich vereinfache bewusst). Im Komplementärmodus sähe das anders aus. Da könnte ich Ablehnung ausdrücken und zwar, abgestuft, mehrfach. Ich wählte aus A, B, C und D nicht mehr A zustimmend aus, sondern lehnte ab: B(10), C(1), D(5). Als gewählt gälte am Ende die Alternative mit der geringsten Ablehnung. Mit Papier und Bleistift in einer freihändigen Matrix nachvollzogen ergibt sich sehr schnell, dass solcherart zustande gekommenes negatives Wahlergebnis nicht mit dem positiven Wahlergebnis übereinstimmen muss. Man kann sich, das Experiment fortsetzend, noch überlegen, was der in den skizzierten Wahlmodus eingebaute Kompromiss gesellschaftlich zu bewirken vermag.
@die kalte Sophie
Erlauben Sie mir die Interessensfrage: Aus welchen Axiomen ist das genannte Theorem abgeleitet?
@h.z.
Ich finde ihre Ausführungen über das »demokratische Experiment«, bzw. die Frage, was es zu Fall gebracht hat, sehr überzeugend.
Ihre Frage, sehr formal: ich stütze mich auf Anthropologie und Gruppentheorie, sowie die Antizipation des Staates. Schon dem Begriff nach liegt die »Demokratie« als Staatsform und Gemeinwesen vor, das eine historisch überkommen, das andere anthropologisch (ontogenetisch) motiviert. Mit dieser Auffassung verbinde ich die Beobachtung, dass es Politiken gibt, die sich auf die »Unilateralität des Staates« berufen, sowie Politiken die eine »Verteidigung der Gesellschaft« im Schilde führen. Gerne auch: »rechts« und »links«.
Diese Einteilung mag zunächst nur plausibel erscheinen, fast banal. Wenn man aber die Gruppentheorie (Wir und die anderen) hinzuzieht, sowie Aspekt der Identitätsbildung (nochmals Anthropologie), dann kommt man zu der Folgerung (ich habe es zu einem THEOREM aufgeblasen), dass es einen gesellschaftlichen Zustand ohne »Wille zum Regieren« nicht geben kann. Damit entgeht man, finde ich, ganz gut der Suggestion, dass eine »rein diskursbezogene, normative Verteidigungsposition« auch ohne Staat ganz wunderbar funktionieren könnte (Utopisches Ideal, aka OneWorldDeutschland).
Der Journalismus rückt in diesem Modell übrigens ganz selbstverständlich nach »links«, aufgrund seiner sozio-ökonomischen Position. Sogar eine parteiliche Zuordnung wurde ja unlängst aufgedeckt, allerdings reicht diese Beobachtung sicher nicht als Erklärung für die mediale Polit-Katastrophe. Man würde evtl. sogar das Gegenteil erwarten...
Vielen Dank für die eingängige Erläuterung.
Meine eigene Herleitung fiel vergleichsweise hemdsärmelig aus: Jede auf Überleben gerichtete Ordnung musste »regiert« werden, andernfalls sie unvermeidlich dem Untergang geweiht war. Das liegt einerseits in situativ notwendiger Handlungsschnellkraft begründet und andererseits in sanktionierender Durchsetzungsgewalt, ohne die eine innere Ordnung nicht aufrecht erhalten werden kann. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Meinten Sie im letzten Absatz mit der Positionierung des Journalismus dessen ursprüngliche Funktion (aus der Idee der »Aufklärung« hervorgegangen)? Falls Sie die Zeit dazu finden... Sie wissen schon, wär’ ich Ihnen dankbar.
@h.z.
Eine kurze Replik über Ihre Äußerungen zum Wahlmodus. In einigen Bundesländern in Deutschland werden sind Kommunalwahlen mit Kumulieren und Panaschieren abgehalten. Das verfahren ist dabei derart kompliziert, dass die meisten Leute bei der Einheitsliste bleiben. Zumal ihnen bei auch nur geringfügigen Fehlern beim Kumulieren und Panaschieren droht, dass ihre Stimmabgabe ungültig ist, was sie ja nie erfahren werden und dann ggf. beim nächsten Mal wieder neu ungültig abstimmen...
@h.z. (mglst knapp)
In der Tat, aber der Journalismus ist in seiner langen Geschichte erst in den letzten 50 Jahren mit einer Analogie zur Aufklärung aufgeladen worden. Erst als die ideologischen Kämpfe in den Stillstand des kalten Krieges führten, war seine Unabhängigkeit als Beobachter und Schiedsinstanz wichtig geworden. So künstlich sich das anhört, ist es auch gründlich schief gegangen.
Die Aufklärung im 18 Jhdt. unterlag nicht dem Schema »Macht vs. Wahrheit«, man dachte eher synthetisch: Die Wirkung der Wahrheit ist allen anderen Mitteln überlegen...
@d.k.S.: Vi.Da.!
@G.K.
Zöge man die Möglichkeit zur vereinfachten »Ein-Kreuz-Methode« aus dem Verkehr, etablierte sich damit gleichzeitig eine anonymisierte Qualitätssicherung der Entscheidungsfindung. Wähler:innen, die qua Unverstand stets ungültig wählten, fielen nicht ins Gewicht und niemand wäre bloßgestellt. Man mag zwar ein Recht auf Blödheit im privaten Bereich geltend machen dürfen, findet sich aber auch darin von Gesetzes wegen beschränkt (im Sinne von »geschützt« durch zwingendes Recht).
Im öffentlichen Raum und gerade bei der demokratischen Entscheidungsfindung hat meiner Überzeugung nach die Allgemeinheit ein Anrecht darauf, dass komplementär dazu ein Mindestmaß an Sachverstand aufgebracht wird. Mit der Aussage verweise ich gleichzeitig auf den letzten Absatz Ihres Beitrages zurück. Dieser Anspruch ist auch gegenüber dem Journalismus, welcher Entscheidungsgrundlagen formt, geltend zu machen. Der Befund ist ja bekannt.
Ja, schon klar. Aber ein Wahlzettel in DIN-A‑3 Format in einer Wahlkabine von 30x30 cm mit vielleicht 20 oder 30 Kreuzen sinnvoll zu »behandeln« überfordert viele schon rein technisch. (Mich würde es auch überfordern.)
Zudem zeigt sich an der Wahl zum EU-Parlament, dass die Strukturen, um die es bei der Wahl geht, nicht ganz so kompliziert sein sollten. Hier gibt es zwar nur ein Kreuz, aber die Durchdringung der Situation mit dem komplizierten Geflecht zwischen den einzelnen Ebenen in der EU halten die Wähler eher ab. Ich bin auch dafür, dass man sich mit der Materie befasst, aber es gibt schon Grenzen.
Journalismus hat Zeit. Da steht keiner auf der Tür, der von mir eine Entscheidung über die Lektüre erwartet.
@G.K.
Auch Ihnen vielen Dank.
@h.z.
Vielleicht war ich da zu impulsiv oder habe Sie missverstanden, aber ich habe schon zu oft Wähler- oder Bürgerschelte gelesen (meist von journalistischer Seite), die ebendiese Schlussfolgerung nicht ziehen wollte, obwohl zuvor etwas wie, vereinfacht gesprochen, allgemeine Dummheit oder Unwissenheit diagnostiziert wurde (manchmal dient das der Rechtfertigung der indirekten und der Verdammung der direkten Demokratie). Was das politische Personal betrifft: Bevor man an eine Verbesserung denken kann, muss man den medialen, politischen und demokratischen »Betrieb« analysieren, also zumindest ungefähr wissen, warum die Dinge so sind wie sie sind und ob wir uns nicht täuschen (auch was wir selbst beitragen, inklusive unserer Erwartungen).
Wissensvermittlung ist ein Aspekt von Journalismus, aber ebenso einer der Schule und der Universitäten (bei letzteren meine ich das nicht nur in Hinblick auf die Studierenden). — Und sogar im Zeitalter des Konsums, muss man dazu selbst einen Beitrag leisten.
Was die Meinungsbildung betrifft, stimme ich Ihnen zu. Für ein oder zwei Beispiele aus dem Bereich Recht und Wirtschaft wäre ich dankbar (ich selbst habe zumindest im Nachhinein immer bedauert, dass es keinen Unterrichtsgegenstand »Staatsbürgerkunde« o.ä. gab). — Nun, staatliche und bürokratische Strukturen werden immer »versuchen« Macht über die Bürger zu erlangen (was in der Realität absichtlich oder unabsichtlich passiert ist, vermag ich nicht zu sagen; gerade bemerke ich, dass Wirtschaft und Politik hier einander durchaus in die Hände spielen).
Wenn man es so sieht, wie Sie im letzten Absatz, dann stimmt das natürlich (warum ich es anders formuliert habe, wird aus meinem ersten Absatz klar).
@die kalte Sophie
Ich würde den Libertarismus als rechts einordnen (weil er in Richtung »Durchsetzung des Stärkeren« tendiert), er widerspricht dann allerdings der »Unilateralität des Staats«...