Knut Hamsun, seine Wege und Abwege. Eine Sichtung zu seinem 70 Todestag am 19.02.2022
»Er hat die Lust am Leben verloren« schrieb Marie Hamsun, geborene Andersen, am 22. August 1951 an ihre Tochter Cecilia, die in Dänemark lebte. Wenige Tage später heiß es, dass auch sein Geist sich mehr und mehr verdunkele. Es folgen bisweilen schockierende Beschreibungen eines körperlich verfallenden Menschen. Am 19. Februar 1952, gegen 1 Uhr nachts, stirbt der norwegische Schriftsteller Knut Hamsun im Alter von 92 Jahren in Nørholm bei Grimstad.
Der Rastlose und »Hunger«
Hamsun wurde 1859 als Knud Pedersen im ländlichen Lom, Norwegen, geboren. Sein Vater war Landwirt und Schneider, die Mutter stammte aus einer Bauernfamilie. Der Vater versuchte sich als Siedler auf dem Land. Knut besuchte, wie es heißt, nur 252 Tage die Schule. Mit vierzehn Jahren verließ er das Elternhaus, wurde kurze Zeit ein Kramladenjunge. Aber es hielt ihn nirgends lange, er zog umher, hielt es überall nur kurz aus. 1877 erschien von einem gewissen »Kn. Pedersen« eine kleine Erzählung. Hamsun hatte nicht ohne Erfolg Mäzene für sein Schreiben gesucht und sie aktiv angeschrieben. Dennoch wurde ein Manuskript mit dem Titel »Frida« abgelehnt. Er nahm mehrere Stellungen an, hielt es jedoch nie lange aus. 1882 folgte die erste Amerika-Reise. Wieder zurück erschien 1885 sein erster Artikel in einer Zeitung, wobei der Setzer seinen Namen falsch schrieb und aus »Hamsund«, wie er sich damals nannte, »Hamsun« machte. Er blieb dabei.
1886 war er wieder in den Staaten, wurde unter anderem Straßenbahnschaffner in Chicago und Landarbeiter. Er reiste umher, arbeitete und verjubelte das Geld beim Glücksspiel und mit Alkohol. 1888 ist er zurück in Europa, zunächst schwer krank. Er lebt in einem Zimmer mit Dachluke in Kopenhagen. Er ist mittellos, hungert. Und das schreibt er auf. 1888 erscheinen in einer Zeitung Fragmente seines späteren Romans »Hunger« – anonym. Man wird dennoch aufmerksam auf ihn. Zwei Jahre später erscheint »Hunger« als Buch, zuerst publiziert in Dänemark. Dann in Deutschland. Erst danach in Norwegen. Er ist 31. Nein, es sei kein Roman sagt er, sondern »ein Buch«. Der Roman ist für ihn ein kontaminierter Begriff.
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