Heimo Schwilk: Mein aben­teu­er­li­ches Herz I

Heimo Schwilk: Mein abenteuerliches Herz I
Heimo Schwilk: Mein
aben­teu­er­li­ches Herz I

»Mein aben­teu­er­li­ches Herz I« – schon im Ti­tel fin­det man die­se Mi­schung aus An­spruch und An­ma­ßung. Es wird beim Auf­schla­gen noch deut­li­cher: Der Au­tor Heimo Schwilk mit Ernst Jün­ger 1988 im Ge­spräch. So muss ein Jün­ger-Bio­graph sei­ne Ta­ge­buch­auf­zeich­nun­gen nen­nen und be­gin­nen, denkt man. Die rö­mi­sche Zif­fer lässt zu­dem ei­nen zwei­ten Band er­war­ten. Der er­ste um­fasst Ein­tra­gun­gen vom 3. Fe­bru­ar 1983 bis zum 1. Ja­nu­ar 2000. Die­se wer­den oh­ne je­de Glie­de­rung chro­no­lo­gisch auf­ge­führt – mit Orts­zei­le und Da­tum. So flie­gen die Jah­re da­hin, wenn man nicht im­mer ge­nau auf das Da­tum schaut. Es zeigt sich, dass die Ein­trä­ge meist et­was spä­ter ent­stan­den sind und Er­eig­nis­se ei­ni­ger Ta­ge zu­vor zu­sam­men­fas­sen.

Zu Be­ginn ist Schwilk 31 Jah­re alt und ver­sucht, in Kon­takt mit Ernst Jün­ger zu kom­men. An­dert­halb Jah­re spä­ter – im Buch sind es noch nicht ein­mal 30 Sei­ten – ist es so­weit. Er sitzt in Wilf­lin­gen mit Ernst und Li­se­lot­te Jün­ger zu­sam­men. Ei­ne Bio­gra­phie kann es nicht mehr wer­den (dar­an ar­bei­te­te be­reits der NZZ-Mann Mar­tin Mey­er). Mit Klett-Cot­ta hat­te man sich aber auf ei­ne Bild­bio­gra­phie ver­stän­digt. Meh­re­re Sit­zun­gen und Sich­tun­gen in Wilf­lin­gen. Par­al­lel plan­te Schwilk ei­ne Dis­ser­ta­ti­on über die Jün­ger-Ta­ge­bü­cher und über­legt, in­wie­fern die­se Sti­li­sie­run­gen ent­hal­ten.

Die Fra­ge stellt sich na­tür­lich auch für die vor­lie­gen­den 634 Sei­ten. Da­mit kei­ne Zwei­fel auf­kom­men, ver­or­tet sich Schwilk schon im (glück­li­cher­wei­se knap­pen) Vor­wort bei den »re­fle­xi­ven Dia­ri­sten« wie Jün­ger und Gi­de. Nichts wer­de be­schö­nigt, so das Ver­spre­chen. Tap­fer­keit ge­gen den Main­stream wird an­ge­kün­digt. Mit dem Un­ter­ti­tel »Aus den Ta­ge­bü­chern…« legt man al­ler­dings den Schluss na­he, dass es durch­aus Strei­chun­gen gibt. Und nach der Lek­tü­re hät­te man sich si­cher­lich vie­le (wei­te­re?) Aus­las­sun­gen ge­wünscht. Et­wa all die pri­va­ten Pro­ble­me und Pro­blem­chen, die Ehe­kon­flik­te, sei­ne Epi­so­den über die Kin­der – kurz: all das, was pri­vat und in­tim blei­ben soll­te, denn ein Jour­na­list ist nicht wie ein Schrift­stel­ler ei­ne öf­fent­li­che Fi­gur (wo­bei man auch hier strei­ten kann, ob bei­spiels­wei­se die Idio­syn­kra­si­en ei­nes Tho­mas Mann im­mer re­le­vant für sein Werk sind). We­ni­ger wä­re mehr ge­we­sen, vor al­lem im Hin­blick auf die Ge­gen­wart. Dis­kre­ti­on ist kei­ne Kern­kom­pe­tenz von Heimo Schwilk.

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