Daniel Kehlmanns Rede bei der Eröffnung der Salzburger Festspiele. Das Publikum vermag den Eklat gerade noch wegzulachen. Kehlmann spricht von seinem Vater Michael Kehlmann, einem Theaterregisseur, der sich dem in den 70er Jahren aufkommenden Trend des »Regietheaters« widersetze und sich ausdrücklich als Diener der Autoren verstand, etwas was damals als per se reaktionäres Unterfangen galt. Er ging unter in einem Klima der Repression, in der Abweichung geächtet ist.
Das Regietheater heute sei zum Privatvergnügen folgsamer Pilger degeneriert und habe sich weitgehend von Stück und Autor entfernt. Die Folge sei: Die Autoren hielten sich zurück.
Stattdessen immer das Gleiche, so Kehlmann, ausländische Freunde zitierend: Videowände und Spaghettiessen, verschmierte Schauspieler, die dauernd herumschreien. Ob dies, so süffisant eingestreut, staatlich vorgeschrieben sei, fragten die Freunde. Kehlmann diagnostiziert ein fatales Bündnis zwischen Kitsch und Avantgarde, wobei er hier leider ein bisschen ungenau wird in seiner ansonsten feinen Rede, denn Avantgarde ist das nicht mehr, sondern nur noch Simulation von dem, was diese bemitleidenswerten Pseudo-Regisseure für Avantgarde halten.
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