Re­né Pfi­ster: Ein fal­sches Wort

René Pfister: Ein falsches Wort
Re­né Pfi­ster: Ein fal­sches Wort

Re­né Pfi­ster ist seit fast zwan­zig Jah­ren in un­ter­schied­li­chen Funk­tio­nen beim Nach­rich­ten­ma­ga­zin Der Spie­gel tä­tig. 2019 geht er für das Ma­ga­zin in die USA. Do­nald Trump war Prä­si­dent und der Wahl­kampf hat­te be­reits be­gon­nen. Er kam mit sei­ner Fa­mi­lie nach Che­vy Cha­se, ei­nem, wie es heißt, li­be­ra­len Stadt­teil Wa­shing­tons. Hier wird die Re­gen­bo­gen­fah­ne ge­hisst und man ge­niert sich für Trump. Aber rasch be­kommt die­ses pa­ra­die­si­sche Bild Ris­se, et­wa wenn ihm je­mand er­zählt, dass sein Sohn in der Schu­le Pro­ble­me be­kommt, weil er nichts da­bei fin­det, dass Wei­ße Dre­ad­locks tra­gen. Pfi­ster er­kennt, dass die Fas­sa­de von Furcht durch­setzt ist. Es ist die Furcht, et­was Fal­sches zu den­ken und zu sa­gen. Denn so­fort droht die so­zia­le Aus­gren­zung – und even­tu­ell Schlim­me­res.

In den letz­ten Jah­ren häu­fen sich in den so frei­heit­lich ge­ben­den Ver­ei­nig­ten Staa­ten die »Fäl­le«, in de­nen ver­meint­lich un­be­dach­te Aus­sa­gen zu weit­rei­chen­den Fol­gen füh­ren. Pfi­ster bün­delt ei­ni­ge die­ser Er­eig­nis­se in sei­nem Buch »Ein Wort zu­viel«. Es ist, so der An­spruch, ein »Re­port« »wie ei­ne neue lin­ke Ideo­lo­gie aus Ame­ri­ka un­se­re Mei­nungs­frei­heit be­droht«.

Die Ka­pi­tel des Bu­ches sind Re­por­ta­gen, die mit­ein­an­der ver­knüpft wer­den. Da wird Ian Buru­ma be­sucht, der we­gen des Pro­te­stes über die Ver­öf­fent­li­chung ei­nes Tex­tes von Ji­an Ghome­shi, der zu Un­recht se­xu­el­ler Über­grif­fe an­ge­klagt war, sei­nen Chef­re­dak­teurs­po­sten bei der New York Re­view of Books auf­gab. Der Geo­phy­si­ker Do­ri­an Ab­bot schil­dert sei­ne Aus­la­dung als Red­ner beim MIT, weil er in ei­nem Text Qua­li­tät über »Di­ver­si­tät« stellt. Pfi­ster ana­ly­siert die neue »Cam­pus Cul­tu­re«, bei der Red­ner be­schimpft und ge­stört wer­den, wenn man es nicht ge­schafft hat, sie aus­zu­la­den und ih­re Bei­trä­ge da­mit zu ver­un­mög­li­chen.

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