Brow­ser, Harm­schar, Zer­ve­lat­wurst

Kluge, 25. Ausgabe
Klu­ge, 25. Aus­ga­be

Wer kennt sie nicht, die­se Zei­ten der Le­se­un­lust, ei­ner Mi­schung aus Über­druß, Me­lan­cho­lie und Träg­heit. Ei­ne Art Mi­kro-Burn-Out (um im Duk­tus der Zeit zu re­den). Wie schön ist es dann, für ei­ne kur­ze Zeit in Ab­schwei­fun­gen und Ver­zettelungen zu fal­len, die nicht mit dem An­schau­en der Über­tragung des Fuß­ball­spiels zwi­schen dem VfL Bo­chum und En­er­gie Cott­bus oder dem Ver­fol­gen ei­ner Do­ku-Soap auf RTL tot­ge­schla­gen wird. Wie rei­ni­gend die­se Lee­re, die­ser Mo­ment, in dem plötz­lich al­les ver­blasst und das vor­mals Wich­ti­ge nach hin­ten ge­scho­ben wird. Die­ses Phä­no­men wird in der ak­tu­el­len Dis­kus­si­on um die Ge­fah­ren, die das In­ter­net mit sich bringt (bzw. mit sich zu brin­gen scheint) zu­meist als Ab­len­kung und Un­kon­zen­triert­heit be­schrieben. Kul­tur­kri­ti­sche Be­trach­tun­gen brand­mar­ken die­ses »Her­um­sur­fen« im Netz, die­ses von ei­nem Link zum an­de­ren Link her­um­klicken. Da­bei gibt es ei­nen sehr schö­nen Aus­druck hier­für, der fest in der ana­lo­gen Zeit ver­haf­tet scheint: Man kommt vom Hölz­chen aufs Stöck­chen.

Die Lust­lo­sig­keit, ei­ner Sa­che – war­um auch im­mer – strin­gent zu fol­gen ist po­si­tiv aus­ge­drückt die Lust, sich ein­fach ein­mal wie­der neu über­ra­schen zu las­sen. Hier­für brau­che ich nicht un­be­dingt das In­ter­net (eher im Ge­gen­teil: zu oft lan­det man doch wie­der auf das Alt­be­kann­te oder im Feuil­le­ton der FAZ) oder di­ver­se Ap­pa­ra­te mit oder oh­ne an­ge­bis­se­nes Obst. Es gibt ein Buch, in das ich mich manch­mal sehr ger­ne fal­len­las­se. Ein Buch, das man zu­nächst bei­läu­fig zur Hand nimmt um et­was nach­zu­schla­gen – und sich dann in ihm lust­voll ver­liert. Ich re­de vom Ety­mo­lo­gi­schen Wör­ter­buch der deut­schen Spra­che, dem »Klu­ge«.

Wei­ter­le­sen ...