
Als Benjamin Disraeli (getrieben von William Gladstone) im Jahr 1867 im sogenannten »Reform Act« im britischen Unterhaus eine Reform durchsetzte die eine soziale Öffnung des Wahlrechts bis weit in die Arbeiterklasse hinein vorsah (vom freien und allgemeinen Wahlrecht heutiger Zeit allerdings noch weit entfernt), war die Empörung im viktorianischen England insbesondere beim klassenbewussten Adel aber auch in der Publizistik gross. Ein »Sprung ins Dunkle« war noch fast die freundlichste Beschreibung dieses als ungeheuerlich eingestuften Vorgangs. »Arbeiter« wurde übersetzt mit »Masse« – und »Masse« und »Pöbel« galten synonym. Konnte man ernsthaft die Geschicke eines Landes in die Hände der Masse geben?
Das Unbehagen an der Masse hat die westliche Geistesgeschichte bis heute nicht ganz verlassen; es handelt sich um einen uralten Topos. Der Bogen kann von Platon über den Vormärz bis Heidegger und Elias Canetti gespannt werden – unterschiedlicher könnten die allesamt der Massenkultur gegenüber skeptischen bis ablehnenden Denker kaum sein (sieht man von den Denkern ab, die die Masse in ihrem Sinne formen bzw. manipulieren wollten).