
Die Dinge daheim
Weil ich immer noch Simons »Spaziergänger Zbinden« für eines der menschenfreundlichsten Bücher der letzten Jahre halte, war ich naturgemäß sofort interessiert, als ich von Simons neuem Buch »Die Dinge daheim« höre. Es sind nur etwas mehr als 80 Seiten mit Zeichnungen und einem kurzen Nachwort. Aber es ist ein Buch zum Schwelgen, zum Amüsieren, zum Lachen.
»›Ich brauch Tapetenwechsel‹ sprach die Birke« – so beginnt ein berühmtes Chanson von Hildegard Knef. Es ist eine Art Lehrfabel über den ewig unzufriedenen Menschen. Abseits von Fabeln und Märchen steht die moderne Literatur Anthropomorphismus, also die Vermenschlichung von Dingen, skeptisch gegenüber. Da macht auch das in den letzten Jahren verstärkt aufkommenden neue Genre des »Nature Writing« keine Ausnahme. Generell überlässt man es dem Comic und vergnügte sich maximal in Zeichentrick- oder Animationsfilmen mit sprechenden Tieren oder gar Dingen. Vor vielen Jahren ließ Horst Stern einmal einen Bären erzählen. 2008 gibt es einen therapeutischen, kurzen Text von Selim Özdogan, in der Gegenstände plötzlich sprechen.
Jetzt reden bei Christoph Simon die Dinge. Sie erzählen, lamentieren, schimpfen, appellieren, monologisieren oder treten in den Dialog mit anderen Dingen und manchmal sogar mit dem Menschen (der jedoch schweigt). Sie behaupten sich, sie irren (ohne, dass es ihnen jemand sagt), sie verzweifeln, sie sind arrogant oder bemitleidenswert.