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Der neue Roman von Kaiser-Mühlecker, »Wilderer«, führt den Leser erneut in die ländliche Welt. Hauptfigur ist Jakob Fischer, den der Leser bereits aus dem 2016 erschienenem Roman »Fremde Seele, dunkler Wald« kennt. Kaiser-Mühlecker schreibt die Saga um Jakob Fischer weiter. Man erinnert sich an den Bruder Alexander in Wien, in irgendeiner gehobenen Beamtenposition, verheiratet mit Lilo, der Ex-Frau eines seiner Vorgesetzten. Da ist die Schwester Luisa, in Hamburg lebend, nachdem ihre Ehe in Schweden scheiterte; ihre Anwesenheit auf dem Hof ist für Jakob eine Tortur. Jakobs Vater, der Umtriebige, eine Art Hans-im-Glück, freilich eher einer im Unglück. Und die Großmutter, die nach dem Tod ihres Mannes auf dem Vermögen sitzt, nichts in den Hof investiert, sondern darauf wartet, das Geld der »rechten Partei« zu vererben.
Jakob ist wortkarg, zurückhaltend, menschenscheu. Er hält praktisch alleine den Hof halbwegs am Laufen, beschäftigt sich mit Hühnern, versucht, Teiche und Fischzucht anzulegen, was misslingt (später verpachtet er die Teiche an Städter). Er betätigt sich noch ehrenamtlich als »Schulwart«, streicht Gebäude neu, richtet sie wieder her. Und wenn es sein muss, hilft Jakob noch bei anderen Bauern aus. »Er schuftete wie keiner sonst, zugleich nicht anders als zu Hause, machte kürzere Pausen als die anderen und redete nur das Allernötigste, und als Max nach der Fertigstellung zu einem kleinen Fest lud, ging Jakob nicht hin, er habe keine Zeit, sagte er, und auch das angebotene Geld lehnte er ab – empört.« Er will kein Geld, sondern Anerkennung. Die gibt es jedoch kaum; immer häufiger fühlt er sich ausgebeutet. Aber sein Pflichtgefühl ist grösser als seine Verzweiflung.
Den vollständigen Text »Unversöhnlichkeitsromane« bei Glanz und Elend lesen.