Quo va­dis …? Rat­lo­sig­keit, po­li­ti­sche.

An die durch drei Punk­te ge­kenn­zeich­ne­te Leer­stel­le las­sen sich, je nach Grad der po­li­ti­schen Ex­tra­po­la­ti­on, ver­schie­de­ne Wor­te setz­ten: Bun­des­heer, Sozialdemo­kratie/Volkspartei, gro­ße Ko­ali­ti­on, Öster­reich; — die je­weils vor­an­ge­hen­de Be­zeich­nung als pars pro to­to der nach­fol­gen­den.

Wehr­pflicht: Ja oder nein?
Die nicht un­plau­si­ble Vor­ge­schich­te der eben ab­ge­hal­te­nen Volks­be­fra­gung (be­wei­sen lässt sich so et­was kaum) kann man hier nach­le­sen; ich möch­te nur hin­zu­fü­gen: Wä­re un­ser Nach­bar Deutsch­land nicht vor­an ge­gan­gen, hät­te das The­ma bei uns kei­ne Rol­le ge­spielt.

Das Er­geb­nis ist be­kannt: 59,7% der Be­frag­ten stimm­ten für die Bei­be­hal­tung der all­ge­mei­nen Wehr­pflicht, 40,3% für ein Be­rufs­heer; die Be­tei­li­gung war »hoch«, hö­her als von vie­len er­war­tet und pro­gno­sti­ziert: 52,4% der wahl­be­rech­tig­ten Öster­rei­cher ga­ben ih­re Stim­me ab (mich hat das kei­nes­wegs über­rascht, es ent­sprach ziem­lich ge­nau mei­ner Ein­schät­zung). Ent­ge­gen ei­ni­gen Auf­ru­fen von pro­mi­nen­ter jour­na­li­sti­scher Sei­te weiß zu wäh­len, blieb der Pro­zent­satz der un­gül­tig ab­ge­ge­be­nen Stim­men nied­rig: 1,3% (so Herr Kol­ler in den SN und Frau Rohrer in der Pres­se oder auch Herr Na­ro­dos­law­sky in sei­nem Blog; Herr Osten­hof hielt da­ge­gen, mach­te al­ler­dings ei­ne sicherheits­politische De­bat­te aus, ob­wohl er zu­vor fest­ge­stellt hat­te, dass ge­ra­de die­se we­sent­li­chen The­men nur mar­gi­nal zur Spra­che ka­men).

Liest man das Er­geb­nis par­tei­po­li­tisch, dann heißt der Ge­win­ner Volks­par­tei und der Ver­lie­rer So­zi­al­de­mo­kra­tie (in Wahr­heit sind es bei­de oder der Bür­ger, je nach In­ter­pre­ta­ti­ons­rich­tung).

Deu­tung
Trotz ei­ner Ni­vel­lie­rungs- und Des­in­for­ma­ti­ons­schlacht (ja, ge­nau: Zum Kot­zen!), vor al­lem sei­tens der So­zi­al­de­mo­kra­ti­schen Par­tei Öster­reichs (sie­he hier oder den in Wien und im Bur­gen­land ver­sen­de­ten Mas­sen­brief; al­ler­dings wur­de die­se Li­nie kei­nes­wegs von der ge­sam­ten Par­tei mit­ge­tra­gen), hat sich die Mehr­heit für die Er­hal­tung des sta­tus quo aus­ge­spro­chen, weil kaum je­mand wuss­te in wel­che Rich­tung (au­ßer der ei­nes Berufs­heeres) die Re­form ei­gent­lich ge­hen soll­te (und mit Aus­nah­me ei­ni­ger Zah­len­spie­le be­züg­lich Stär­ke und Ko­sten). Nicht, weil die Öster­rei­chi­sche Volks­par­tei de­tail­lier­te Re­form­plä­ne des der­zei­ti­gen drei­stu­fi­gen Mo­dells (Be­rufs­sol­da­ten, all­ge­mei­ne Wehr­pflicht und Mi­liz) vor­ge­legt hat (und es auch da­nach nicht schafft), son­dern weil es oh­ne­hin all­ge­mei­ner Kon­sens ist, dass das Bun­des­heer auch bei Bei­be­hal­tung der Wehr­pflicht re­for­miert wer­den muss. In Sum­me kann man sa­gen: War­um das Wag­nis ei­ner noch un­ge­wis­se­ren Re­form ein­ge­hen, wenn schon in der Ver­gan­gen­heit Re­form­vor­schlä­ge für die all­ge­mei­ne Wehr­pflicht dis­ku­tiert wur­den? — Man ent­schied sich al­so für das klei­ne­re Übel (Herr Lack­ner ver­wech­selt das, ab­sicht­lich oder un­ab­sicht­lich, mit der di­rek­ten De­mo­kra­tie; das ist in et­wa so, als ob ich die re­prä­sen­ta­ti­ve De­mo­kra­tie für ihr der­zei­ti­ges po­li­ti­sche Per­so­nal ver­ant­wort­lich ma­chen wür­de).

Po­si­tiv ist die Hö­he der Be­tei­li­gung an­zu­se­hen, auch wenn das Wort »hoch« ei­nen Eu­phe­mis­mus dar­stellt: Es war nur ei­ne Be­fra­gung, kei­ne Ab­stim­mung, die al­ler­dings von den Re­gie­rungs­par­tei­en als ver­bind­lich er­klärt wur­de; dass di­rek­te De­mo­kra­tie auf we­nig In­ter­es­se stößt kann man nicht sa­gen, auch nicht, dass die über­wie­gen­de Mehr­heit po­li­tik­mü­de sei, aber es muss, sol­len ähn­li­che de­mo­kra­ti­sche Mög­lich­kei­ten in Zu­kunft ei­ne grö­ße­re Rol­le spie­len, die Be­tei­li­gung deut­lich stei­gen. Und: Die In­itia­ti­ve von Sei­ten der Bür­ger aus­ge­hen kön­nen und ver­pflich­tend sein, denn die Fra­gen, wie sie un­kon­kre­ter und in­halts­lo­ser kaum hät­ten sein kön­nen, hät­te ei­gent­lich je­der zu­stan­de ge­bracht: Sind Sie für die Ein­füh­rung ei­nes Be­rufs­hee­res und ei­nes be­zahl­ten frei­wil­li­gen So­zi­al­jah­res? Oder: Sind Sie für die Bei­be­hal­tung der all­ge­mei­nen Wehr­pflicht und des Zi­vil­dien­stes? (Quel­le).

Po­si­tiv auch, dass sich die Ab­stim­men­den nicht von ei­ner bei­spiel­los ni­veau­lo­sen Kam­pa­gne, von Bou­le­vard­me­di­en und Po­li­tik ab­schrecken oder in­stru­men­ta­li­sie­ren lie­ßen (an­geb­lich le­sen zwei von drei Öster­rei­chern ein sol­ches Me­di­um und die­se trom­mel­ten für das Be­rufs­heer). Chri­stoph Chor­herr schreibt in die­sem Zu­sam­men­hang von idea­li­sti­schem Po­li­tik­ver­ständ­nis.

Die De­bat­te
Die De­bat­te war kurz und in­ten­siv, al­ler­dings be­rühr­te sie die we­sent­li­chen sicherheits­politischen Fra­gen kaum oder nicht. Kenn­zeich­nend wa­ren vor al­lem Zahlen­spiele und Phra­sen, die Krö­nung: Mit ei­nem Be­rufs­heer wird es bil­li­ger und das Wirt­schafts­wachs­tum sich er­hö­hen. Man dis­ku­tier­te vor­nehm­lich über den Ka­ta­stro­phen­schutz, den Zwang der all­ge­mei­nen Wehr­pflicht und da­mit ver­bun­de­ne (mög­li­che) men­schen­recht­li­che Pro­ble­ma­ti­ken (et­wa hier, hier oder hier, in letz­te­rem Fall muss so­gar der An­ti­kriegs­film »Full Me­tal Jacket« als Ein­stim­mung her­hal­ten), an­statt zu­nächst ein­mal von der Not­wen­dig­keit des Hee­res und sei­nen Auf­ga­ben aus­zu­ge­hen, be­zo­gen auf ei­ne Ana­ly­se der si­cher­heits­po­li­ti­schen Si­tua­ti­on, mög­li­chen, denk­ba­ren und un­mög­li­chen Be­dro­hun­gen; das we­ni­ge, was man da­zu ge­hört hat­te, wa­ren jäm­mer­li­che Äu­ße­run­gen wie „wir sei­en nicht mehr im kal­ten Krieg“ oder „der Geg­ner kommt aus der Steck­do­se“, da­ne­ben fan­den ter­ro­ri­sti­sche Be­dro­hun­gen und in­ter­na­tio­na­le Ein­sät­ze, Er­wäh­nung, nicht aber ei­ne Ein­schät­zung der all­ge­mei­nen La­ge und künf­ti­ger Ent­wick­lun­gen, wo­zu auch all­fäl­li­ge Bünd­nis­part­ner im Fall ei­nes Be­rufs­hee­res ge­hö­ren und da­mit ei­ne Dis­kus­si­on über die Neu­tra­li­tät (vor al­lem über die letz­ten bei­den wur­de be­harr­lichst ge­schwie­gen). Die Dis­kus­si­on um Pflicht und Zwang ist ei­ne se­kun­dä­re, weil man durch ei­ne sicherheits­politische Ana­ly­se dort viel­leicht erst gar nicht hin­ge­langt, son­dern zu ei­nem Be­rufs­heer und falls doch: Dann muss man ab­wä­gen, wie man es ein­mal bei der Schul­pflicht tat (nein, ich sa­ge da­mit nicht, dass das das­sel­be ist).

Da­zu passt, dass am er­sten März 2011 (!) dem Par­la­ment ei­ne neue Si­cher­heits­dok­trin zur wei­te­ren De­bat­te über­ge­ben wur­de und die­se liegt, im­mer noch, rich­tig: Eben­dort (lu­stig, dass das der ÖVP erst im Nach­hin­ein ein­fällt). Es wä­re auch völ­lig ab­we­gig ge­we­sen, die­se recht­zei­tig zu be­schlie­ßen oder zu­min­dest als Dis­kus­si­ons­grund­la­ge zu be­nut­zen und Kon­se­quen­zen aus ih­rem In­halt zu zie­hen.

Ein hell­sich­ti­ger Be­ob­ach­ter
Klü­ger äu­ßert sich ein Au­ßen­ste­hen­der, der tsche­chi­sche Au­ßen­mi­ni­ster Karl Schwar­zen­berg, der ei­ni­ge De­fi­zi­te der öster­rei­chi­schen Dis­kus­si­on er­kennt und klar be­nennt (im In­ter­view mit Pro­fil):

Man muss wis­sen, was man will. Für ei­ne funk­tio­nie­ren­de Be­rufs­ar­mee muss man mehr Geld in die Hand neh­men. Punkt. Die Aus­bil­dung, die Be­zah­lung, die Aus­rü­stung von pro­fes­sio­nel­len Sol­da­ten, die ja Spe­zia­li­sten sind – das ko­stet Geld. Ich se­he das ja bei un­se­ren Sol­da­ten in Af­gha­ni­stan.

Und wei­ter, auf den Ein­wand, dass aber we­ni­ger Sol­da­ten be­nö­tigt wer­den:

Schon, al­ler­dings ko­stet ein Re­krut we­ni­ger als ein Be­rufs­sol­dat. Ei­ne Be­rufs­ar­mee ist teu­rer. Wer an­de­res sagt, der be­trügt. Oder aber man will mit ei­ner Sa­la­mi­tak­tik letzt­lich das Bun­des­heer ab­schaf­fen. Dann hät­te man am En­de bloß ein mehr oder we­ni­ger uni­for­mier­tes Korps für Ka­ta­stro­phen­ein­sät­ze. Ar­mee ist das aber kei­ne. Öster­reich steht vor der Al­ter­na­ti­ve: Ent­we­der will man auf ewig neu­tral blei­ben, dann muss man ei­ne stär­ke­re Ar­mee ha­ben – so wie die Schweiz, Finn­land oder Schwe­den. Oder aber man will ei­ne klei­ne Be­rufs­ar­mee, dann muss man aber der NATO bei­tre­ten. Ent­we­der – oder. Die Al­ter­na­ti­ven sind klar, nur for­mu­liert die in Öster­reich nie­mand.

Zu die­sem po­li­ti­schen Ver­sa­gen kommt ein par­ti­el­les, jour­na­li­sti­sches: Die Miss­stän­de der Dis­kus­si­on wur­den durch­aus er­kannt, be­klagt und be­nannt (hier oder hier), aber kei­ne (zu­min­dest mir be­kann­te) Ab­hil­fe ge­schaf­fen (ex­ter­ne Ex­per­ten ka­men kaum zur Spra­che). Das lag wohl ei­ner­seits dar­an, dass sich die Po­li­tik an ei­ni­gen The­men nicht die Fin­ger ver­bren­nen woll­te (Bünd­nis­po­li­tik, Neu­tra­li­tät) und es in Wahr­heit gar nicht so sehr um die Wehr­pflicht­de­bat­te als um Wahl­kampf und die rich­ti­ge Pres­se ging. Hin­zu kommt, dass Jour­na­li­sten »tra­di­tio­nell« von Si­cher­heits­po­li­tik und mi­li­tä­ri­schen An­ge­le­gen­hei­ten we­nig Kennt­nis­se be­sit­zen.

Der Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster
Nach dem er­staun­li­chen Ge­sin­nungs­wan­del des Mi­ni­ster Dara­bos, von: Für mich ist die Wehr­pflicht kei­ne bud­ge­tä­re Fra­ge, son­dern ei­ne po­li­ti­sche. Das öster­rei­chi­sche Misch­sy­stem beim Bun­des­heer hat sich be­währt. Un­ser Heer ist so be­stens in die Ge­sell­schaft in­te­griert. Und ich weiß auch aus ver­schie­de­nen Ge­sprä­chen mit Amts­kol­le­gen, dass ein Be­rufs­heer kei­nes­falls ei­ne ko­sten­gün­sti­ge­re Va­ri­an­te ist. Wir ha­ben bei uns im Mi­ni­ste­ri­um auch in­ter­ne Be­rech­nun­gen an­ge­stellt. Dem­nach wür­den sich bei ei­nem Be­rufs­heer die Ko­sten so­gar ver­dop­peln. Nein, für ein neu­tra­les Land macht un­ser Misch­sy­stem durch­aus Sinn. (...) Für mich ist die Wehr­pflicht in Stein ge­mei­ßelt. Mit mir als Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster wird es kein En­de der Wehr­pflicht ge­ben. (Quel­le) zu (ver­mut­lich auf »An­re­gung« durch Wiens Bür­ger­mei­ster Häupl) Aus­sa­gen wie »die Wehr­pflicht ist me­ga-sinn­los« (Quel­le), soll der Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster, wenn es nach ihm und sei­ner Par­tei (SPÖ) geht, im Amt blei­ben und die Re­form der all­ge­mei­nen Wehr­pflicht (!) durch­füh­ren (was bis zum Herbst wohl kaum mög­lich sein wird). Nicht nur, dass der Ver­tei­di­gungs­mi­ni­ster wäh­rend sei­ner Amts­zeit ge­gen die in der Ver­fas­sung fest­ge­schrie­be­ne all­ge­mei­ne Wehr­pflicht (Ar­ti­kel 9a, Ab­satz 3) Stim­mung mach­te, spä­te­stens jetzt soll­te er sich viel­leicht fra­gen, ob er sich über­haupt noch zur Gän­ze im Ein­klang mit der­sel­ben wird be­we­gen kön­nen. Da­von ab­ge­se­hen: Per­sön­lich muss das Spiel, dass sei­ne Par­tei­kol­le­gen mit ihm ge­spielt ha­ben, ent­wür­di­gend ge­we­sen sein und ich kann kaum ver­ste­hen, war­um er es nicht be­en­det.

Quo va­dis ...?
In Bäl­de wer­den Na­tio­nal­rats­wah­len ab­ge­hal­ten, und vie­le wer­den sich die ein­gangs auf­ge­wor­fe­ne Fra­ge stel­len: Wel­che Par­tei kön­nen wir noch wäh­len? Ei­nen Vor­ge­schmack auf den Wahl­kampf ha­ben wir be­kom­men und soll­te die gro­ße Ko­ali­ti­on nach der Wahl kei­ne Mehr­heit mehr be­kom­men, was nicht un­wahr­schein­lich ist, was dann? Vor al­lem: Wer?

15 Kommentare Schreibe einen Kommentar

  1. Als Deut­scher soll­te ich mich viel­leicht mit Be­wer­tun­gen über das öster­rei­chi­sche Po­li­tik­sy­stem zu­rück­hal­ten, aber kann es sein, dass es am En­de gar nicht um die Fra­ge der Bei­be­hal­tung der Wehr­pflicht ging, son­dern nur um par­tei­tak­ti­sches Ge­plän­kel? Die Aus­sa­ge, dass ein Be­rufs­heer ko­sten­spa­rend sei ist ja der­art lä­cher­lich, dass man ei­gent­lich auf­schrei­en müss­te; Schwar­zen­berg (der viel­leicht bald tsche­chi­scher Prä­si­dent wird) hat Recht: Ei­ne Be­rufs­ar­mee ko­stet Geld.

    Als Ver­fech­ter der Wehr­pflicht ha­be ich be­dau­ert, dass die­se im­mer mehr un­ter­höhlt wur­de (am En­de be­trug sie nur noch sechs Mo­na­te, was lä­cher­lich ist). Den­noch war die Ab­schaf­fung wo­mög­lich lo­gisch, denn es konn­te längst kei­ne Wehr­ge­rech­tig­keit mehr her­ge­stellt wer­den (die­se war m. E. von An­fang an kon­ter­ka­riert, da bei­spiels­wei­se ja nur Män­ner ein­ge­zo­gen wur­den). Es gab der­art vie­le Aus­nah­men und Son­der­re­ge­lun­gen, dass prak­tisch je­der sich ir­gend­wie her­aus­mo­geln konn­te, wenn er nur woll­te. Am En­de dien­te die Wehr­pflicht nur da­zu, das Sy­stem der Zi­vil­dienst­lei­sten­den auf­recht zu er­hal­ten, das die Ar­beits­kraft und den En­thu­si­as­mus jun­ger Män­ner zur Be­schäf­ti­gung in so­zia­len Ein­rich­tung aus­beu­te­te. Das Ge­schrei war gross, an­geb­lich droh­te ein »Pfle­ge­not­stand« in Kran­ken­häu­sern und Al­ten­hei­men (und Jour­na­li­sten mach­ten mun­ter mit in die­ser Des­in­for­ma­ti­ons­kam­pa­gne). Auf die Idee, die Ar­beit die­ser Leu­te auch nur an­nä­hernd ver­nünf­tig zu be­zah­len, kam man erst gar nicht.

    Ich ha­be die öster­rei­chi­sche Dis­kus­si­on nur aus dem Au­gen­win­kel ver­folgt. Da­bei ist mir tat­säch­lich ent­gan­gen, dass Öster­reich im­mer noch ein so­ge­nann­tes neu­tra­les Land ist. Ein Aspekt in der Dis­kus­si­on in Deutsch­land be­stand dar­in, dass Wehr­pflich­ti­ge mit ei­ner der­art kur­zen Wehr­zeit nicht für Aus­lands­ein­sät­ze her­an­ge­zo­gen wer­den kön­nen. Man glaubt ja in Deutsch­land, dass die­se Aus­lands­ein­sät­ze ein we­sent­li­ches Merk­mal von Frie­dens­po­li­tik sei­en (das Ge­gen­teil ist zu­meist der Fall). Das fällt in Öster­reich ja weg. In­so­fern er­scheint die Dis­kus­si­on in ih­rer Schär­fe über­zo­gen.

    Zur Gro­ßen Ko­ali­ti­on: Wenn die Mehr­heit der Gro­Ko in­fra­ge ste­hen soll­te, müss­te man über­le­gen, war­um das der Fall ist. kann es sein, dass die Gro­Ko als dau­er­haf­te po­li­ti­sche In­sti­tu­ti­on am En­de nur Ver­dros­sen­heit und – auch – Po­la­ri­sie­rung er­zeugt?

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  3. wehr­pflicht in öster­reich oder ni ht – ich glau­be, es gibt mit­hin kein in­ter­es­san­te­res the­ma auf der gan­zen welt ... ! — h a h a

  4. @Gregor
    Das mit dem Bei­tra­gen könn­te schwie­rig wer­den, da­zu müss­te man das Ge­schrie­be­ne erst le­sen und dann auch noch ver­ste­hen (und ei­nes von bei­den hat ganz of­fen­sicht­lich nicht funk­tio­niert).

  5. Nun, na­tür­lich war die Be­fra­gung ein Vor­wahl­kampf und da­mit ein Miss­brauch ei­nes ei­gent­lich wich­ti­gen The­mas (bei­de Par­tei­en ha­ben im Ver­gleich zu frü­her ih­re Po­si­tio­nen ge­tauscht). Und sehr wahr­schein­lich (von Sei­ten der SPÖ) der Ver­such sich bei Bou­le­vard­blät­tern ei­ne gu­te Be­richt­erstat­tung zu er­kau­fen.

    Die Wehr­pflicht wur­de in Öster­reich auch un­ter­höhlt, wir sind ja eben­falls bei sechs Mo­na­ten an­ge­langt. Und eben­so wur­de ver­sucht, die Wehr­pflicht zu ret­ten, in­dem man auf die Wich­tig­keit der Ar­beits­kräf­te im So­zi­al­be­reich hin­wies (dass das nichts an­de­res als Aus­nut­zung ist, dar­in stim­me ich zu).

    Die Neu­tra­li­tät ist bei uns ei­ne Art hei­li­ge Kuh, fak­tisch hat man sich aber be­reits von ihr ab­zu­wen­den be­gon­nen (bei­spiels­wei­se durch den Bei­tritt zur EU); den Schritt wei­ter zu tun, Rich­tung Bünd­nis, traut sich nie­mand, des­we­gen ste­hen wir ir­gend­wo zwi­schen der Schweiz und ei­nem Staat in ei­nem Bünd­nis wie der NATO (ich bin kein gro­ßer Freund von Bünd­nis­sen, bzw. wenn, dann im Rah­men der EU; al­ler­dings wird das nicht the­ma­ti­siert).

    Es gibt schon Aus­lands­ein­sät­ze öster­rei­chi­scher Sol­da­ten, aber nur in frie­dens­er­hal­ten­den Mis­sio­nen (oder im Be­reich von In­fra­struk­tur), auf den Go­lan­hö­hen, in Bos­ni­en, im Ko­so­vo oder im Li­ba­non. In­so­fern ist das schon ein The­ma, al­ler­dings an­ders als wenn man an Kampf­ein­sät­zen teil­näh­me.

    Die gro­ße Ko­ali­ti­on hat­te ein­mal ih­re Funk­ti­on, über die Jah­re hin­weg hat sie sich ab­ge­nutzt; in der letz­ten Zeit folg­te ein Skan­dal und Kor­rup­ti­ons­fall auf den näch­sten (al­ler­dings nicht nur in Be­zug auf die bei­den »Gro­ßen«), das kommt da­zu. Al­so in­so­fern: Ja. Al­ler­dings sind die brauch­ba­ren Al­ter­na­ti­ven rar (bzw. nicht vor­han­den) und ich ver­mu­te, dass vie­le die ent­täuscht sind, gar nicht mehr wäh­len ge­hen. Und aus Angst vor der FPÖ wird man ei­ne Drei­er­ko­ali­ti­on ver­su­chen (und da Frank Stro­nach auf­ge­taucht ist, kann man sich wo­mög­lich noch ein­mal ret­ten und wie ge­habt wei­ter ma­chen). — Bei­de (SPÖ und ÖVP) wä­ren in der Op­po­si­ti­on gut auf­ge­ho­ben, nur: Wer soll­te, wer kann re­gie­ren?

  6. Die neu­en klei­nen Par­tei­grup­pie­run­gen sind ja Pro­duk­te der Gro­Ko. Hin­zu kommt, dass in klei­nen Län­dern sol­che Par­tei­en schnel­ler re­üs­sie­ren kön­nen. In Deutsch­land merkt man das in den klei­nen Bun­des­län­dern (Bei­spiel ist Ham­burg mit »STATT«-Partei und »Schill«). Aus der Ent­fer­nung kommt es mir so vor, als ha­ben SPÖ und ÖVP nichts an­de­res zu bie­ten als »Angst« ge­gen­über FPÖ (und BZÖ). Die­ses Angst­schü­ren er­spart Po­li­tik; die Leu­te wäh­len dann lie­ber noch ein­mal das klei­ne­re Übel. Mit­tel­fri­stig wird das nicht mehr ge­hen.

  7. Ja, ge­nau so ist es. Und sie schei­nen nicht zu be­grei­fen, dass es die Art und Wei­se der prak­ti­zier­ten Po­li­tik ist, die die Wäh­ler ver­treibt (Ob das BZÖ nach der näch­sten Wahl noch exi­stiert, man wird se­hen...).

  8. Ich weiss nicht, in­wie­fern die im Wi­ki­pe­dia-Ar­ti­kel ge­nann­ten Zah­len re­prä­sen­ta­tiv sind (in Deutsch­land ge­bührt sol­chen Um­fra­gen ei­ne ge­hö­ri­ge Por­ti­on Skep­sis). Dem­nach ist die »Gro­sse Ko­ali­ti­on« we­nig­stens was »gross« an­geht, Ge­schich­te. Man kommt zwi­schen 44–51%, was na­tür­lich noch et­was mehr wer­den wird (Angst­wahl­kampf). Als näch­stes bö­ten sich wo­mög­lich die Grü­nen an (um ei­ne FPÖ-Be­tei­li­gung zu ver­hin­dern). Än­dern wür­de sich nichts.

    Da­ge­gen steht ei­ne 3sat-Sen­dung ge­stern über Öster­reich, die das Land öko­no­misch als Schla­raf­fen­land dar­stell­te (ha­be nur die Vor­schau ge­se­hen).

  9. Die Gro­Ko müss­te et­wa 5–6% ver­lie­ren, dann geht es sich pro­zen­tu­ell ge­se­hen nicht mehr aus (in Man­da­ten viel­leicht noch). Bei der letz­ten Wahl kam man auf et­was über 55% (ja, groß ist mitt­ler­wei­le ein Eu­phe­mis­mus). Dann kä­men die Grü­nen als Züng­lein an der Waa­ge ins Spiel.

    Öko­no­misch ge­se­hen geht es uns im Ver­gleich mit an­de­ren schein­bar ganz gut, ich ver­mu­te aber, dass wir sehr stark von an­de­ren Staa­ten, et­wa Deutsch­land ab­hän­gig sind.

  10. In Deutsch­land er­reich­te die Gro­Ko 2009 nur noch 53,8% 56,8% (2005: 69,2 – da kam es dann auch da­zu; 2002: 77%). Et­li­che Wäh­ler woll­ten un­ter kei­nen Um­stän­den ei­ne er­neu­te Gro­Ko; der Be­darf an Ge­mein­sam­kei­ten schien auf­ge­braucht. Man ging in an­de­re Par­tei­en (CDU/C­SU-Leu­te in die FDP; SPD Wäh­ler blie­ben zu Hau­se oder wähl­ten die Lin­ke). Hier hat der Über­druss an ei­nem zwar gut funk­tio­nie­ren­den, aber oh­ne Zu­kunft wahr­ge­nom­me­nen Po­li­tik­bund zu ei­nem ge­ziel­ten Stim­men­split­ting ge­führt. – In­zwi­schen wür­de die Gro­Ko wie­der un­ge­fähr bei 66–69% ste­hen.

  11. Bei uns treibt die Gro­Ko z.B. sol­che Blü­ten (was na­tür­lich be­kannt war, ge­fühlt je­den­falls; nur mit der In­ter­pre­ta­ti­on der Zah­len soll­te man m.E. et­was vor­sich­ti­ger sein).

    Der Wunsch­traum wä­re, dass ÖVP und SPÖ nicht in der näch­sten Re­gie­rung sit­zen, aber wer an de­ren Stel­le?

    Wür­den die Wäh­ler der gro­ßen Par­tei­en bei euch auch die Gro­Ko wol­len?

  12. Es gibt vie­le Wäh­ler (eher äl­te­re), die die Gro­Ko fa­vo­ri­sie­ren, aber oh­ne Lei­den­schaft. Man geht in D nicht in den Wahl­kampf um ei­ne Gro­Ko zu be­kom­men. Statt­des­sen führt man La­ger­wahl­kämp­fe, al­so »schwarz-gelb« (CDU/CSU/FDP) ver­sus »rot-grün« (SPD/Grüne). Drei­er­bünd­nis­se sind ex­trem un­be­liebt; in den Län­dern schei­tern sie in letz­ter Zeit.

  13. — ich ver­steh nicht ganz, war­um ich in ei­ne (mei­ne) höh­le rein soll, wenn ich
    das the­ma ‘wehr­pflicht in öster­reich’ für, nun­ja, sa­gen wir mal un­in­ter­es­sant
    hal­te. darf man das nicht? oder soll man dann in ei­ne (sei­ne) höh­le ... ?
    und ‘pro­duk­tiv’, fin­de ich, ist gar kein schö­nes wort, erst recht nicht als kom­pe­ra­tiv.
    mö­gen sie ger­ne zan­ken, gre­gor keu­sch­nig? — h a h a

  14. @haha
    Es ist schlicht und ein­fach ner­vig, wenn je­mand über ei­nen Text ur­teilt, den er nicht ge­le­sen oder nicht ver­stan­den hat. Wenn Sie al­so et­was bei­tra­gen wol­len, herz­lich ger­ne; — falls nicht, der Kin­der­gar­ten ist an­ders­wo, wenn Sie ei­ne Al­ter­na­ti­ve zum Be­griff Höh­le ha­ben wol­len.

    [Ich weiß Gre­gor, das ging an Dich...]