Nur ein Link für Leser: Mein Text für die österreichische Wochenzeitung »DIE FURCHE«:
»Kein Bewohner des Elfenbeintums«
Großer Dank an Brigitte Schwens-Harrant, die diesen umfänglichen Text möglich gemacht hat. Das ist heutzutage selten.
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Eine großartige Polemik über die wohlfeilen bis aggressiven Handke-Kritiker findet sich bei Bersarin: Peter Handke und die kargen Lemuren.
Auf Spiegel-Online hat Henrik Petersen, Mitglied des Nobelpreiskomitees (also eine Art »externer Berater«) die Entscheidung begründet und Einwände eingeordnet. Er bezieht sich dabei u. a. auf mein Buch » ‘Der mit seinem Jugoslawien’ – Peter Handke im Spannungsfeld zwischen Literatur, Medien und Politik«. Das Buch gibt es derzeit leider nur noch als E‑Book.
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Lieber Herr Struck, ich bin Ihnen sehr dankbar. Wie Sie am Ende Ihres Beitrags schreiben, gibt es kaum einen Schriftsteller, der den Nobelpreis so verdient hat wie er. Als ich die Nachricht las, war ich irgendwie hellauf erfreut, womöglich weil schöne Lesestunden wachgerufen wurden – so als würden diese nun »beglaubigt«, um ein Wort des Kinogehers zu gebrauchen. (Nebenbei: Ich bin Handke nicht nur einige seiner eigenen Bücher dankbar, sondern auch für Schriftsteller, auf die er aufmerksam gemacht, wie eben Walker Percy oder Hermann Lenz oder Gerhard Meier.) Na, so erfreut ich war, dachte ich zugleich: Oh, jetzt fühlen sich bestimmt wieder welche verpflichtet, die Jugoslawien-Sache aufs Tapet zu bringen; dass es aber ein solches Ausmaß annimmt, hatte ich nicht geahnt ...
[Auf Wunsch des Kommentators gelöscht. – G. K.]
Es ist schon erstaunlich, was sich derzeit begibt. Da ist es gut, ausgleichend dieses Buch zur Hand nehmen zu können.
Eine kleine Notiz, die vielleicht zeigt, wie diese „Debatte“ einen umtreiben kann: Eine weitere Nacht hat mich der Handke um den Schlaf gebracht. Erstaunlich, was da im Halbschlaf alles auftaucht! Nochmals gelesen, was Alida Bremer so schreibt und gleich zu Beginn mit dem Verweis auf Breivik und den Attentäter von Christchurch und Handkes angeblicher Heldenverehrung mehr gefühlt als gedacht: das ist Hass. Woher rührt der? Und dann wirbelten die Worte durcheinander. Im Halbschlaf: Handke hat.…. Nein, hat er nicht. … Ahrimann Verlag.…. Interview … rechtsradikal. Punkt. Das was sie zitieren und was gern wiedergegeben wird erscheint mir seltsam verwaschen, unlogisch. Freidenker, Atheisten.…. Na, ein unappetitliches Blatt auf jeden Fall. Aber wir argumentieren mit dem heutigen Wissen. „Handke, der katholische Schriftsteller“, so irgendwo in der aktuellen „konkret“. Umgedreht: … Deschner, der Faschist.…. Die Kriminalgeschichte des Christentums. War einst sehr angesagt. Punkt. Wieder im Bett gedreht. Kann ja auf Dauer gar nicht gut gehen, nur das Negative zu suchen und zusammenzutragen.…. Dann doch lieber Ernst Blochs Atheismus im Christentum.…. Mattusek, dieser gehässige Artikel im Spiegel …. Lechts und rinks. Verwirrung aller Begriffe. Und dann E., den ich namentlich nicht erwähnen will, um ihn nicht aufzuwerten, der von der Serbien-NATO-Sache aus den Weg ins radikale Rechtsaußen nahm. Überhaupt: er verschweige … Und wer es gelesen, weiß, dass das so nicht stimmt. Warum dann aber? Es müsste entgegnet werden … Ach, die Positionen sind abgesteckt, niemand will irgendetwas hinterfragen, wissen – sie wissen es alles schon. Nicht anerkennen … Die Bombardements werden gar nicht erst geleugnet: sie kommen schlicht nicht vor. Und Bomben – drei Monate lang – fallen bekanntlich auf Gerechte wie Ungerechte. Das Wort Kollateralschaden – wurde das nicht erstmals in diesem Krieg verwendet? Plötzlich in dem kunterbunten Wort-Durcheinander immer wieder das Wort Zoran Djindjic. Aus welchen Tiefen des Unterbewusstseins kommt das? Und wer ist Zoran Djindjic? Ein Guter oder ein Böser oder keins von beiden? Ich sollte dringend ein anderes Thema heute in den Vordergrund spielen. Aber „sie“ lassen einen nicht. Deutschlandfunk Kultur – in Musikfragen oft klug und ausgewogen, empfand ich als extrem einseitig. So geben sogenannte Experten ihre Auffassung nach der Lektüre der winterlichen Reise zum Besten. Entstellen, nach meiner Wahrnehmung. Nach der verräterischen Formulierung „Wir haben uns da etwas zurechtgelegt“, wurde wieder einmal abgespielt: „Lassen Sie mich in Ruhe, …“ Dieses genau, dass da ein Mann in die Enge getrieben wird aus Rache für irgendetwas, bringt mich wohl so auf. Spätere Zeiten vielleicht werden das was da derzeit „im Medienwald“ geschieht einer klaren Kritik unterziehen. Was für eine Gehässigkeit: „Gewohnt konfus“ sei Handke in Belgrad im Rahmen einer Konferenz, eines Treffens von …. Ja, werwiewas oder wem, das wurde nicht recht klar. Auf „Veteranen“ einigten sie sich dort dann. Vielleicht, um die Assoziation: Russland, Sowjetunion hervorzurufen oder weil diese ihnen ohnehin schon im Kopf herumspukte. So richtig Schlimmes hatte H. offenbar nicht gesagt. Jedenfalls wussten sie nichts zu zitieren. Es reichte ja auch, dass er damit die Verbundenheit mit dem serbischen Volk bekundet habe. Eine Formulierung, die auf die kroatische Schriftstellerin Alida Bremer zurückzuführen sein dürfte. Und dass er überhaupt, das zeige doch, dass er gar nicht der Bewohner des Elfenbeinturms sei, wie seine Verteidiger, die Werk und Politik scharf voneinander trennen wollten, stets behaupteten. Man sei da auf etwas gestoßen, man habe da etwas entdeckt. Aha. Na sowas. Handke stammelt sich in den beiden Clips auf YouTube, die ich fand, tatsächlich einiges zurecht. Einige Lacher, sonst stapfen da Leute während seines Vortrags recht respektlos durch das Bild. Das Treffen, die Konferenz?, hatte den schlimmen Titel „Peace and Prosperty vs. Wars an Poverty“. 20 Jahre nach den Bombardements – war das der Anlass? Frieden und Freiheit vs. Kriege und Armut. Nach mehrmaligem Hören (H. versuchte sich zwischendurch offenbar auf Serbisch verständlich zu machen) stellte sich für mich der verräterische Satz heraus: „Ich kann mich identifizieren mit dem Menschen, der einsam auf der Bahnstrecke geht“.
Für weiteres Nachforschen sei dieser Link genannt:https://konkret-magazin.de/aktuelles/aus-aktuellem-anlass/aus-aktuellem-anlass-beitrag/items/handke-und-die-arschloecher.html
Einfach weil‘s erfrischend anders ist:
https://jungle.world/artikel/2019/42/pilze-und-preise
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