Ba­rack Oba­ma: Ein ver­hei­sse­nes Land

[...] Der Ti­tel könn­te pa­trio­ti­scher nicht sein: »Ein ver­hei­ße­nes Land«. Im (kur­zen) Vor­wort er­klärt Oba­ma, war­um für ihn die USA im­mer noch die­se Zu­wei­sung ver­dient. Die Vo­ka­bel des »ame­ri­ka­ni­schen Traums« ver­wen­det er zwar nicht di­rekt, aber sie wird fei­er­lich um­schrie­ben. Und Oba­ma kann auch Pa­thos, wenn er da­von spricht, »die Mög­lich­keit von Ame­ri­ka« nicht auf­zu­ge­ben, ...

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Blei­be schrei­bend im Bild!

Pe­ter Hand­ke zeich­net seit je­her be­glei­tend zu sei­nem Schrei­ben – vor al­lem sei­ne No­tiz­bü­cher sind durch­zo­gen von Zeich­nun­gen, die sich oft so eng an das Ge­schrie­be­ne an­schlie­ßen, als wür­de das Ge­zeich­ne­te mit der Schrift ver­schlun­gen sein. Kürz­lich ist ei­ne Zu­sam­men­stel­lung die­ser Bil­der im Schirm­er und Mo­sel Ver­lag er­schie­nen, in de­nen al­lein ei­ni­ge Ti­tel sei­ner Zeich­nun­gen gan­ze Ge­schich­ten er­zäh­len: »Er­ste hei­le, vol­le Ha­sel­nuss des Jah­res, Frucht noch an der Na­bel­schnur« oder »Auf den Dach­schie­fer­plat­ten die er­sten Trop­fen des Som­mer­re­gens im DO­MI­NO-Mu­ster«.

Hand­ke zeich­net aus­schließ­lich mit Blei­stift und Ku­gel­schrei­ber und oft be­stehen sei­ne Zeich­nun­gen aus vie­len klei­nen an­ein­an­der­ge­reih­ten Krei­sen un­ter­schied­li­cher Far­ben. Auf ei­ner ist ei­ne ver­wun­de­te Wald­maus mit ei­nem ab­ge­spreiz­ten Fuß ist zu se­hen, de­ren Schwanz in das mit grü­ner und ro­ter Tin­te Ge­schrie­be­ne hin­ein­ragt. Ein paar Sei­ten wei­ter ver­steckt Hand­ke dann das da­zu­ge­hö­ri­ge Mau­se­loch; ein tief­schwar­zer Fleck auf sprö­dem Wald­bo­den, auf dem trotz Trocken­heit Blu­men in blau und gelb blü­hen.

Der ita­lie­ni­sche Phi­lo­soph Gi­or­gio Agam­ben ver­gleicht im Vor­wort Hand­kes Zeich­nun­gen mit dem ja­pa­ni­schen Farb­holz­schnitt Su­ri­mo­no, auf dem sich das Ge­schrie­be­ne und das Ge­mal­te ver­ei­nen. Eben­so wie in den Su­ri­mo­nos sieht Agam­ben in Hand­kes Zeich­nun­gen den hart­näcki­gen Ver­such der Wör­ter, sich in die Bil­der hin­ein­zu­schie­ben und »schrei­bend im­mer im Bild zu blei­ben«.

Das passt zu Hand­kes Sicht auf die Welt, in der auch das al­ler­klein­ste De­tail ei­ner Be­rück­sich­ti­gung be­darf; es ist sei­ne be­son­de­re Art des Schau­ens, ein fast kind­li­cher Blick­win­kel, dem das Stau­nen über das noch so Klei­ne in­ne­wohnt – die Ka­sta­ni­en­blät­ter im Ju­ni, Re­gen am Zug­fen­ster im De­zem­ber, ein Mu­ster im Wald­pfad, ei­ne Lö­wen­zahn­spo­ren­ku­gel, ein Amei­sen­hü­gel, ein Abend­him­mel. Aber auch Men­schen schlei­chen sich hin und wie­der in sei­ne Bil­der, die ihm in Zü­gen, Kir­chen oder Bars be­geg­nen.

Hand­ke ge­lingt es in sei­nen Zeich­nun­gen vor al­lem, das »nicht mehr« oder auch das »noch nicht« zu ver­bild­li­chen. Es geht ihm um die Dar­stel­lung von Be­ge­ben­hei­ten, die sich ge­ra­de da­durch aus­zeich­nen, dass sie sich in ei­nem Zwi­schen­zu­stand er­eig­nen, der ei­ne be­son­de­re Lee­re auf­weist. Es scheint, als ob Hand­ke die­se »Nicht-Mo­men­te« zeich­net, um der Lee­re ein Ge­fühl zu ver­lei­hen und um sie da­mit von ih­rer Man­gel­haf­tig­keit zu ent­he­ben. Die Lee­re ist ei­ne Vor­aus­set­zung für die Er­fahr­bar­keit von Stil­le. Hand­ke ver­bild­licht Stil­le.

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Mit ei­nem öf­fent­li­chen Po­sting kurz vor Weih­nach­ten weck­te der Li­te­ra­tur­kri­ti­ker Jan Drees mein In­ter­es­se. Drees schreibt:

»Ver­ständ­li­cher­wei­se ha­ben Han­ser Li­te­ra­tur­ver­la­ge und dtv Ver­lags­ge­sell­schaft das Buch vom Markt ge­nom­men, das ge­le­sen wer­den kann als An­lei­tun­gen zum psy­chi­schen Miss­brauch.« [Ver­lags­na­men im Ori­gi­nal mit Linkun­ter­le­gung.]

Be­zug ge­nom­men wird auf ein Po­sting der Web­sei­te »Fe­mi­ni­stisch Le­sen« vom 22.12.2020. Dort hat­te man in dem pa­the­ti­schen Blog­post »An­lei­tung zu psy­chi­scher Ge­walt darf nicht im Bü­cher­re­gel ste­hen« am 13.12.2020 ei­ne Kam­pa­gne ge­gen das Buch »Die 24 Ge­set­ze der Ver­füh­rung« von Ri­chard Gree­ne be­gon­nen und ei­ne Pe­ti­ti­on ge­gen ei­ne Neu­auf­la­ge die­ses Bu­ches ge­star­tet.

Lesen verboten!
Le­sen ver­bo­ten! (Quel­le: https://www.pngegg.com/es/png-xenpn)

Im­mer­hin wid­me­te sich das Bör­sen­blatt dem An­sin­nen. Der Er­folg der Pe­ti­ti­on über das in die­sen Din­gen gän­gi­ge Por­tal »change.org« war er­staun­lich: 112 Men­schen stimm­ten der For­de­rung zu.

Wor­um geht es in dem Buch, dass seit vie­len Jah­ren auf dem Markt ist? Laut Blog­post wird dort be­schrie­ben, »wie man ei­ne to­xi­sche Be­zie­hung auf­baut«. Es »gibt der*dem Täter*in ei­ne Schritt-für-Schritt-An­lei­tung, wie die be­gehr­te Per­son ma­ni­pu­liert, iso­liert und ge­fü­gig ge­macht wer­den kann; kurz ge­sagt: wie man psy­chi­sche Ge­walt aus­übt.« Als Be­le­ge gibt es Aus­schnitt, die mit »Trig­ger-War­nung« ver­se­hen wur­den. Sie sind aus­schließ­lich ei­ner 27seitigen Le­se­pro­be ent­nom­men – denn tat­säch­lich gibt es die­ses Buch nicht mehr of­fi­zi­ell zu er­wer­ben (au­ßer bei ei­nem Lon­do­ner An­ti­qua­ri­at auf Ama­zon für Prei­se zwi­schen 70 und 100 Eu­ro).

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